Ansichten eines Informatikers

Computersozialismus

Hadmut
2.12.2019 15:01

Leser fragen – Danisch weiß es auch nicht.

Eine Leserin weist mich auf diese Ankündigung für den 5.12. in Wien hin, wo es auch um „Computersozialismus” geht.

Die Leserin fragt dazu an: „WTF?”

Weiß ich nicht.

Bisher ist mir der Begriff nicht untergekommen.

Aber das hier habe ich mir ergoogelt, und da heißt es:

Peters gehe nämlich davon aus, dass die Planwirtschaft nicht hätte scheitern müssen, sondern durch richtige Computersteuerung durchaus funktionieren würde, was der Rezensent lakonisch mit “schöne neue Welt” kommentiert.

Ah, ja.

Der Sozialismus ist nur deshalb gescheitert, weil die Planwirtschaft nicht gut genug war, aber mit Computerhilfe würde das funktionieren, wir müssen nur den ganzen Plan vom Computer planen lassen. [42]

Wisst Ihr, was mir dazu einfällt?

Angela Merkel.

Die schwätzt doch in letzter Zeit davon, dass wir ganz dringend KI im großen Maßstab brauchen und weniger Datenschutz, dass wir die Bürgerdaten alle in die große KI stopfen sollen, damit wir mit Big Data ganz schlau werden.

Kann dass sein, dass die gerade an der Computer-DDR baut, man einfach den unfähigen Planapparat durch eine Art Deep Thought ersetzen will, so eine Art KI-Monstrum, das den neuen Sozialismus steuern soll?

Und deshalb auch den ganzen Klima-Scheiß, um den Leuten einzureden, dass wir weniger produzieren und konsumieren, damit es vielleicht gerade so reicht?

Vor 10 Jahren gab es im Tagesspiegel einen kritischen Artikel dazu, warum die Planwirtschaft einfach scheitern musste:

Mit dem Plan in die Pleite

Schlecht gedacht oder schlecht gemacht? Die DDR-Kommandowirtschaft war von Beginn an zum Scheitern verurteilt, sagen Historiker. […]

Die Geschichte vom Arbeiter- und Bauernstaat, der zum Silicon Valley werden wollte, steht exemplarisch für viele gescheiterte Träume der DDR. Als die Mauer fiel, war das Land nicht nur moralisch, sondern auch ökonomisch heruntergewirtschaftet: Den Menschen fehlte es an allem, vom Dosenöffner über die Orange bis zum Fertigmörtel. Die Betriebe waren veraltet und verpesteten die Umwelt. Die Produktivität lag bei nur einem Drittel des Westniveaus. Beklagenswert der Zustand der Infrastruktur: Ein Fünftel des Straßen- wie des Schienennetzes konnte nur im Schritttempo befahren werden. Und der Staat hielt sich bereits seit Beginn der achtziger Jahre nur mit Krediten aus dem Westen über Wasser.

Das Ende der DDR diskreditierte auch in wirtschaftlicher Hinsicht Sozialismus und Planwirtschaft – und die Idee von einem System, das vorgibt, ohne Krisen und soziale Not auszukommen. Denn die Kommandowirtschaft versagte nicht, weil sie schlecht umgesetzt worden wäre, wissen Wirtschaftshistoriker heute. „Die DDR musste ökonomisch scheitern, weil die Planwirtschaft grundsätzliche Mängel hat“, sagt André Steiner vom Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam.

Was fehlte, waren Anreize. „Arbeit war garantiert, Firmen konnten nicht pleitegehen. Deshalb war es egal, wie teuer sie produzierten, letztlich wurden sie vom Staat alimentiert“, sagt Steiner. Es war nicht nötig, kostengünstig zu produzieren und Neues zu erfinden – eine wichtige Triebfeder für Strukturwandel fehlte.

Stattdessen versuchten Staat und Partei, die Wirtschaft durchzuplanen. 2500 Mitarbeiter der Staatlichen Plankommisson gaben den Kombinaten vor, was und wie viel sie herzustellen hatten – Buntmetalle, Schlachtvieh, Hafenkräne, Eier, Kartoffeln. Mit den Jahren funktionierte das immer schlechter. „Es ist unmöglich, eine gesamte Volkswirtschaft durchzuplanen, selbst mit der Rechentechnik von heute“, sagt Steiner. Das Problem: Die Planer wollten mit wenig Aufwand viel herstellen, die Betriebe wollten das Gegenteil davon.

Die Rechentechnik von 2009.

Das stinkt alles enorm danach, dass man der Meinung ist, das ursächliche Problem der DDR darin zu sehen und eben die 20, 30 Jahre gewartet hat, bis man sich den großen Bruder auch bauen kann, und jetzt der Meinung ist, dass man genug Rechentechnik hat, weil wir ja personengenau überwachen können, und wir deshalb gerade im Dauergeprassel auf Sozialismus geprügelt werden, weil man der Meinung ist, das Problem der DDR 1.0 jetzt gelöst zu haben und die DDR 2.0 jetzt bauen kann.

Wenn ich mir anschaue, was Politik, Öffentlichkeit, Presse so von sich geben, dann stinkt das genau danach. Klima-Freitag heißt, dass die Arbeiterschaft jetzt auf die Straße geht und fordert, weniger zu konsumieren. Und die ganze KI-Hoffnung heißt nichts anderes, als dass man jetzt glaubt, die Planwirtschaft bauen zu können. Und die Wohnungsenteignungen scheinen auch in diese Richtung zu laufen.

Es heißt ja schon irgendwo, dass ab 2021 bei allen Neuwägen der Spritverbrauch exakt erfasst werden muss, online natürlich.

Und sie wollen ja auch das Internet der Dinge, damit jeder Kühlschrank samt Inhalt erfasst wird.

Läuft das in Richtung Planwirtschaft?

Geht es darum, dass die Landwirtschaft genau weiß, wieviel Butter sie jetzt produzieren soll, weil man einfach in Echtzeit in alle Kühlschränke schauen kann?

Wird dann Kleidung kontingentiert? Nein, Du bekommst diesen Pullover nicht, Du hast dieses Jahr schon zwei gekauft? Oder: Für Dich wird ein dritter Pullover eben besonders teuer?

Ich habe lange überlegt, warum Merkel und die Regierung eigentlich so eine prämortale Geilheit auf KI entwickeln.

Vielleicht geben dieser Begriff und meine schmutzige Informatikerphantasie die Antwort darauf.

  • Amerika macht aus der totalen Überwachung Profit und Geheimdienste, also Google, Facebook und so weiter.
  • China macht aus der totalen Überwachung ein totalitäres Bewertungssystem mit Vollzeitüberwachung.
  • Wir machen aus der totalen Überwachung eine Planwirtschaft 2.0 um DDR Reloaded zu spielen?

Ich schreib gleich noch einen anderen Artikel dazu, der in die gleiche Richtung weist.