Ansichten eines Informatikers

Anna Schablonski

Hadmut
9.6.2017 0:06

cum-cum, cum-ex und cum-prof

Ohh, aahh, da sind die Milliarden futsch. Obwohl ich von den krummen cum-cum- und cum-ex-Geschäften eigentlich schon vor langer Zeit mal gehört habe, aber nur so am Rande, dass ich mich nicht mal erinnern kann, wie lange das her ist. Jetzt kocht das Ding plötzlich hoch.

Die ZEIT hat da heute große Artikel, auch den hier, vorhin kam es noch in der ARD (ich glaube, es war bei Panorama) und es geht darum, dass kriminelle Banker und Anwälte den Staat um wohl über dreißig Milliarden Euro geprellt hat.

Kleines Detail am Rande, bei dem bei mir alle Glocken läuten: Gekaufte faule Gutachten von Professoren spielen da wohl eine zentrale Rolle. Und in verschiedenen Berichten der letzten Tage habe ich gesehen und gehört, dass die sich da immer auf „Gutachten“ berufen.

Wenn ich es richtig verstanden habe, geht es um zwei Betrugsmaschen (ich bin mir aber nicht sicher, ob ich das richtig verstanden habe):

  • Deutsche Firmen können sich Kapitalerstragsstreuer erstatten lassen, weil sie hier noch als Firma Steuern zahlen, ausländische nicht. Ausländische Aktieninhaber sollen wohl ihre Aktien an deutsche Strohmänner verkauft haben, die sie am nächsten Tag wieder zurückverkauft haben, um sich mit den paar Stunden Besitz Steuern haben erstatten lassen, obwohl der eigentliche ausländische Inhaber keinen Erstattungssanspruch hat, und dann haben sie vom zu Unrecht kassierten Geld halbe-halbe gemacht.

    Also Steuern erstattet, die zwar gezahlt wurden, für die aber kein Erstattungsanspruch besteht.

  • Und dann gibt es noch irgendeinen Trick, sich aus einer Steuerzahlung zwei Bestätigungen zu verschaffen und sich eine Steuer zweimal erstatten zu lassen.

Also da frage ich mich ja schon, wie sowas im Zeitalter des Computers passieren kann. Wie kann man denn aufgrund bloßer Bestätigungen Milliarden rauszahlen, ohne nachzuprüfen, ob die Steuern jemals gezahlt wurden und von wem, und sie als erstattet zu markieren?

Um fiktive Kinderpornos kümmern sie sich, Cyberkrieger-Truppen wollen sie aufstellen, ach Herrje, der große Cyberkrieg.

Aber mal eine ordinäre Datenbank der Zahlungen, die geleistet wurden, mit der sichergestellt wäre, dass nicht zurückgezahlt wird, was nicht gezahlt wurde, kriegen sie nicht hin. Aber ne blonde Internet-Botschafterin, die Kinderspielzeug verkauft, die haben wir.

Das ist doch völlig kaputt, das gar nicht nachzuprüfen, sondern allein aufgrund irgendeiner ungeprüften Bestätigung herauszugeben. Jeden kleinen Geschäftsführer bekäme man bei sowas wegen groben Versagens dran. Aber nicht unsere Steuerpolitik.

Jetzt machen sie einen Riesen-Trubel, weil eine Frau, eine Mitarbeiterin im Ministerium, Tarnname Anna Schablonski, die Sache aufgedeckt hat.

Gut. Will ich nicht schmälern. Erinnert mich an Clifford Stoll und sein Kuckucksei. Solche Leute braucht man.

Interessanter ist aber, warum die anderen nichts gemerkt haben – oder nichts merken wollten. Denn Leute, die schon seit Jahren davor warnen, scheint es genug gegeben zu haben. Aber so ein Minister nach dem anderen scheint da weggesehen zu haben.

Ich finde das frappierend.

Bei mir (und den Zuschriften nach zu urteilen auch bei vielen Lesern) nacht das Finanzamt wegen einstelliger Eurobeträge, ich hatte mal irgendwo ein Scart-Kabel für 3,50 Euro angegeben, dass das Finanzamt im Bescheid rügte, und schikaniert mich seit Jahren, verlangen einzelne Betriebsmittel separate Gewinnermittlungen, obwohl es das steuerrechtlich und betriebswirtschaftlich nicht gibt, tragen willkürlich falsche Zahlen ein, oder lehnen unter falschen Vorwänden sämtliche Ausgaben ab, aber wenn da Leute auf kriminelle Weise zig Milliarden abräumen, dann gucken die Finanzminister einfach weg.

Was wieder mal zeigt, dass von diesem Staat eigentlich nichts mehr übrig ist, außer einer riesigen Plünderungsmaschine zum Ausnehmen der Mittelschicht.

Und es zeigt sich wieder mal, dass unser Parteiensystem nur noch eines sicherstellt, nämlich dass die Leute auf den hohen Posten garantiert so korrupt und inkompetent sind, dass nichts mehr geht.

Und auch die Journalisten, die jetzt so tun, als wären sie die großen Aufklärer, müssen sich Fragen gefallen lassen. Die Genderisten grapschen sich seit Jahren Milliarden aus den öffentlichen Kassen, wo sie nur können, und alle machen mit.