Ansichten eines Informatikers

Das Leben auf Kosten der Anderen

Hadmut
19.9.2018 0:27

Warum die Demokratie nicht mehr funktioniert.

Demokratie ist schön, aber sie hat eine zentrale Schwäche: Sie kann zur Diktatur der Mehrheit werden, und wenn die Gesellschaft dahingehend degeneriert, dass eine Mehrheit auf Kosten einer Minderheit lebt, kommt man da nicht mehr raus. Deshalb sind Links und Demokratie auch systematisch unvereinbar, obwohl sie immer behaupten, die Demokratie zu sein oder sie gepachtet zu haben. Demokratie wie das D in DDR.

Golem.de hatte heute einen Artikel, in dem es wieder einmal darum ging, dass wieder mal die Lobby derer, die gar nicht erst arbeiten und von anderen finanziert werden wollen, ein bedingungsloses Grundeinkommen fordern. Quasi die Rente ab Geburt, den lebenslangen Ruhestand.

Warum da dann überhaupt noch einer arbeiten soll?

Was für die einen dramatisch klingt, ist für die anderen eine Chance: Sie fordern, das von den Maschinen erwirtschaftete Geld gerecht zu verteilen und so ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle zu ermöglichen. Das wiederum soll dazu führen, dass Menschen mehr gesellschaftlich nützliche Arbeiten verrichten – freiwillig.

Was für ein Gesellschaftsmodell: Wir werden von Computern und Robotern ernährt und aus lauter Langeweile gehen wir dann Kanäle reinigen oder Autobahn asphaltieren oder sowas. Wer glaubt denen das?

Es funktioniert ja mit Hartz IV schon nicht, da weigern sich ja schon immer mehr, irgendwas arbeiten zu gehen, selbst wenn sie einen Job bekämen.

Mir konnte bisher noch keiner erklären, wo das Geld herkommen soll.

Der Lebensunterhalt soll dann also nicht mehr erarbeitet werden, sondern wird eine Art Grundanspruch. Die Rede ist von 500 bis 1.500 Euro monatlich. Wer mehr braucht, kann nach wie vor der Erwerbsarbeit nachgehen.

So könnten Menschen in Zukunft erfüllter und selbstbestimmter leben, sagt der Philosoph Richard-David Precht, der zum Thema gerade das Buch Jäger, Hirten, Kritiker geschrieben hat.

Wer fällt auf diesen Schwätzer Precht rein? Wer lässt sich die Volkswirtschaft von einem Fernsehphilosophen bauen?

Das Problem: Wenn jeder soviel Geld für’s Nichtstun bekommt, und das noch pro Kopf der Familie, wird es eine galoppierende Inflation geben. Man wird für eine Wohnung dann zwischen drei- und fünftausend Euro Miete zahlen müssen, weil jede drei- oder vierköpfige Familie dann soviel Geld haben wird. Es wird dann nichts mehr zum Leben bleiben, und es wird auch nichts bringen, dann noch arbeiten zu gehen, weil Arbeit dann so hoch besteuert wird, dass sie sich nicht mehr lohnt.

Dass sich die Arbeitswelt bereits verändert, steht außer Frage. Schon heute gibt es Fabriken, in denen kaum noch Menschen arbeiten. Alles wird von Robotern erledigt. Längst gibt es Drohnen, die Waren ausliefern oder Menschen chauffieren, Algorithmen, die Texte erschaffen oder Aktien handeln. Genauso Roboter, die Alte pflegen.

Das ist der Denkfehler. Eine Roboterfabrik braucht sehr viele Arbeiter, nur stehen die nicht mehr am Band, sondern sitzen im Büro. Wenn wir die aber nicht mehr haben, weil sich das Arbeiten nicht mehr lohnt, dann wird auch die Fabrik nicht mehr funktionieren. Und nur ein kleiner Teil unseres Lebensbedarfes kann heute von Robotern erledigt werden.

Dabei wird auf Lobbyseiten verlinkt, die da behaupten:

Aus ökonomischer Sicht spricht für das Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens, dass der Bedarf an Arbeitskräften in vielen Bereichen infolge von Rationalisierungsprozessen sinkt und in modernen Wohlfahrtsgesellschaften ohnehin schon mehr als die Hälfte der Bevölkerung von Sozialleistungen oder von den Einkommen anderer Personen abhängig ist. Die Vermeidung der hohen Kosten und des enormen bürokratischen Aufwands, der mit den bestehenden Sozialsystemen verbunden ist, ist ein weiteres wichtiges Argument.

Weil die Gesellschaft jetzt schon so kaputt ist, dass mehr als die Hälfte der Gesellschaft auf Kosten der anderen lebt (die Bullshit-Jobs noch gar nicht eingerechnet), dann soll man den Schaden nicht beheben, sondern gleich zum Standard zementieren?

Das ist das Problem unserer Tage: Die Räuber haben die demokratische Mehrheit. Das kann nicht mehr funktionieren.

Ich hatte doch gerade über diese unsägliche Silke Burmester geschrieben, die lausige Texte schreibt und sich beklagt, dass sie nur 500 Euro dafür bekommt.

Ein Leser hat mir dazu noch weitere Tweets aus diesem Umfeld herausgesucht:

Der übliche Geisteswissenschaftlerkrampf: Ich war an der Uni, ich habe ein Blatt Papier bekommen, als muss mich die Gesellschaft füttern.

Es stimmt übrigens nicht, dass Pressefreiheit nur funktioniert, wenn man davon leben kann. Ich mach’s nur abends und nebenbei, man könnte mich ja auch mal als Presse im Sinne eines Presseausweises anerkennen.

Das Problem ist eben, dass unsere „Pressefreiheit” von Leuten wahrgenommen wird, die bei Licht betrachtet eigentlich gar nichts können und nichts gelernt haben, ein Pseudostudium absolviert haben. Deshalb funktioniert auch die Presse nicht mehr. Aus demselben Grund, aus dem die Demokratie nicht mehr funktioniert. Die Schmarotzer haben die Mehrheit übernommen.

Wenn 15 Euro pro Stunde pure Ausbeutung sind, warum macht sie dann nicht einfach was anderes? Weil sie nichts gelernt hat? Oder weil so viele auch nicht mehr verdienen?

Wer soll Journalisten eignetlich für nutzloses Geschreibsel bezahlen? Und warum?

Nach Zeit und Aufwand. Nicht nach Qualität oder Nutzen. Wenn einer langwierig etwas schreibt, was keiner lesen will und für niemanden einen Wert hat, soll er trotzdem dafür bezahlt werden? Warum? Und vom wem?

Wenn ein Handwerker da war, dann kann ich hinterher (hoffentlich) duschen, auf’s Klo, Kochen oder sowas, weil er einen Wert schafft. Ich zahle ihn nur dann, wenn er mir was nutzt, und wofür ich ihn beauftragt habe. Ich muss Handwerker nicht einfach so bezahlen, weil sie da sind, und irgendwo irgendwas Nutzloses machen. Und selbst wenn ich ihn beauftragt habe, muss ich es nicht bezahlen, wenn’s nichts taugt und keinen Wert hat (ständige Rechtssprechung BGH, wurde gerade für Kieferimplantate entschieden).

Kann ich denn eine Zeitung zurückgeben und das Geld zurückfordern, weil das Geschreibsel nutzlos ist?

Das Dysfunktion der Demokratie beruht darauf, dass die Nutzlosen, die auf Kosten anderer leben, inzwischen die Mehrheit haben.

Die Dysfunktion der Presse beruht darauf, dass sie fast nur noch aus diesen Nutzlosen besteht.