Ansichten eines Informatikers

Seltsame Geldbeutel

Hadmut
13.12.2017 13:25

Komischer Effekt bei Amazon.

Ich mag keine Ledergeldbeutel.

Ich bevorzuge Textilgeldbeutel aus diesem schwarzen, eigentlich billigen, Synthetikmaterial. Dummerweise entsprechen die meisten meinen Vorstellungen von Aufteilung und Haltbarkeit nicht.

Vor vielen Jahren, es müssen so 20 oder 25 Jahre gewesen sein, kaufte ich mal – damals bei Metro – den für mich perfekten Geldbeutel. An dem hat wirklich alles gestimmt, der war einfach wie für mich gemacht. Billig obendrein. Hatte so um die 3,50 DM oder sowas gekostet. Ich hatte es aber verpennt, mich zu bevorraten, weil es die schon bald danach nicht mehr gab.

Anfang dieses Jahrtausends war ich mit Freunden in einem Freizeitpark und fand dort zufällig – deutlich teurer 14,95 DM – das gleiche Modell, geringfügig schlechtere Materialqualität, im Souvenirshop mit aufgenähtem Logo des Freizeitparks. Auf Reserve einen gekauft.

Mein erstgenannter Geldbeutel war irgendwann, so gut er auch gewesen ist, einfach durchgescheuert, Reißverschluss kaputt und so. Deshalb schrieb ich in der Frühphase meines Blogs 2007 einen Nachruf auf meinen armen, alten, toten Geldbeutel.

Der Ersatzgeldbeutel aus dem Freizeitpark kam zum Einsatz.

Nun, fast genau 10 Jahre später (ich habe nicht darauf geachtet, war wirklich so), genauer gesagt 9 1/2, so im Sommer rum, war auch der zweite Geldbeutel einfach durch. Ich suchte und suchte, und fand nichts, außer dass die jetzt alle deutlich teurer sind und meist zwischen 10 und 30 Euro kosten. Entgegen meinem damaligen Blogartikel fand ich bei genauer Untersuchung der aufbewahrten Leiche meines ersten Geldbeutels doch einen Hinweis auf die Marke, die existierten noch, ich habe dort gefragt, aber sie konnten mit meiner Frage nichts mehr anfangen. Sie verwiesen mich auf ihre aktuelle Kollektion, scheußlicher Modekrampf. Denn offenbar hatten die den Geldbeutel nicht designt, sondern – wie auch der Freizeitpark – die einfach bei irgendeinem Geschenkartikelhersteller in Fernost produzieren und ihren Namen dranschreiben lassen. Also suchte ich auch bei Geschenkartikelproduzenten, bei denen sowas ja dann meist wieder zwischen 1 und 5 Euro kostet, wild entschlossen mir dann so eine Mindestbestellmenge von 100 Stück oder so produzieren zu lassen, gleich mit Blog-Logo drauf, Hälfte für mich als Lebensvorrat, Hälfte zum Verschenken.

Aber nein, nichts gefunden. Nur Schrott. Einen teuren Markengeldbeutel eines Sportartikelherstellers habe ich, der ist wunderbar, gut verarbeitet, aber viel zu breit für die Hosentasche. Da passen so sämtliche Unterlagen für die Weltreise rein. Kostete viermal soviel wie der unten beschriebene, ist aber nicht alltagstauglich.

Aber da fand ich bei Amazon einen Geldbeutel, der meinem verblichenen gewissermaßen ähnlich sah, von der Einteilung deutlich einfacher, aber meiner Absicht näher kommend, für deutlich unter 10 Euro. Genaueres sag ich nicht, damit Ihr mir die nicht wegkauft. Aber wirklich preisgünstig im Vergleich mit anderen.

Erst mal einen bestellt und – *staun* – der ist prima. Das Geldfach ist zu klein, vor allem zu eng, man kann es nicht aufklappen, es ist nur ein enger Schlitz mit Reißverschluss, man kommt mit den Fingern kaum rein, was mir beim Bezahlen immer wieder Probleme bereitet, aber ansonsten der erste und einzige Geldbeutel nach meinem verblichenen, der meinen Vorstellungen entpricht. Und ordentliche Qualität. Gleich noch einen zweiten in Reserve bestellt.

Dann habe ich den getestet und – abgesehen vom zu engen Münzfach – als für mich passend empfunden. Weitgehend glücklich.

Aber, ach.

Die Sorge grämt mich.

Würde mir ein Ersatzgeldbeutel reichen? Nur einer in Reserve hat schon mal nicht gereicht. Wieder 25 Jahre? Haben wir bis dahin überhaupt noch Geld und Karten? Lebe ich überhaupt noch so lange?

Nein, der Beschluss stand fest. Die Kosten dieser preisgünstigen Geldbeutel standen in keinem Verhältnis zum Aufwand der Suche. Also wollte ich noch welche auf Vorrat bestellen. Scheiße. Ausverkauft. Nix mehr bei Amazon, und auch sonst nichts mehr zu finden. Bei der Marke dieses neuen Geldbeutels angefragt. Nein, da hätte ich Pech, ausverkauft, nichts mehr da, schon aus dem Programm genommen, käme nicht mehr nach. Auch die jetzt nur so bunten Modescheiß.

Ich: Und ärgern und ärgern und ärgern. Absehbar, dass ich spätestens in 20 Jahren wieder in Probleme laufe.

Auf der Amazon-Seite stand allerdings, dass die derzeit nicht auf Lager wären, dass man sich aber eine Mail schicken lassen könnte, wenn die wieder im Angebot sind. Zwar eigentlich unmöglich, die Firma sagte ja, dass es die nicht mehr gibt und alle weg sind, aber aus irgendeinem Grund habe ich mich da mal eingetragen.

Wochen später bekam ich eine Mail. Von Amazon. Seien jetzt wieder verfügbar.

Ich: Oh, schön, dreie bestellt. Kosten ja nicht viel. Fehlermeldung. Webseite von Amazon meint: Geht so nicht. Es sei doch nur noch einer da, die Bestellmenge sei angepasst worden.

Gut, dachte ich mir, vielleicht haben sie beim Saubermachen einen hinter dem Regal gefunden, immer noch besser als keiner, den nehme ich.

Aber er kam nicht.

Es kam eine Enschuldigungsmail von Amazon, dass man den versprochenen Liefertermin nicht einhalten könne.

Klar, dachte ich mir, wenn’s die Dinger nicht mehr gibt, wird’s schwer, Liefertermine einzuhalten.

Irgendwann kam wieder eine Mail. Seien jetzt wieder im Angebot.

Mmmh, dachte ich mir, kann ja wieder nicht klappen, wenn’s die Dinger ja nicht mehr gibt, aber ich will schon wissen, was passiert, wenn man sie bestellt. Wieder dasselbe: Fehlermeldung. Es sei nur einer lieferbar. Die Bestellmenge sei angepasst worden. Pfff.

Wochen später.

Ich bekomme eine Sendung von Amazon. Nicht ungewöhnlich, ich bestelle viel bei denen. Mache auf und staune: Ein solcher Geldbeutel. Originalverpackt. Kein Rückläufer. Wo zum Kuckuck haben die den jetzt her? Wo doch selbst der Hersteller/Vertreiber sagte, restlos alles weg, keiner mehr da. Aber gefreut, ich habe doch noch einen mehr in Reserve.

2 Wochen später.

Noch eine Sendung von Amazon. Nicht ungewöhnlich, ich bestelle viel bei denen. Mache auf und staune: Noch ein solcher Geldbeutel. Originalverpackt.

Äh…ja. Ich hatte die Bestellung ja nochmal abgeschickt. Aber woher kriegen sie alle paar Wochen so ein Ding, wenn’s die Dinger doch gar nicht mehr gibt?

Aber gefreut. Die Lebensvorräte sind aufgefüllt, vier Stück, einer in Gebrauch, drei zur Reserve, davon müssten bis ans Lebensende reichen. Das Problem, Geldbeutel zu finden, sollte ich nicht mehr haben, sofern nicht größere Änderungen bei dem anstehen, was wir mit uns herumschleppen.

Gerade eben bekam ich eine Mail. Von Amazon. Die Dinger seien jetzt wieder lieferbar. Aber nur einer.

Was zum Geier treiben die da?

(Ich hab ihn bestellt. Zur Reserve. Oder zum verschenken. Die Dinger sind gut, und in Berlin gibt es ja jetzt soviel Taschendiebe. Wollte ja ursprünglich schon drei nachbestellen. Mal sehen, was passiert.)