Ansichten eines Informatikers

Prozentrechnung: Jetzt bin ich aber zutiefst beleidigt

Hadmut
5.7.2019 20:28

Ein Leser schreibt mir:

Es ist alles viel schlimmer als die bösartigsten Blogger sich ausdenken können.

Das nehme ich persönlich, das packt mich bei meiner Ehre als bösartiger Blogger.

Was meint er denn damit überhaupt?

Er meint diesen Artikel bei der Achse des Guten, den die 18-jährige Ex-Abiturientin Elisa David geschrieben hat, die gerade vor ein paar Tagen ihr Abitur gemacht hat (und damit eben frisch keine Abiturientin mehr ist). Und die mal so berichtet, wie’s denn so war.

Fakt ist, dass unser Bildungssystem viel zu wenig auf Fortschritt und Erfolg ausgelegt ist. Dafür, dass wir in einem Land leben, das über keine Ressourcen verfügt, ist das verheerend. Deutsche Erfindungen und Forschungen haben die Welt in der Vergangenheit mehr als einmal verändert. Robert Koch erfand die Bakteriologie, Karl Benz und Gottlieb Daimler das Automobil. Die Röntgenstrahlung, das Aspirin, die Zahnpasta, das Tonband, das Düsentriebwerk, der Hubschrauber – alles deutsche Erfindungen. Die Kernspaltung, der Scanner und der Computer kommen auch aus Deutschland. Was ist aus dem Land der Dichter und Denker geworden? Welcher bedeutende Erfinder kommt heutzutage noch aus Deutschland? Und wenn mal jemand dabei ist, wie viele von ihnen bleiben auch tatsächlich hier, statt nach Amerika, Japan oder Südkorea auszuwandern – dahin, wo ihre Fähigkeiten gefördert und angemessen gewürdigt werden?

Ja, eine sozialistische Gesellschaft eben. Das ist aus dem Land geworden.

In meiner Schulzeit war der Unterricht immer nur darauf ausgelegt, uns irgendwie durch zu bringen. Es ging nie darum, ob der Klassenschnitt gut war, sondern dass er ausreichend war. Zielstrebigkeit wurde uns von den Lehrern nahezu aberzogen, genauso wie der Spaß am Lernen, sofern der denn vorhanden war.

Das war zu meiner Zeit noch anders. Wir hatten da noch Spaß. Wir durften sogar die Geräte der Physiksammlung in der Freizeit benutzen, um über den Unterricht hinaus rumzuforschen.

Wenn der Lehrer selbst schon kein Interesse am eigenen Fach hat, weil er es nur studiert hat, weil es dafür keinen NC (numerus clausus) gab, dann hält sich die Motivation der Schüler auch in Grenzen. Wenn ein Lehrer seine Schüler verständnislos anschaut, wenn die sich über eine Note drei ärgern, weil sie nicht so ehrgeizig sein sollten, weiß man, warum die Schüler so gleichgültig sind.

Das kenne ich von der Uni. Man hat Idioten in die Uni gepumpt, die mit den Fächern hoffnungslos überfordert waren, und die dann „auf Lehramt” studiert haben, weil da weniger gefordert ist. Komische Uni-Logik, dass die man die Dummen auserkoren hat, das Fach an den Schulen zu lehren.

Viele unserer Lehrer waren gar nicht kompetent genug. Als Lehrer sollte man eine grundlegende Sozialkompetenz aufweisen können. Man darf nicht vergessen, dass man hauptberuflich mit pubertierenden, aufmüpfigen Kreaturen zu tun hat, die in erster Linie mit sich selbst beschäftigt sind. Und mit denen muss man nicht nur klarkommen können, nein, die muss man auch noch dazu überzeugen, irgendwelche Lateinvokabeln in sich rein zu prügeln, wenn sie doch nichts lieber täten, als zu schlafen.

Ähm … nee.

Das ist der Punkt, an dem man selbst die dümmsten Lehrer auch mal exculpieren muss und auch mal einen Blick auf Jugend und Eltern werfen muss.

Wir waren damals – man soll es kaum glauben – im gleichen Alter wie die Schüler heute. Unvorstellbar, aber wir waren auch mal 14, 15, 16.

Wir waren auch pubertierend und aufmüpfig, aber nicht im Hauptberuf. Wir haben das damals in Teilzeit gemacht. Wir haben uns damals noch selbst um das gekümmert, was uns interessierte, weil wir was hatten, was uns interessierte. Ich hatte auch meine Fünfen im Zeugnis, aber immer auch meine Einsen. Und so war das damals eigentlich bei jedem von uns (nicht das mit den Fünfen), jeder hatte irgendwas, worin er gut war. Und wenn’s bei manchen nur der Sport war. Aber jeder hatte irgendwas, worin er gut war, und worin die anderen bei ihm abgeschrieben oder sich an ihm orientiert haben. Und die einigen wenigen, denen das dann eben keinen Spaß mehr gemacht haben, die sind nach der zehnten mit der Mittleren Reife abgegangen und haben einen Ausbildungsberuf erlernt.

Meine ehemalige Englischlehrerin war zum Beispiel nicht in der Lage, zu der ganzen Klasse zu sprechen. In unserer Sitzordnung gab es in der Mitte des Klassenraumes einen Durchgang – in den stellte sie sich mittig rein, drehte sich zu einer Hälfte und drehte der anderen für den Rest der Stunde den Rücken zu. Sprach man sie darauf an, reagierte sie gereizt, bewegte sich zurück zum Pult, nur um innerhalb von nur wenigen Sekunden wieder auf ihre ursprüngliche Position zurückzukehren.

Na, man wollte doch Frauenförderung. Frau reicht, dann kann man alles.

Von einer Frau, die Englisch studiert hat, sollte man vielleicht auch erwarten können, dass sie gut Englisch sprechen kann. Doch ihre Aussprache und ihre Grammatik waren sogar schlechter als unsere, und wir mussten sie oft verbessern. Außerdem war sie nicht in der Lage, uns frei zu unterrichten und auf Zwischenfragen einzugehen.

Gut, das Problem hatte ich damals mit einer Englischlehrererin auch. Lehrerin für Deutsch und Englisch, und konnte beides nicht. Wir sollten ein Gedicht interpretieren, das den Krieg dafür tadelte, nicht poetisch zu sein, und ich hatte geschrieben „There is no situation which is less poetic than war.” Streitet mit mir nicht über denn Sinn, wir sollten das Gedicht in eigenen Worten wiedergeben, und sowas stand da halt drin. Dafür habe ich in der Klassenarbeit eine 6 (0 Punkte, war Oberstufe Leistungskurs Englisch) bekommen, weil sie meinte, ich hätte damit gesagt, dass Krieg poetisch sei. Auch auf deutsch „Es gibt keine Situation, die weniger poetisch ist als der Krieg” meinte sie, dass das bedeutet, dass Krieg poetisch sei. Jede Menge anderer Lehrer, insbesondere Latein und Griechisch, und sogar die damals noch seriöse Duden-Redaktion in Mannheim gaben mir Recht, aber das interessierte die Schule nicht. Der Prorektor legte mir brüderlich den Arm auf die Schulter und meinte, dass ich zwar Recht hätte, aber wir Männer doch Verständnis dafür haben müssten, dass in Frauen biologisch und emotional seltsame Dinge vor sich gingen, und wir das einfach hinnehmen müssten, er sei ja verheiratet und ihm ginge das ständig so. Er würde das ja auch hinnehmen. Die Schule sagte mir, dass ich zwar Recht hätte, es aber trotzdem bei der 6 bliebe. Wegen den Frauen und ihrer Biologie. Meinen Einwand, dass ich mit der Englischlehrerin ja nicht verheiratet sei und ich deshalb – im Gegensatz zum Prorektor – keinen ehelichen Duldungspflichten unterläge, ließ man nicht gelten.

Wie sollen wir eine Lehrerin ernst nehmen, die vor uns steht, um uns zu belehren, wenn wir ihr noch etwas beibringen könnten? Einen Text vorbereiten und vorlesen kann so ziemlich jeder, dafür muss man nicht lange studieren und dann teuer von Steuergeldern bezahlt werden.

Also wir kamen damals eben auch aus, ohne die Lehrer ernst zu nehmen. Wir hatten Lehrer, die wir so gar nicht ernst genommen hatten, wie etwa diese Englischlehrerin, oder einen völlig unfähigen Chemielehrer, dessen C-Atome 6- bis 8-bindig waren, nach Bedarf, und der ein Talent dafür hatte, sich die weiten, hosenträgergehaltenen Hosen hochziehen zu wollen und dabei gelegentlich versehentlich die ausgeleierten 50er-Jahre Feinripp-Unterhosen zu erwischen und über dem Oberhemd bis weit über die Hüfte, fast an die Achseln hochzuziehen. Nein, wir haben unsere Lehrer nicht alle ernst genommen.

Nein, es hat uns aber auch nicht gestört, wir konnten mit den Büchern lernen.

Das Schlimmste an so unfähigen Lehrern ist, dass man so ziemlich gar nichts gegen sie tun kann – sind sie erst einmal verbeamtet, wird man sie nicht mehr los. Wir hatten eine kommunistische Geschichtslehrerin, die allen, die nicht Stalin verehrt haben, das Abitur versaut hat.

Ja, sowas in der Art kenne ich als Verfassungsrichterin.

Der Punkt ist: Warum wählt diese junge Generation dann so gerne links-grün? Man kann schon etwas tun. In der Wahlkabine. Da waren zwar die meisten Abiturienten noch nicht, aber kommt ja noch.

Die einzige Konsequenz war, dass sie nicht mehr in der Oberstufe unterrichten durfte. Dass sie aber verfassungsfeindliches Material verbreitet hat, blieb ohne Konsequenzen, dabei war das an unserer Schule jedem bekannt.

Ein politisches Problem. Andere Parteien wählen.

Ein Referendar an unserer Schule, der vorher schon durch zwei Prüfungen durchgefallen ist, konnte seine Prüfung in Mathe nochmal versuchen – und durfte dafür unsere Klasse unterrichten, die in der Einführungsphase vor dem Abitur stand. Unsere nachfolgenden Mathelehrer hatten danach große Mühen, die Lücken wieder aufzuarbeiten. An diesen Fällen kann man doch ganz gut erkennen, dass Lehrer sich kaum rechtfertigen müssen, weil sie auch kaum kontrolliert werden und keine Konsequenzen zu erwarten haben.

Sozialistische Lehrmethode. Das ist gewollt, dass die nicht kontrolliert werden, solange es keine einheitslinke Regierung gibt. Revolution von unten.

Das Bildungssystem bietet den Lehrkräften auch Möglichkeiten, Schüler mittels Notengebung mundtot zu machen. Das fängt beispielsweise mit den mündlichen Noten an. Die mündlichen Noten geben den Lehrkräften eine immense Macht, die nicht wenige von ihnen ausnutzen. Denn die zählen in den meisten Fällen zwischen 60 und 70 Prozent der Zeugnisnoten und können – da für sie von Seiten der Lehrer keinerlei Beweise erbracht werden müssen – fast vollkommen willkürlich vergebenen werden. Der Lehrer darf im Grunde machen, was er will. Das gibt Schülern nicht nur das Gefühl, unfair behandelt zu werden, es nimmt ihnen auch die Motivation.

Oh, das wird schlimmer. Denn an der Schule gibt es immerhin noch Zeuge, ist man bei der mündlichen Bewertung (außer in der Abi-Prüfung) immer in der Klasse.

Das wird an der Uni dann viel schlimmer, und da geht es dann voll ab mit der Frauenförderung und den politischen Kopfnoten. Aber: Die Jugend wählt links.

Als nächster Faktor wirken die Lehrpläne. Die werden scheinbar von Leuten geschrieben, die lange keinen Klassenraum mehr von innen gesehen haben. Da der Lehrplan bindend ist, können unsinnige Umstellungen schwere Folgen haben. In meinem Profil ist das Hauptfach Biologie gewesen, der Lehrplan hierfür wurde zu Beginn meiner Oberstufe geändert. Statt erst Genetik durchzunehmen und dann Evolution, wurde beides umgedreht. Das führte dazu, dass alles durcheinander unterrichtet wurde. Obwohl wir die Genetik erst später haben sollten, mussten einige Dinge schon nach vorne gezogen werden, da man die Wirkung der Evolution nicht verstehen kann, wenn man nicht weiß, was überhaupt passiert ist.

Linke Bildungspolitik. Man soll nicht an die Evolution glauben, sondern an die Blank-Slate-Theorie, weil man die für den Marxismus braucht. Das ist kein Versehen, das ist Absicht. Die Leute werden auf dumm abgerichtet um gute Sozialisten zu werden.

Dass das Bohrsche Atommodell schon seit Jahrzehnten überholt ist, hindert die Physik- und Chemielehrer nicht daran, ihren gesamten Unterricht bis ins Abitur hinein darauf aufzubauen. Wo sollen die Fortschritte der Naturwissenschaften denn herkommen, wenn die Professoren ihren Studenten erstmal erklären müssen, wie so ein Atom überhaupt aufgebaut ist.

Das ist ein sehr guter Punkt.

Außerdem müsste man, zumindest an unserer Schule, den Unterricht gar nicht schwänzen, um Freitags demonstrieren zu gehen – denn der ist schon von alleine ausgefallen.

Hehe.

Der Brüller ist aber der:

Die Hälfte meiner Klasse weiß nicht mehr, wie Prozentrechnung funktioniert, weil wir das seit der Unterstufe nicht mehr gemacht haben, dafür können wir ganz tolle Hüte aus Zeitungspapier und Kleister basteln.

Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf.

Daraus werden dann die Soziologen, die uns mit Statistiken umpolitisieren.