Ansichten eines Informatikers

Menstruation und Prozentrechnung

Hadmut
8.9.2018 20:34

Huaahahaahaaaaa! 😀

Manchmal haut’s einen doch noch aus den Socken.

Ich hatte doch vorhin über diese Menstruations-Medien-Bachelorarbeit an der Hochschule Mittweida gespottet.

Ich hätte genauer hingucken sollen. Das Beste habe ich verpasst. Ein Leser hat genauer hingesehen. Auf der Facebook-Seite (ich bin da nicht so oft und mit deren Seitenmechanik nicht vertraut) gab’s unter dem Erklärtext noch ein Read-more zum Anklicken, worauf man dann mehr Text sieht, der ist nämlich länger. Und da findet man:

Binden und Tampons sind fast überall auf der Welt verdammt hoch versteuert. In Deutschland mit 19 Prozent der Mehrwertsteuer sogar maximal und damit höher als so unabdingbare Produkte wie Lachskaviar oder Schnittblumen. Wer sich diese Regel ausgedacht hat, kann man sich schon denken. Menschen, die nicht menstruieren.

Hochgerechnet auf ihr ganzes Leben blecht eine Frau durchschnittlich rund 8600 Euro für Monatshygiene – davon 1650 Euro Steuern.

Merkt Ihr was?

Die Frau scheitert an der Prozentrechnung.

Die rechnet, wieviel Steuer auf einen Netto-Betrag von („rund”) 8600 Euro zu zahlen wäre: 8600 * 19% = 1634 Euro. Da beides gerundete Werte waren, wird es etwas mehr als 8600 Euro gewesen sein, dann passt die Multiplikation mit 0,19. Nur: Damit rechnet man nicht aus, wieviel Steuern in einem Brutto-Betrag enthalten sind, sondern wieviel Steuern man auf so einen Netto-Betrag zu zahlen hätte.

Wenn man wissen will, wieviel Steuern in 8600 Euro enthalten sind, dann teilt man sie durch 1,19 ( entspricht 1 + 19% ) und kommt auf einen Nettobetrag von etwa 7226,,89 Euro und die Steuern sind dann die Differenz 8600 – 7226,89 = 1373.11 Euro. Wenn man es direkt haben will, multipliziert man den Urbetrag mit (0.19 / 1.19) = 0.15966.

Anders gesagt: Wenn man auf einen Betrag 19% Steuern zahlt, dann sind vom Gesamtbetrag nicht 19%, sondern nur 15,966% Steuern.

Es ist im Prinzip genau das Gleiche wie die alte Verkäufer-Rechenaufgabe: Ein Pullover kostet x Euro. In der nächsten Woche wird der Preis um 20% erhöht. In der übernächsten Woche wird er wieder um 20% gesenkt. Kostet er mehr, weniger oder gleichviel als vorher (x Euro)? Fast alle sagen gleich viel.

Und damit bekommt man einen Bachelor in „Irgendwas mit Medien”.

Man muss nur vormenstruieren.

Nachdem mir die offensichtlich eher konservativ eingestellte Koordinatorin meiner Hochschule zunächst mit klaren Worten davon abgeraten hat, über solch abstruse Widerlichkeiten wie die Periode zu schreiben und mir sogar aktiv die Hilfe verweigert hat, dafür eine/n Erstprüfer/in zu finden (im Thema bestünde “keine Wissenschaftlichkeit“- wörtlich: “Das Thema geht so gar nicht, sorry.

Das ist eine Art „Tabuthema“), mussten nun doch alle Beteiligten einsehen, dass die fehlende Kommunikation über das Thema Negativfolgen für Umwelt, Wirtschaft und die finanzielle und soziale Geschlechtergleichstellung hat.

Nun, ich (besser gesagt: mein Leser) hätte ihr auch davon abgeraten, aber eher wegen der Rechenfehler.

Die Frau ist einfach prädestiniert darüber, über Unterrepräsentanz von Frauen und Gender Pay Gap zu promovieren.