Ansichten eines Informatikers

Wenn sich Rechte linker Methoden bedienen

Hadmut
12.12.2016 22:58

Wieder mal Symptome eines Rollentauschs.

Die WELT schreibt darüber, dass in den USA die Rechten anfangen, publizistisch Jagd auf linke Professoren zu machen.

Bemerkenswert daran: Die Rechten kopieren penibel die Methoden der Linken, und die Linken schreien nun auf, wie fies und gemein die doch wären.

Die Frage ist nur, ob hier unter dem Strich nicht doch ein Klima der Einschüchterung geschaffen wird.

Allerdings muss man der komplizierten Wahrheit die Ehre geben: Dieses Klima der Einschüchterung existiert an vielen amerikanischen Unis längst. Schon heute genügt dort, dass ein Student den Satz ausspricht: „Ich fühle mich von xyz verletzt“, um die stärksten Reaktionen und Sanktionen heraufzubeschwören. Der neuen Gekränktheit liegt eine Ideologie zugrunde, deren Vertreter behaupten, dass „Mikroaggressionen“ ein wichtiger Bestandteil des Alltagsrassismus (oder des Sexismus oder der alltäglichen Homophobie) seien. Als Mikroaggression gilt etwa, wenn die zarten Gemüter der Studierenden mit Lehrinhalten konfrontiert werden, die sie verstören könnten.

Die sehen sich jetzt von genau dem Umfeld bedroht, das sie selbst geschaffen haben. Und ebenso bemerkenswert ist, dass die Angst, mit der sie bisher Dozenten und Studenten massiv unter Druck gesetzt haben, nämlich den Jobverlust:

„Ich bin ein linksliberaler Professor, und meine linksliberalen Studenten versetzen mich in Schrecken“, klagte vor Jahren ein Mann, der seinen echten Namen lieber nicht preisgeben möchte, in einem langen Essay. Er habe Angst, weil seine Studenten sich aus nichtigen Gründen über ihn beschweren könnten. Und dann sei völlig unwichtig, ob das, was er in einem Seminar gesagt habe, richtig oder falsch war – es gehe nur um das subjektive Empfinden. Er habe dann gar keine andere Wahl, als sich wortreich zu entschuldigen.

„Der Markt für Akademikerjobs ist brutal“, schrieb jener anonyme Professor. „Lehrende, die keine Anstellung auf Lebenszeit haben, können mit keinem ordentlichen Verfahren rechnen, ehe man sie entlässt, und die Schlange derer, die gern ihre Stelle haben möchten, ist eine Meile lang. Sie müssen nicht einmal formal gefeuert werden: Es genügt, dass man ihre Verträge nicht verlängert. In dieser Atmosphäre ist es nicht nur gefährlich, etwas zu riskieren, es ist selbstmörderisch, also beschränken sich die meisten Lehrenden in ihren Seminaren auf Dinge, von denen sie wissen, dass sie keinen Anstoß erregen.“

So hat jahrelang dieser Terror funktioniert, mit dem man diese extrem dreckige System durchgesetzt und etabliert hat. Und genau dieses System der Angst und Erpressung scheint nun in umgekehrter Weise genutzt zu werden.

Die Rechten scheinen dort sehr sorgfältig von den Linken gelernt zu haben. Oder wie es die WELT bezeichnet:

Mit anderen Worten: Hier ist etwas geschehen, was es in der Geschichte schon oft gegeben hat. Die Linken haben eine Tür aufgemacht, und die Rechten sind hoch erhobenen Hauptes durchmarschiert. Mit ihrem Gerede von den Mikroaggressionen haben Linke eine Atmosphäre der Unfreiheit geschaffen, in der jetzt Konservative ganz tief durchatmen.

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