Ansichten eines Informatikers

Telefonbeleidigung

Hadmut
9.5.2018 19:21

Eben rief mich einer an.

Stille. Er wusste erst einmal nicht, was er sagen will oder soll. Oder ob er überhaupt will oder soll.

Nachdem ich gefragt und nachgebohrt habe, was der Zweck seines Anrufes sei, äußerte er eine – kaum näher greifbare – irgendwie geartete Unzufriedenheit mit einem meiner Blogartikel und dass Zweck seines Anrufes sei, mich „dafür zu beleidigen”.

Leute: Ich hab nicht die Zeit, mir das Gestammel und das Verirren in eigenen Sätzen und das weiß ja auch nicht, und was wäre wenn und wenn jeder … anzuhören. Ich musste dann auch abbrechen, weil ich die 19:00-Nachrichten sehen wollte. Zum Beleidigen hat er es nicht geschafft.

Deshalb die dringende Bitte:

Wer mich beleidigen will und nicht über die Eloquenz verfügt, so etwas ad hoc und in Echtzeit zu artikulieren, soll sich doch bitte vorher hinsetzen, ein Blatt Papier nehmen und sich aufschreiben, was er sagen will, damit er dann auch zur Sache kommen kann. Ich habe nicht ewig Zeit, da noch lange zu warten oder den Leuten noch Formulierungsvorschläge zu unterbreiten.

Manche Beleidigung wird wirklich wirksamer, wenn sie laut vorgetragen wird. Aber es wird einfach nicht beleidigend, sondern nur nervend, wenn man nicht weiß, was man sagen will, und dann versucht, ins Telefon zu brüll-stammeln.

Und wenn sich jemand, den ich überhaupt nicht kenne, darüber beschweren will, dass ihm ein Artikel nicht gefällt, dann soll er mir auch erklären können, was er von mir erwartet und wie ich das nach seinem Geschmack schreiben können sollte, wenn ich ihn ja nicht kenne.

Bekanntlich bin ich auch jemand, der so einen gewissen Wert auf ein bisschen Stringenz und Nachvollziehbarkeit legt. Man kann nicht sagen, dass man anrufe, um mich mit dem Ziel zu beleidigen, dass ich meine Artikel anders schreibe, und auf Rückfrage als Motivation angeben, dass man sein Weltbild ändern wolle. Denn sowas zielt ja auf mein Weltbild ab, und das Unterfangen, mein Weltbild durch Beleidigung zugunsten meiner Gegner zu verändern, ist, mit Verlaub, zum Scheitern verurteilt.

Auch die Drohung, über mich so zu schreiben, wie ich über andere schreibe (wozu ich erst mal das tun und werden müsste, was die getan und geworden sind, über die ich schreibe), beeindruckt mich überhaupt nicht. Ich beanspruche das allgemeine Recht auf Meinungs-, Presse- und Wissenschaftsfreiheit. Das sind Grundrechte und stehen jedem zu. Oder wie ich es früher, als ich noch Kommentare freigeschaltet habe, immer gesagt habe: Mein Blog, meine Meinung – Dein Blog, Deine Meinung. Macht ein Blog auf und schreibt’s rein. Ob’s jemand liest, wäre eine andere Frage. Aber wer mündlich nicht über zielloses Gestammel hinauskommt, sollte es wirklich erst einmal mit Schreiben versuchen.

Oder üben. Ich weiß nicht, ob es hilft, jeden Tag 20 Zufallstelefonnummern anzurufen und Beleidigung zu üben. Käme auf einen Versuch an.

Der sprachlich-intellektuelle Verfall wird immer deutlicher. Wir konnten das damals.