Ansichten eines Informatikers

Das Weltbild der Linken

Hadmut
1.12.2019 18:00

Ein ehemaliger Schulkamerad hat sich bei mir gemeldet.

Saß bei mir mit im Informatikunterricht, aber ich kann mich beim besten Willen nicht an den Namen erinnern, was nichts heißt, weil der Informatikunterricht damals noch schulübergreifend war, an einer anderen Schule stattfand und ich die meisten ohnehin nicht kannte, aber er hat sich durch Kenntnis des Namens des Lehrers ausgewiesen.

Nein, so schreibt er, mein Blog gefiele ihm so gar nicht. Einverstanden sei er damit nicht. Er sei halt anders abgebogen, nach links Richtung Geisteswissenschaften, und er könne auch nicht verstehen, warum ich so schreibe, ich sei doch damals ein ganz normaler Schüler gewesen. Und er sei auch nicht das, was ich mir unter Linken so vorstellte, Mitarbeiter am (außeruniversitären) Forschungsinstitut, Familienleben, Häuschen im Grünen, selbsterarbeiteter mäßiger Wohlstand.

Genau das ist dann aber auch der springende Punkt: Er hat mein Blog gerade erst entdeckt. Würde er dem Blog länger folgen, dann hätte er verstanden, dass dieses Blog überhaupt nur existiert, weil eben dieses geisteswissenschaftlich-linke Willkürgesellschaft mir genau das nicht gestattet hat. Linke halten sich immer für die Lösung aller Probleme, die allen nur Vorteile bringen, und welchen Schaden, welche Verheerung sie anrichten, liegt außerhalb ihres Ideologie- und Erlebnishorizontes. Sie glauben immer, wenn es ihnen gut geht (oder wovon sie sich erhoffen, dass es ihnen dann gut geht) müsste für alle anderen auch gut sein. Die Unfähigkeit, sich in irgendeine andere als die eigene Position reinzuversetzen. Er findet meine Meinung zu Geisteswissenschaften und Frauen unmöglich, aber dass ich in den letzten 40 Jahren seit dem gemeinsamen Informatikunterricht einfach ganz anderes erlebt habe als er, und deshalb und daraufhin zu einer ganz anderen Auffassung komme, das kommt ihm gar nicht erst in den Sinn. Der hockt da in seinem Häuschen im Grünen und seinem Forschungsinstitut, und macht seine Sicht der Dinge zum Maß der Dinge.

Aber, so schreibt er weiter, darüber wolle er mit mir nun keine Diskussion anfangen, lieber agree to disagree. Außerdem meint er, dass ich ihn als Geisteswissenschaftler vermutlich ja auch nicht mehr als satisfaktionsfähig ansehe (stimmt, und zwar ähnlich der Weise, in der ich Universitäten nicht mehr als einen erstrebenswerten Ort betrachte), wolle er mir doch einen Punkt zur Diskussion hinwerfen:

Nur zu einem Gedankengang möchte ich zumindest einen Denkanstoß geben: Ich zitiere aus deinem Blog:


Noch nie konnte mir ein Linker sagen, wie deren Gesellschaftskreislauf aussehen soll. In den seltenen Fällen, in denen sie überhaupt etwas sagen, kommen an den wichtigen Stellen immer irgendwelche Wunder oder Zukunftsannahmen vor. Mal sind es die Dampfmaschinen, dann die Computer, heute sind es die Roboter und die KI, die uns alle Arbeit abnehmen und uns ernähren sollen. Ich hatte ja neulich mal berichtet, dass ich mein erstes Gespräch dieser Art in der Grundwehrdienstzeit mit einem aus meinem Quartal hatte, ein Linker, ansonsten aber nett, der mir mit solchen Perpetuum-Mobile-Rechnungen weismachen wollte, dass die Herabsetzung der Arbeitszeit von 40 auf 35 Stunden, die damals gerade heiß diskutiert wurde, dazu führt, dass mehr Leute etwas bekommen, weil man die fehlenden 5 Stunden ja umverteilt und mehr Arbeiter braucht, mir aber nicht sagen konnte, wo diese Mehrleistung, Mehrproduktion herkommen will, wenn doch immer noch dieselbe Zahl von Arbeitsstunden geleistet wird. Es sollen mehr Leute ihren Bedarf bekommen, obwohl nicht mehr gearbeitet wird. Wo soll das herkommen? Ja, dafür gebe es ja den vollen Lohnausgleich. Jeder Arbeiter bekommt ja soviel Geld wie vorher, aber jetzt eben mehr Leute, also können sie auch mehr kaufen. Dass mit mehr Geld nicht mehr Waren hergestellt sind, wurde dann unter Wunder und sowas-klärt-man-dann-später–das-geht-dann-schon verbucht.

Und jetzt mein Denkanstoß: Deine Argumentation ist nicht von der Hand zu weisen, wenn man davon ausgeht, dass die Arbeitsleistung pro Stunde gleich bleibt. Ich wage aber mal zu behaupten, dass eine moderate Herabsetzung der wöchentlichen Arbeitszeit mit einer höheren Produktivität und Qualität der Arbeitsleistung einherginge. Begründung: Viele, gerade ältere Arbeitnehmer klagen über eine zunehmende Verdichtung der Arbeit, d.h. es muss immer mehr in immer weniger Zeit geleistet werden. Glaube mir, das ist jetzt nicht einfach so dahergesagt, nicht nur an unserem Institut sind es insbesondere die älteren Kolleginnen und Kollegen, die vom Recht auf Teilzeit Gebrauch machen und ihre wöchentliche Arbeitszeit z.B. von 5 auf 4 Tage reduzieren, weil sie dem zunehmenden Leistungsdruck nicht mehr gewachsen sind. Kollegen, die vorher sehr häufig krank waren, weisen wieder weniger Fehlzeiten auf, nachdem sie ihre Arbeitszeit reduziert haben und wirken insgesamt zufriedener und leistungsfähiger. Irgendwas scheint also dran zu sein.

Was nun, wenn eine moderate Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit von z.B. 39,5 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich tatsächlich dazu führen würde, dass die Arbeitnehmer nicht so oft krank sind und – weil zufriedener – unterm Strich mehr leisten. Würde dann nicht die in deiner Rechnung fehlende Mehrleistung ausgeglichen werden können? Ich sage bewusst “moderate Reduzierung”, denn natürlich geht das nur in dem Umfang, in dem durch die Entlastung der Arbeitnehmer tatsächlich ein Rückgang der Ausfallzeiten und eine verbesserte Arbeitsleistung bzw. -qualität feststellbar wäre. 40 auf 35 Stunden scheint mir hier ziemlich realistisch und durchaus machbar.

Nein. Aber kein simples nein, es ist ein komplexes Nein.

Es ist ein Trugschluss, ein Tunnelblick, eine Kurzsichtigkeit.

Richtig ist, dass sich unsere Arbeitsweise in den letzten 40 Jahren enorm verändert hat. Wie wir heute arbeiten lässt sich bei vielen Berufen kaum noch mit der Arbeitsweise von vor 40 Jahren vergleichen. Und dass sie körperlich weniger anstrengend ist, dafür durch etwas ersetzt wurde, was ich mal als Hirnzeit-plus-Schreibtischjob ansehen würde.

Und ich glaube nicht, dass es dadurch weniger Arbeitszeit geworden ist. Im Gegenteil. Es ist nur eine Verschiebung. Und gerade ich als Informatiker bin tief in dieser Verschiebung mit drin. Informatik ist ja auch eine Form der Abstraktion, der Aufteilung von Arbeitsabläufen, Prozessen und so weiter in separierbare Schritte und Aufgaben, bei denen es vor allem darum geht, die rein informationsverarbeitenden Schritte zu erkennen, isolieren und in einer allgemeinen, wiederverwendbaren Form zu beschreiben und automatisieren. Wenn man also einen Landwirt oder ein Lager oder sowas mit früher vergleicht, dann ist da deutlich weniger körperliche Arbeit im Einsatz. Ich habe neulich einen Bericht auf Twitter über ein australisches Zentrallager einer Supermarktkette gesehen, ganz neu gebaut und gerade eröffnet, und man sieht keinen Menschen auf den Fotos. Eine riesige Lagerhalle mit automatischen Förderanlagen. Geht alles von selbst.

Vor 40 Jahren war so eine Halle noch voller Arbeiter, aber das war es dann auch. Heute sitzen unzählige Menschen in den Büros und entwickeln die Steuerungen für selbstfahrende Gabelstapler, die Lagerverwaltung und so weiter. Es sind nicht weniger, sie sitzen jetzt nur eben an Schreibtischen.

Es mag sein, dass wir damit mehr produzieren können. Aber wir konsumieren und brauchen auch mehr. Allein das Zeug, was ich als Informatiker zum Arbeiten in der Wohnung habe. Beim Letzten Umzug sagten mir die Möbelpacker zwei Dinge, weil sie beides so noch nie erlebt hätten: Sie hätten noch nie einen einzelnen Menschen mit soviel Krempel gesehen. Und sie hätten noch nie so schnell ihren Umzugswagen vollgepackt gehabt, weil ich eben alles gleich fertig in Container und Kisten verpackt und auf Rollen gestellt habe. Normalerweise packen 3 Umzugsarbeiter in der Wohnung ein und einer lädt am LKW. Bei mir war es andersherum. Bei mir war einer an der Wohnung, dem ich das Zeug auf Rollen zugeschoben habe, und drei am LKW zum Einladen, um mit dem Ladetempo mitzuhalten. Auch Nachbarn, darunter ein Lehrer, fragten, warum ich eigentlich so viel Zeugs habe.

Das hat hauptsächlich damit zu tun, dass ich in einem Beruf bin, indem ich mich wie ein Wahnsinniger weiterbilden muss. Ich habe Berge von Büchern (obwohl gegenüber früher schon auf ein Drittel oder weniger reduziert, beim Umzug damals aus Karlsruhe habe ich den Altpapiercontainer mehrmals abgefüllt) und Experimentalgerät, mehrere Rechner und so weiter. Ich habe auch keine 40 Stunden-Woche. Obwohl es manchmal sogar sein kann, dass ich effektiv weniger als 40 Stunden bei der Arbeit bin, kommen noch locker zwischen 10 und 20 Stunden Weiterbildung pro Woche obendrauf, weil sich alles in einer so rasanten Weise fortentwickelt (und das nur noch selten zum besseren), ständig kommt irgendeine andere Software, Sprache, Konstruktion um die Ecke, die ich kennen muss. Man arbeitet nicht weniger als früher. Man arbeitet mehr. Nur eben nicht mehr so körperlich.

Es ist nämlich ein Trugschluss und ein marxistisches Propagandamärchen, dass man durch die Automatisierung weniger arbeiten müsste. Aber durch die Verlagerung von der körperlichen zur geistigen Tätigkeit ist man nicht mehr so dabei, dass man einfach aufhören und weitermachen kann. Ein Straßenbauer oder Maurer hört bei Feierabend auf und mauert nicht abends vor dem Fernseher weiter. Ich habe in meinem Freundes- und Bekanntenkreis zwei Apotheker. Die sehen überhaupt nicht ein, mehr als 3 Tage pro Woche zu arbeiten, was bei denen völlig unkritisch ist, weil die völlig austauschbar sind und nicht kooperieren. Die müssen sich nicht mit anderen absprechen, und es ist völlig egal, ob sie gestern mit Susi in der Apotheke standen und heute mit Anna. Deshalb können die ohne weiteres statt 5 auch 3 Tage die Woche arbeiten und die 2 Tage an andere Leute abgeben, weil sie völlig austauschbar sind. Eine Apothekerin, die gelegentlich schon den Arbeitsplatz (=Apotheke) gewechselt hat, sagte, sie braucht an einem neuen Arbeitsplatz so zwei oder drei Tage, bis sie weiß, wo alles ist und wie die Kasse funktioniert, fertig. Dann ist sie voll drin.

Das geht bei Informatikern einfach nicht.

Anders als bei Chirurgen, Feuerwehrleuten, Polizisten, Maurern, sind wir eigentlich sehr gut heimarbeitsfähig, können wunderbar von zuhause aus arbeiten. Aber es verursacht ein Riesen-Problem. Denn die allermeisten Informatiker arbeiten längst nicht mehr allein, sondern hochvernetzt in Teams. Informatik ist heute so komplex, dass man trotz aller Organisationsformen und Kooperationstools ständig mit anderen kommunizieren muss, und man eine enorme Dichte an Teammeetings hat. Es kommt deshalb nicht nur auf die Arbeitszeit des Einzelnen an, sondern auch auf die gemeinsame Arbeitszeit. Und das wird bei Home-Office schon verdammt schwierig. Da muss man dann schon mailen, skypen, jabbern, telefonieren, was die Sache wieder anstrengend macht. Noch schlimmer ist es aber, wenn die Arbeitszeit selbst reduziert ist. Wenn zwei Leute je 5 Tage arbeiten, haben sie auch 5 Tage zusammen. Machen sie aber beide einen halben Job, der eine von Monat morgen bis Mittwoch mittag, und der andere von Mittwoch Mittag bis Freitag abend, dann sehen sie sich gar nicht mehr und kriegen womöglich auch gar nichts mehr zustande. Man kann das nicht skalieren wie bei Apothekern.

Ich kann auch nicht halbtags arbeiten, auch wenn es gelegentlich vorkommt, dass die Arbeit in der Hälfte der Zeit zu erledigen wäre. Ich muss dann da sein, wenn ich gebraucht werde. Das heißt, dass ich zu den normalen Arbeitszeiten auch im Dienst bin.

Es gab ja schon irgendwelche Ministaaten und Inseln, ich kriege es nicht mehr ganz zusammen, irgendwas hinter Neuseeland, die ihre Zeitzone angepasst oder gleich über die Datumsgrenze verschoben haben, weil sie die Stunde Verschiebung oder der verschobene Wochentag in der Kooperation mit dem Festland so massiv behindert, dass die Arbeitseffizienz leidet. Einen ähnlichen Effekt habe ich im Urlaub in Neuseeland erlebt. Ich hatte ein Problem mit einer neu gekauften kleinen Kamera (GoPro) und den Kundendienst in Neuseeland angerufen, weil mit der Prepaid-Handy-Karte nur dahin kostenlos und direkt möglich. Den aber hatten sie gerade eingespart und eine Weiterleitung zum Kundendienst in Australien eingerichtet, ohne die Öffnungszeiten anzupassen, und schon hat man wegen der vier Stunden Zeitunterschied reichlich Probleme, die überhaupt zu erreichen.

Wir haben heute eine viel stärker vernetzte und kooperative Arbeitsstruktur als früher.

Manches davon kann man asynchron erledigen. Wenn es einem reicht, dass die Arbeit bis morgen erledigt ist, ist es egal, ob der andere in Berlin oder in Thailand am Strand sitzt. Das ist aber oft nicht so.

Und man kann auch nicht einfach wie in der Apotheke einen durch einen anderen ersetzen. Wegen des Kontextwissens. Was wir gestern besprochen hatten. Du hattest mir doch versprochen … ich hatte Dich doch gestern gebeten … ich bin mit unserem Problem ein Stück weiter …

Geht so nicht.

Ich wage aber mal zu behaupten, dass eine moderate Herabsetzung der wöchentlichen Arbeitszeit mit einer höheren Produktivität und Qualität der Arbeitsleistung einherginge. Begründung: Viele, gerade ältere Arbeitnehmer klagen über eine zunehmende Verdichtung der Arbeit, d.h. es muss immer mehr in immer weniger Zeit geleistet werden.

Falsch.

Eben genau deshalb, weil wir immer mehr vernetzt und kooperativ arbeiten, hat die Sache keine Zeit mehr, sondern muss schnell geliefert werden, damit die anderen weiterarbieten können. Und je weiter man die Arbeitszeit reduziert, desto geringer wird die zeitliche Überdeckung, desto asynchroner wird es.

Es kommt ein anderer Punkt hinzu:

Früher musste man sich deutlich weniger fortbilden. Da hat sich viel weniger verändert.

Heute steht man unter einem Fortbildungsdruck, der enorm ist. Bei mir gehört das eigentlich zum Beruf und zum Leben dazu, aber auch ich merke, dass mir das inzwischen zuviel wird, dass ich ständig, eigentlich wöchentlich, irgendeine neue Nummer, neue Software, neues Konzept erlernen muss, weil ich es ja beurteilen können muss. Weil auch immer mehr Scheiß in Mode kommt. Die IT-Branche hat sich inzwischen auch einer Art Lifestyle-Umgebung angepasst. Früher war das kein Problem, da habe ich durchaus mal im Laufe der Zeit 30 Programmiersprachen durchgezogen, denn da gab es dazu ein Buch mit präziser Beschreibung, und dann kannte man die. Heute ist das alles so ein waberndes Ding, zu dem es viel, aber keine gute Doku gibt, weil sich auch ständig alles wieder ändert, in irgendwelchen Foren zerblubbert wird, und man man schnell den neuesten commit holen muss, und man das Tool X aufruft, dass dann erst mal 73 Minuten Lang soundsoviel Gigabyte Libraries aus allen Teilen der Welt zusammenkratzt, und Problemlösungen nicht mehr durch die Dokumentation, sondern per Googeln gelöst wird, getragen von der Hoffnung, dass irgenwer auf stackoverflow schon mal dasselbe Problem hatte. Ein großer Teil meiner Arbeitszeit geht für ständige Fortbildung drauf.

Würde ich meine Arbeitszeit reduzieren, bliebe der Fortbildungsbedarf und -aufwand trotzdem gleich, deshalb stiege der relative Anteil enorm an.

Oder anders gesagt: Stellt Euch als Beispiel einen Hadmut vor, der 20 Stunden pro Woche Wissen in sich reinfrisst und 20 Stunden arbeitet. Und jetzt halbtags arbeiten möchte, bei gleichem Wissensbedarf. Merkt Ihr was?

Und das ist ein zentraler Grund, warum mich so stinksauer auf diesen Staat und das linke Gesox bin:

Der Apotheker hat sich vor vielen Jahren zum Spottpreis eine kleine Eigentumswohnung gekauft, die ihm völlig reicht, weil er zuhause keinen Platz für den Beruf und auch nicht Anzug und Krawatte und keine Laborumgebung braucht. Bad, Bett, Küche, Wohnzimmmer, Ende. Er zahlt auch keine Miete. Deshalb reicht ihm das Einkommen von 3 Tagen pro Woche, zumal dann mit niedrigerem Steuersatz und Sozialabgaben, und weil der sich nicht in der Freizeit weiterbildet, macht der abends einfach Feierabend und hat dann vier Tage pro Woche zu allem, wozu er Lust hat. Geht an den See oder sowas.

Ich dagegen komme von den 40 Stunden pro Woche nicht runter, muss auch noch die teuere Mietwohnung bezahlen, in der ich auch noch zwei Zimmer von Berufs wegen brauche, wende außerdem noch etliche Freizeit für die Fortbildung auf, drehe eigentlich rund um die Uhr 7 Tage pro Woche im Hamsterrad bis zum Herzinfarkt, wahrscheinlich ohne die Rente je zu erreichen, in die ich viel mehr als der Apotheker eingezahlt habe, und muss dafür noch viel mehr Krankenkasse und drastisch mehr Steuern bezahlen. Weil die linke Politik das so will.

Glaube mir, das ist jetzt nicht einfach so dahergesagt, nicht nur an unserem Institut sind es insbesondere die älteren Kolleginnen und Kollegen, die vom Recht auf Teilzeit Gebrauch machen und ihre wöchentliche Arbeitszeit z.B. von 5 auf 4 Tage reduzieren, weil sie dem zunehmenden Leistungsdruck nicht mehr gewachsen sind. Kollegen, die vorher sehr häufig krank waren, weisen wieder weniger Fehlzeiten auf, nachdem sie ihre Arbeitszeit reduziert haben und wirken insgesamt zufriedener und leistungsfähiger. Irgendwas scheint also dran zu sein.

Toll.

Und was ist mit mir?

Wie komme ich denn mal von diesem Leistungsdruck runter?

Warum reduzieren die älteren Kolleginnen und Kollegen am geisteswissenschaftlichen Institut ihre Arbeitszeit, während ich – auch älter – wie in Wahnsinniger weiter arbeiten und dabei noch Steuern zahlen muss wie bekloppt?

Einerseits fragen sie, warum man nicht weniger arbeitet, andererseits nehmen sie einem Steuersätze bei 40% und wollen sie weiter heben.

Und gleichzeitig müssen wir durch absurde Mieten, absurde Immobilienpreise, absurde Steuern immer mehr von diesem grotesken Wahnsinnsstaat finanzieren.

Hätte sich jemals irgendwer um meine Arbeitszeit und Arbeitsbelastung gekümmert?

Allein die Arbeitszeit aus dem Promotionsstreit hätte gereicht, dass ich meine Lebensarbeitszeit schon vor Jahren erreicht hätte. Eigentlich müsste ich längst in Rente sein.

Was nun, wenn eine moderate Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit von z.B. 39,5 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich tatsächlich dazu führen würde, dass die Arbeitnehmer nicht so oft krank sind und – weil zufriedener – unterm Strich mehr leisten.

Das tun sie aber nicht.

Erstens aus den oben genannten Gründen, Verhältnis von Weiterbildung zu produktiver Arbeit.

Zweitens wegen Einschränkung kooperativer Zeit.

Drittens, weil man dieselben Aufgaben trotzdem erledigen muss. Schreibt man einem Apotheker in den Vertrag, dass er jeden Tag eine halbe Stunde früher gehen kann, geht er jeden Tag eine halbe Stunde früher. Bei den meisten Leuten, wie mir, ist der Stapel an Arbeit aber derselbe und muss trotzdem erledigt werden.

Davon abgesehen ist es eine absolute geisteswissenschaftliche Schnapsidee, dass man zufriedener wäre, wenn man eine halbe Stunde früher geht. Das hatte ich auch schon und war kein Stück zufriedener.

Ich habe auch mal in einer Rechtsabteilung mit ganz vielen Juristen gearbeitet. Und sie mal gefragt, warum sie eigentlich keinen Feierabend machen und bis abends um zehn im Büro sitzen. Antwort: Sie wollen gar nicht nach Hause. Ihre Alte und ihre Kinder gehen ihnen so auf die Nerven, dass sie froh sind, wenn sie im Büro sitzen.

Die Quelle meiner Unzufriedenheit sind nicht die 40 Stunden.

Die Quelle meiner Unzufriedenheit – und der Grund für dieses Blog – sind dieser schwachsinnige Staat mit seiner linken Raubmentalität, die sich Sozialstaat nennt.

Wenn wir nicht diese linke verlogene raubende geisteswissenschaftliche Staatskatastrophe hätten, wäre ich längst im Ruhestand und meinen Arbeitsplatz könnte jemand anderes haben. Manche meiner Ex-Kollegen von damals, denen man die Karriere nicht kaputt gemacht hat, sind bereits im Ruhestand oder gehen in den Ruhestand. Die rentnern nur noch vor sich hin. Der eine geht nur noch mit seiner Frau spazieren. Der andere taucht gerne und reist in der Welt herum.

Auch der Apotheker ist deutlich zufriedener als ich. Der hat seine Eigentumswohnung – rechtzeitig vor der linken Politik, der Griechenlandrettung und der Migration – zum Kleingeldpreis gekauft, bleibt mit seinen 3 Tagen pro Woche unter dem Steuerradar, zahlt keine Miete und nur wenig Steuern und Sozialabgaben und hat seine Feierabende und vier Tage pro Woche einfach komplett frei. Geht an den See, in Veranstaltungen, mit Freunden aus. Kultur rauf und runter.

Insofern fühle ich mich verarscht, wenn mir ein nicht satisfaktionsfähiger linker Geisteswissenschaftler schreibt, ob es nicht wunderbar wäre, wenn die Arbeitszeit von 40 auf 35 Stunden sinke, bei vollem Lohnausgleich, obwohl er mit keinem Wort erklärt

  • wo das Geld dafür herkommen soll,
  • wie mir das helfen können sollte,
  • wie die 5 Stunden von jemand anderem erledigt werden können sollten.

Diese 5 Stunden sind mein geringstes Problem.

Mein Problem ist dieser von dummen linken Geisteswissenschaftlern demolierte und zum allesfressenden Sozialmonster degenerierte korrupte verlogene linke Staat. Dieses Klapsmühlprojekt, das darauf beruht, die Defizite durch Raub zu füllen, weil ich einer derer bin, die ausgeraubt werden.

Und die dann in irgendwelchen Forschungsinstitut sitzen und dumm daherschwafeln, ob es nicht schön wäre, wenn wir alle bei vollem Lohnausgleich weniger arbeiten würden.

Wie wäre es denn, wenn einfach mal die Arbeits- und Lebenszeit und die Gesundheit, die uns vom linken Staat zugunsten anderer geraubt werden, reduziert würden?

Auf Twitter kam mir gerade schon einer dieser marxistischen Spinner auf dieselbe Weise daher:

Die Arbeitsproduktivität steigt aber nicht, sonst würden wir ja nicht so laut Fachkräftemangel schreien. Und die Linken würden ja dann auch nicht behaupten, dass wir unbedingt eine Migration bräuchten.

Sicherlich braucht man heute weniger Arbeiter um einen Liter Milch herzustellen. Und wir müssen weniger Arbeitsstunden arbeiten, um einen Farbfernseher zu kaufen. Aber früher kam man auch mit einem Fernseher aus, während ich heute allein in meinem Büro 5 Bildschirme stehen habe. Die Arbeitszeit zur Unterhaltung eines Menschenlebens ist nicht gesunken.

Früher waren wir so im wesentlichen autark, konnten wir uns selbst ernähren. So um 1800 oder 1900 kamen wir ohne Importe aus, heißt also, dass ein Mensch mehr als einen ernähren konnte.

Inzwischen findet ein großer Teil der Arbeit, die es braucht, um jemanden wie etwa mich am Laufen und Arbeiten zu halten, im billigen Ausland statt. Keiner der fünf Bildschirme wurde in Europa hergestellt. Wir müssen Arbeitsleistung importieren, um das am Laufen zu halten. Also kann man nicht behaupten, dass die Produktivität gestiegen wäre.

Dazu kommt, dass wir uns ein einormes Heer an Bullshit-Jobbern leisten, an immer mehr Beamten, Gendertussis, Journalisten, Öffentlich-Rechtlichen und so weiter, die gar nichts arbeiten. Der Staat wird inzwischen von einer kleinen Minderheit erarbeitet und erwirtschaftet, während die Mehrzahl der Leute nur noch auf Kosten anderer lebt. Besonders Linke, Marxisten, Geisteswissenschaftler. Deren Produktivität ist nicht gestiegen, sie ist nicht mal Null, sondern meist unter Null: Sie schaden anderen, statt selbst etwas zu arbeiten. Weil sie auf die völlig idiotische Werttheorie von Marx reinfallen, dass etwas einen Wert haben müsste, wenn nur irgendwer Zeit dafür verbraten hat.

Unsere Produktivität ist schon allein auch deshalb so gesunken, weil wir uns dieses parasitäre Deppenheer der Marxisten und Geisteswissenschaftler leisten, wie ich das hier schon so oft beschrieben habe, die sich dann auf die Innenräume gotischer Kirchen oder irgendenen anderen nutzlosen Quatsch spezialisieren, verlangen, dafür durchgefüttert zu werden und tödlich beleidigt sind, wenn ihnen das Arbeitsamt sagt, dass man für Leute ihrer Qualifikation bestenfalls Erdbeerpflücken anbieten könnte. Linke und Geisteswissenschaftler schwätzen zwar ständig von der Produktivitätssteigerung, sind aber selbst die vegan fleischgewordene Produktivitätsvernichtung.

Ja, wir könnten alle unsere Arbeitszeit auf durchschnittlich 30 oder 25 oder 20 Stunden senken, wenn wir diese vermaledeiten Linken und Geisteswissenschaftler nicht hätten und stattdessen jeder Mitarbeiten und sich selbst ernähren würde. Wir müssen aber immer mehr von diesen Pfeifen durchfüttern, die uns dann zusätzlich noch mit EU-Abgaben und Migranten zusätzlich auf der Tasche liegen.

Und dann kommen die an und reden von Produktivitätssteigerungen und dass es uns besser ginge, wenn wir statt 40 nur 35 Stunden arbeiten müssten.

Und gleichzeitig sollen wir bis 70 arbeiten, um den ganzen Scheiß zu finanzieren, was für viele Männer heißt, lebenslänglich, bis zum tot umfallen, weil das Rentenalter die Lebenserwartung erreicht. Und dann kommen sie und verarschen einen mit 35 Stunden pro Woche und gesteigerter Produktivität.

Selbst wenn wir eine Produktivitätssteigerung hätten – die wird uns ja durch die Migration und all die Wohlfahrtsempfänger mehr als weggefressen. Spätestens seit Angela Merkel haben wir garantiert keine Produktivitätssteigerung mehr. Weil ein immer größerer Teil der Bevölkerung nicht produktiv ist.

Wenn die Produktivität steigt, warum müssen wir dann auf die Lebenszeit bezogen immer länger und nicht kürzer arbeiten?

Und warum reden die von Arbeitszeitverkürzung immer nur in Wochenarbeitszeit? Bei vollem Lohnausgleich, damit die Steuerlast gleich bleibt?

Warum reden die nicht mal von mehr Urlaub oder 10 Jahre früher in Rente?

Weil sie so verlogen sind.

Mir würde es besser gehen, wenn ich die letzten 30 Jahre von Linken und Geisteswissenschaftlern befreit gewesen wäre. Dann hätte ich gut Karriere gemacht und wäre längst dick in Ruhestand. Dann nämlich wäre ich auch raus aus dem Leistungsdruck, denn die Herren und Damen Geisteswissenschaftler an diesem Institut für so belastend halten, dass sie sich selbst das nicht zumuten wollen, anderen wie mir über diesen linken Raubstaat aber schon. Nach meiner Gesundheit fragen die nicht, ich soll nur immer die von anderen mitfinanzieren.

Mir geht dieses saudumme linke korrupte geisteswissenschaftliche realitätswidrige Geschwätz so auf den Wecker. Die Leute sind so abgrundtief verlogen.

Und da brauchen die mir auch gar nicht erst mit „satisfaktionsfähig” zu kommen.

Wenn sie kommen und mir erklären können, wie sie meine Lebensarbeitszeit wieder auf das Normalmaß zurückdrehen können, dann kann man über ein Gespräch nachdenken. Aber es ist nicht üblich, dass der Ausgeraubte mit dem Räuber noch darüber diskutiert, dass er sich gefälligst dabei wohlzufühlen habe.