Ansichten eines Informatikers

Politarithmetik: 3+1=0

Hadmut
7.4.2018 15:38

Scheitern, Dein Name ist Berlin.

Es gab eine Zeit, da hatte Berlin gleich drei (!) funktionierende Flughäfen: Tegel, Tempelhof und Schönefeld.

Welche Stadt auf der Welt hat schon drei Flughäfen, einen davon mitten in der Stadt direkt an der U-Bahn, einen noch halbwegs in der Stadt, mit Busverbindung, und einen noch halbwegs nah dran?

Alle drei sollten durch den schönen neuen BER ersetzt werden, und man beschloss, alle drei zu schließen. Aus Tempelhof hat man eine Skatestrecke und Flüchtlingsunterkunft gemacht, Polizei und irgendwelche Behörden sind auch drin. Und für die anderen beiden gab es schon Pläne und politische Zusagen für die Schließung. Tegel vergammelt, die Toiletten sind schon hinüber, weil seit Jahren nicht mehr repariert. Wozu noch, dachte man sich, der hätte ja 2011 schon abgeschaltet werden sollen. (Es gibt dort Toiletten, die sind so eng, dass man sich breitbeinig über die Kloschüssel stellen muss, um die Tür überhaupt hinter sich zuzukriegen. Viele gehen dann lieber im Flugzeug, da ist mehr Platz im Klo.)

Den neuen Flughafen, BER, wird bekanntlich nicht fertig, ist ein Milliardengrab, und viele empfehlen den Abriss.

Die Berliner sind pragmatisch und trauen dem BER nicht, selbst wenn er irgendwann mal öffnet, und wollten Tegel und Schönefeld vorsorglich offenhalten. Auch weil der neue zu klein ist. Die Berliner Politik will das nicht und irgendwelche Betriebsgenehmigungen laufen auch ab.

Und jetzt warnt einer:

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat seine Forderung nach einem Weiterbetrieb des Flughafens Tegel bekräftigt. „Wenn nichts passiert, läuft Berlin Gefahr, Ende 2019 gar keinen Flughafen mehr zu haben“, sagte Scheuer der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Samstag).

Die Landesregierungen in Berlin und Brandenburg sollten die Offenhaltung Tegels nicht vorschnell ausschließen. Dort sei „die beinharte Realität“ noch nicht „so richtig“ angekommen.

Heißt:

Berlin hat die einzige Regierung der Welt, die es schafft, zu drei zwar schlechten (Tempelhof eigentlich schön, historisch und Flieger-Gründerstil, aber sehr altmodisch, gut für die damaligen Ju-52-Rundflüge passend, Tegel funktionierend aber hoffnungslos überfüllter 70er-Jahre-Muff, Schönefeld wie eine provisorische Lagerhalle), aber alle funktionierenden Flughäfen noch einen dazuzubauen und am Ende dann gar keinen Flughafen mehr zu haben.

Irgendwie wollten die das München nachmachen. In München gab es früher auch verteilt kleine Flughäfen, im Osten und Westen, die man alle dicht gemacht und durch einen neuen großen Flughafen ersetzt hat (auf einem ehemaligen Flughafen haben sie ein Einkaufszentrum gebaut, in dem mittendrin noch der alte Tower steht), und das hat einwandfrei funktioniert, da hat alles geklappt. Sogar der Umzug in einem Tag (war das nicht über Nacht?). Die haben damals einfach mal alle Straßen abgesperrt und ihren gesamten Kram in einem Rutsch rübergefahren und am nächsten Tag am anderen Flughafen einfach weitergemacht, fast als wäre nichts gewesen.

Und in Berlin funktioniert einfach gar nichts mehr.