Ansichten eines Informatikers

Die Regenwald-Gleichung und die Bananen

Hadmut
29.8.2019 21:55

Etwas gibt mir zu denken.

Alle schreien, der Brand im Brasilianischen Regelwald sei eine Katastrophe.

Die hier behaupten, die seien eine Lüge, die Bilder von anderen Kontinenten, anderen Bränden zusammengestoppelt. Macron hatte ja neulich schon ein hochaktuelles Waldbrandbild, dessen Fotograf angeblich schon seit über 10 Jahren tot ist.

Ein Leser hat mich aber neulich auf einen anderen Gedanken gebracht.

Der sagte nämlich, der Regenwald sei für das Klima eigentlich bedeutungslos, weil in der Bilanz ein geschlossener Kreislauf. Alles, was im Regenwald entsteht, verrottet dort auch wieder, und die Natur habe sich wegen der kargen Böden und der im Prinzip völlig ausbleibenden Zufuhr von Nährstoffen oder Baumaterial auf einen absoluten Vollververwertungszyklus eingestellt. Selbst Regenwasser, das von oben drauf fällt, käme nahezu als destiliertes Wasser am Boden an, weil die Pflanzen sich auf dessen Weg nach unten alles rausholen. (Was bei mir allerdings die Frage aufwarf, ob Regenwasser vorher eigentlich etwas wesentlich anderes als destiliertes Wasser sein kann, denn letztlich ist es destiliert.) Letztlich aber wäre der Regenwald nur ein vertikaler Zyklus zwischen Baumwipfeln und Boden, aus ständigem Wachsen und wieder verrotten, der genau so viel CO2 abgibt, wie er aufnimmt.

Ich habe mal darüber nachgedacht.

Wäre der Regenwald wirklich der angeblich so große CO2-Aufnehmer, wie so oft behauptet wird, dann wäre die Frage, wo der Kohlenstoff eigentlich bleibt. Irgendwo muss der ja hin. Gut, manche reden auch von einem CO2-Speicher, aber was soll das sein? Tagsüber aufnehmen, wenn die Sonne für die Photosynthese scheint, und nachts wieder abgeben? Was hat man davon, wenn das irgendwo gespeichert wird wie Strom, den man bei Flaute oder Dunkelheit wieder abgibt?

Einen Nutzen könnte der Regenwald nur haben, wenn er Kohlenstoff permanent aufnimmt. Dann müssten da im Prinzip Briketts auf den Bäumen oder unter den Wurzeln wachsen, oder Erdöl rauslaufen. Letzteres ist vielleicht gar nicht mal so absurd, ich habe neulich gelesen, dass die Erdölvorräte sich völlig anders verhielten, als vorhergesagt. Ölfelder, die längst leer sein müssten, laufen einfach weiter. Es müsse eine Herkunft des Öls geben, die man noch nicht verstanden hat. Es sei nicht ausgeschlossen, dass sie irgendwie regenerativ oder geologischer (statt biologischer) Natur sei.

Läuft Erdöl unten aus dem Wald?

Sicherlich nicht.

Aber wo soll der Kohlenstoff sonst landen? Der löst sich ja nicht – jetzt hätte ich fast gesagt in Luft auf – in Nichts auf.

Wenn da keine Briketts wachsen und kein Öl rausläuft, müssten Unmengen von Pflanzenmaterial dort entstehen, die entweder exportiert werden oder sich immer weiter auftürmen.

Wenn ich mir einen Banane aus Südamerika oder meinetwegen auch eine Tomate aus Spanien kommen lasse, dann ist klar, dass die Pflanze dort per Photosynthese CO2 in Zucker und weiter in Pflanzenmaterial verwandelt hat und ich mit der Banane eine Ladung Kohlenstoff zurückbekomme (was aber nichts nützt, denn die esse und veratme ich, wird also doch wieder CO2 draus.

Letztlich also müsste man zu dem seltsamen Ergebnis kommen, dass das, was die Farmer machen, nämlich Regenwald zu roden und Nutzpflanzen anzubauen, für das Klima, so es denn von CO2 überhaupt abhängt, besser ist, weil noch die dämlichste Plantage im Gegensatz zum Regenwald gebundenen Kohlenstoff in Form von Getreide, Bananen, Soja oder was auch immer liefert. Da kann man sich den Kohlenstoff lastwagenweise abholen.

Der Punkt daran ist aber: Es nützt nichts, wenn wir die Bananen essen, denn dann geht es von vorne los. Wir veratmen sie zu CO2, was aber vielen offenbar nicht klar ist.

Im Prinzip müssten wir riesige Ernten in Bergbaustollen vergraben. Es wäre jedenfalls viel einfacher als irgendwelche Wundermaschinen, die CO2 energieaufwendig aus der Luft holen. (Wo kommt die Energie her? Kohlekraftwerk?)

Wenn man sagt, dass die Klimaerwärmung eine Folge dessen ist, dass wir durch Öl- und Kohleverbrennung fossilen Kohlenstoff in die Luft geblasen haben, dann kann die Konsequenz und der Weg zur Umkehrung eigentlich nur lauten, die Hohlräume von Kohleberg- oder tagebau und die leergepumpten Ölfelder mit Bananen, Getreide usw zu verfüllen, um auf möglichst einfache Weise den Kohlenstoff wieder dahin zu kriegen, wo wir ihn hergeholt haben. Hat leider das Problem, dass da eben nicht nur Kohlenstoff drin ist, sondern noch relativ viel anderes Zeug, was Pflanzen unbedingt brauchen.

Falls das so wäre, dann wäre die (Brand-)Rodung des Regenwaldes im Prinzip klimaförderlich, weil ein klimaneutraler Regelwald durch etwas ersetzt wird, was zumindest potentiell Kohlenstoff in gebundener und transportabler Form ausspucken kann. Wir müssen uns nur abgewöhnen, es zu essen.