Ansichten eines Informatikers

Kennt Ihr Fritzing?

Hadmut
11.4.2018 21:52

Ein Beispiel politisch-frauenförderlichen SPD-Versagens.

Es gibt ein famoses Programm für Linux, Mac, Windows, es heißt Fritzing.

Fritzing ist ein Programm für elektronische Mini-Projekte, kleine Bastelschaltungen. Man kann damit gleichzeitig einen Schaltplan, die Schaltung auf einem Steckbrett und ein einfaches Layout einer kleinen Platine erstellen, die man sogar online bestellen kann.

Und es ist einfach genial für all die kleinen Experimentier-, Test- oder sonstigen kleinen Schaltungen, die eben auf ein oder zwei Steckbretter oder die typischen Lochrasterplatinen passen. Und es stellt das alles so schön und wunderbar dar, dass man damit auch Schaltungen wunderbar auf Webseiten darstellen kann. Das macht so richtig Spaß. Und es ist leicht zu erlernen, und wegen seiner schönen graphischen, manchmal fast fotorealistischen Darstellung auch für Anfänger oder Kinder geeignet.

Ich habe meine ersten Schritte in Elektronik damals mit den Philips-Elektronikbaukästen gemacht, EE2003 und irgendeinen Ergänzungsbaukasten, mit Federkontakten auf einem großen blauen Schaltbrett, auf das man A4-große gelochte Schaltpläne auf Papier legen konnte, um die Schaltungen zu vereinfachen, die man direkt über dem Schaltplan gebaut hat, indem man Bauelemente in die Klemmfedern drückte. Vorne eine Konsole mit Schaltern, Potentionmeter, Drehkondensator. Ach, war das eine schöne Zeit. So richtig experimentieren. An einer 4,5 Volt Flachbatterie, ich hatte noch so ein kleines Drehspulmultimeter (technischer Stand der damaligen Zeit, da waren die noch elektromechanisch aufgebaut), und da hat man sich dann eben so durch die Bauteile und die Schaltvorschläge gearbeitet. Damals noch alles analog. (TTL- und CMOS-Bausteine habe ich erst später benutzt, vorher aber die die Bücher und die Typenlisten mit Wonne verschlungen.) Man hat verstanden, wie ein Transistor funktioniert und wie man eine Transistorschaltung berechnet, und dann eben solche Sachen wie Verstärker oder Radios gebaut. Ich habe die Bücher sogar noch. Ich habe da so richtig viel gelernt.

Stinksauer war ich allerdings auch mal.

Ich habe lange Zeit jedes einzelne Bauteil wie einen Augapfel gehütet, weil ich dachte, die wären sehr wertvoll und so nur in diesem Baukasten zu bekommen. Sorgsamst habe ich nach jedem Experiment alle Bauteile wieder einsortiert, und wenn doch mal ein Draht verbogen war, ihn sorgfältig wieder geglättet. Selbst Kohlewiderstände, so dachte ich, müssen sehr wertvoll sein, weil die da einzeln abgezählt dabei waren. Einer von diesem Wert, zweie von jenem. Ein Kondensator von einem Wert, einer von einem anderen. Und dann passierte es: Irgendwann war ein Elektrolytkondensator so abgenutzt, dass ein Draht abbrach. 125μF, auch noch der wichtigste. Wenn der fehlt, geht fast nichts mehr.

Glücklicherweise habe ich damals einen Elektronikladen entdeckt. Zwei sogar. Dahms in Mannheim am Paradeplatz und kurz darauf einen in Worms am Bahnhof, dessen Namen ich nicht mehr weiß. Ich bin da also mit dem kaputten Kondensator zu Dahms hin und fragte, weil die auch diese ob man das irgendwie wieder hinkriegen oder bei Philips nachbestellen könnte. Die grinsten sich eins, machten hinter sich in einer Wand voller kleiner Kleinteilschublädchen eine auf, holten einen Raus und sagten, der koste 30 Pfennig. Da war ich baff. So lange hatte ich die Dinger mit so viel Hingabe gepflegt und dann erfuhr ich, dass die so billig waren. Nach Widerständen habe ich mich erkundigt, die waren mir auch zu knapp. 70 Pfennig sollten die kosten. Ich fand auch das noch recht günstig und schöpfte Hoffnung, vom Taschengeld meine Experimentalbestände auffüllen zu können, wunderte mich aber, dass Widerstände teurer als Kondensatoren sind, um zu meiner Bestürzung zu erfahren, dass sich die 70 Pfennig auf ein Tütchen mit 10 Stück bezogen. 7 Pfennig, und ich hatte die mit so großer Sorge gehütet.

Jedenfalls war die Preislage eine Offenbarung, die mich dann zu weiteren Experimenten anspornte, und jetzt auch dazu, Schaltungen dauerhaft zu verlöten. Ich bin drauf gekommen, dass man Bauteile nicht immer wieder verwendet, sondern dauerhaft verlötet. Ich habe mir damals einen Ersa-Lötkolben (mit Ersadur-Spitze) gekauft, den ich heute noch besitze und mein zweitältestes Werkzeug ist. Noch älter ist nur eine Wilkinson-Schere, die ich zum Wechsel aufs Gymnasium bekommen und heute noch in der Schreibtischschublade und fast täglichem Gebrauch habe. (Das einzige, was ich noch länger besitze, sind ein Impfpass und meine ersten Asterix-Hefte.)

Heute ist das alles ziemlich anders.

Analog-Schaltungen kommen kaum noch vor, man bastelt eher digital. Arduino oder ESP rein, die gibt’s aus China für 1 bzw. 4 Euro. Steckbretter, Lochrasterplatinen, oder auch selbstentworfene Platinen, die man für kleines Geld in Profiqualität herstellen kann. Ich habe mich damals lange an der Platinenherstellung versucht, verschiedene Techniken ausprobiert, aber nie wirklich gute Platinen hinbekommen, jedenfalls nicht reproduzierbar. Mal belichtet. Mal geklebt. Kontaktstellen mit Letra-Set zum Aufrubbeln, und Leiterbahnen mit 0.75mm-breitem Minikreppband abgeklebt und das dann ins Ätzbad aus Eisen-III-Chlorid. Ist mir mal runtergefallen und der Fleck ging nie wieder aus dem Teppich raus.

Zu meiner Zeit war Elektronik (analog) ein Brüller. Dann war sie als Hobby mal aus der Mode. Und inzwischen ist sie wieder beliebt, seit es den ganzen Mikrocontroller-Kram und unzählige Sensoren und Aktoren, Anzeigen und Sender und weiß der Kuckuck was nicht alles billigst aus China und unzählige Anleitungen im Internet gibt. Das macht wieder richtig Spaß, und es hat sich rund um Steckbretter, Steckkabel, Arduinos und das ganze Drumherum ein großes Ökosystem entwickelt. Arduinos wurden erst belächelt, haben sich aber durchgesetzt, und die Nachfolger ESP8266 und ESP32 sind richtig leistungsfähig und haben WLAN schon mit drin. Das macht einen Riesen-Spaß.

Und einen wesentlichen Anteil daran hat Fritzing. Man kann damit schnell und einfach Schaltungen entwerfen, umsetzen, dokumentieren, publizieren. Wunderbar. Manche Hersteller pflegen sogar eigene Bauteilbibliotheken.

Aber ach.

Unter Ubuntu 16.04 war noch Fritzing 0.9.2b dabei, die lief gut. Man merkte aber, dass die Bibliotheken nicht mehr so aktuell sind und einige Verbesserungen notwendig wären.

Bei Ubuntu 17.10 war Fritzing 0.9.3b dabei, und die hat eine Macke, findet ihre Bibliotheken nicht, da stimmt was mit den Pfaden nicht. Aber keiner behebt den Bug.

Warum?

Das Projekt ist verweist, anscheinend tot.

Schaut man auf eine Erklärung dazu, dann findet man:

In the years 2007 – 2010 the development of Fritzing has mainly been funded by the Ministry of Science, Research and Culture in the state of Brandenburg, Germany. From then on, Fritzing needs to rely on its community of users and supporters to keep up the developing work necessary to support their growing user-ship. Since Fritzing has become more and more important in teaching electronics at various schools and universities throughout Europe, we would be very grateful to be able to continue the development work on Fritzing to support this urgent need for education.

Das Projekt wurde also von 2007 bis 2010 öffentlich gefördert, und es ist eines der ganz wenigen duetschen Förderprojekte, bei denen überhaupt irgendetwas herauskam, und überhaupt irgendetwas gemacht wurde, hier aber ein richtig nützliches und gutes Tool, das auch noch international von erheblicher Bedeutung war. Entwickelt an der FH Potsdam.

Richtig gut.

Und dann wurde es 2010 abgewürgt. Es fand sich noch ein Freundeskreis, der das ehrenamtlich weiterentwickeln wollte, da wurde aber wohl nicht mehr viel draus.

Warum wurde dieses Projekt abgesägt?

Schauen wir mal, wer da dieses brandenburgische Forschungsministerium leitete. Das war von 2004 bis Ende 2009 das „Kabinett Platzek II”, eine Koalition aus SPD und CDU, und Forschungsministerin war Johanna Wanka, CDU.

Ab 2010 gab es aber das „Kabinett Platzek III”, eine Koalition aus SPD und Linke, und da war dann bis 2011 Martina Münch (SPD) und dann Sabine Kunst (auf der Kabinettswikipedia-Seite steht, sie sei parteilos, auf ihrer Wikiseite steht, sie sei SPD-Politikerin, zweifellos weit links) Ministerin. Und die haben das offenbar abgesägt. Inzwischen ist sie Präsidentin der Humboldt-Universität. Da reden die immer von Freiheit von Forschung und Lehre, dabei stekct die SPD da genauso drin wie in der Presse.

Nun sagt die SPD, man wolle Mädchen an Computer und Elektronik heranführen.

Alles, was sie zustandebringen, ist aber die alberne Strickliesel Gesche Joost, die auf Calliope macht, damit aber nur das gewerbliche Projekt ihres Lebenspartners fördert und begeldschaufelt und dafür selbst „ehrenamtlich” viel kassiert

Doppelte Frauenförderung: Joost macht sich wichtig und schaufelt das Geld rein, und kleine Mädchen bekommen ein nutzloses und albernes Computer-Sternchen, quasi das Computer-Analogon zur Barbie-Puppe. Und die SPD jubelt.

Hätte man stattdessen etwas vernünftiger auf Kinder abgezielt, die eine Kleinigkeit älter sind und schon Physik- oder Informatik in Grundzügen lernen, und die gleich per Fritzing auf praktisch einsetzbare und real verwendete Industrieprodukte gesetzt, die obendrein viel mächtiger sind und viel mehr Spaß bringen, weil die wirklich was können, hätte das viel gebracht. Mit Calliope kann man Herzchen auf LEDs anzeigen. Mit Arduino und ESP kann man Wetterstationen, 3D-Drucker, Anzeigetafeln, Internet-of-Things und unzählige andere Sachen bauen.

Aber: Fritzing und Arduino sind Männerkram, an denen ist nichts niedlich oder herzig. Und sie haben keinen Frauennamen und wohl keine SPD-Tussi stopft sich die Taschen voll.

Also legt man das Projekt, das wirklich was bringt und nützlich ist, und sehr viel zur Bildung von Jugendlichen beiträgt, lahm, und fördert stattdessen ein dämliches nutzloses Sackgassenprojekt, das nicht mehr als ein bisschen blinken, piepen und ein paar Spieleffekte kann und auf Grundschüler abzielt, aber einen Frauennamen trägt und von einer Frau bekannt gemacht wurde. (Und nebenbei beim BBC-Computerchen abgekupfert ist.) Das überaus nützliche und nutzbare Fritzig stirbt ab, die praktisch nutzlose und nur als Kinderspielzeug taugende (aber mangels geeigneter Lehrkräfte und Computer nicht nutzbare) Calliope wird angepriesen.

So macht man systematisch Forschung, Fortschritt, Ausbildung kaputt und ersetzt sie durch nutzlosen Frauenkult.

SPD eben.

Wer wählt sowas?