Ansichten eines Informatikers

Fakenews Seenot?

Hadmut
14.7.2018 19:42

Mmmh. Damit kenne ich mich jetzt auch nicht aus.

Ich habe zwar mal den Sportbootführerschein gemacht, aber mehr, als mit einem kleinen Sportboot ein paar Anlegemanöver geübt (und das nicht gerade erfolgreich) und mal ein paar Tage Segeltörn auf der Ostsee herumgelangweilt, habe ich bisher nicht an Bootserfahrung. Schon gar nicht kenne ich mich mit Bootsmotoren und deren Spritverbrauch aus. Ich habe schon ein paar Bootstankstellen aus der Ferne gesehen, mehr nicht. Meine praktischen nautischen Fähigkeiten sind bescheiden. Navigation und Kartenlesen, das macht mir Spaß. Geographie auch. Kartenlesen sowieso. Das Meer mag ich auch sehr. Aber zum Seemann tauge ich wohl nicht.

Nun fragt mich ein Leser, ob mir an der ganzen Diskussion um Bootsflüchtlinge, Seenot auf dem Mittelmeer, Lebensretter, samt der ganzen Diskussion darum, die gerade durch Politik und Medien gejagt wird, nichts auffällt. So auf den vielen Bildern von Flüchtlingen in Schlauchbooten.

Ja, also, jetzt, wo sie das so sagen, und wenn ich mal scharf drüber nachdenke, ja dann…äh… nee, dann fällt mir nichts auf. Sonst hätte ich es schon gebloggt.

Ich gucke und gucke … aber ich sehe nichts, was mir da auffallen würde.

Nun, so schreibt man mir also, die Pointe liege nicht in dem, was man sieht, sondern in dem, was man nicht sieht.

Jeder, der mit dem ernstlichen Ziel, Europa zu erreichen, mit so einem Schlauchboot von Afrika aus in See steche, brauche selbst als Optimist außer dem Boot 3 Dinge:

  • Proviant für 70 Personen und 3 Tage
  • Wasser für 70 Personen und 3 Tage
  • Treibstoff für mindestens 500 Kilometer

Ob ich die schon mal gesehen hätte?

Auf den Fotos wären die nicht drauf. Das könne doch nur bedeuten, dass die gar nicht vorhaben, Europa zu erreichen, sondern nur diese Rettungsschiffe, das also eine abgekartete Sache sei.

Mmmh. Weiß nicht.

3 Tage hält man ohne Essen durch, die Leute dürfte da weitaus mehr hinter sich haben, und die Jungs in Thailand haben das auch gerade bewiesen. Keinen Proviant dabei zu haben halte ich da nicht für ein Argument. Wer sich da durch einige dieser Länder geschlagen hat, hält es auch mal einen Tag oder zwei ohne Essen aus.

Wasser: Ja. Das ist ein Argument. Besonders in der prallen Sonne.

Ich weiß auch nicht, ob man mit so einem Schlauchboot wirklich 3 Tage braucht. Ein ordentlich motorisiertes Schlauchboot erreicht schon so um die 35 km/h, ich weiß aber nicht, wie diese schlabbrigen Riesendinger fahren. Bei 35 km/h würde man eine Strecke von 500 km – Wind und Strömung nicht berücksichtigt – in 15 Stunden zurücklegen. Für die Rentnerfahrt wird aber eher 10km/h geschätzt, dann wären das 50 Stunden.

Ich weiß auch nicht, welche Strecke die fahren. Tunis-Sizilien sind nur etwa 100 km. Gibraltar nicht mal 20. Tripolis-Malta 360.

Wieviel Wasser braucht man für 1-2 Tage in der prallen Sonne? Lässt sich, denke ich, bei Leidensfähigkeit in einem Rucksack unterbringen.

Interessant finde ich aber die Frage nach dem Treibstoff. Ich habe keine Ahnung, wieviel diese Bootsmotoren mit so einem Riesenschlauchboot verbrauchen. Man schreibt mir, da hätte einer ein 15-Meter-Boot und bräuchte damit 1 Liter Diesel pro km. Was mir enorm viel vorkommt, denn eigentlich stehen Schiffe in dem Ruf, halbwegs energiesparend zu sein, sonst würden wir ja den ganzen Kram aus China nicht so billig bekommen. Ich weiß aber, dass viele kleine Boote nur so kleine tragbare Tanks in der Größe von Benzinkanistern haben, so im Bereich zwischen 5 und 20 Liter, und das Benzin (geringere Energiedichte als Diesel), und damit ziemlich weit kommen. Was man halt so unter „ziemlich weit” versteht.

Wobei ich allerdings gerade etwas überrascht bin. Ich habe mal gegoogelt, und es gibt Leute, die für normale, kleine Schlauchboote bei Verdrängerfahrt 8 Liter pro Stunde bei etwa 12 km/h angeben. Also etwa 0,7 Liter pro Kilometer, Benzin. Also könnte das bei einem größeren Boot mit dem 1 Liter pro km durchaus stimmen, zumal da auf dem Meer noch Wellengang, Strömung, Wind dazukommen, die sich positiv oder negativ auswirken können.

500 Liter Diesel wären dann also nicht abwegig, sondern eher knapp bemessen. Wenn man 500km fährt. Wenn weniger, dann eben weniger.

Die Frage wäre, wo man in einem Schlauchboot 300 bis 500 Liter Diesel unterbringt, ohne dass einem der Tank durch den Boden reißt. Und warum man das angeblich auf Bildern nicht sieht.

Kann ich aber letztlich nicht beantworten. Sollen sich Leute Gedanken drüber machen, die sich mit sowas auskennen.