Ansichten eines Informatikers

Werbeeinnahmen im Blog

Hadmut
13.6.2016 23:24

Nur mal zur Ernüchterung.

Ich habe ja nun seit dreieinhalb Wochen Werbung im Blog geschaltet.

Manche haben amüsierte Mails geschrieben, weil die automatische Werbungsschaltung und meine doch eher schrägen Themen mitunter sehr kuriose Kombinationen ergeben. Als ich schrieb, dass man Angst vor Hillary Clinton haben müsste, gab es Werbung für Angstbewältigung. Ich wenn ich über Flugzeugabstürze schreibe, gibt es Werbung für Flugreisen. Und so fort.

Und nein, ich kann die Werbung nicht steuern. Ich kann ein paar Kategorien sperren, die ich nicht haben möchte.

Die meisten aber haben das vermutlich noch gar nicht gemerkt, dass ich Werbung im Blog habe, weil sie Werbeblocker verwenden. Die Werbung läuft derzeit über Google AdSense, und dort werden nicht mal ein Zehntel der Webzugriffe überhaupt gezählt. Vermutlich dürften etwa 90% der Webseitenbesucher einen Blocker einsetzen und von der Werbung noch gar nichts gemerkt haben.

Manche meinen, ich würde jetzt wie Dagobert Duck auf einem Geldspeicher sitzen. Und im Internet findet man Angaben, wonach man mit meinen Zugriffszahlen um die 1000 Euro oder mehr pro Tag bekommen müsste. Die Realität sieht ganz anders aus.

Bisher schwanken die Einnahmen pro Tag zwischen ca. 6 und 22 Euro.

Und damit gehöre ich bei den Blogs nach manchen Angaben schon zu den „Spitzenverdienern”. Ich weiß nicht mehr, wo die Grenze war, aber irgendwo gab es eine Angabe, wieviel Mindestumsatz man machen muss, um in den elitären Kreis derer zu kommen, die E-Mail-Support in Anspruch nehmen können. Da lag ich gleich drüber.

Irgendwo habe ich auch mal einen Artikel gefunden, indem man deutsche Blogger nach ihren Einnahmen befragt hat. Gemessen an deren Zahlen liege ich auch schon in einer Spitzengruppe. Nur irgendein Superblogger (sie haben nicht geschrieben wer) schaffe es, auf 30.000 Euro pro Jahr zu kommen.

Von den paar Kröten, die das Blog damit abwirft, kann man nicht leben. (Muss aber trotzdem schon Gewerbe anmelden, weil Werbung eben gewerblich und nicht mehr freiberuflich ist.) Aber es würde immerhin reichen, sich irgendwo einen eigenen Server zu mieten.

Es erklärt aber auch, warum die Presse auf ihren Webseiten so erbärmlichen click bait und extra-invasive Werbung betreibt und Werbeblocker zu verhindern versucht. Das Einnahmen-Geschäft für Web-Journalismus ist wirklich lausig.

Letztlich haben wir damit aber eine Situation in der Presse wie bei den Milchbauern, nämlich ein absurdes Überangebot. Wenn ich überlege, wieviele Berliner Online-Zeitungen es gibt, und ich kann sie nicht mal alle aufzählen (Tagesspiegel, TAZ, Berliner Zeitung, BZ, Berlin-Journal, Morgenpost, und noch ein paar, auf die ich jetzt nicht komme), dabei schreiben sie fast alle das gleiche, dann ist da einfach ein brutales Überangebot, das den Wert unter die Produktionskosten drückt.

Ich habe neulich Angela Merkel zitiert, der es Sorge mache, dass niemand mehr der Presse glaubt. Hier nochmal das Zitat:

Angela Merkel macht es unruhig, dass viele Menschen der Presse kaum noch Glauben schenken. Für Qualitätsjournalismus müsse auch die Politik die notwendigen Bedingungen schaffen, so die Kanzlerin.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich besorgt über den Glaubwürdigkeitsverlust der Medien geäußert. 60 Prozent der Bürger hätten laut Umfragen wenig oder gar kein Vertrauen in die Medien, sagte Merkel am Donnerstag bei der CDU-Veranstaltung “MediaNight” in der Parteizentrale in Berlin. Sie betonte: “Das muss uns alle unruhig stimmen.”

Es seien alle betroffen: Parteien, Gruppen, Vereine. Es gehe auch um den Zusammenhalt der Gesellschaft. Merkel machte deutlich, dass sie den Qualitätsjournalismus in Deutschland unter enormem Zeit- und Kostendruck sieht. Die Frage nach der Qualität sei wichtig, sie dürfe nicht in Vergessenheit geraten, mahnte sie.

Viele Leute haben mir geschrieben, dass sie das als Ankündigung einer Zwangsabgabe (ähnlich Rundfunkgebühr) zur Zwangsfinanzierung der Presse halten.

Das wir aber einfach ein Überangebot haben, will keiner wahrhaben. Ist Euch mal aufgefallen, wieviele Zeitungen inzwischen darüber berichten, dass eine andere Zeitung über etwas berichtet hat?

Das zentrale Problem ist eben Automatisierung. (Noch) Nicht das Schreiben wurde automatisiert, aber das Verteilen der Informationen, die eigentliche Verlagsarbeit. Dadurch wurde die Verteilung effizienter und weitreichender. Auch bei gleichbleibender Zahl von Journalisten, Artikeln und Lesern führt das zu einem stetig wachsenden Überangebot.

Und das werden wir vermutlich irgendwann zwangsfinanzieren müssen.

Wieder ein Auswuchs des Umstandes, dass nur ein kleiner Bevölkerungsanteil wirklich arbietet und der Rest mit Pseudo-Jobs mitgeschleppt werden muss.