Ansichten eines Informatikers

Der zentrale Denkfehler des Marxismus

Hadmut
2.2.2019 12:08

Manchmal kann man es sich auch ertwittern.

Dass der Marxismus-Kommunismus unter zentralen Denkfehlern leidet, hatte ich schön öfters im Blog. Es wird einfach unterstellt, dass man irgendwie ernährt und unterhalten wird, ohne dass das irgendetwas mit eigener Arbeit zu tun hätte. Weil man damit in die Erklärungslücke läuft, wo es denn herkommen soll, wenn nicht durch Raub der Arbeitsleistung anderer Menschen, versucht man sich mit paradisistischen, perpetuum-mobile-istischen und schneballsystemistischen Erklärungsansätzen und Legitimationsversuchen, um es mal soziologistisch auszudrücken. Mal fällt das Geld vom Himmel, indem man es einfach druckt. Mal gibt es magische Geldquellen, indem man Firmen und Finanztransfers besteuert, als hätte man die Stelle am Körper gefunden, an der man beliebig Blut saugen kann, ohne dass es einer merkt. Mal gibt es betrügerische Schneeballsysteme, die unterstellen, dass sich das alles von selbst finanziert, wenn man sich nur gegenseitig genug im Kreis herum besteuert. Alle diese Hokus-Pokus-Modelle laufen darauf hinaus, Geld im Kreis herum zu schieben oder zu drucken, aber keines erklärt, woher die zu konsumierende Leistung kommen soll. Man soll ein bedingungsloses Grundeinkommen erhalten, und hat dann eine Zahl auf dem Konto. Wer aber das erbringen soll, was man sich davon solle kaufen können, wird nicht erklärt. Man unterstellt, dass jeder nur noch das arbeitet, wozu er Lust hat, quasi nur noch, um sich die Langeweile zu vertreiben.

Ein Ossi erklärte mir mal in einer Unterhaltung über die DDR, dass sie zwar eigentlich Witzgehälter bekamen (und Witzmieten) zahlten, sich aber nicht arm im herkömmlichen Sinne, sondern unterversorgt vorkamen. Zwar lasse sich die Situation gut mit der Redewendung „Wir hatten ja nichts” beschreiben, aber am Geldmangel habe es nicht gelegen. Die Familie habe zwar wenig Geld gehabt, aber trotzdem genug, weil nämlich immer mehr Geld da war, also man eigentlich Sachen kaufen konnte. Solange die Läden ohnehin leer sind, empfindet man es nicht als das Problem, wenig Geld im Geldbeutel zu haben, denn man hat ja immer noch mehr, als man ausgeben kann. Sie hatten nicht das Problem, vor vollen Schaufenstern zu stehen und sich das nicht leisten zu können, sondern umgekehrt.

Ein zentrales Element der marxistisch-kommunistischen Weltsicht ist, dass das Ernährtwerden vom Arbeiten entkoppelt ist. Man muss nicht selbst arbeiten, um ernährt zu werden. Das ist Aufgabe der anderen.

Um den Denkfehler zu übertünchen müssen wundersame Platzhalter als Leistungserbringer her. Die Dampfmaschine. Dann die Industrialisierung. Roboter. Jetzt KI.

Wollen wir in einer Welt leben, in der die ganze Welt zu uns kommen kann, um sich von der Arbeit einiger weniger ernähren zu lassen? Wie ist das maximal zumutbare Verhältnis von Ernährern zu Ernährten? Das sagen sie nicht. Steuern rauf.

Etwas aufschlussreicher ist der hier:

Was ich für schlicht unwahr halte. Wie schon erwähnt wohne ich hinter einem Discounter, blicke aus dem Küchenfenster auf dessen Hinteransicht und Parkplatz. Da sehe ich immer wieder mal die Transporter von der Tafel anfahren, die dort mit eben diesen Restlebensmitteln beladen werden. Sie sind leicht zu erkennen, denn es sind Mercedes-Transporter mit Mercedes-Werbung drauf, die irgendwas mit Unser Bester für die Tafeln oder so ähnlich lauten. Anscheinend werden die da irgendwie gesponsort oder bekommen die Transporter günstiger oder sogar kostenlos. Jedenfalls erkennt man zumindest die sehr gut, denn es steht ja drauf. Und ab und zu mal, wenn ich im richtigen Augenblick aus dem Fenster sehe, sehe ich so einen Transporter an der Laderampe. (Übrigens hatte mich in Auckland/Neuseeland mal ein ebensolcher Transporter von der Heilsarmee zugeparkt, der an einem Supermarkt die Restbestände einlud. Das ist also keine nur lokale Praxis.)

Die Frage ist natürlich immer, was ist „genießbar”, wo zieht man die Grenze?

Es hinterlässt bei mir aber den Eindruck, als seien sie sehr auf der Suche nach solchen Leistungsquellen, für die keiner arbeiten muss, weil sie sich gerade in die Ansicht verbohren, dass das doch Güter und Leistungen sind, für die keiner etwas tun müsse, weil sie doch sowieso da seien und im Müll landeten. Faktisch aber wird es von den Käufern mitfinanziert, ist also quasi eine Besteuerung durch die Hintertür, wenn auch eine kaum vermeidbare. Es liest sich trotzdem wie die Suche nach Essen, das auf magische Weise vom Himmel fällt. Es gibt ja inzwischen eine Reihe von Leuten, die nicht aus Notwendigkeit, sondern aus politischem Prinzip aus den Müllcontainern der Supermärkte leben. Eigentlich nur das gegenleistungslose Schmarotzen von der Arbeit anderer, man man sich moralisch durch „wird doch sowieso weggeworfen” rechtfertigt. Der Punkt ist aber, dass der Bauer, die Spedition, der Supermarkt alle dafür arbeiten, dass im Ergebnis einer frisst, der daran nicht mitarbeitet. Der, der kauft, gibt dafür einen Teil seiner Arbeitsleistung hin, die er dann anderswo im großen Kreislauf einbringt.

Man muss sich dann irgendwann die Frage stellen, ob es sich überhaupt noch lohnt, in der Nahrungsproduktion zu arbeiten, wenn man es nicht mehr verkaufen kann, und immer mehr Leute es sich dann ohne Gegenleistung aus der Mülltonne abholen, während gleichzeitig viele Landwirte finanziell auf dem Zahnfleisch gehen.

Ich persönlich kann der Praxis, und vor allem der moralischen Überheblichkeit, ohne Not und aus Prinzip aus den Mülleimern zu fressen, deshalb nichts abgewinnen.

Just in diesem Augenblick sandte mir ein Leser einen Hinweis auf diese Twitter-Folge, in denen jemand seine Sicht auf den Marxismus darlegt:

Und dann geht es in lauter einzelnen Tweets weiter. Ich fasse das mal zu einem Text zusammen:

#DailySpengler “Marx bekämpft den Kapitalismus, der seine Rechtfertigung aus Bentham und Shaftesbury holt und sie von Adam Smith formulieren läßt; da er aber nur Kritiker ist, verneinend und unschöpferisch, so empfängt er sein Prinzip von eben der Sache, die er verneint…

Arbeit ist ihm eine Ware, keine »Pflicht«: das ist der Kern seiner Nationalökonomie. Seine Moral wird zur Geschäftsmoral. Nicht daß das Geschäft unsittlich ist, sondern daß der Arbeiter ein Narr war, es nicht zu machen, liest man zwischen den Zeilen…

Und der Arbeiter hat es verstanden. Der Lohnkampf wird Spekulation, der Arbeiter wird Händler mit seiner Ware »Arbeit«. Das Geheimnis der berühmten Phrase vom Mehrwert ist es, daß man ihn als Beute empfindet, die der Händler der Gegenpartei davonträgt. Man gönnt sie ihm nicht…

Der Klassenegoismus ist zum Prinzip erhoben. Der Handarbeiter will nicht nur handeln, sondern er will den Markt beherrsche. Der echte Marxist ist dem Staat aus genau demselben Grunde feindlich gesinnt wie der Whig: …

er hindert ihn in der rücksichtslosen Verfechtung seiner privaten Geschäftsinteressen. Marxismus ist der Kapitalismus der Arbeiterschaft. Man denke an Darwin, der Marx geistig ebenso nahe steht wie Malthus und Cobden. Der Handel ist stets als Kampf ums Dasein gedacht…

In d Industrie handelt d Unternehmer mit der Ware »Geld«, d Handarbeiter mit d Ware »Arbeit«. Marx möchte d Kapital d Recht auf Privatinteressen entziehen, aber er weiß es nur durch das Recht der Arbeiter auf Privatinter. zu ersetzen. D ist unsozialistisch, aber echt englisch.”

[…] Aus dem wirtschaftlichen Darwinismus des Engländers und dem Zweiklassensystem von Marx ergibt sich nun die natürliche Waffe im Kampf zwischen Händlertum und handelnder Arbeiterschaft: der Streik…

Durch Streik wird d Käufer d Ware »Arbeit« verweigert. Durch Streik d Gegenpartei, d Aussperrung, wird dem Käufer d Ware »Geld« verweigert. Eine Reservearmee von Arbeitern sichert d Käufern von Geld, eine Reserve von Unternehmern (Arbeitermangel) d Käufern von Arbeit ihren Absatz

Der Streik ist das unsozialistische Kennzeichen des Marxismus, das klassische Merkmal seiner Herkunft aus einer Händlerphilosophie, der Marx aus Instinkt und Gewöhnung angehört.”

Ich weiß jetzt allerdings nicht, ob dieser Twitter-Account die Quelle ist, oder der mit diesem #DailySpengler eine Quelle bezeichnet, aus der er selbst zitiert.

Auch das läuft darauf hinaus, dass Arbeit und Lebensunterhalt getrennt sind, dass das Leben aus dem Nichts heraus finanziert wird, und man dann quasi als Hobby noch etwas mit seiner Arbeitsleistung „traden” geht. Oder auch nicht.

Marxismus als die Verleugnung der Notwendigkeit, sich selbst zu ernähren. Der verhasste Kapitalismus als Sinnbild dafür, dass Leistung von Gegenleistung abhängt.