Ansichten eines Informatikers

Dringend Digitales gefordert

Hadmut
14.3.2020 16:28

Ich bin in einem Zwiespalt.

Im Radio kam gerade eine Meldung, wonach sich viele Schüler natürlich darüber freuen, dass die Schule ausfällt, sich aber die Abiturienten große Sorgen um ihr Abitur machen. Irgendein Bundes-Schüler-Vertreter hatte gefordert, dass man ganz, ganz schnelle digitale Lehrangebote bereitstellen müsste, damit man noch lernen kann.

Ich bin in einem Zwiespalt.

Einerseits habe ich ja selbst schon geschrieben, dass wir mal Ersatzunterricht auf Video (oder sogar irgendwie interaktiv) anbieten sollten. Die Tage kam irgendwo ein Bericht über eine Schulklasse, in der ein Schüler wegen Corona-Quarantäne zuhause bleiben muss, und die haben dann da ganz simpel ein Handy auf einem Stativ vorne hingestellt, das den Unterricht aufnimmt und live zu dem nach Hause überträgt.

Ich sollte, hatte ein Leser gefordert, das „Positive” an der Corona-Virus-Pandemie sehen und beschreiben, und nicht das Negative.

Das Positive ist, dass endlich mal wieder etwas Bewegung und Pragmatismus und Realität in diesen festgefahrenen Haufen von Politikern, Journalisten und sonstigen linken Theoretikern kommt, und denen beim Rumfliegen in Phantasiewelten mal wieder etwas Bodenkontakt zuteil wird, auf dass die Skala wieder auf Nullpunkt geschoben wird.

Ich sehe es zum Beispiel positiv, dass die jetzt alle mal merken, dass ihre Pandemiepläne eigentlich nicht viel taugen. Dass sie etwa alle Krankenhäuser dicht machen müssten, weil das Personal komplett in Quarantäne sein müsste (warum ist man da nicht vorher drauf gekommen?) oder dass wir zuwenig Masken, Desinfektionsmittel, Dosenravioli und Klopapier auf Vorrat haben. Auch wenn dieser Virus jetzt nicht gleich die Menschheit-stirbt-aus-Katastrophe ist, halte ich es für eine hervorragende Übung. Deshalb bin ich auch nicht der Meinung, dass man da etwas übertreiben könnte, weil ich alles, was sich im Nachhinein als übertrieben herausstellt, als gute Übung für den Fall eines übleren Virus betrachte, und der wird kommen. Stellt Euch vor, SARS-CoV-2 kreuzt sich in Afrika mit Ebola. Ich habe keine Ahnung, ob das möglich ist, aber wenn eine Zelle mit beidem infiziert ist und dann neue Viren bildet und ausstößt…

Bei allen Kosten und Nachteilen: Ich finde es äußerst gut, dass wir das mal komplett durchüben, so mit Quarantäne, Notkrankenhaus, Lebensmittelversorgung und so weiter. Wir machen ja sonst keine Notfallübungen (mehr).

Insofern halte ich es auch für sehr gut, dass man sich endlich mal Gedanken darüber macht, wie man im Falle einer Epidemie noch Schulunterricht durchführt. Oder welchen Ersatz man hat. Im und (nicht formal, aber faktisch) kurz nach dem Krieg gab es das „Notabitur”, da musste man auch irgendwie damit klarkommen.

Wenn man sich anschaut, welchen Blödsinn unsere Dekadenzregierungen in letzter Zeit so getrieben haben, Genderklos, Straßen umbenennen und so weiter, ist das überaus gesund, dass die mal ein paar echte Aufgabenstellungen bekommen.

Und dazu gehört auch die Frage, wie man Schulunterricht ohne Schule macht.

Kann ja auch mal sein, dass die Randale so zu- oder der Lehrerbestand so abnimmt, dass Schulunterricht nicht mehr möglich ist. Viele Lehrer sagen ja jetzt schon, dass sie keinen Unterricht mehr gewährleisten können und ihre Klassensäle kleine Kriegs- und Krisenzonen sind. Vielleicht hat sich das Modell Klassenzimmer ohnehin überlebt.

Man sollte sich dringend mal um Digitalunterricht kümmern.

Nur – man übersieht dabei ein Detail: Wenn man eine Krise hat, in der Schulunterricht nicht mehr möglich ist, gibt es womöglich auch nicht mehr flächendeckend Strom, Internet, Server (Internet gibt es ja nicht mal zu Normalzeiten überall in Deutschland).

Was mich zur anderen Seite meines Zwiespaltes bringt:

Als ich das letzte Mal schrieb und fragte, warum wir keinen digitalen Unterschied haben, meldete sich so ein altmodischer Leser bei mir und meinte, dass es die letzten hundert Jahre ja auch ohne digital ging, man habe es „Buch” genannt.

Was überhaupt eine ganz famose Frage ist, digital hin oder her.

Wieso glauben heutige Abiturienten, sie könnten nur per Unterricht oder Digitalberegnung lernen? Warum kann man sich heute nicht mehr mit Büchern auf das Abitur vorbereiten?

Funktionaler Analphabetismus?