Ansichten eines Informatikers

Je suis Charlie war einmal…

Hadmut
25.3.2018 16:28

Wie sich der Zeitgeist um 180° dreht.

Könnt Ihr Euch noch an den Streit um die Mohammed-Karikaturen in Dänemark erinnern? Ist auch schon wieder über 10 Jahre her, sollte man gar nicht glauben. Damals stellten sich alle auf die Seite der Karikaturisten. Manches sei zwar widerlich, aber das sei Meinungs- und Pressefreiheit. Das müsse man aushalten.

Könnt Ihr Euch noch an den Anschlag auf Charlie Hebdo erinnern? Auch schon wieder 3 Jahre hier. Damals stellten sich alle auf die Seite der Karikaturisten. Manches sei zwar widerlich, aber das sei Meinungs- und Pressefreiheit. Das müsse man aushalten.

Und heute?

Ist davon nichts mehr übrig.

Ich habe gerade in einem Blog-Artikel über Zensur die „vulgäre Analyse” erwähnt. Ich habe davon nur ein, zwei Videos gesehen, damals in Zusammenhang mit den Lösch-Aktionen der ARD und dem Gebaren des MDR. Ich kann nichts darüber sagen, wie der sonst so war. Aber ja, die Darstellungsweise war widerlich und abstoßend, aber ebenso ja, es waren valide Punkte darin, die unter Meinungsfreiheit fallen, weshalb man das nicht völlig als Schmähung einstufen kann. Mag er noch so widerlich erscheinen, einen ernstlich qualitativen Unterschied habe ich jedenfalls bei den Videos gegenüber den dänischen und französischen Karikaturen nicht gesehen. Wenn man die unterschiedlich bewerten wollte, müsste man schon einen Grund angeben, denn mir erschloss sich kein Unterschied, der eine völlig unterschiedliche Bewertung tragen würde.

Eben auf Twitter blökt einer, der sich selbst als Troll bezeichnet, dazu:

Und kommt mir jetzt nicht wieder mit „auf Troll reingefallen”, ich habe mittlerweile den Eindruck, dass es eine Menge Leute gibt, die sich vordergründig als Troll tarnen, aber als eine Art Markierer unterwegs sind. Wer anderen sagt, sie seien auf einen Troll reingefallen, ist vielleicht gerade selbst auf den reingefallen, der vorgibt, ein Troll zu sein. Es scheint inzwischen eine Art Markierung aus dem linksextremen Lager zu sein.

Die Frage ist aber:

Wie konnte das passieren, dass man noch vor nicht langer Zeit Solidarität mit dänischen und französischen Karikaturisten erklärte, obwohl die inhaltlich nicht gut und in der Regel überhaupt nicht witzig waren, weil man die Kritik für heilig hielt, und heute auf alles schießt, was man als „islamophob” einstuft?

Woher kommt diese 180°-Drehung der öffentlichen Meinung?

Oder anders gefragt: Wieviel war das Geschwätz all derer, die sich mit „Je suis Charlie” wichtig machen wollten, eigentlich wert?