Ansichten eines Informatikers

Hebammen und die Work-Life-Balance-Lawine

Hadmut
6.4.2017 22:09

Interessantes feministisches Problem.

ARD Kontraste berichtet gerade über Probleme an Berliner Krankenhäusern: Es gibt nicht genug Kreißsäle und Hebammen. Manchmal werden Frauen kurz vor der Geburt zu Krankhäusern im Umland (z. B. Potsdam) geschickt.

Einerseits zeigen sie Hebammen, die sagen, dass ihnen die Arbeit im Krankenhaus nicht mehr gefällt, weil sie völlig überlastet sind und oft drei Gebärende gleichzeitig zu betreuen haben und von einer zur nächsten rennen. Mit jeder, die geht, wird die Belastung für die anderen aber höher, womit sich so eine Lawine entwickelt.

Andererseits brachten sie aber auch eine Vorgesetzte, die sagte, dass die Hebammen von heute keine Lust mehr auf Schichtdienst haben, und dass sie da schon öfters die Forderung nach „Work-Life-Balance“ gehört habe.

Das ist interessant.

Einerseits erzählen sie uns ständig, dass Frauen jetzt gerade voll durchstarten. (Finde ich immer lächerlich, denn Durchstarten heißt ja – auch wenn es sich so schon progressiv-dynamisch anhört – nicht toll abheben, sondern eine vermurkste Landung aufzugeben, abzubrechen und es nochmal zu versuchen. Geschwätzt ist leicht.)

In der Realität ist es aber anscheinend so, dass sie immer mehr jammern, aber auch immer bequemer und fauler werden, und das selbst in einem so besonders frauenorientierten Beruf wie Hebamme, wo es dann auch direkt zu Lasten anderer Frauen (Kolleginnen und Kundinnen) geht. Das mit dem Work-Life-Balance-Begriff ist eindeutig feministischen Ursprungs. Das bedeutet, gleichzeitig so eine Art Dienst-nach-Vorschrift-Streik zu machen und Top-Karrieren zu fordern.

Ich kann mich erinnern, dass mir das mal eine Sekretärin an der Uni erzählte. Da gäbe es Absprachen, dass die Sekretärinnen jeweils nicht mehr als x Schreiben (ich glaube 3 Schreiben oder sowas) pro Tag erstellen, um keine Leistungsunterschiede zu zeigen und sich nicht gegenseitig unter Druck zu setzen. War feministisch-gewerkschaftlich organisiert.

Sagen wir es so:

Will man ordentliche Geburtshilfe auch nachts und an Feiertagen gewährleisten, müssen halt mehr Männer ran. (Ich war mal in einer langen Nacht der Wissenschaft in der Geburtsklinik der Charite, und habe gefragt, ob es auch männliche Hebamms gibt. Sie meinten, nach ihrem Wissensstand gäbe es drei in ganz Deutschland, die aber bei den Frauen nur eingeschränkt Akzeptanz fänden.)

Es erinnert an die Situation bei Tierärzten und Landärzten, bei denen man über die Abi-Noten auch einen immer höheren Frauenteil durchsetzt, die dann aber keine Lust haben, voll zu arbeiten, womit die Versorgung zusammenbricht.