Ansichten eines Informatikers

Goldenes Nest geklaut

Hadmut
15.5.2019 22:21

Große Gold-Münze geklaut war ja schon doof. Nun haben sie ein goldenes Nest geklaut.

Schulen müssen ja einen gewissen Teil der Baukosten für Kunst ausgeben.

Eine Marzahner Grundschule hat das Geld ausgegeben, um sich für 80.000 Euro ein Nest aus purem Gold machen zu lassen und das an der Schule in einer „diebstahlsicheren” Panzerglas-Vitrine ausgestellt.

Nun hat’s jemand geklaut.

Wie kann man denn ausgerechnet in Marzahn Gold für 80.000 Euro in die Auslage legen? Und sich dann drüber wundern, dass es geklaut wird?

Was mich wieder mal an früher erinnert. (Jaja, ich weiß, ich bin wie Opa, der aus dem Krieg erzählen will, aber nie im Krieg war, und deshalb nehmen muss, was er kriegt.)

Ich war ja in Worms auf dem altsprachlichen Gymnasium. Anfangs in dem schönen alten Gebäude an der Rheinbrücke, wir hatten noch die alten Holzbänke wie im 19. Jahrhundert. Schulunterricht genau wie in „Die Feuerzangenbowle”. Wir mussten auch noch auf- und strammstehen, wenn der Lehrer reinkam. Ich war da noch Sextaner und nicht schnöde Fünftklässler.

Hielt aber nicht lange, denn wir sind bald darauf (ich glaube, während der sechsten, bin mir aber nicht mehr hunderprozentig sicher) in das nigel-nagel-neue Bildungszentrum am anderen Ende der Stadt umgezogen (sagenhaft: Auf der Webseite habe ich tatsächlich zwei Lehrernamen noch erkannt, bei einem hatte ich sogar Mathe-Unterricht, der ist immer noch da). Und weil das so groß und teuer war und gleich drei Schulen in einem Gebäudekomplex zusammenfasste, mussten sie auch viel Geld für Kunst ausgeben.

Neben Kunstwerken im Erdgeschoss hatten sie sich was ganz besonderes ausgedacht:

Auf dem Schulhof stand so eine Art Brunnenfläche, die im Kreis mit großen Plexiglaswänden rundherum (so zylinderförmig) geschlossen war. Die waren so ungefähr 2 bis 2,5 Meter hoch, Durchmesser so nach wüster Erinnerung so ungefähr 10 Meter. Das Rund aus vielleicht 12 oder 16 Plexiglasscheiben gebaut. In jeder Scheibe auf Hüfthöhe ein kleines Loch mit einem Gelenk, in das ein bewegliches Rohr als Wasserkanone eingelassen war. Also so, dass das Wasser (fast) völlig in diesem Rund blieb und man die Wasserkanonen von außen bewegen und zielen konnte. (Hat man aber auf die gegenüberliegende Scheibe genau auf das Gelenk geschossen, das nicht ganz abgedichtet war, war der an der dortigen Kanone dann klatschnass.) Innendrin große Bälle, die man dann per Wasserstrahl in diesem Ding herumschießen konnte.

Oh, was hatten wir damit einen Spaß.

Könnte man heute nicht mehr aufstellen, würde sofort kaputtgemacht oder zum Quälen Jüngerer genommen.

Gab allerdings auch damals schon ziemlich Ärger, als die Oberstufenschüler mal einen frechen Sextaner über die Plexiglaswände in das Ding geworfen und dann mit den Wasserkanonen auf ihn geschossen haben, während der da in Panik in dem Ding hin und her rannte. War für die Lehrer damals gar nicht so einfach, den da überhaupt wieder rauszukriegen, das Ding hatte ja keine Tür.

War dann auch irgendwann kaputt und wurde nicht mehr repariert, aber war im Sommer ein toller Spaß in den Pausen.

Aber was denken die sich dabei, in einer Gegend wie Marzahn ein goldenes Nest ins Schaufenster zu stellen?