Ansichten eines Informatikers

Ich fühle mich gerade so unverstanden…

Hadmut
21.4.2018 14:15

Eine Leserin schreibt mir:

Hallo, Hadmut

ich habe heute mit jemandem über das gesprochen, was du kritisiertest – den Wunsch nach auferzwungenem Meinungspluralismus a la Barley.

Dabei habe ich die Erfahrung machen müssen, dass das Problem dahinter gar nicht verstanden wurde, bis ich versuchte, es auf das “normale Leben” offline herunterzubrechen. Als ich sagte “na ja, wenn du deine Frauenzeitschrift kaufst, musst du dann halt auch noch den Playboy, die Welt und die TAZ kaufen”, kam ein “oh…”

Das erlebe ich öfter – die Menschen verstehen gar nicht mehr, was du schreibst. Deine langen Ausführungen überfordern sie, die Fremdwörter sind unbekannt, die Sätze sind zu lang usw. Eine traurige Entwicklung.

Vielleicht sollte ich auch auf Videokommentare umsteigen, vielleicht mit Tonspur für die, die das wollen, und für die anderen einfach die Gestik und Mimik, die sagt, das ist gut und jenes ist schlecht. Bei Politiker X dann immer das Gesicht verziehen und ein „Uuuuuh” im Hintergrund ertönen lassen.

Das Thema hatten wir aber neulich schon mal. Da ging es um die Briefe, die man von Soldaten aus dem ersten Weltkrieg gesammelt hatte. Auch wenn die nur einfache Berufe hatten, konnten die alle wunderbar mit der Hand schreiben und ordentlich formulieren. Ein anderer Leser schrieb mir dazu mal, dass die Analphabetenquote im Kaiserreich um 1900 praktisch gleich Null war, die Zahlen allerdings mit heute nicht vergleichbar sei, weil man den Begriff damals nicht näher definiert hatte und man nicht mehr als Analphabet galt, wenn man nur seinen Namen schreiben kann.

Sagen wir es mal so: Ich habe gerade von einer Angelegenheit Kenntnis erlangt, in der eine erwachsene Frau nicht mal ihren Namen schreiben konnte, über ein mühsames symbolisches Gekrakel, das Schrift entfernt nachahmen soll, nicht hinauskam. Insofern kommen wir dann vielleicht doch noch zu vergleichbaren Zahlen.