Ansichten eines Informatikers

Messfehler beim Thermometer

Hadmut
13.12.2019 18:50

Ein Leser schreibt mir:


Zitat aus Lehrwerk Chemie, Arbeitsbuch 0 / Einführung in die Laboratoriumspraxis, Seite 146, ISBN 3-342-00057-0 (Leipzig 1986):

Bei handelsüblichen Flüssigkeitsthermometern mit Quecksilberfüllung muß man in Anhängigkeit vom Temperaturbereich mit folgenden Fehlern rechnen:
0 bis 100 °C: +/- 0,5 K

Leipzig, 1986, das war Spätphase DDR. In Physik, Mechanik und sowas waren die ja recht gut, zumal die ja in Elektronik etwas hinterher waren und sich mehr Mühe bei herkömmlicher Technik geben mussten. (Hat die DDR auch ISBN verwendet?)

Wenn aber schon 1986, also eigentlich der Hochzeit des herkömmlichen Messens vor dem Aufkommen des Elektronischen, als das aber schon so richtig verstanden, geeicht und durchindustrialisiert war, Quecksilberthermometer einen Messfehler von +/- 0,5 K hatten, dann hatten die Modelle vor den Weltkriegen mindestens +/- 1 K, ich würde eigentlich noch viel mehr schätzen.

Ich glaube nämlich auch nicht, dass die die Glaskolben und -röhren so exakt und mit geringer Streuung hinbekommen haben, dass die Skalen wirklich linear waren und es gereicht hätte, eine Skala für alle Thermometer zu produzieren oder nur 0 und 100 Grad zu eichen und den Rest linear einzuteilen. Ich kann mich auch nicht erinnern, da schon mal Thermometer gesehen zu haben, für die die Skala individuell angefertigt wurde, sondern das waren immer irgendwelche gedruckten, gravierten oder emaillierten Standard-Bauteile.

Ein anderer Leser schreibt mir, es gäbe einen Messpunkt an einem Kloster, das früher nicht beheizt worden war, inzwischen aber schon beheizt wird. Sowas reicht schon für ein Grad Unterschied. Auch ohne Heizung: Für einen Messpunkt an einem selbst unbeheizten Kloster reicht es schon, wenn nur der Wind aus einer anderen Richtung kommt.

Davon mal ganz abgesehen: Selbst wenn man auf allen Kontinenten Temperaturen messen würde, der meiste Teil der Erde ist von Wasser bedeckt. Da hat(te) man keine Thermometer, zumindest nicht entfernt genug, um da Aussagen über die globale Temperatur zu machen. Ich wäre bereit zu glauben, dass man das heute mit Satelliten ganz prima messen kann, aber nicht 1881, nicht 1940 und eigentlich auch nicht 1986.

Apropos DDR: Woher weiß man eigentlich, ob die Messungen von BRD und DDR systematisch miteinander vergleichbar sind?