Ansichten eines Informatikers

Die Wohnung runterkühlen

Hadmut
12.8.2018 11:12

Es ist mir noch nie so drastisch aufgefallen.

Die letzten Tage hatten wir in Berlin ja eigentlich immer zwischen 35 und 38 Grad, die Nächte gefühlt tropisch. Gestern und vorgestern war es zum ersten Mal deutlich kühler, morgen soll es wieder warm werden.

Gestern morgen war ich zu meinem üblichen Samstagseinkauf im Supermarkt um die Ecke, und als ich zurück in die Wohnung kam, habe ich mich fast gefühlt als würde ich eine Sauna betreten. Es war mir in den letzten Tagen in der allgemeinen Hitze nicht so aufgefallen und ist mir nicht bewusst geworden, wie sehr sich die ganze Wohnung aufgeheizt hat, Decken, Böden, Wände, Einrichtung. Klar, wenn man keine Klimaanlage hat, nimmt die Wohnung irgendann die Außentemperatur an, oder mittelt sich wegen des Tiefpass-Verhaltens im Mittel zwischen Tag und Nacht ein, aber die Stubenthermometer (eigentlich habe ich sowas nicht, aber die Digitaluhren haben das ja jetzt eingebaut) meldeten eigentlich durchweg 30 Grad aufwärts in der Wohnung. Von der Küche will ich gar nicht reden, ich habe eine Küche mit Südfenster. Dazu kommt, dass bei den Temperaturen der Kühlschrank mehr arbeiten muss und natürlich auch mehr Abwärme abgibt.

Vor ein paar Tagen hatte ich Bananen gekauft, aber nicht alle gegessen, und die restlichen zwei Bananen unbedacht in der Küche auf dem Küchentisch liegen gelassen. Ich hatte vor einiger Zeit mal das Experiment gemacht, nicht nur das kühlschrankübliche Obst und Gemüse (Trauben, Zwetschgen, Melonen, Tomaten,…), sondern auch Bananen in den Kühlschrank zu legen, weil mir nicht klar war, warum ich eigentlich die Angewohnheit habe, Bananen nicht in den Kühlschrank zu tun. Es zeigte sich schnell ein unangenehmer Effekt, weil die außen ganz seltsam braun und gammelig wurden, innen aber frisch und gut gelieben sind, was eine normal alternde Banane ja nicht schafft, aber appetitlich war das nicht mehr. Seither hat sich meine Gewohnheit bestätigt, Bananen nicht in den Kühlschrank zu tun und stattdessen zügig zu essen. Ich mag es nämlich überhaupt nicht, wenn die Bananen, die wir hier zu kaufen bekommen, grün oder braun sind. Wenn die Flecken bekommen oder die Schale so ganz leicht und widerstandslos aufgeht, war’s das für mich eigentlich schon. Ich habe mir extra mal einen (billigen) Standmixer gekauft, um solche Restbananen noch zum Shake oder sowas zu verarbeiten. Habe ich aber auch schon länger nicht mehr benutzt. Jedenfalls lege ich Bananen gewohnheitsmäßig nicht in den Kühlschrank.

Ich hatte in der vergangeneh Woche also zwei Bananen auf dem Küchentisch liegen lassen, in einem dieser superdünnen Plastikbeutel, die es im Supermarkt gibt, und nicht mehr dran gedacht. Da sind die dann vor sich hingegammelt, und bei der Hitze in kürzester Zeit, und ich habe es am ersten Abend nicht gleich gemerkt, weil die im Beutel drin waren und was davor stand.

Am zweiten Abend kam ich in die Küche und fiel fast um, weil es so ganz erbärmlich widerlich ekelerregend vergammelt gestunken hat. Aber nicht nur das. Es lag neben dem würgreizenden Gammelgeruch ein überdrehtes, fast wie angebranntes Schokoladenaroma in der Luft. Ich dachte erst gar nicht an die zwei Bananen, sondern dachte so Hä!? Seit wann kann Schokolade so widerlich vergammeln? Und das, wo ich doch gar keine gekauft habe, ich hatte gerade keine Schokolade. Als mir dann eine glasklare Flüssigkeit auf dem Boden auffiel, widerlich stinkend, leicht klebrig. So von der Sorte Uähh, Igitt! Das war dann der Hinweis, denn da war sie vom Tisch runtergetropft und kam aus der Tüte mit den zwei Bananen. In 48 Stunden von frisch auf ganz widerlich vergammelt und in die Phasen zerlegt. Nun habe ich mir aus irgendwelchen unmodischen Anwandlungen (nein, eigentlich weil es der einzige Tisch war, den ich in den benötigten Maßen bekommen habe, billig war er obendrein) einen hässlichen Küchentisch (nicht Arbeitsplatte, nur Abstelltisch, eigentlich ist es ab Werk auch kein hässlicher Küchen- sondern geschmackloser kleiner im Weg stehender Proletenwohnzimmerseitentisch für die Marzahn-Avantgarde) mit Stahlbeinen und Glasplatte gekauft, und das sind so Momente, in denen man sich echt freut, dass es chemisch stabiles und reinigungsmittelzugängliches Glas und am Boden Steinfliesen sind. Da bekommt man selbst sowas ohne weiteres weg, ein Spritzer Scheibenreiniger reicht. Aber da war mir schon aufgefallen, wie ungewöhnlich warm es in der Wohnung war, aber nicht selbst gefühlt, nur indirekt beobachtet. Immerhin weiß ich jetzt, dass Bananen dann, wenn sie so richtig durchvergammelt sind, Schokoladenaroma erzeugen können. Anscheinend sind Bananen- und Schokoladenaroma chemisch eng verwandt. Habe ich neulich schon mal irgendwo gelesen, dass die Aromen zweier Obstsorten, die ich beide gerne esse, chemisch fast gleich seien. Ananas und noch irgendwas.

Ich habe gestern den ganzen (vergleichsweise kühlen) Tag über die Wohnung durchgelüftet, schon um sie runterzukühlen. Heute zeigen die Thermometer 27 und 29 Grad an.

Nun überlege ich gerade, welche der nicht gekühlten und normalerweise auch nicht kühlungsbedürftigen Lebensmittel in der Küche (Konserven, Gurken im Glas, Tomatensaucen im Glas oder Beutel) Schaden genommen haben und weg müssen. Man kann’s ja nicht probieren ohne sie zu öffnen.