Ansichten eines Informatikers

Gute Fesseln – Schlechte Fesseln

Hadmut
11.10.2016 23:04

Ui, da hab ich aber Feedback bekommen. [Nachtrag]

Ich hatte doch über den Fall geschrieben, in dem drei Syrer den verdächtigen Bombenleger gefesselt und der Polizei übergeben hatten. Und über meine Verwundert, dass jeder sie als Helden hinstellt und keiner fragt, ob sie das überhaupt durften. Das wird nämlich sehr problematisch, wenn jetzt jeder anfängt, auf eigene Faust Verdächtige zu fesseln und der Polizei zu übergeben.

Denn der Linken-Politiker André Hahn hat „als erster Politiker Asyl für die Helden-Syrer aus Leipzig gefordert”. Wisst Ihr, was das heißt?

Wenn sich unter Asylbewerbern rumspricht, dass man damit Asyl bekommt, werden die wie die Bekloppten Leute einfangen, fesseln, bei der Polizei abliefern, und deshalb dann Asyl verlangen. Weil die dann ja glauben, dass das hier so gut und richtig wäre. Wird ja nicht sanktioniert, sondern sogar belohnt.

Seltsam auch, wie schnell die Presse umschwenkt und einen sehr ähnlichen Sachverhalt einfach so mal ganz anders beurteilt, je nachdem, ob’s gerade politisch korrekt ist oder nicht. Denn erst vor ein paar Monaten, im Juni, gab es einen Vorfall, in dem ein Iraker in Sachsen Leute in einem Laden bedrohte (und das war immerhin „auf frischer Tat”) und dafür von irgendwelchen Leuten an einen Baum gefesselt wurde. Da hat die Presse das noch ganz anders beurteilt, und es wurde auch wegen Freiheitsberaubung ermittelt, und sogar ein Skandal publiziert, weil einer von der CDU beteiligt war. Siehe FAZ, Süddeutsche, TAZ, Frankfurter Rundschau.

Doch jetzt ist plötzlich von Freiheitsberaubung, Selbstjustiz, Bürgerwehr keine Rede mehr. Wo aber ist der qualitative Unterschied, der es in einem Fall zu einer schmählich-verwerflichen Schandtat macht, jemanden eigenmächtig zu fesseln, und im anderen Fall zur Heldentat?

Welche Wirkung sowas hat, sieht man an Tweets, die mir gerade einer hingeworfen hat:

Steht da bei Wikipedia übrigens nicht.

Muss man sich aber mal klarmachen: Aufgrund des Medien- und Politgeschwurbels glauben inzwischen die ersten Spinner, jeder dürfe „eindeutige Straftäter” festnehmen, wenn diese sich „der Strafverfolgung durch Flucht entziehen” wollten.

Was eindeutig falsch ist. Abgesehen von den Sonderfällen des Jedermann-Paragraphen (der hier ja nicht vorlag) darf eben nur die Polizei bzw. die Staatsgewalt (auch Zoll und Staatsanwälte, und wenn ich richtig informiert bin, Richter in einer Verhandlung) Straftäter festnehmen.

Wenn sich aber nun die Ansicht rumspricht, man könne da jetzt selbst auf Kopfgeldjagd gehen wie im wilden Westen, und dazu noch dieser politische links-gegen-rechts-Quatsch kommt, dann geht das richtig rund. Und wenn dieser Schwachsinn einmal in Umlauf ist, bekommen die das nie wieder eingefangen. Denn Leuten wie diesem „Büchsenöffner” ist offenbar gar nichts mehr klarzumachen. Das wird noch richtig krachen. Bin mal gespannt, wann es zur nächsten „Festnahme” kommt.

Nachtrag: Ein Leser schreibt mir gerade, „Büchsenöffner” sei ein bezahlter Social-Media-Agitator. Das Thema solcher schneller Diffamierungs-Truppen hatten wir ja schon mal. Wenn das tatsächlich so einer ist, dann dürfte der eher Kleingeldempfänger sein.