Ansichten eines Informatikers

Die ach so seriöse ETH Zürich

Hadmut
29.10.2017 16:05

Ich hatte doch neulich schon über die ETH Zürich geschrieben,

dass da eine Professorin auffiel, die ihre Doktoranden kaputt macht, und dass mir vor fast 20 Jahren schon aufgefallen ist, dass die ETH ein hochkorrupter, verlogener und inkompetenter Saftladen ist.

Ich habe mehrere Zuschriften bekommen, die ich aus Quellenschutz nicht veröffentlichen kann, weil sie die Urheber identifizieren könnten.

Es gab Bestätigungen, in denen mir Leute beipflichteten, und schrieben, sie seien so froh gewesen, als sie aus diesem Laden endlich draußen waren.

Und es gab einen (deutschen) Wissenschaftler, der mir ziemlich hartnäckig (aufdringlich) klarmachen wollte, dass ich da völlig falsch läge und so eine Aussage gar nicht treffen könnte. Er gab dabei zwar sogar zu, dass die von mir beschriebenen Zustände zutreffend seien, sowohl die aktuellen als auch das, was wir damals da passiert ist, aber er meinte, ich könne und dürfe das nicht werten und schreiben, weil ich ja gar nicht alle Professoren der ETH der letzten 20 Jahre kenne, und es da ja auch welche gegeben habe, die sich sehr nett um ihre Doktoranden gekümmert hätten.

Das ist ungefähr so, als dürfe man nicht schreiben, dass VW bei Abgasen geschwindelt habe, weil man nicht alle Fahrzeuge geprüft habe und es in den letzten 20 Jahren doch auch irgendwo Fahrzeuge ohne Softwareschwindel gab. Oder als dürfe man einen Autohersteller, bei dem ein Drittel der Autos nicht bremsen können, nicht kritisieren, weil man auch Autos mit funktionierender Bremse beobachtet habe und deshalb die Verallgemeinerung unzulässig sei.

Die Argumentationsfigur ist bekannt, schon oft schrieben mir Leute, ich dürfte und könnte Soziologen nicht kritisieren, es gäbe ja auch Soziologen, die was können. Sie würden sogar einen kennen. Noch besser, wenn man Philosophen kritisiert, die kommen dann immer mit Sokrates: Vor 2000 Jahren hatten sie mal einen, der was konnte, deshalb darf man die Inkompetenzaussage nicht treffen, weil unzulässige Verallgemeinerung. Man darf auch nicht sagen, dass Frauen kleiner als Männer sind, weil es irgendwo eine mit 2,17 Meter oder sowas gibt. Irgendeine, die schneller rennen kann. Oder eine, die Gewichtheben macht. Als ob es sich um mathematische Aussagen handelte, die durch einzelne Gegenbeispiele zu widerlegen wären, dabei aber außer Acht lässt, dass es mathematisch eben nicht nur „Für alle gilt”, sondern auch statistische Aussagen wie Durchschnitt, Streuung, Abweichung und so weiter gibt, die mit einzelnen Gegenbeispielen überhaupt nicht anzugreifen sind.

Die Taktik ist klar, und von Pseudo- und Geisteswissenschaftlern bekannt: Man gibt sich wissenschaftlich, indem man die Aussage nicht ablehnt, sondern an Bedinungen knüpft, die nicht erfüllbar sind. Wie soll ich mir alle ETH-Professoren der letzten 20 Jahre anschauen? Oder alle Frauen der Welt fragen, wie schnell sie rennen können?

In diesem speziellen Fall habe ich diesem Leser ziemlich deutlich schreiben müssen, dass er auch formalwissenschaftlich massiv irrt. Denn es geht nicht nach dem Mittelwert, und gute Professoren können die schlechten nicht ausgleichen. Es geht darum, welchen Mindeststandard ein Fach, eine Fakultät, eine Universität gewährleistet. Weil nur dann, wenn das gewährleistet, sichergestellt, systematisch herbeigeführt ist, lässt das eine Bewertung zu. Man kann nicht eine Fakultät als gut bewerten, nur weil da zufällig auch mal ein netter oder fähiger Mensch arbeitet. (Selbst wenn man auf so einen Mittelwert hinauswollte: 2 Gute und 50 korrupte Idioten macht…). Da es also um die Suche nach dem Minimum – und zur Vermeidung einzelner Ausreißer vielleicht drei Minimalexemplaren – geht, spielt das keine Rolle, ob es da auch welche gibt, die auf eigene Rechnung gut sind. Wenn man ein paar Luschen gefunden hat, dann ist damit eine obere Schranke für das Minimum gefunden, besser wird’s nicht, nur schlechter.

Außerdem musste ich ihm sagen, dass er – obwohl anscheinend selbst Professor – keinen adäquaten Gütemaßstab hat. Bloß weil ein Professor nett zu seinen Studenten ist, ist er vielleicht angenehm, aber nicht gut. Denn ein Professor hat nicht (nur) gut zu seinen Studenten zu sein, sondern an allgemein geltenden Standards zu arbeiten, beispielsweise Anforderungs- und Kriterienkatalogen. Hat eine Fakultät – wie die Informatiker der ETH Zürich – so etwas nicht, dann hat jeder Professor versagt, auch die netten.

Übrigens ist es auch kein Gütemerkmal, wenn ein Professor nett ist und man bei ihm leichter promovieren kann, weil das nur die Ungerechtigkeit für Studenten anderer Professoren steigert und bei dem, der Bescheid weiß, die Promotion entwertet.

Mag sein, dass es an der ETH „nette” Professoren gibt. Die „nett” zu Studenten sind. Oder zu Studentinnen. Wenn die alle miteinander nicht erklären könne, was die Promotionsanforderungen sind, dann sind die alle miteinander inkompetent. Und wenn sie es alle miteinander nicht erklären wollen, sind sie alle miteinander korrupt.

Die NZZ schreibt nun, dass die Hinweise der ETH auf den aktuellen Fall nicht etwa neu gewesen wären. Die ETH habe die Anzeichen schon seit Jahren ignoriert. Man hat das Verfahren längst eingeleitet, als es nicht mehr anders ging und die Sache an die Öffentlichkeit gelangt ist.

Bei der Professorin am nun aufgelösten Institut für Astronomie gab etwa jeder dritte Doktorand auf.
[…]
Dass es an der ETH immer wieder zu Konflikten kommt, zeigen auch die jüngeren Jahresberichte der derzeitigen Ombudspersonen Maryvonne Landolt und Wilfred F. van Gunsteren. 2016 beriet die Stelle 108 Personen, davon 42 Doktorierende. «Eine Lösung solcher Probleme ist schwierig, wenn der Doktorvater oder die Doktormutter ein grösseres Interesse an der eigenen Laufbahn als an der wissenschaftlichen Bildung des Doktorierenden zeigt», steht im Bericht.

Die Ombudsleute werfen auch die Frage auf, was zu tun sei, wenn Professoren «Mitarbeiter anschreien oder gröblich beleidigen». In «wenigen Fällen» sei das vorgekommen, sagt van Gunsteren. Er bestätigt auch einen Fall, in dem ein Doktorvater seine Zustimmung zur Einreichung einer Doktorarbeit mit Doktorats-fremden Bedingungen verknüpfte.

„Doktorats-fremde Bedingungen”. Früher sagte man dazu Schutzgeld oder Promotionscouch. Ging mir ja auch so, ich wurde auch angebrüllt und es wurde happig Geld bzw. geldwerte Leistung verlangt. Auf die Couch musste ich nicht.

Was mir dabei aber besonders auffällt, ist dieser Absatz:

Dass es zu einem solchen Fall kommen konnte, erstaunt Kenner der Hochschulen, wie etwa den langjährigen ETH-Präsidenten Olaf Kübler, nicht. «Professoren wie alle Forscher weltweit stehen unter einem riesigen Erfolgsdruck», sagt der emeritierte Professor, der von 1997 bis 2005 die ETH Zürich leitete. «Leider passiert es immer wieder, dass einige von ihnen ihre Doktoranden und Postdocs vor sich hertreiben wie Sklaven.» Diese müssten sehr viel arbeiten für einen kleinen Lohn und mit ungewissen Zukunftsaussichten. «Fehlbehandlungen sind zwar selten, passieren aber an der ETH wie an allen anderen Universitäten auf dieser Welt auch.»

Der war damals Rektor/Präsident der ETH, als da mein Fall passierte, und der war im Bilde und involviert, den der Ombudsmann hatte ja damals zwei Berichte geschrieben, einen internen, in dem die Sauerei dargestellt wurde, und einen nach außen, in dem es auf „alles gut, nichts zu beanstanden” hinauslief. Der hat das damals protegiert.

Und jetzt tut der so, als wäre er der erfahrene Aufpasser, der sowas als „Fehlbehandlungen” und „Sklavenarbeit” einstuft. Damals hat er es aber selbst protegiert und wider seine Pflichten unter den Teppich gekehrt.

Die haben damals systematisch gelogen und betrogen. Erst, weil die Uni Karlsruhe sie darum bat. Dann um ihren eigenen Professor Ueli Maurer zu schützen. Und sie wussten genau, dass sie lügen, denn sie hatten von vornherein erklärt, dass sie ihre Aussagen nicht in Deutschland und nicht vor Gericht treffen werden. Die wussten, dass sie sich strafbar machen und und hier auf Meineid vor Gericht eine Mindeststrafe von einem Jahr Gefängnis steht – und Schweizer wegen Fluchtgefahr direkt im Gericht verhaftet werden können.

Und jetzt tun sie so, als wären das bedauerliche Einzelfälle.