Ansichten eines Informatikers

Drei schlechte Fernsehinterviews

Hadmut
18.1.2018 23:20

Zum Stand der Medienqualität.

Ich habe gerade innerhalb von nur 24 Stunden Hinweise auf drei Fernsehinterviews von erstaunlich schlechter Qualität erhalten, die allesamt nach dem Schema linksfeministische Feministin versucht Interviewgast, den sie rechts verorten, an den Karren zu fahren. Es zeigt sehr deutlich, wo die Medien inzwischen angekommen sind.

Das erste – halbstündige – Interview stammt vom Sender Channel 4, soweit ersichtlich ein britischer Sender, zwischen der Moderatorin und Feministin Cathy Newman und Jordan Peterson, einem kanadischen Professor für Psychologie und bekanntem Gender-Kritiker.

Mir fällt es da sehr penetrant auf, dass sie ihm nicht nur immer wieder ins Wort fällt, sondern auch ständig versucht, ihm Aussagen in den Mund zu legen, die er nicht gesagt hat, und etwas zu unterstellen, was nicht stimmt. Sie interviewt da nicht ihn, sondern hält einen Dialog mit ihrem imaginären Feindbild, also letztlich nur mit sich selbst. Er wehrt sich aber. So unterstellt sie etwa, dass er nur für Männer schreibe und nur Männer ihm zuhörten, was freilich nicht stimmt, aber nicht in ihr politisches Weltbild passt.

Ich finde den Interviewstil ganz schrecklich, und man muss sich dabei auch mal ihre verbissene Mimik anschauen. Sie ist weit überfordert damit, einen echten Menschen und nicht nur einen imaginären und ihrer Wunschvorstellung eines optimal-bösen Gegners zu interviewen.

Sie sagt, er würde wilde Pauschalisierungen betreiben, und er sagt, dass er klinischer Psychologe ist, das also erforscht. Sie zieht absurde Schlussfolgerungen (niedriger Frauenanteil in Vorständen, also würden Frauen dominiert..) Gender Pay Gap: Sie versucht ihn einfach niederzuschreien. Er sagt, dass es den Gender Pay Gap so nicht gibt, weil es viele andere Ursachen gäbe. Sie macht daraus die Behauptung, es spiele keine Rolle, ob Frauen repräsentiert seien. Und so weiter. Sie sagt, es kommt gar nicht darauf an, warum Frauen weniger Geld bekommen, das sei einfach kategorisch „not fair”. Und man merkt auch, dass sie überhaupt nicht inhaltlich, sondern nur in Phrasen, antrainierten Begriffen, und politischen „Gewissheiten” redet.

Sie versucht permanent, beide Seiten des Interviews zu spielen. Sie übergeht, was er sagt und kommt dann mit „Are you saying that…” und macht daraus geschlossene Fragen, die er nicht in seinem Sinne beantworten kann. Are you saying that gender equality is not desirable? Sagt er ja, ist er ein Frauenunterdrücker. Sagt er nein, müsste er sich vorhalten lassen, dagegen zu arbeiten. Der muss richtig kämpfen um darzustellen, dass die Frage falsch ist. Ein richtig dreckiger Interview-Stil.

Dazu wimmelt es in ihren Vorhaltungen vor Unlogiken und Denkfehlern. Beispielsweise fordert sie, dass Frauen das gleiche Gehalt bekommen müssten, wenn sie den gleichen Job machen. Wie gut sie ihn machen, kommt darin nicht vor.

Ein Gespräch ist da nicht möglich. Sie hört das und nur das, was sie hören will, egal ob er es gesagt hat. Vor allem – und da verfehlt sie ihren Job völlig – geht es ihr nicht darum, was er sagt und glaubt, sondern ihm einzunageln, was sie sagt und glaubt. Ein Interview, das sich um den Moderator dreht, ist verfehlt.

Und bei 23:00 kriegt er sie damit auch dran. Aber achtet auf die Mimik und die überhebliche Arroganz.

Das zweite Interview ist das von Sandra Maischberger mit dem österreichischen Kanzler Sebastian Kurz. Focus meint, sie habe sich blamiert. Der SPIEGEL fand’s gut. Offenbar haben sich aber eine ziemliche Menge von Leuten in den Social Media über Maischbergers unverschämten und herablassenden Ton beschwert, sie redet wie eine Lehrerin mit einem Schüler, fragt nach Privatleben aus, fällt ihm ins Wort, wirft ihm vor, dass er keinen Uni-Abschluss hat und ein Kanzler mit Studentenausweis sei. Ich zitiere mal aus Wikipedia:

Ihre Kindheit verbrachte Sandra Maischberger in Frascati bei Rom und in Garching bei München. Das Abitur legte sie im Werner-Heisenberg-Gymnasium ab. Nach dem Abschluss immatrikulierte sie sich an der Ludwig-Maximilians-Universität München für das Studium der Kommunikationswissenschaften, brach das Studium aber nach drei Tagen ab[2] und startete direkt ins Berufsleben.

3 Tage. Und die nimmt sich die Frechheit heraus, dem Regierungschef eines Landes vorzuwerfen, dass er sein Studium nicht abgeschlossen hat. Als ob unserer Studienabschlüsse noch irgendetwas wert wären.

Er tritt sehr höflich, sachlich, umgänglich auf, sie schneidet ihm das Wort ab, fällt ihm in den Satz. Es ist nicht so schlimm, wie in dem Fall der englischen Moderatorin, aber ich – und offenbar viele Zuschauer – empfanden es als unangenehm, störend, unangebracht.

Das dritte Interview ist das mit Dunja Hayali:

Die versucht’s mit political correctness und Immigrationsgewissheiten, fällt ihm auch, aber selten ins Wort, und prallt einfach an ihm ab, schlicht und ergreifend weil sie nicht vorbereitet ist und er durch Zahlenangaben widerlegen kann, was sie sagt. In diesem Fall würde ich Umgangsformen und Umgangston nicht kritisieren, das ist in Ordnung. Das Problem ist hier inhaltlich, sie ist nicht vorbereitet, hat keine Ahnung vom Interviewpartner und dessen Hintergrund, und versucht, mit dem politisch korrekten Standardgerede, das sie immer äußert, auch hier wieder durchzukommen. Auch hier wieder ähnlich wie im ersten Interview: Es geht gar nicht um den Interviewpartner. Es geht um die Konstellation, dass die Moderatorin wechselnden Komparsen ihre immer gleiche Meinung immer neu erzählen will, sich also kontinuierlich selbst interviewt. Einen 31-Jährigen auf seine Jugend anzusprechen halte ich dann aber doch für eine Unverschämtheit, aber das war nur ein kleiner Randaspekt. Hier halte ich das für ein rein inhaltliches Problem.

Worauf ich aber hinaus will:

Das entspricht alles nicht meinen Qualitätsvorstellungen von (zwangsbezahltem) Fernsehen. (Gut, die Briten sind wohl ein Privatsender.)

Es zeigt meines Erachtens sehr deutlich, dass die moderne und feministische Ausrichtung der Medien zu einem Qualitätsverlust führt. Denn in allen drei Fällen ist die Ursache – wenn auch auf drei ganz unterschiedliche Arten – eine feministische Arroganz, ein herablassendes Auftreten, das Angreifen eines Feindbildes statt Interviewen eines Gastes, und schlichte Unfähigkeit, im ersten Fall logisch zu denken und sich zu benehmen, im zweiten Fall den Gesprächspartner als Menschen und nicht als Kind zu sehen und sich zu benehmen, und im dritten Fall sich auf die Aufgabe vorzubereiten und mehr zu wissen, als das übliche Standardgeplapper.