Ansichten eines Informatikers

Die 4. Generation der RAF

Hadmut
4.12.2019 0:33

Leser fragen – Danisch weiß es auch nicht.

Nach meinem Blog-Artikel zu der RAF-Doku im ZDF schrieb ein Leser, dass die gerade auf ZDF info kamen und er die gesehen habe, vorher sei aber noch ein weiterer Dokufilm über den – noch immer unaufgeklärten – Mord an Alfred Herrhausen gekommen. Ich vermute mal, es dürfte dieser Film sein, bin aber nicht ganz sicher, weil ich ihn nicht gesehen habe, und es ja mehrere Dokus darüber gab.

Der Fall Herrhausen war ja dieser Fall einer Hochpräzisionsprengung durch eine per Lichtschranke ausgelöste und in einem Fahrrad versteckte Bombe, die so präzise auslöste, dass im fließenden Verkehr ein bestimmtes Fahrzeug so genau getroffen wurde, dass Herrhausen trotz des gepanzerten Mercedes tot war, soweit ich mich erinnern kann sein Chauffeur aber kaum oder gar nicht verletzt wurde.

Es ist allgemein Konsens, dass die RAF das nicht selbst gemacht haben kann, dazu waren die viel zu doof.

Der Leser meint aber nun, dass in der Sendung, die er gesehen hat, berichtet worden sei, dass aus Stasi-Unterlagen nun hervorgegangen sei, dass Mielke und seine Stasi genau diesen Angriff vorher „erfunden” und getestet hatten, und zwar mit einer Mercedes S-Klasse wie bei Herrhausen. Das Foto des Versuchsergebnis habe genau wie das Foto vom Herrhausen-Mercedes nach dem Anschlag ausgesehen. Außerdem habe die RAF mit marxistisch-leninistischen Terrorgruppen trainiert.

Das sieht danach aus, dass die DDR eben nicht nur der Unterschlupf der Terroristen war, der, wie das mal dargestellt wurde, so eigennützig und im Prinzip auch für den westlichen Bruderstaat dafür sorgte, dass die Terroristen von der Bildfläche verschwinden und im Gefängnis einer bürgerlichen DDR-Existenz sitzen. Sondern es sieht danach aus, dass die DDR sich selbst am Terror beteiligt hat. Was ja dazu passt, dass die RAF als die Terrorfiliale der 68er gilt und die DDR auch in den 68ern schon heftig mitgemischt oder die veranstaltet hat. Als ich an der Uni war, hieß es auch schon, dass die linken Uni-Gruppen durchweg von der DDR finanziert und gesteuert würden, Krieg gegen den Westen. Ich hatte ja mal geschrieben, dass nicht der zweite Weltkrieg, sondern nur die Kriegshandlung geendet hat, der Krieg aber eigentlich ein durchgehender Krieg seit dem 19. oder 18. Jahrhundert links gegen den Rest der Welt ist, und eben auch der amerikanische Bürgerkrieg, Korea, Vietnam und so weiter alles ein einziger durchgehender großer Krieg ist, weil die Kommunisten einfach Krieg gegen alles andere führen. Wenn die 68er von der DDR gesteuert wurden – der Polizist Kurras, der Benno Ohnesorg erschossen hatte und damit die Radikalisierung wesentlich auslöste, stellte sich später als inoffizieller Stasi-Mitarbeiter heraus – war auch die RAF ein Produkt der DDR. Und dass die Berliner Universitäten, vor allem die Humboldt-Universität als Ex-Kaderschmiede der DDR, immer stärker Richtung Neo-RAF driftet und sich die Stundentenorganisationen dort ja längst RAF-ähnliche Logos gegeben haben, kommt auch nicht von ungefähr.

Die Verbindung RAF zur DDR ist nicht nur hochbrisant, sie scheint auch noch zu existieren. Der Leser stellte auch die Frage, warum die RAF-Terroristen auch heute noch das Maul nicht aufmachen. Einige geben zwar Fernsehinterviews, aber so richtig sagen sie nichts. Das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass Mord nicht verjährt, aber vielleicht sehen die sich ja weiterhin als Mitarbeiter der Stasi.

Dazu kommt, dass viele der RAF-Terroristen begnadigt wurden. Welcher normale Mörder wird schon begnadigt? Da muss es doch Sympathien zwischen Regierung und Terroristen geben. Christian Klar wurde nicht begnadigt, kam aber trotzdem frei.

Und es heißt, manche Ex-(?)-Terroristen liefen auf Antifa-Demos mit. So quasi als Prominenz und Veteranen. Als Lehrer? Mentor?

Wird da gerade die nächste Generation von Terroristen aufgebaut und einsatzbereit gemacht?

Der Leser stellt eine andere Frage.

Da ja nun erstaunlich viele Kader aus SED und Stasi heute in verblüffend einflussreichen Positionen in Politik, Medien, Wirtschaft sitzen und auffällig häufig auch finanziell sehr gut versorgt werden, und ja schon öfters die Frage aufkam, ob Merkel und alles, was das noch rumläuft oder Fernsehen sendet, wie eine Stasi-Operation aussieht (ich hatte ja mal Krach mit dem MDR, und ich hatte da so rein subjektiv das Gefühl, ich wurde da angegriffen, weil ich da zu dicht über eine Stasi-Operation geschrieben hatte, wenn da plötzlich wie auf Bestellung universitätsfremde Leute in den Hörsaal kommen und Tohuwabohu veranstaltet, Agitation, Zersetzung und so), könnte man sich fragen, ob da mehr dahinter steckt. Ob auch hier eine Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln stattfindet.

Der Leser fragt, ob man unsere Regierung und deren Politik, insbesondere Merkel, als die 4. Generation der RAF ansehen könnte oder müsste.

Weiß ich nicht.

Allerdings weckt das bei mir eine Assoziation. Neulich irgendwann (ich glaube es war gestern abend im Ersten die Sendung über die HVA, Hauptverwaltung Aufklärung) sagte in einem Interview irgendwer von der Stasi, dass man Günter Guillaume als Spion zwar aufgebaut, mit Frau ausgestattet und eingeschleust hatte, aber nicht davon geträumt hätte, den an den Kanzler ranzubringen. Das sei ein unerwarteter Glücks- und Betriebsunfall gewesen, mit dem man nicht gerechnet hätte, weil es einerseits ein Supererfolg der Spionage gewesen sei, andererseits aber ein großes Unglück für die DDR, weil sie damit den DDR-freundlichsten Kanzler (Brandt), den man sich hätte wünschen können, politisch umgelegt hatten. Brandt trat im Mai 1974 zurück. Die RAF hatte als Ableger der 68er mit radikalen Schriften schon 1970 angefangen („ENTWEDER SIE SIND EIN TEIL DES PROBLEMS ODER SIE SIND EIN TEIL DER LÖSUNG – DAZWISCHEN GIBT ES NICHTS”), stärker 1972 (Ulrike Meinhoff) und dann ging dann auch der Terror los, aber die Hochphase kam 1977.

Die Frage ist, ob sich die RAF so entfaltet hätte, wenn Brandt 1977 noch Kanzler gewesen wäre, oder ob sie von der DDR zurückgepfiffen worden wären – oder schlicht umgelegt.

Man könnte sich die Frage stellen, ob diese Katastrophe von einem unerwarteten Glücksfall Guillaume letztlich nicht zu der Zielrichtung führen musste, nicht den Kanzlerspion, sondern den Kanzler zu stellen. Ob man darin nicht eine Art Evolution der Vorgehensweise sehen muss, nachdem die Methoden RAF und Guillaume nicht gut funktionierten. Ob man da nicht zwangsläufig – und mag der Gedanke auch erst nach der Wende aufgekommen sein – die oberste Etage gleich selbst zu übernehmen.

Einschließlich des Bundesverfassungsgerichts.

Die Frage ist also nicht mal so sehr, ob wir gerade von der 4. Generation der RAF regiert werden.

Die Frage ist, ob die Geschichte seit den 60er Jahren aus Sicht der SED und vor allem der Stasi nicht sogar zwangsläufig darauf hinauslaufen muss.