Ansichten eines Informatikers

Kachelmann

Hadmut
10.6.2017 20:20

Die meines Erachtens beste Veranstaltung, an der ich hier teilgenommen habe.

Unter der Hauptüberschrift „Im Visier der Meute“ gab es eine Reihe von Veranstaltungen, und bei dieser trat Jörg Kachelmann auf. Moderatorin war Sarah Tacke vom ZDF, diente aber fast nur als Verzierung, denn Kachelmann hatte viel zu erzählen.

Vielleicht fand das nicht jeder gut (ich weiß sogar, dass einer damit nicht einverstanden war), und vielleicht war da auch noch einiges an Verbitterung mit dabei, man merkte Kachelmann auch an (und er sagte es selbst), dass ihn die Angelegenheit und die Untersuchungshaft doch ziemlich traumatisiert und mitgenommen hat, und er sich davon wirtschaftlich und persönlich auch noch nicht erholt hat, aber warum soll ein persönlich Betroffener da nicht mal seine Perspektive schildern?

Und Kachelmann hat ordentlich ausgeteilt. Das war wirklich hörenswert. (Auch wenn man dazu noch die Gegenseiten hören sollte, aber eigentlich hatten die schon mehr als genug Gehör.)

Es ist frappierend, wie die Meute, die hier so für Recherche und Fakten und Seriosität trommelt und erst neulich noch so gegen „postfaktisch“ hetzte, damals mitgemacht hat – hang ’em higher.

Interessant auch, dass Kachelmann sagte, dass sie ihn immer als „ehemaligen“ Wetterexperten bezeichneten, obwohl er immer noch nichts anderes als Wetter mache, nur nicht mehr im Fernsehen. Aber was nicht im Fernsehen stattfinde, würde von Fernsehleuten als nichtexistent angesehen. In diesem Zusammenhang: Wie Wetterseite von Kachelmann lautet https://kachelmannwetter.com/de/

Oder auch, wie schnell man ihn geschasst und seinen Platz eingenommen hatte.

Was man schon merkte, war, dass Kachelmann schon gerne bei jeder Gelegenheit in Nebensätzen oder Begriffen austeilte. Beispielsweise wenn er sagte, welche Schmach und Herabsetzung in seiner Entlassung läge, wenn man doch wüsste, dass die da dort sonst jeden Säufer bis zur Rente durchschleppten.

Er erhob den Vorwurf (und konkretisierte damit meinen abstrakten Eindruck von gestern) dass die in der Diskussion um Deniz Yücel alle Haftbedingungen in der Türkei durchleuchteten, sich aber niemand um die Haftbedingungen in Mannheim gekümmert habe. Obwohl er nur in Untersuchungshaft war und als unschuldig zu gelten hatte, durfte er nur zweimal im Monat kurz Besuch empfangen und wenn ihm seine Kinder über gute Schulnoten schrieben, dauerte es 3 Wochen hin und 3 Wochen für seine Antwort, die Kinder also 6 Wochen warten mussten, bis die Antwort von Papa da war.

Man habe ihm ständig aufgelauert, alle Leute ausgefragt, die mit ihm auch nur Hofgang hatten, um etwas herauszufinden, was ihn belasten könne, weil man die entlastetenden Gutachten schon hatte und eigentlich nicht mehr wusste, womit man ihn anklagen wolle.

In der Haftanstalt habe es jede Menge Hakenkreuze und ähnliches gegeben, die den Direktor nicht gestört hätten. Nun sei er aber Staatsanwalt geworden und verfolge sowas nun, weil es plötzlich unerträglich sein solle.

Die Presse habe anderen Insassen und/oder Anwälten (weiß nicht mehr genau, wie er das sagte) 20 bis 50.000 Euro geboten, wenn sie ein Handy ins Gefängnis schmuggelten und Bilder von ihm machten. Die Presse habe anderen Mitgefangenen viel Geld, die Staatsanwaltschaft ihnen sogar Haftverschonungen angeboten, wenn sie gegen ihn aussagten, man habe also versucht, falsche Aussagen gegen ihn zu kaufen.

Verblüffend: Die Mithäftlinge haben sich darauf nicht eingelassen. (Es sieht also so aus, als ob eine zufällig ausgewählte Zellenreihe von Knackis immer noch ehrlicher und seriöser als unsere Presse ist.)

Ich habe dann wieder eine Frage gestellt, und zwar an Sarah Tacke. Ich habe gefragt, warum in den zwangsgebührenfinanzierten Medien in den Talkshows immer wieder Alice Schwarzer und in den Nachrichtensendung immer wieder irgendwelche Hass- und Hetzfeministinnen auftreten dürfen, und wie man sich als Gebührenzahler dagegen wehrt. Und ich habe gefragt, warum es einen Konsens der meisten anwesenden Journalisten geben, dass man etwa Gauland und der AfD keine Bühne bieten dürfe, dieser Konsens bei einer Alice Schwarzer aber nicht zustandekäme.

Keine greifbare Antwort von Tacke. Da könne sie nichts dazu sagen, das wäre nicht ihre Zuständigkeit. (Und die sitzt beim ZDF in der Redaktion Recht und Justiz? Müssten die dann nicht auch was über sich selbst sagen können?)

Ich habe dann die Ersatzfrage gestellt, warum auf dem Podium niemand sitzt, der die Frage beantworten kann. Denn das war schon frappierend, dass die da niemanden hatten, der sich dem Fall Kachelmann mal stellt, dass die da durch Abwesenheit glänzten.

Wieder keine Antwort von Tacke.

Kachelmann übernahm und antwortete süffisant für das Fernsehen. Und nahm den Feminismus mir gegenüber in Schutz. 😀

Beruhe ja halt auch nicht auf Leistung, beim öffentlich-rechtlichen Karriere zu machen, da müsse man halt mal neben den richtigen Leuten gesessen haben und…

Gut zurückgespielt.

Die Frage, warum man Leute wie Alice Schwarzer oder Anne Wizorek immer noch in Talkshows und Nachrichten auftreten lässt, blieb unbeantwortet.

Die Frage, warum man ihn nicht wieder eingestellt hat, nachdem er freigesprochen war, wurde auch nicht beantwortet. Eigentlich wurde sie nicht mal gestellt.

Und so kam es, dass eine Veranstaltung mit einer miserablen Podiumsvorbereitung aus meiner Sicht zur besten Veranstaltung wurde, an der ich teilgenommen habe.