Ansichten eines Informatikers

Liebe Feuerwehr

Hadmut
24.5.2018 0:31

Ihr habt einfach den Zeitgeist nicht erfasst, Ihr seid einfach nicht progressiv.

Neulich hat die Feuerwehr vor dem Rathaus demonstriert, manche Feuerwehren mussten schließen, weil Fahrzeuge und Ausstattung marode sind, Brandschutz eigentlich nicht mehr so interessiert, man sie auf Straßen und Autobahnen auch nicht mehr durch lässt, und die Feuerwehr dann, wenn sie ankommt, inzwischen auch verprügelt wird.

Die BZ schreibt aktuell über das Klagelied eines Feuerwehrmannes:

„Es geht nicht um mehr Geld für den Einzelnen, sondern um das systematische Kaputtsparen“, sagt er. „Das geht zu Lasten der Sicherheit der Bevölkerung. Berlin brennt nicht nur, Berlin steht ständig vor der Explosion. Bisher hatten wir nur Glück.“

Vor der Wende hatte der Westteil Berlins mehr Feuerwehrleute als die Hauptstadt heute insgesamt! Seither hat sich die Zahl der Lösch- und Rettungsdiensteinsätze auf 454.143 (2016) fast verdoppelt. Doch die Zahl der Einsatzkräfte sank kontinuierlich. Von 3257 im Jahr 1997 auf 2813. Im gehobenen Dienst allerdings wurde kräftig aufgestockt. Plus 44 Prozent! „Bald sind wir mehr Häuptlinge als Indianer.“

Jeden Tag hält die Feuerwehr mit durchschnittlich 100 Beamten weniger als im internen Soll festgeschrieben (etwa 600 Beamte) den Betrieb aufrecht. Das belegen interne Protokolle. „Wir haben permanent Ausnahmezustand“, sagt Martin Braun. Die Wachen, denen weniger Leute fehlen, müssen dann Personal an die Wachen mit höherem Krankenstand abgeben.

„Die werden dann durch die ganze Stadt gekarrt, damit überhaupt eine komplette Rettungswagenbesatzung zusammenkommt. Dann fahren wir zu eingerissenen Fingernägeln.“ Denn die Behördenleitung habe angewiesen, zu jedem Notruf einen Rettungswagen zu schicken. „Falls nicht, drohen Disziplinarmaßnahmen.“ […]

„Dass ein Rettungswagen erst nach 30 oder 45 Minuten da ist, ist inzwischen die Regel. Es ist ein Armutszeugnis, dass nicht einmal mehr versucht wird, 100 Prozent zu erreichen.“ […]

Wegen des Personalmangels sollen jetzt auch Spezialkräfte nach dreitägiger Schulung Rettungswagen fahren. Gespart wird dafür an deren Spezialausrüstung. So wurden billige Einweganzüge für die ABC-Kräfte angeschafft. „Die hatten teilweise beim Auspacken schon Löcher und wenn sie nicht so schlimm kontaminiert waren, sollten sie gewaschen und wiederverwendet werden“, sagt Braun.

Ja, liebe Feuerwehrleute, da seid Ihr etwas naiv, da habt Ihr den Schuss nicht gehört, die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Brandlöschen und Männerspielzeug kaufen war gestern.

Wir sind jetzt gegendert. Gefrauenquotet. Eine feministische Gesellschaft.

Deshalb brauchen wir keine Feuerwehrleute, denn das sind ja bekanntlich Männergesellschaften, sondern Führungskräfte – hohes Gehalt, keine körperliche Arbeit, frauengeeignet. Und für Parteifreunde und Günstlinge. Die müssen versorgt werden, die will man nicht ins Feuer schicken. Ins Feuer schickt man nur Euch – manchmal, wenn noch ein Wagen frei ist.

Ihr habt die Prioritäten nicht erkannt.

Wir müssen Lesbenarchive finanzieren, Gender-Professuren, Gender-Klos, die Umbenennung von Straßennamen. Habt Ihr eine Vorstellung, wieviel das kostet, Universitäten umzubenennen oder Studentenwerke auf Studierendenwerke umzumünzen, weil die political correctness das fordert? Erfahrungsgemäß preislich sowas zwischen 3 und 10 neue Feuerwehrautos.

Und Lesbenarchive, die sind wirklich wichtig. Wir müssen ganz viele Frauenbeauftragte und Gleichstellungsoffizierinnen einstellen, müssen überall Frauenquoten durchsetzen, das kostet. Und da wollt Ihr rückständiger Männerverein noch mithalten?

Wie frauenfeindlich seid Ihr eigentlich? Ihr seid nicht bereit, einen eingerissenen Fingernagel als Notfall für Feuerwehr plus Drehleiter anzuerkennen? Wisst Ihr, was ein eingerissener Nagel für eine Frau bedeutet? Könnt Ihr ja nicht wissen, Ihr habt ja keine Frauen in den Löschtruppen. Habt Ihr überhaupt schon mobile Nagelstudios?

Und überhaupt:

Das ist jetzt politisch so akzeptiert und genehmigt, dass Ihr beim Eintreffen verprügelt werdet, eigentlich sind das ja sowieso No-Go-Areas. Was regt Ihr Euch da auf, dass Ihr nicht genug seid oder zu spät kommt? Ihr seid ohnehin unerwünscht.

Und dann kommt Ihr mit Menschenleben.

Menschenleben.

Schaut Ihr keine Nachrichten?

Menschenleben sind so wertlos wie Sparguthaben. Früher hatten wir Probleme mit der Alterspyramide, da war jeder junge Mensch noch wertvoll, den musste man noch retten. Heute haben wir den grenzenlosen Zuzug, unbegrenzte Menschenressourcen. Warum sollen wir noch teures Geld für die Rettung von Menschen ausgeben, wenn doch ständig von selbst mehr Menschen reinkommen, als wir unterbringen können? Warum teuer schützen, was von selbst in beliebiger Quantität nachwächst und angerannt kommt? Wenn Ersatz von selbst kommt?

Und was passiert, wenn Ihr einen rettet? Der verursacht noch Behandlungskosten, am Ende ist der noch arbeitsunfähig oder will Rente. Früher sagte man zur Armee: Keine Gefangenen, die fressen uns nur die Haare vom Kopf.

Ihr müsst das betriebswirtschaftlich sehen.

Abgeordneter hättet Ihr werden sollen. Arbeiten nur, wenn Ihr wollt, natürlich nicht nachts oder am Wochenende, viel Urlaub, viele Dienstreisen, dicke Diätenerhöhungen, und Schutzanzüge braucht man da gar nicht erst, denn wenn mal was platzt – ruft man die Feuerwehr.

Und wenn dann einfach mal so ein ganzes Haus oder Kiez runterbrennt – dann ist das auch kein Unglück, sondern bietet neuen Raum für politische Entscheidungen.

Und Feuer wird ohnehin überbewertet. Das gibt es auch gar nicht, das ist nur ein soziales Konstrukt, ein Diskurs derer, die Ängste vor dem Verlust von Privilegien und kapitalistischem Eigentum haben, also ein kapitalistisches Instrument zur Ausgrenzung von Menschen. In sozialistischen Ländern gibt es kein Feuer, ebensowenig wie Kriminalität. Wir sind poststrukturalistisch. Wir müssen Feuer dekonstruieren. Redet einfach nicht mehr davon. Und es ist auch ganz wichtig, dass ihr Euch von Schläuchen und Pumpen trennt, denn wer schon mit Schläuchen und Pumpen zum Einsatzort fährt, der hat Vorurteile, der kommt schon mit der Erwartungshaltung eines Brandes dahin und wird dann natürlich auch genau den Brand finden. Wir müssen diese Florianistischen Sichtweisen überwinden. Ihr müsst den gesellschaftlich anerzogenen Drang unterdrücken, Feuer löschen zu wollen, dann gibt es auch keines. Wir müssen schon in den Schulen und Kindergärten dazu erziehen, dass man Feuer nicht löschen will, und wenn die Gesellschaft so weit ist, das nicht mehr zu wollen, dann gibt es auch keinen Mangel an Feuerwehrleuten.

Offensichtlich ist, dass das Löschen von Feuer eine zutiefst sexistische Männerphantasie ist und mit dem Geschlechtssymbol der Wasserspritze Männlichkeitsphantasien kleiner Jungs beim Weitpinkeln mit steuerbezahlten Mitteln fortsetzt. Das politische Ziel, die männliche Gesellschaft zu überwinden, heißt deshalb, auch das männlichkeitsorientierte Löschen mit penissymbolisierenden Spritzen sofort aufzugeben. Erst wenn feministisch-emanzipatorische Formen gewalt- und phallusfreien Sitzlöschens entwickelt wurden, und die Dominanz des Löschenwollens dekonstruiert wurde, kann es zu einem gleichberechtigten Verhandeln zwischen Feuerwehr*In und Feuer kommen.

Außerdem spricht die Statistik gegen Euch. Es besteht ein klarer, unbestrittener und soziologisch belegter Zusammenhang zwischen der Zahl der Feuerwehrleute, die zu einem Brand fahren, und der Höhe des Schadens, der dabei entsteht. Damit ist soziologisch eindeutig belegt, dass nicht das Feuer, sondern die Feuerwehrleute den Schaden verursachen. Daher ist es nur folgerichtig und im Einklang mit progressiver feministischer Politik, wenn einfach weniger Feuerwehrleute zu Bränden fahren dürfen, dann ist auch der Schaden niedriger.

Dass die Feuerwehr Schaden anrichtet und überwunden werden muss, zeigt sich bereits an Eurem Gruppenfoto: Eine Versammlung weißer alter Männer. Euer Gejammer beruht nur auf den Ängsten vor Privilegienverlust, weil Ihr so gerne mit Blaulicht und Tatütata fahrt und damit Hierarchien im Straßenverkehr verfestigt und Macht ausübt. Euer Auftreten verletzt damit Personen anderer Kulturräume, die sich an Kolonialisierung erinnert fühlen. Und Menschen, die aus trockenen Ländern mit bitterer Wasserknappheit kommen, müssen verhöhnt und ausgegrenzt fühlen, wenn Ihr mit westlicher Arroganz demonstriert, dass wir hier das Wasser mit Schläuchen und Pumpen durch die Gegend spritzen oder gar vergeuden, indem wir es in brennende Häuser spritzen. Eine Demonstration westlich-weißer Überlegenheit.

Deshalb brauchen wir Safe Spaces, die vor dem Zugang von Feuerwehrmännern sicher sind.

Feuerwehren jetzt dekonstruieren!