Ansichten eines Informatikers

Europa : Afrika

Hadmut
29.9.2018 14:12

Ein Leser hat mich gerade auf etwas gebracht.

Und zwar in Bezug auf die beiden jungen Interviewdeppen, die diese Woche im Blog vorkamen, der eine im Rathaus mit Kant und der andere mit „Afrika ist doch so groß”, die beide nichts im Hirn haben, aber hochaggressiv und politisch völlig ideologisiert und überzeugt poltern, plärren, demonstrieren.

Europa hat (Wikipedia) 10 Millionen Quadratkilometer und darauf (Stand 2016) 741 Millionen Bewohner. Also im Durchschnitt etwas mehr als 74 Bewohner pro Quadratkilometer, denn außer den Alpen und dem Polarkreis ist in Europa nahezu alles als Ackerland oder Wohnraum nutzbar. Auch klimatisch, technologisch und zivilisatorisch sind wir gut drauf und haben eine Hochleistungsagrarwirtschaft, passende Ausbildung, Kooperation und so weiter. Und keine wegen Krieges unzugänglichen Flächen.

Das ist jetzt allerdings nur die halbe Wahrheit, weil anscheinend sehr großzügig bemessen. Nehmen wir mal die EU zum Vergleich, die hat 4,4 Millionen Quadratkilometer und 512 Millionen Einwohner, mithin 116 Einwohner pro Quadratkilometer.

Afrika hat 30 Millionen Quadratkilometer, ist also rein flächenmäßig dreimal so groß wie Europa, und hat dort (Stand 2016) 1,3 Milliarden Einwohner, also fast doppelt so viele wie Europa. Von der Fläche Afrikas muss man nun aber viel abziehen, etwa

  • Die Sahara mit 9 Millionen Quadratkilometern
  • Die Kalahari mit 1 Million Quadratkilometer
  • Der Dschungel im Kongobecken mit über 3 Millionen Quadratkilometern
  • Die Sahelzone mit 3 Millionen Quadratkilometern
  • Einige feuchte Dschungelgebiete mit extremen Bedingungen und Krankheiten
  • Einige Naturschutzgebiete, Nationalparks und gefährliche Natur mit Krokodilen, Nilpferden, Löwen und so weiter
  • Kriegsgebiete

Das heißt, dass von den 30 Millionen Quadratkilometern schon nach dieser Grobabschätzung höchstens 30 – 9 – 1 – 3 – 3 – [schwer zu schätzen] , also bestensfalls 12 – 13 Millionen Quadratkilometer Fläche übrigbleiben, die effektiv bewohnbar und/oder bebaubar sind, wohlgemerkt als obere Abschätzung, realiter wohl deutlich darunter. Von Sonderfällen wie extrem niedriger Nutzung wie wenn ein paar Beduinen durch die Wüste reiten mal abgesehen.

Das heißt, dass Afrika an bewohn- und bebaubarer Fläche kaum mehr hat als Europa, vielleicht sogar noch darunter, je nach Maßstab. Ungefähr doppelt so viel wie die EU. Und damit auf eine Bevölkerungsdichte von mindestens 130 Bewohner pro Quadratkilometer kommen. Was zu meinen Beobachtungen in Namibia, Südafrika, Lesotho und Swasiland passen würde. Da fährt man zwar immer wieder mal längere Strecken durch unbewohntes Gebiet, kommt dann aber auch wieder an Townships und Slums vorbei, die mitunter selbst mehrere Kilometer durchmessen, und in denen hunderttausende oder Millionen Menschen auf engstem Raum zusammengepfercht dahinvegetieren.

Afrika hat also schon eine höhere Bevölkerungsdichte als Europa (es wäre mal interessant herauszufinden, wann Afrika da Europa überholt hat und welche Änderungen der Weltpolitik damit korrelieren). Dazu kommen aber drastisch niedrigere Bodenerträge, das Klima gibt eben weniger her, die Bodenbeschaffenheit ebenso, und die technologische Rückständigkeit, die fehlende Infrastruktur, das mangelnde Wissen und vor allem die lausige Arbeitsmoral (wie mir von weißen Farmern in Namibia berichtet wurde) tun ihr Übriges. Deshalb hungern die da. Mehr Leute pro Quadratkilometer bei gleichzeitig deutlich niedrigerem Ertrag. Und dann haben sie die Weißen vertrieben, die mit ihren modernen europäischen Methoden mehr aus dem Boden rausholten, die Erträgen sanken (Simbabwe) oder sinken (Südafrika) bei der Bebauung mit primitiven Methoden deutlich, und schon brechen die Erträge weiter ein.

Wenn dieser Junge Mann da also meint, die kämen ja alle gar nicht nach Europa, weil die doch in Afrika soviel Platz haben, dann ist das strunzdumm. Wieder die schon beschriebene Zahlenblindheit. Aber alle schreien und tröten sie, demonstrieren, blockieren, sabotieren sie, wähnen sich in der moralisch und menschlich überlegenen Position, und trotzdem wissen sie eigentlich gar nichts. Und er meint, Überbevölkerung gäbe es gar nicht.

Aber unsere Politik wollen sie bestimmen.

Da das alles Leute im Oberstufen- oder Abitursalter waren, stellt sich dazu die Frage, was die eigentlich in Geographie gelernt haben. Kant?