Ansichten eines Informatikers

„Dieses Land zu verlassen, das ist die Freiheit jedes Deutschen.”

Hadmut
16.7.2019 23:10

Ich fühle mich verarscht.

Vom ZDF. Von der Anstalt.

Im ZDF läuft gerade „Die Anstalt”.

Eine seltsame Sendung. Manchmal bringen die richtig gute Sachen, etwa wenn die irgendwelche Korruptionsnetzwerke aufdecken.

Und dann senden sie wieder den letzten Schrott, wenn sie politisch und dabei politisch korrekt werden. Dann sind die so richtig strunzdumm.

Ich dachte früher, das läge an wechselnden Autoren, die deren Skripte schreiben, womit die dann nur deren Sprechaffen wären. Es stand aber irgendwo, die Autorenschaft wäre relativ stabil, meist würden sie selbst schreiben. Vielleicht sind sie immer dann gut, wenn sie es nicht selbst geschrieben haben.

Heute ging’s mal wieder steil mit political correctness los und dem Bashing auf jeden, der nicht der vorgeschriebenen Einheitsmeinung folgt und gehorcht.

Da kam gleich einer rein und macht den Lübcke (also das, wofür man Trump gerade als Rechten beschimpft) und klärt auf:

„Dieses Land zu verlassen, das ist die Freiheit jedes Deutschen.”

Normalerweise würde man sowas als Vertreibung oder Verdrängung bezeichnen. In einer Demokratie hätte man gesagt, dass es die Freiheit jedes Deutschen sei, eine andere Partei als die Regierungspartei zu wählen, aber sowas würde man im ZDF im Allgemeinen und in der Anstalt im Besonderen nicht mehr sagen. Denn die Freiheit zu wählen haben wird nicht.

Ich fühle mich aber weit darüber hinaus verarscht.

Denn abgesehen davon, dass mir in den letzten Jahren reihenweise ein Grundrecht nach dem anderen verwehrt wurde und ich objektiv betrachtet eigentlich gar keine Grundrechte mehr habe, hatte ich auch nicht die Freiheit, das Land zu verlassen. Ich bin hier faktisch als Steuerzahlsklave gestrandet.

Ich war von 2002 bis 2004 auf einigen IETF- und anderen Konferenzen in den USA, dann noch etwas seltener bis 2007, und dort – besonders, wenn sie in Kalifornien stattfanden – wurde bei den Sicherheitsexperten intensivst rekrutiert. Da waren die Firmen, die gerade so im Aufbau waren, vor allem Google, aber auch die schon etablierteren wie Microsoft oder Oracle, außerdem die ganzen Beratungsfirmen, und die haben dort in den Konferenzhotels direkt neben den Koferenzräumen eigene Rekrutierungsräume eingerichtet. Ich hatte dort, ohne das eignetlich vorher geplant zu haben, sondern weil die suchten und die Leute ansprachen, einige Bewerbungsgespräche, die allesamt eigentlich sehr erfolgreich verliefen, ich hätte dort immer mit Brüllergehalt und ordentlich Aktienoptionen, sowie zu damals noch billigen Hauspreisen anfangen können. Sogar Microsoft hat mich mal – als ich schon wieder in Deutschland war und im Bett lag – nachts um 3 unangekündigt aus dem Bett geklingelt um spontan ein telefonisches Bewerbungsgespräch mit mir zu führen.

Bei einer Sorte von Jobs war ich chancenlos, weil nicht Amerikaner: Sie hatten damals entdeckt, dass die Geheimdienste ihnen ohne ihr Wissen Agenten in die Firmen eingeschleust hatten und suchten Leute, die die unauffällig entdecken könnten. Da meinten sie, das gäbe Ärger, wenn sie einen Ausländer auf Geheimdienstagenten ansetzen, das wäre Sabotage, außerdem würde es nicht klappen, weil man die sprachlichen und kulturellen Feinheiten nicht beherrsche, um herauszuhören, wo jemand herkommt oder wie er ausgebildet ist. Und man wäre dann selbst viel zu auffällig. Die Sorte Job hätte ich nicht bekommen können, da wurde ich auch nicht zu Bewerbungsgesprächen eingeladen, weil eben kein Amerikaner.

Aber bei allen anderen Jobs hätte ich nicht nur sehr gute Aussichten gehabt und die problemlos bekommen könne. Wenn nicht, wie auch in Deutschland, mir immer dieselbe Frage alles zunichte gemacht hätte: Warum ich über vier Jahre wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni war, gegangen bin und nicht promoviert bin. Wenn man das gefragt wird, muss man die Story erzählen, und dann ist alles vorbei.

Ähnlich in Australien.

Ich war 2000, 2002, 2007 und 2013 in Australien, und 2000 dabei auf einer Kryptokonferenz an der Universität von Wollongong, außerdem kurz an der Uni in Brisbane. Bei anderen Reisen habe ich unterwegs diverse Leute von der Uni getroffen und mit ihnen gesprochen. In Wollongong (und in Santa Barbara in den USA) habe ich sogar Krypto-Professoren getroffen, die ich von deren Gastaufenthalten an der Uni Karlsruhe kannte und die den Problemfall der Personalie Beth (mein „Doktorvater”, eher Kindsmörder) kannten. Ich war da durchaus nicht unbekannt. In Santa Barbara bin ich am Vorabend der Konferenz (und da war ich noch nicht an der Uni gewesen) abends in kurzen Hosen am Strand, um so knietief durchs Meer zu schlendern, und wurde selbst dort von jemanden, der irgendwie merkte, dass ich Deutscher bin, darauf angesprochen, ob ich der mit dem Katastrophenpromotionsverfahren bin. Ich hätte da mit meinem Wissen überall problemlos an den Universitäten unterkommen können, wenn nicht dieses vermaledeite Promotionsverfahren gewesen wäre. Das hat mir immer und immer wieder das Genick gebrochen.

Mich fragen häufig Leute, warum ich das denn nicht endlich mal weggelegt und das Vergangene habe ruhen lassen. Weil’s nicht geht. Ich habe das ein paar Mal probiert, da kommt man nicht mehr raus. Das holt einen immer wieder ein.

Deshalb habe ich nie einen Job im Ausland bekommen.

Und in den Ländern, die mich interessieren, kann man nicht einfach wie hier reinwatscheln, seinen Pass wegwerfen, sich eine Wohnung geben und sich dann durchfüttern lassen. Insbesondere in Australien ist das eng damit verbunden, ob man einen Job hat. Sonst kommt man nicht (oder viel schwerer) rein oder ist ziemlich schnell wieder draußen.

Und dann kommen diese Ar..mleuchter und Politpropagandisten vom ZDF und höhnen, es sei die Freiheit jedes Deutschen, das Land zu verlassen.

Ich fühle mich verarscht. Ich fühle mich verhöhnt. Ich fühle mich ausgeplündert.

Denn für diese Deppen muss ich auch noch zwangsweise bezahlen. Was ich nicht müsste, wenn ich nicht mehr hier wäre.