Ansichten eines Informatikers

Liebesgrüße vom Marinefernmeldestab 70

Hadmut
26.6.2017 13:43

Oder genauer gesagt: Dessen Freundeskreis.

In letzter Zeit habe mich einige Journalisten, Politiker und Wissenschaftler gefragt, wie ich denn mit all der vielen Hassmail so umgehe, die ich als Blogger so bekäme.

Was denn für Hassmail?

Die sind dann immer verblüfft bis fassungslos, wenn ich ihnen sage, dass dieses Phänomen bei mir praktisch kaum vorkommt. Klar, Kritik bekomme ich hin und wieder, aber in der Regel freundlich, sachlich, informativ. Aggressive Idioten-Mails bekomme ich vielleicht so zwei, drei Mal im Jahr, und sowas kratzt mich nicht. Auf Twitter stalken mich manchmal noch zwei, drei Idioten (oder einer mit zwei, drei Identitäten), aber das juckt mich gar nicht. Mehr ist es nicht, und dabei bin ich ja – das räume ich schon ein – auch nicht jedesmal immer nur und ausschließlich sanftmütig. Aber nein, ein nennenswertes Aufkommen an solchen Hassmails habe ich nicht. Deshalb habe ich immer auch so große Zweifel, wenn andere das so beklagen, und die Presse es übernimmt, ohne es jemals nachzuprüfen. Vor allem bei den Leuten, die beruflich gar nichts anderes machen und können, als professionelle Hate-Speech-Opfer zu sein, habe ich den schweren Verdacht, dass die sich das ausdenken oder selbst schicken bzw. schicken lassen.

Heute war mal so ein Tag, an dem ich etwas bekommen habe, was sich – wenn man will – so in die Kategorie einstufen lässt. (Falls jemand wissen will, welch grausame Seelenpein mir sowas zufügt: Ich habe nach Lektüre der Mail die Badehose angezogen, Schnorchelkram und Handtuch geschnappt, bin die enorme Strecke von etwa 25 Metern vom Bett zum Meer [lauwarm] gewatschelt, dort erst mal Schnorcheln gegangen, habe dann auf einer Strandliege unter Sonnenschirm und Palmen zwei Stunden abgehangen, bin dann den Strand auf- und abgewandert, um hübsche Mädels anzugucken, habe mich dann in einem glitzerblanken Pool wieder runtergekühlt, um mich schließlich aufzuraffen, auf der Veranda mit Meerblick diesen Blog-Artikel zu schreiben. Kann sich der Absender der Mail ausdrucken und an die Wand hängen.)

Man sollte dazu noch einen Blick in die allwissende Müllhalde werfen.

Lieber Leersaaltheoretiker, lieber Geschwätz”wissen”nachplapperer, lieber Geschwätz”wissen”erfinder,

einem Signal (Fachsprache, i.A. E/M elektronisch, aber auch elektrisch) kenn niemand ansehen ob es vom Freund oder Feind ausgesendet wurde. Mein Kumpel kann getarnter Russe sein und dennoch mein Handy benutzen (weil es rumliegt und/oder egal aus welchen sonstigen Gründen) für einen bisher nicht oder doch vorgesehen Zweck.

Das selbsterfundene Geschwafel über “wer hört wen ab” hat mit der Praxis nichts zu tun, ist alles nur frei erfundener Schwachsinn von selbstüberhöhten Volltrotteln denen niemals eine praktische Tätigkeit in einem Abhörzentrum erlaubt würde (die fallen bei der immer-fortwährenden Eignungsprüfung auf und raus).

Natürlich hören meine Kameraden beim Marinefernmeldestab 70 (hat schon lange Nachfolger; übergeordnet sind BND, MAD, NSA, etc) jedes Signal ab um Freunden zu helfen die Feinde in den eigenen Reihen zu finden. Bei z.B. beim jährlichen NavComEx kommt es u.A. auch darauf an zu ermitteln ob Freunde oder Feinde der Ursprung der Signale sind, und/oder ob der Inhalt von Nachrichten ge-faked wurde.

Etwas lächerlicheres über Spionieren in der von Spiegel und Danisch selbst-erfundenen Unwirklichkeit habe ich selten gelesen.

LMAO

Heieieiei.

Fangen wir das mal von vorne an.

einem Signal (Fachsprache, i.A. E/M elektronisch, aber auch elektrisch) kenn niemand ansehen ob es vom Freund oder Feind ausgesendet wurde.

„Fachsprache“.

Ich war bei der Bundeswehr u.a. auch Truppenfernmelder. Das ist nichts hohes, da kriegt man halt beigebracht, wie man das Funkgerät bedient. Das hat mit „Fach“ nix zu tun, das ist einfaches Befolgen für einfaches Fußvolk. Truppenfernmelder werden halt immer die etwas Hellern aus dem normalen Kanonenfuttermanschaftsdienstgradvolk. Und da haben sie uns schon mit diesen Merkregeln traktiert. Und mit solchen grundmilitärischen Bauernregeln kommt der mir daher?

Und wenn man schon mit „Fachsprache“ daherkommt, sollte man schon mal so elementare Begriffe wie Signal, Nachricht, Information auseinanderhalten können.

Und ja, einer Nachricht kann man – unter gewissen Umständen – durchaus ansehen, ob sie von Freund oder Feind ausgesendet wurde. Oder genauer gesagt, von wem sie abgesandt wurde. Das nennt sich Authentifikation und ist ein zentraler Bestandteil des Wissenschaftsbereiches, den man Kryptographie nennt. Es gibt aber auch noch andere Methoden. Eines der Wissensgebiete mit denen ich mich seit inzwischen fast 30 Jahren auseinandersetze. Davon sollte man allerdings zumindest auch schon mal gehört haben, wenn man Marinefernmelder sein will (oder wie hier, die seine Kameraden nennt und sich dauf die beruft).

Mein Kumpel kann getarnter Russe sein und dennoch mein Handy benutzen (weil es rumliegt und/oder egal aus welchen sonstigen Gründen) für einen bisher nicht oder doch vorgesehen Zweck.

Hört sich wieder nach Rekrutenausbildung an. Heißt: Lass Dein Handy nicht rumliegen. Sagt über mein Blog: Gar nichts.

Das selbsterfundene Geschwafel über “wer hört wen ab” hat mit der Praxis nichts zu tun, ist alles nur frei erfundener Schwachsinn von selbstüberhöhten Volltrotteln denen niemals eine praktische Tätigkeit in einem Abhörzentrum erlaubt würde (die fallen bei der immer-fortwährenden Eignungsprüfung auf und raus).

Dazu fallen mir gleich einige Anmerkungen ein:

  • Falls das auf mich gemünzt war (und danach riecht es ja): Ich war in einer Spezialsperrkompanie mit geheimem Auftrag und Kooperation mit Amerikanern, der BND hat versucht, uns an der Uni zu rekrutieren, ich war einige Jahre in der Absicherung eines Kernkraftwerkes tätig, und habe für einen Rüstungskonzern Sicherheitstechnik für den digitalen Behördenfunk entworfen und gebaut. Ich wurde da jedesmal intensiv sicherheits- und eignungsüberprüft.
  • Als ich bei der Bundeswehr war, waren Eignungsprüfungen vor allem körperlicher Natur. Die intellektuellen Anforderungen waren eher marginal und schlossen nicht in jedem Fall Lesen und Schreiben ein. Ich habe damals – soweit das als Mannschaftsdienstgrad in einer Pioniereinheit möglich ist – große Kompaniekarriere gemacht, weil ich derjenige war, der eine (mechanische) Schreibmaschine bedienen, Dienstpläne schreiben und unfallfrei Krawatte binden konnte. Dagegen hat man mich als Zeitsoldatbewerber für den Heli-Piloten abgelehnt, obwohl ich leidenschaftlich gerne Helikopter fliege, weil ich ein Seil nicht schnell genug hinaufgeklettert bin. Nach geistiger Befähigung hat man nie gefragt. Mir wäre nicht bekannt, dass sich bei der Bundeswehr am Wesen der Eignungsprüfung Grundlegendes geändert hätte.
  • Bei einer Bundeswehr mit Frauenquote, Frauenförderung und einer Ministerin von der Leyen, in der zu kleine Soldatinnen aus der Takelage fallen und über Hindernisparcours gehievt werden müssen, sollte man ganz vorsichtig sein, da noch von „Eignungsprüfungen“ zu sprechen. Denn bekanntlich gibt es die da nicht mehr.
  • Wenn man sieht, wie schwer sich die Bundeswehr damit tut, die von von der Leyen versprochenen „Cyberkrieger“ zu finden, und wie gering die Personalausbeute ist, darf man wohl ernsthafte Zweifel daran haben, dass es da noch zu ernstlichen Eignungsprüfungen kommt.
  • Würden sie vor eine Tätigkeit in der Bundeswehr ernstliche Eignungsprüfungen stellen, hätte es diese Mail nie gegeben.

Natürlich hören meine Kameraden beim Marinefernmeldestab 70 (hat schon lange Nachfolger; übergeordnet sind BND, MAD, NSA, etc) jedes Signal ab um Freunden zu helfen die Feinde in den eigenen Reihen zu finden.

Spricht das nun für oder gegen mein Blog und meinen Standpunkt?

Immerhin hatte ich damals ja in den Bereichen geforscht, ob man Verschlüsselung überhaupt erkennen kann und wie man so kommuniziert, dass ein solcher Überwacher – wie hier eben die aufgezählten Dienste – sowas eben nicht mehr erkennen kann.

Sagt das nicht sehr deutlich, dass „BND, MAD, NSA, etc“ ja ein ureigenes Interesse haben, mich damals abzusägen?

Sollte man, bevor man solche Mails schreibt, nicht mal ein bisschen darüber nachdenken, was man da schreibt?

Und mal ein ganz anderer Punkt: Fällt so eine Mail nicht schon langsam unter Geheimnisverrat? Müsste hier nicht bereits der MAD aufmerksam werden, wenn jemand an Militärfremde solche Informationen gibt?

Bei z.B. beim jährlichen NavComEx kommt es u.A. auch darauf an zu ermitteln ob Freunde oder Feinde der Ursprung der Signale sind, und/oder ob der Inhalt von Nachrichten ge-faked wurde.

*Gähn*

Darauf kam es schon immer an.

Ich habe vor 31 Jahren mal als kleiner Obergefreiter eine Bataillonsübung im Wald gesprengt. Ich war Cheffahrer, Kompanietrupp und Truppenfernmelder, und hatte die Sonderregelung beantragt, dass ich meinen Urlaub auf das Ende der Dienstzeit legen kann, um noch rechtzeitig an die Uni zum Wintersemester zu kommen. Deshalb waren der Kradmelder, ich und ein paar neue Rekruten allein in der Kompanie (und ich als höchster Dienstgrad tatsächlich sowas ähnliches wie Kompaniechef), während der Rest der Kompanie in Urlaub war, und die Kompanie deshalb formal nicht geschlossen. Wir haben uns einen angemehmen Lenz gemacht. Eines schönen Tages gab es plötzlich frühmorgens Nato-Alarm. War nur eine Übung, mit der die Einsatzbereitschaft überprüft werden sollte. Weil die Kompanie ja formal nicht geschlossen war, habe ich meinen Iltis geschnappt, Funkgerät rein, und bin mit dem Kradmelder allein in den Wald zur geheimen Stelle gefahren, an der sich die Kompanie normalerweise mit allen Zügen und ca. 30 LKW hätte versammeln sollen. Dann gingen – exakt wie vorgesehen – die Funksprüche herum, welche Kompanie unter welchem Codenamen Anwesenheit meldet. Ich habe korrekt Anwesenheit gemeldet. Es wurde Wiederholung angefordert, ich habe wiederholt. Dann kam das Codewort für Funkstille, wenn der Feind den Funkverkehr fälscht. (Dafür gab es ein eigenes Codewort, wenn Verdacht besteht, dass Feind mithört oder gar spricht, danach darf niemand mehr funken.)

Eine Weile darauf kam der Bataillonskommandeur angebraust, guckte, fragte, was wir da machen. Ich – als höchster Dienstgrad – ordentlich gemeldet, dass die zweite Kompanie mit Reststärke von 2 Mann ordnungsgemäß angetreten wäre. Ob ich verrückt geworden wäre, fragte er. Sie nahmen an, dass die Kompanie in Urlaub sie und dachten deshalb, dass irgendeine Kontrollgruppe sie prüft, ob sie sich bei Feindeinmischung richtig verhalten. Ich habe ihm dargelegt, wie die Befehle lauten, und dass ich sie korrekt befolgt habe. Ich habe dann von ihm dafür formal ein ausdrückliches Lob bekommen, gleichzeitig aber den Befehl, hier zu verschwinden und mich nicht mehr blicken zu lassen. Später habe ich erfahren, dass die Verzögerung die ganze Übung durcheinandergebracht hat, die Heeresleitung aber amüsiert und froh über den Vorfall als Übung war. Freund irrtümlich für Feind gehalten.

Man muss also nicht zum NavComEx, solche Banalitäten habe ich vor 31 Jahren im Wald gelernt.

Solche elementaren militärischen Selbstverständlichkeiten, die fast jeder Mannschaftsdienstgrad in der Grundausbildung lernt, herzunehmen, um sich zum Sicherheitsexperten zu erklären und über jemanden zu stellen, der das seit fast 30 Jahren beruflich macht, halte ich für sehr verwegen.

Etwas lächerlicheres über Spionieren in der von Spiegel und Danisch selbst-erfundenen Unwirklichkeit habe ich selten gelesen.

Von Danisch selbst-erfunden?

Ich habe Berge von Akten dazu, und ich soll das alles erfunden haben? Den BND-Direktor, der sogar in dem geheimgehaltenen Promotionsgutachten namentlich auftaucht? Sein Antwortschreiben an den Doktorvater? Soll ich mir alles ausgedacht haben?

LMAO

LMAA kenne ich. LMAO sagt mir nichts.

Irgendwie hinterlässt diese Email bei mir einen Eindruck, den ich mit „Uschis Trottel-Truppe“ zusammenfassen könnte, falls ich mich durchringen könnte, das für repräsentativ zu halten.

Warum ich mich mit dem Schrott überhaupt befasse, anstatt ihn direkt in die Rundablage abzuheften?

Es wurde gerade laut getrötet: Crypto Wars: Von der Leyen eröffnet Forschungszentrum für Cyber-Abwehr

Dass ich daran ernstliche qualitative Zweifel habe und die für einen Bluff halte, ist bekannt.

Dass ich Ursula von der Leyen seit meinen Erfahrungen aus der Affäre Kinderpornosperre für die deutschlandweit inkompetenteste und charakterlich ungeeignetste Person für sowas halte, habe ich auch schon dargelegt. Und dass mir aus dem Umstand, ausgerechnet von der Leyen zur Verteidigungsministerin zu machen (und anderen Witzministern), ohnehin folgere, dass unsere Regierung nur noch ein einziger großer Witz ist, ebenfalls.

Solche Mails bestätigen mich in meinem Eindruck.