Ansichten eines Informatikers

Das politisch korrekte Märchen von der weiblichen Programmierung

Hadmut
9.8.2017 0:41

Von wegen „Digital Natives“: Wie die Digital-Naiven sich ihre Mythen bilden.

Im Zusammenhang mit der Google-Memo-Affäre kommt gerade wieder mal die Legende hoch, dass Informatik ja eigentlich ein Frauenthema und die Programmierung von Frauen erfunden wurde, Frauen darin viel besser und qualifizierter seien, und es nur an der Unterdrückung läge, dass die IT heute überwiegend männlich besetzt ist. Beispielsweise im Tagesspiegel.

Ich möchte an diesem Beispiel erläutern, wie sich heute die Ungebildeten und Leute, die da einfach historisch nicht wissen, was da gelaufen ist, eine Scheinwelt zusammendichten, und diese mit vermeintlich aussagefähigen Zahlen untermauern wollen (nennt man heute „Datenjournalismus“, ist aber meist nur leeres Gerede, weil man damit die qualitative Untersuchung weglässt und Korrelationen als Kausalitäten ausgibt).

Krieg

Was zur Informatik und zur Frauenquote fast nie erwähnt wird: Computer und Informatik (und auch das Internet) sind zeitlich und von der Motivation her Produkte des Krieges. Vor allem das Brechen der Enigma zunächst durch die elektromechanische Bombe – bedient von den weiblichen Wrens – gab einen wesentlichen Impuls, der zunächst zum Bau des Colossus – auch von Frauen bedient – führte, der auch dem Entschlüsseln diente, und später des ENIAC, der der Armee zu Ballistik-Berechnungen diente. Zitat von Wikipedia:

Der ENIAC wurde programmiert, indem man die einzelnen Komponenten mit Kabeln verband und die gewünschten Operationen auf Drehschaltern einstellte. Der ENIAC wurde von Frauen programmiert, den „ENIAC-Frauen“: Kay McNulty, Betty Jennings, Betty Holberton, Marlyn Wescoff, Frances Bilas und Ruth Teitelbaum. Sie hatten zuvor für das Militär ballistische Berechnungen an mechanischen Tischrechnern angestellt.

Ich bitte, sich das zu merken, ich komme unten noch einmal darauf zurück.

Männer waren in dieser Zeit meist im Krieg – oder tot. Man muss sich bewusst machen, dass es in England und den USA zu der Zeit keine Männer mehr für zivile Aufgaben gab. In den USA wurden die Baseball-Spiele damals von Frauen gespielt, weil die Männer im Baseball-fähigen Alter alle im Krieg waren. Und in London gibt es in der Nähe das Parlaments ein Denkmal, das daran erinnert, wieviele Männer-Berufe im Krieg von Frauen ausgeübt wurden, beispielsweise auch Feuerwehr und Maurer.

Bemerkenswert ist, dass die Frauen diese Berufe gut und erfolgreich ausübten, es ohne Druck und Not aber auch wieder bleiben ließen, als wieder genug Männer da waren.

Seltsam ist, dass Feministen nie danach fragen, was aus den anderen Berufen geworden ist. Mir wäre nicht bekannt, dass sich irgendwer darüber beschwerte, dass Feuerwehr oder Straßenbau nach dem Krieg wieder von Männern übernommen wurden. Ich wüsste auch nicht, dass irgendwer – wie bei Computern – die Hersteller von Feuerwehrautos beschuldigte, dass sie Frauen diskriminieren, weil das Design für Feuerwehrautos so ausgelegt sei, dass es Jungen begeistere. Es hat auch noch keiner gefordert, eine rosa Feuerwehr zu bauen und Feuerwehrfrauen in weißen hohen Lackstiefeln mit hohen Absätzen zu schicken, damit es auch Frauen gefallen könnte. Bei Computern erhebt man aber diesen Vorwurf.

Dass der Umstand, dass Computer damals vorwiegend von Frauen programmiert wurden, weil Krieg war, und nicht etwa deshalb, weil Frauen naturgegeben so viel talentierter sind, wird von Feministen nicht erwähnt.

Konstruktion stand über Programmierung

An den damaligen Computern gab es noch nicht viel zu programmieren, die waren auch noch keine Universalrechner, sondern noch relativ einfache automatisierte Rechenwerke, die zunächst mal Tischrechner und deren „stereotype“ Bedienung ersetzen sollten. Schon die „Speicherkapazität“ – ob in Strippen, Schaltern oder Speicherzellen – war gering, man experimentierte mit Lochstreifen aus alten Filmrollen.

Feministen stellen die Sache heute gerne so hin, als wären Computer damals einfach so vom Himmel gefallen, die waren halt einfach so da, wie heute ein Mac auf dem Schreibtisch einer Quotenstelle herumsteht. Das Ding stand da einfach so herum, Männer waren zu doof dafür, und Frauen hatten ihren Spaß daran, ihre Intelligenz an den Geräten auszutoben. Weil Frauen damals total darauf abfuhren, Differentialgleichungen für Geschossflugbahnen zu berechnen. Männer hatten damit ja eigentlich gar nichts zu tun, die haben sich erst später reingedrängelt.

Das ist natürlich Schrott.

Das war die Frühzeit der Computertechnik, da gab es im Prinzip noch keine Computer, schon gar keine universellen. Die wesentliche Leistung war damals nicht, sie zu programmieren, sondern sie zu erfinden, zu konstruieren, zu bauen. Die waren damit dann schon relativ nahe am Zweck.

Wenn es damals 5 oder 20 oder auch 200 Frauen gab, die die Dinger programmiert haben, tun sie heute so, als wäre das ein reines Frauenmetier gewesen. Dass die wesentliche Leistung damals nicht im Betrieb, sondern im Bau – und das Konstruieren und Bauen von Rechnern ist auch Informatik und nicht nur, wie es die Feministen heute gern hinstellen, das Programmieren in Form von etwas drauf herumklimpern – bestand, aber dass die Dinger erst mal von Männern erfunden und konstruiert werden mussten, verschweigt man dann selektiv. Man sieht gerne Fotos von Frauen in 40er-Jahre-Uniform oder 50er-Jahre-Röcken hübsch drapiert vor Computerwänden, aber verliert kein Wort dazu, wo die herkamen und wer die gebaut hat. Computer bestellt man bei Amazon, die bekommt man am nächsten Tag, weiß man doch.

Handarbeit

Das Programmieren war zu dieser Zeit eigentlich noch kein Programmieren, sondern eher ein Verschalten, nämlich das Ziehen von Strippen und Stellen von Schaltern, echte Handarbeit. Diese Verschaltungen selbst elektronisch zu steuern und kodiert – als Programm – im Speicher abzulegen, ist nicht gleich am Anfang erfunden worden und kam wesentlich mit der von-Neumann-Architektur. Zunächst ging es darum, Rechenwerke nach der jeweiligen Nutzung wie Bausteine miteinander zu verschalten, nicht unähnlich den Analogrechnern. Das war enorme Handarbeit und von „Handarbeiten“ nicht weit entfernt. Dazu eben Routinearbeit, Relais und Röhren kontrollieren, endlos Zahlen auf Tastaturen eintippen. Das hatte nicht übermäßig viel mit „Informatik“ zu tun, eher mit Fließbandarbeit. Monotone Klein- und Handmotorik. Damals typische Frauenarbeit.

So behauptet auch der SPIEGEL, dass Programmieren eine Frauendomäne gewesen und von den „Pionierinnen“ erfunden worden sei, gibt aber im Text zu:

Vor diesem Hintergrund ist es gar nicht so verwunderlich, dass die “Cosmopolitan” 1967 neben dem Artikel “Why a Girl Should Own a Pooch”, warum ein Mädchen ein Hündchen besitzen sollte, einen Artikel über Frauen in der IT druckte.

Dass gezielt Frauen für die Informatikjobs angesprochen wurden, hatte aber noch einen anderen Hintergrund: “Programmieren war anfangs als Arbeit für Bürokräfte mit niedrigem Status gedacht – also für Frauen. Die Disziplin wurde erst nach und nach bewusst in ein wissenschaftliches, männliches Fach mit hohem Status transformiert”, schreibt der amerikanische Historiker Nathan Ensmenger in einem Aufsatz mit dem Titel “Wie Programmieren eine Männerdomäne wurde”.

Je komplizierter es wurde und je mehr man da lernen musste, desto stärker sank der Frauenanteil.

Quantität

Wenige Frauen

Das ganze Argument ist natürlich auch ein quantitativer Schwindel: Man nimmt den Anteil der Frauen an den Programmierern, und rechnet das auf heute hoch.

Tatsächlich aber waren das damals je nach Rechner nur einige zig- oder hundert Frauen, also eine in Bezug auf Frauen verschwindend geringe und überhaupt nicht repräsentative Gruppe. Das ist so ähnlich wie die Argumentation, dass bei der ersten Autofahrt Berta Benz am Steuer saß, und deshalb die naturgegebene Autofahrerinnenquote für alle Zeit bei 100% liege. Zumal ja, wie ich oben erklärt habe, das keine repräsentativ ausgewählte Gruppe war, weil ja andere Einflüsse dazukamen. Hätte man zufällig von der Straße 100 Männer und 100 Frauen geholt und untersucht, wer besser programmieren lernen kann, wäre das eine Untersuchung gewesen. Aber einfach daraus, dass es ein paar Frauen gibt, die den Job machen, zu folgern, dass alle Frauen, die Frauen schlechthin das können, ist Humbug.

Letztlich ist das wieder das Dichter- und Denker-Argument. Wir hatten irgendwann mal zwei Dutzend Dichter und Denker, die längst alle tot sind, deshalb sind wir gern das „Volk der Dichter und Denker“. Wir haben heute ein paar Millionen Analphabeten, aber ein Volk der Analphabeten wollen wir selbstverständlich nicht sein. Immer das, was einem passt und gefällt, wird gerne verallgemeinert und durchstereotypisiert, was einem nicht in den Kram passt, wird individualisiert.

Man unterstellt Männern liebend gerne, dass sie aggressiv und gewalttätig sind, des Testosterons wegen. Das passt in den Kram, das verallgemeinert man. Würde aber jemand sagen, dass sich Männer wegen des Testosterons mehr für Computer interessieren, würde das selbstverständlich empört abgelehnt. Nennt man auch „confirmation bias“. Und wenn es 20 Frauen gab, die programmieren konnten (seltsamerweise nennt man immer so die gleichen drei, Ada Lovelace, Grace Hopper, und die dritte fällt mir schon nicht mehr ein) dann verallgemeinert man das selbstverständlich auf alle Frauen. Frauen können das. Besser als Männer. Einfach so. Wenn es bei Männern 20 Millionen Programmierer gibt, darf das natürlich nicht auf Männer verallgemeinert werden.

Wenige Computer

Es gab damals den Beruf des Informatikers noch nicht, weil es noch nicht genug Computer gab, um einen Beruf daraus zu machen.

Zitat:

“Ich denke, dass es weltweit einen Markt für vielleicht fünf Computer gibt”. Das prognostizierte Thomas Watson, Chairman von IBM, im Kriegsjahr 1943. Und dann war es ausgerechnet IBM, das dem PC, wie wir ihn heute kennen, zum Durchbruch verhalf und ihn zum Massenprodukt machte.

Das waren damals ad hoc eingelernte, verfügbare Kräfte, die nichts Wichtigeres mehr zu tun hatten. Männer hatten Berufe und waren aus denen schwerer herauszulösen.

Man sagte ja auch mal, dass es niemals einen Markt für mehr als 5.000 Automobile gäbe, einfach weil man nicht mehr Chauffeure finden würde.

Mehr Computer: Die PC-Welle

Immer wieder findet man die Behauptung, dass es die PC-Welle gewesen sei, die Frauen aus ihrem Gebiet der Informatik verdrängt und das zum Männerding gemacht habe, weil sie den Nerd ansprach, denn die Zahlen zeigen, dass der Frauenanteil mit der PC-Welle sank, und eine Korrelation ist bei Feministen immer auch eine Kausalität. Und wie so oft falsch.

Erstens wurden Frauen nicht vertrieben, absolut stieg ihre Zahl. Nur die der Männer eben stärker.

Zweitens verdreht es die Reihenfolge. Niemand vergrault Kundenkreise durch dumm eingegrenzte Werbung. (Genauso blöd wie zu behaupten, dass Frauen gleiche Arbeit für weniger Geld machten, die Arbeitgeber aber nur Männer einstellten, und Frauen ausgrenzen wollten.) Anfangs gab es keine Nerd-Werbung, weil es keine Nerds gab. Umgekehrt. Die Männer haben sich stärker für Computer interessiert, und die Werbung hat sich dem angepasst. (So wie Barbie die Vorlieben kleiner Mädchen nicht oder nicht nur „macht“, wie behauptet, sondern denen folgt, kann man sogar an Affenbabys beobachten.)

Das Problem ist ein quantitatives. Gaussverteilung und so. Solange man einen Bedarf an 200 oder auch 2000 Programmiererinnen hat, und die gezielt sucht, findet man die, sicherlich sogar ganz famose und talentierte, weil man mit so einer kleinen Zahl an der Spitze der Verteilung operiert, und die talentierten Frauen selektiv sucht.

Verkauft man jetzt aber ein paar Millionen Computer, und das brachte die PC-Welle ja erstmals, bringt man Computer in die Wohnzimmer und viele Arbeitsplätze (man muss natürlich auch C64, Apple II, Amiga, Atari ST berücksichtigen), dann ist man nicht mehr in der elitären Spitzengruppe, sondern dann geht es in die Breite. Und da haben dann die Männer breit gewonnen.

Was heißt das nun?

Wenn unter (damals) zwei bis drei Milliarden Frauen 200 oder 2000 Talentierte sind, das aber sofort einbricht, wenn man 2 Millionen Computer verkauft, während die Männer bei 2 Millionen Computern locker mithalten, dann sind Frauen eben nicht talentierter, sondern im Gegenteil, weil die Gesamtkapazität da längst erschöpft ist. Dann muss die Aussage sein, dass es talentierte Frauen mit Interesse in einer Spitzengruppe gibt, aber eben nicht in der Breite. Das sind dann die Ausreißer, nicht die Regel.

Was ist ein „Computer“?

Die meisten Leute, insbesondere die, die behaupten, dass Frauen damals eher Programmiererinnen wurden, wissen nicht, was ein Computer ist. Oder damals war.

Computer war nämlich keine Maschine. Sondern ein Beruf. Ein Frauenberuf. Die heutige Generation der Digital Na(t)ives kennt das nämlich nicht mehr anders als mit Computer, Notebook, Tablet, Smartphone. Es gab aber mal eine Zeit, in der gab es nicht mal wissenschaftliche Taschenrechner, sondern einfache, elektronmechanische Tischrechenmaschinen mit den Grundrechenarten. Mit denen musste man dann mühselig und mit vielen Tricks und Methoden der Numerischen Mathematik endlos eintippen und rechnen wie blöde, um Differentialgleichunen oder trigonometrische Funktionen oder Logarithmen oder sowas zu berechnen. Was hatte ich oben zitiert und gebeten sich zu merken?

Sie hatten zuvor für das Militär ballistische Berechnungen an mechanischen Tischrechnern angestellt.

Das war ein Scheiß-Job, sie saßen den ganzen Tag da, tippten Zahlenkolonnen ein, und brauchten auch mal ein oder zwei Wochen, um irgendeine Flugbahn zu berechnen. Damals hatte man nämlich noch sowas wie Logarithmentafeln und solche für Sinus und Cosinus, in denen man die Werte nachschlug wie in einem Telefonbuch (ich habe noch das alte Familienerbstück, mit dem ich selbst noch gearbeitet habe und auch noch mit Rechenschiebern gerechnet habe, die ich auch noch habe. Und das obwohl ich in der dritten oder vierten Klasse schon einen der ersten wissenschaftlichen Taschenrechner – ein weißer MBO Alpha Irgenwas mit abgerundeten Ecken, Ladegerät, LED-Anzeige und irrem Stromverbrauch – hatte und meine Grundschulmathelehrerin mit der Frage geschockt habe, ob sie mir Sinus, Cosinus und Logaritmus erklären könne. Schon deshalb, weil in meinem ersten Asterix-Heft, Die Trabantenstadt, Sinus und Cosinus, die beiden Räuber, herumliefen. Nachdem sie es mir nicht erklären wollte, dachte ich, sie weiß es nicht, las es dann selbst nach und erklärte ihr dann ein paar Wochen später, wie das mit den Dreiecken und dem Taschenrechner geht. Wir hatten damals so ein komisches Mathe-Lexikon aus dem Buch-und-Zeit-Verlag, anscheinend DDR, in dem das alles gut drinstand. ) Jedenfalls kann ich mich noch gut daran erinnern, auch wenn ich selbst schon modernere Zeiten hatte und das nur noch aus Spaß und Interesse betrachtet habe, dass das Rechnen mal eine sehr mühselige, manuelle Angelegenheit war und sehr lange dauerte. Sieht man beispielsweise auch bei den Ephemeridenbüchern der Astronomen. Im Studium hatte ich noch eine Vorlesung und Prüfung über Numerische Mathematik, in der es genau um sowas ging: Wie rechnet man das ganze Zeugs näherungsweise mit Grundrechenarten aus?

Zu diesem Thema kann ich dringend den Film „Hidden Figures“ über die Rolle schwarzer Frauen im Apollo-Programm der NASA empfehlen. Da geht es nämlich genau darum, dass die da als begabte Mathematikerinnen den Untermenschenjob haben, im Keller sitzen, sich endlos die Finger an der Rechenmaschine wundtippen, um dann zu erfahren, dass die Berechnungen einer Woche in den Müll können, weil sich irgendein Detail geändert habe und alles neu berechnet werden muss. Den Job dieser Frauen nannte man „Computer“. Sie mussten die Formeln in konkrete Zahlen umrechnen, mit endloser monotoner Arbeit.

Es ist nämlich nicht so, wie es hingestellt wird, dass die Frauen den Computer erobert haben. Es war umgekehrt: Die Maschine eroberte die Arbeit dieser Computer, und ersetzte sie. Und übernahm sogar deren Namen, wurde dann elektronischer Computer genannt, so wie Elektronengehirn. Bis man nur noch Computer sagte, weil man die menschlichen Computer schon vergessen hatte. Die waren für Krieg und Mondflug einfach nicht schnell genug, und deshalb ging man daran, das endlose Eintippen in die Rechenmaschine für numerische Berechnungen zu automatisieren. Deshalb haben Computer klassisch ein Rechenwerk und ein Steuerwerk, manche Computer (Vektorrechner, wenn ich mich jetzt recht erinnere, gehörten auch die Cyber und die Cray dazu) mehrere, so dass man mit einem Ablauf im Prinzip viele Rechenmaschinen simultan mit verschiedenen Werten befüllte.

Der Computer war damals einfach eine Maschine, die eben die Frauen (die „Computer“), die endlos Rechenmaschinen betippten, wegrationalisierte, überflüssig machte, arbeitslos machte. Darum lag es nahe, die Frauen, die sich ja damit auskannten, was gerechnet werden sollte, weiter dafür einzusetzen, die Maschinen zu betreiben. Es ist also nicht so, dass die Frauen die Computer programmierten, weil sie so talentiert dafür waren, sondern umgekehrt, weil der maschinelle Computer ein typisches Frauengeschäft übernahm und automatisierte. Man brachte den Computer zu den Frauen, nicht umgekehrt.

Letztlich war das dann das gleiche wie bei der Waschmaschine. Wäsche zu waschen war ein Frauengeschäft. Dann kam man irgendwann mit einer Maschine daher, die das schneller, besser, einfacher, leichter machen konnte. Und wer vorher gewaschen hat, der bediente dann die Waschmaschine, weil er das Geschäft kannte.

Bemerkenswert daran: Obwohl die Einführung von Computer und Waschmaschine im Prinzip das gleiche machten, nämlich eine monotone anstengrende Frauenhandarbeit durch Automatisierung zu vereinfachen und zu beschleunigen, behaupten sie heute, dass Informatik eigentlich Frauensache wäre und zurückerobert werden müsse, nicht aber das Wäschewaschen. Es wird halt willkürlich immer das behauptet, was man gerade braucht. Zweierlei Maß.

Erst später, etwa mit C64 und Apple II, und dann natürlich dem PC, wurde der Computer das, was er heute ist, nämlich

  • Massenprodukt, nicht mehr auf eine kleine Elite und kleine Stückzahlen beschränkt
  • außerhalb des wissenschaftlich-militärischen Bereiches verfügbar und auch Privatpersonen zugänglich
  • universell, insbesondere auch für Spiele, Hobbys, Privatanwendungen, frei programmierbar

Dazu gehörte auch der graphikfähige Bildschirm, das gab es vorher nämlich nicht. Ausgabe am Druckerterminal oder am 80×25 Textterminal, grün oder bernstein.

Und kaum musste man da frei und mit eigener Phantasie und Kreativität programmieren und nicht nur Zahlenkolonnen durchhauen, waren Frauen aus dem Geschäft erst mal draußen. Rein kamen sie erst wieder, als die Dinger komfortabel wurden man man sie rein aus Anwendersicht verwenden konnte, Mac, Windows, Smartphone. Ich kann mich noch erinnern, als im Studentenwohnheim meine Zimmernachbarin Sabine, eine Biologin, den ersten und einzigen Atari ST auf dem Flur hatte, und zur Verblüffung aller Männer erklärte, dass sie das Ding nur wegen Textverarbeitung Signum habe und benutze, alles andere interessiere sie an dem Ding gar nicht.

Fazit

Das politisch korrekte Märchen von der Informatik als Frauendisziplin, bei dem dann die Frauen durch finstere PC-Hersteller aus ihrem Stammgebiet verdrängt wurden, das sie gerne wiederhaben wollen, hält einer Überprüfung nicht stand.

Es wird vor allem von solchen Leuten kolportiert, die kein bisschen Ahnung davon haben, wie der Computer entstanden ist, und glauben, dass Computer wie heute waren, nur etwas rustikaler aussahen, und ohne Männerwerk einfach zufällig da herumstanden und nur bei Frauen auf Interesse stießen. Und die blind zahlengläubig sind und sowieso alles glauben und weitererzählen, was in ihr Weltbild passt.

Glaubt bloß nicht alles, was Euch die Feministen auftischen. Schon gar nicht, wenn sie als Vorwand vorschieben, ihre Informatik „zurückhaben“ zu wollen, in Wirklichkeit aber nur wieder mal plündern, was andere aufgebaut haben.

Und glaubt auch nicht alles, was in der Zeitung steht.