Ansichten eines Informatikers

Es läuft schlecht in deutscher Produktivität

Hadmut
12.10.2016 23:36

Sie mal einer an. Die WELT berichtet, dass es in der deutschen Wirtschaft erstaunliche Produktivitätsdefizite gibt.

Ausgerechnet Deutschlands Vorzeigebranchen drohen im internationalen Wettbewerb zurückzufallen. Die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie sind heute praktisch genauso produktiv wie noch vor fünf Jahren – trotz neuer technologischer Möglichkeiten, die eigentlich die Produktivität erhöht haben sollten.

Wären die Preise für die hergestellten Produkte nicht mit der Inflation gestiegen, wäre die Produktivität dieser Branchen sogar gesunken.

Moment mal.

Kann das wirklich überraschen?

Erzählen die Linken nicht die ganze Zeit (wollte mir schon ein Zimmerkamerad damals bei der Bundeswehr einreden, und das ist 31 Jahre her), man müsse Arbeitszeiten drastisch reduzieren und bedingungsloses Grundeinkommen zahlen, weil die Produktivität durch Technik steige, man sie also abschöpfen könne?

Hört sich das jetzt nicht genau so an, als würde man genau das tun?

Die Befunde der Ökonomen sind brisant, weil es nicht um Nischenunternehmen geht, sondern um das Herz der deutschen Wirtschaft: Zur Metall- und Elektroindustrie gehören beispielsweise die Autohersteller, ihre Zulieferer und die Maschinenbauer. Diese Branchen sind Weltmarktführer, weil sie sich täglich gegen harte internationale Konkurrenz durchsetzen.

Geholfen hat ihnen dabei in den vergangenen Jahren auch die im Branchenvergleich überdurchschnittlich hohe Produktivität, die auch vergleichsweise hohe Gehälter möglich macht. Gerade die internationale Wettbewerbsfähigkeit ist allerdings gefährdet, wenn die Produktivität auf der Stelle tritt.

„Die Entwicklung der Produktivität seit 2010 ist extrem besorgniserregend“, sagt denn auch Rainer Dulger, der Präsident von Gesamtmetall. „Der Standort bröckelt. Die im EU-Vergleich etwas besseren gesamtwirtschaftlichen Wirtschaftsdaten sind da kein Trost, auch weil die Wachstumsraten in China und den USA viel höher sind.“

Forscher warnen bereits seit einiger Zeit, dass die Produktivität in Deutschland und anderen reichen Industrienationen kaum noch wächst. Das ist problematisch, schließlich ist die Produktivität, also welche Werte jeder Einzelne in einer gegebenen Zeit schafft, ein entscheidender Faktor für den Lebensstandard in einem Land.

Deshalb haben hochproduktive Volkswirtschaften wie Deutschland einen vergleichsweise hohen Lebensstandard, während weniger produktive einen geringeren haben.

In den vergangenen 20 Jahren hat sich allerdings trotz enormer technologischer Fortschritte das Produktivitätswachstum in den Industrienationen halbiert, in Europa ist es sogar noch stärker zurückgegangen. Diese Entwicklung stellt Experten weltweit vor Rätsel.

Was sind die Ursachen?

Die Ökonomen von IW Consult versuchen denn auch zu ergründen, warum gerade die Produktivitätsstars der deutschen Wirtschaft schwächeln. Ihr Fazit: Viele der Probleme sind offenbar hausgemacht. Die Arbeitsproduktivität beispielsweise ist von 2011 bis 2015 um 1,7 Prozent gesunken.

Das entspricht einem jährlichen Rückgang von 0,4 Prozent. Der Grund sind im gleichen Zeitraum neu geschaffene Jobs: Zwischen 2011 und 2015 haben die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie 202.600 Beschäftigte zusätzlich eingestellt. Das ist ein Plus von 4,6 Prozent.

Angesichts des Fachkräftemangels, der sich in den kommenden Jahren weiter verschärften dürfte, beschäftigen Unternehmen zudem offenbar Mitarbeiter weiter, die sie in früheren Zeiten viel schneller entlassen hätten, so der Schluss der Autoren.

Auch wenn die Firmen nicht genügend Aufträge hätten, um die Mitarbeiter auszulasten, würden sie auf Entlassungen verzichten oder sogar unvermindert weiter neu einstellen, „weil Neueinstellungen bei einem Wiederanstieg der Auslastung zu schwierig oder zu teuer sind“, schreiben die Verfasser.

Das ist brisant. Denn da zeigen sich zwei Aspekte linker Politik:

  • Die deutsche Bildungskatastrophe lässt die Deutschen und deren Schulausbildung verblöden, es gibt immer weniger Fachkräfte.
  • Der Zeitraum 2011 bis 2015 entspricht ziemlich genau der Entwicklung der politisch durchgesetzten Frauenquote.

    Es riecht sehr danach, dass die Überbelegung, die die Produktivität wegfrisst, wesentlich mit der Frauenquote zu tun hat und dem Zwang, Mitarbeiterinnen auch ohne Qualifikation einzustellen.