Ansichten eines Informatikers

Die Presse und das (falsche) Urheberrecht

Hadmut
25.2.2017 1:18

Greifen wir doch das Thema Medien und falsche Urheberrechtshinweise nochmal auf:

Ein Leser weist mich gerade auf das Impressum von Epochtimes hin, wo es eine ganze Latte von Urheberrechtshinweisen der verschiedenen Agenturen gibt.

Der übliche Unsinn.

Viele gehen da von (alten) amerikanischen Verhältnissen und deren Copyright aus, bei dem es darauf ankam, auf einen Text explizit ein Copyright zu beanspruchen. Zudem liegt nach amerikanischem Recht das Urheberrecht beim Verwerter, während es nach deutschem Recht zunächst beim Autor, also einer natürlichen Person liegt und als Urheberpersönlichkeitsrecht auch dort bleibt, nur als Nutzungsrecht abgespalten wird.

Alle Inhalte (Text- und Bildmaterial) werden Internetnutzern ausschließlich zum privaten, eigenen Gebrauch zur Verfügung gestellt, jede darüber hinausgehende Nutzung ist unzulässig.

Solche Formulierungen sind eben, wie schon dargestellt, falsch, es gibt etwa das Zitatrecht des § 51 UrhG.

Da wird systematisch eine falsche Rechtslage verbreitet und suggeriert.

dpa-Nachrichten / dpa-Bilder – dpa-Nachrichten und dpa-Bilder dürfen ohne vorherige ausdrückliche Erlaubnis von dpa weder veröffentlicht, umgeschrieben oder weiterverbreitet werden, sei dies zu gewerblichen oder privaten Zwecken.

und ähnliche Formulierungen anderer Agenturen mehr.

Etwas abweichend auch

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Das stimmt so auch nicht. Denn solche Inhalte sind nur dann urheberrechtlich geschützt, wenn sie erstens ein Werk sind, und das sind sie nicht alle, und wenn sie zweitens nicht unter irgendeine Ausnahme fallen.

Insbesondere ist auch nicht jedes Foto urheberrechtlich geschützt. Gerade da gibt es enorme Diskussionen. Früher war das zwar mal so, weil es mal eine echte Kunst war und einiges Können voraussetzte, überhaupt ein brauchbares Foto zu erzeugen, das ist aber im Zeitalter der Digitalkameras nicht mehr so. Fotografisches Können liegt vielen Bildern nicht mehr zugrunde.

Inhaltliche Gestaltung ist gerade in der Berichterstattung auch oft nicht da, denn deren Wesen ist ja gerade, dass der Fotograf das Bild nicht gestaltet, sondern fotografiert, was schon da ist. Einfach nur hinhalten und draufdrücken ist heute kein Akt mehr, der Urheberrechte begründet.

Urheberrechte haben immer weniger mit Werk und Schöpfung zu tun und immer häufiger mit Abkassierrechten.