Ansichten eines Informatikers

Das Endlager-Problem der Bildungspolitik

Hadmut
14.5.2016 2:34

Und da tun die immer so, als wäre Atommüll schwer zu entsorgen.

Die WELT schreibt, dass die Leute den falschen Job haben:

Top-Akademiker putzen das Möbelhaus, ein Kapitän kontrolliert Pässe, ein Ingenieur fährt Taxi. Jeder siebte Deutsche ist überqualifiziert. Die Gründe für die Job-Missverständnisse sind teils bitter.

Kommt mir bekannt vor. Ich war einer der wenigen Leute aus dem Studentenwohnheim, in dem ich mal gewohnt habe, die nachher als Beruf das gemacht haben, was sie vorher studiert haben (soweit man bein einem Informatiker überhaupt davon reden kann, dass der Beruf was mit dem Studium zu tun hat, aber wenigstens so formal die gleiche Tätigkeit; ich habe Leute erlebt, die haben Chemie studiert und dann als Social Media-Redakteur angeheuert). In einem Industrie-Unternehmen, das ich mal abgesichert habe, schlich da immer einer rum, der nie etwas sagte und nur zum Blumengießen vorbeikam, alle anderen Leute ignorierte. Die Leute dachten immer, das sei halt ein Ausländer, der kein Deutsch kann, und sich da ein paar Kröten verdient. Irgendwann unterhielten sie sich mal über Photosynthese, und der Blumengießer, der zufällig dabei war, sprang sofort auf und hielt am Whiteboard einen geschliffenen detaillierten wissenschaftlichen Vortrag in bestem Deutsch über alle Details und die chemischen Gleichungen der Photosynthese. Und die standen alle mit offenem Mund da und staunten Bauklötze. War ein promovierter und habilitierter deutscher Biologe, der keinen Job gefunden hatte, und die Personalabteilung fand das edel, dem wenigstens einen Gnadenjob zu geben und sich die Blumen vom Privatdozenten feuchthalten zu lassen.

Aktuellen Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufolge arbeiten mehr als 15 Prozent aller Beschäftigten unterhalb ihres Qualifikationsniveaus. Besonders die gut ausgebildeten Frauen bleiben unter ihren Möglichkeiten. 58 Prozent der Bachelor-Absolventinnen, Meisterinnen und Technikerinnen sind für die Beschäftigung, der sie nachgehen, formal überqualifiziert.

Fragt man die Arbeitnehmer selbst, ist die Lage kaum besser. Im Mikrozensus von 2014 gaben zwölf Prozent aller Erwerbstätigen an, sie fühlten sich für die Anforderungen an ihrem aktuellen Arbeitsplatz überqualifiziert. Frauen waren mit einem Anteil von 14 Prozent über alle Bildungsabschlüsse hinweg überdurchschnittlich häufig betroffen.

Die Zahlen verharren seit Jahren auf hohem Niveau – trotz der Millionen von Jobs, die in den vergangenen zehn Jahren auch und gerade für Gutqualifizierte entstanden sind. Das Problem: Es wachsen immer mehr Menschen nach, die ihre Ausbildung nicht nutzen.

Was eigentlich meine These voll bestätigt, wonach nur ein geringer Teil der Bevölkerung ernstlich arbeitet und tatsächlich gebraucht wird (die Schätzung lief ja so auf ungefähr 10% der Arbeitsplätze für effektive geistige und weitere 10% für körperliche Tätigkeiten), während der Rest eigentlich nur Pseudo-Jobs hat, vorgegaukelte Jobs.

Und dazu passt natürlich ganz stark die Akademisierungswelle. Beschäftigungstherapie und Qualifikationsillusion.

Manche der Betroffenen landen bei Bastian Willenborg, dem Chefarzt der privaten Oberbergklinik Berlin/Brandenburg. Neben gestressten Managern, die ihres Jobs nicht mehr Herr werden, kommen zu ihm häufiger Menschen, die krank sind vor Unterforderung. […]

Da seien die Ministerialbeamten, Rats- oder Oberratsebene etwa, “in der Regel extrem gut ausgebildet und engagiert”, berichtet Willenborg. Alle zwei bis drei Jahre werden sie auf einen neuen Dienstposten versetzt. “Und plötzlich finden sie sich auf einem Posten, auf dem ihre Autonomie extrem eingeschränkt ist. Für alles müssen sie Rücksprache mit ihrem Vorgesetzten halten, dürfen nichts selbst entscheiden, fühlen sich wie eine Verwaltungskraft und langweilen sich fürchterlich”, sagt der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. “Das macht krank.” Zumindest, wenn es den Menschen nicht gleichzeitig gelingt, die Defizite bei der Arbeit durch Familie, Hobbys oder Freunde zu kompensieren. Typische Folgen könnten dann Schlafstörungen sein, Ängste, Depressionen oder Suchterkrankungen.

Manchmal glaubt man, dieses ganze Akademisierungsgedöns dient nur dazu, einem großen Teil der Bevölkerung eine Volkswirtschaft vorzugaukeln, die es gar nicht gibt. Und die Ghetto-Zustände zu vermeiden, die herrschten, wenn 60, 70, 80 Prozent der Bevölkerung einfach arbeitslos und ohne Ausbildung herumsäßen und ihr Geld einfach so bekämen, das eine Minderheit erwirtschaftet hat. Wobei das „bedingungslose Grundeinkommen” der Piraten ja in diese Richtung geht – und Berlin augenscheinlich schon längst in diesem Zustand angekommen ist.

Auch Focus schreibt darüber.

Im regionalen Vergleich fällt auf, dass in Ostdeutschland in ausnahmslos allen Kreisen und Städte überdurchschnittlich viele überqualifizierte Menschen arbeiten. In 13 Kreisen sind gar bis zu 27 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung überqualifiziert.

Doch auch in Westdeutschland gibt es Regionen, in denen besonders viele überqualifizierte Menschen arbeiten. Darunter fallen etwa die Kreise Osnabrück, Sankt Wendel, Germersheim oder der Main-Tauber-Kreis, aber auch Städte wie München. […]

Bei Frauen fallen die regionalen Unterschiede dabei wesentlich deutlicher aus als bei Männern. So arbeiten im kompletten Osten Deutschlands weit mehr als 15 Prozent der Frauen unter ihrer Qualifikation. Auch in Bayern gibt es besonders viele überqualifizierte Arbeitnehmerinnen.

Zwar gibt es auch bei Männern einen Schwerpunkt in den neuen Bundesländern. Doch gibt es dort auch mehrere Kreise, in denen kaum überqualifizierte Männer arbeiten. Zudem arbeiten Männer bundesweit gleichmäßiger verteilt unter ihrer Qualifikation als Frauen.

Das Problem ist die Überakademisierung. Und deshalb braucht und fördert man auch die „Geisteswissenschaften” so: Wo sonst bringt man an einer Universität Leute so problemlos und in so großer Zahl unter, die Universität nicht können? Quasi ein Abschiebelager für Überflüssige. Aber politisch wird das durchgedrückt, vor allem mit der Frauenquote. Da werden Leutinnen mit höchstem Druck in die Akademisierung mit anschließendem Karrierefahrstuhl hochgefahren, um nur ja irgendwie die SImulation einer Gleichverteilung.

Vor einiger Zeit hatte mich ein Kommentator darauf hingewiesen, dass die Landwirtschaft enorme Probleme bekommt, weil die Ausbildungsplätze für Veterinäre fast nur noch an Frauen gehen, weil die bessere Schulnoten haben, dann aber bevorzugt solche Halbtags-Kuscheltierpraxen für Hamster und Katzen in der Innenstadt aufmachen, aber keine Lust haben, die harte und anstrengende Arbeit eines Landtierarztes zu machen, der Kälber auf die Welt holen, Kühe besamen und Viechern im Darm rumwühlen muss.

Ähnliche Effekte gab es schon bei Zahnärzten zu berichten:

Kurz: Zuerst besetzten die Frauen alle Studienplätze – und dann arbeiteten sie nicht im erlernten Beruf und schon gar nicht in eigener Praxis.

Die Folge sei Zahnärztemangel allenthalben.”Dabei ist das Einzelpraxismodell immer noch am weitesten verbreitet”, sagt Apel. Aber wie lange noch?

Sciencefiles hat nun einen aktuellen Artikel dazu: Wie Staatsfeminismus Ärztemangel schafft. Sie befassen sich mit der Frage, wie wir trotz Ärzteschwemme zu einem Ärztemangel kommen konnten.

Seit Jahren propagieren Politiker die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Seit Jahren geben sie Unmengen von Steuergeldern dafür aus, Frauen für bestimmte Berufszweige zu begeistern bzw. den Anteil von Frauen in den entsprechenden Berufszweigen zu erhöhen. In der Humanmedizin haben diese Versuche, die deutsche Gesellschaft umzuschichten, Folgen gehabt: 45,5% der berufstätigen Ärzte waren 2015 weiblich (1991 waren es noch 33,6%). Gut 60% der Studenten der Humanmedizin sind weiblich, so dass der Anteil der berufstätigen Ärzte noch steigen wird, so wie die Anzahl der berufstätigen Ärzte seit Jahren insgesamt wieder steigt: 371.300 waren es im Jahre 2015 gegenüber rund 82.000 im Jahre 1991.

Somit könnte man denken, dass alles in Ordnung ist. Ist es aber nicht: Es herrscht Ärztemangel: Spezialisten, Notärzte, Fachärzte, Hausärzte, sie alle werden knapp und sie werden in Zukunft noch viel knapper werden, denn die Ärzteschaft ist alt. 53,4 Jahre sind Vertragsärzte (Hausärzte, Internisten) derzeit im Durchschnitt alt. Viele von Ihnen gehen in den nächsten Jahren in Rente. Nachwuchs ist schon jetzt so knapp, dass Mecklenburg-Vorpommern 50.000 Euro für diejenigen auslobt, die bereit sind, eine Hausarztpraxis zu übernehmen. […]

Zwar gibt es immer mehr Ärzte, aber die Ärzte leisten immer weniger Arbeit. Das Gesamtarbeitsvolumen der Ärzte ist trotz einer steigenden Anzahl der Ärzte zurückgegangen, denn die Ärzte arbeiten im Durchschnitt nur noch 33,1 Wochenstunden, anstelle von 37,6 Wochenstunden, wie es noch 1991 der Fall war. Der Rückgang ist darauf zurückzuführen, dass die Anzahl weiblicher Ärzte um rund 50% gestiegen ist. Die neuen weiblichen Ärzte arbeiten aber im Durchschnitt nur noch 28 Wochenstunden gegenüber 32,8 Wochenstunden, die es noch 1991 waren. Dagegen hat sich die Arbeitszeit von männlichen Ärzten nur geringfügig verringert: 36,6 Wochenstunden an Stelle von 37,6 Wochenstunden (1991) sind es. Ein höherer Anteil weiblicher Ärzte geht also mit einen geringeren Gesamt-Arbeitsvolumen der Ärzte einher und mit einer veränderten Wahl des Arbeitsplatzes. Die meisten weiblichen Ärzte scheuen das Risiko, wollen feste und geregelte Arbeitszeiten und sind daher im ambulanten Dienst von Krankenhäusern zu finden.

Nicht genug damit.

Abermals verdanken wir Montgomery einen Euphemismus, der an politischer Korrektheit kaum zu überbieten ist: „Wir müssen dafür sorgen, dass diejenigen ausgewählt werden, die hinterher auch in der Versorgung der Bevölkerung arbeiten wollen“. Dabei bezieht sich Montgomery auf die Studenten, die für ein Studium des Faches Humanmedizin zugelassen werden. Unter diesen, 60% davon weiblich, gibt es nämlich eine erhebliche Anzahl, die auf Kosten der Steuerzahler studieren, aber keine Sekunde an Arbeit denken: 114.500 ausgebildete Ärzte praktizieren derzeit in Deutschland nicht, obwohl sie es könnten. Darunter sind eine Vielzahl von Absolventen, die es vorgezogen haben, entweder einen anderen Beruf zu ergreifen, oder die nie vorhatten, einen Beruf zu ergreifen, weil das Studium für sie einen Heiratsmarkt darstellt und ausschließlich dem Ziel dient, den eigenen Heiratswert zu steigern, um einen entsprechend gut verdienenden Ernährer erringen und sich zur Ruhe setzen zu können.

Immer mehr weibliche Ärzte, die immer weniger arbeiten. Immer weniger männliche Ärzte, deren Motivation, mehr zu arbeiten, angesichts der immer mehr weiblichen Ärzte, die weniger arbeiten, sinkt, immer mehr weibliche Studenten der Humanmedizin, die nicht vorhaben, Humanmedizin jemals auszuüben und ein Anstieg von 152 Millionen Fällen allein bei der ambulanten Behandlung in Krankenhäusern zwischen 2004 und 2014. Das sind die Zutaten einer hausgemachten Katastrophe, einer Katastrophe, die staatsfeministische Ideologen zu verantworten haben, die Entscheidungen treffen, deren Folgen sie nicht einmal abschätzen könnten, wenn sie sich Mühe geben würden.

Ein Effekt, der mir auch schon oft aufgefallen ist.

Ich bin hier in Berlin fast nur noch bei Ärztinnen, und bei denen ist es schwer, Termine zu bekommen. Viele Arztpraxen sind nur halbtags geöffnet und das nur an vier Tagen die Woche. Ich wollte mal zum Augenarzt, mir mal wieder die Brillenstärke nachprüfen lassen. Da wartet man derzeit locker 2 bis 3 Monate auf einen Termin, und ich habe mehrere Tage gebraucht, um überhaupt eine Praxis ans Telefon zu bekommen.

Es ist pervers: Einerseits gibt es bei Ärzten einen heftigen Numerus Clausus, weil die Studienplätze so knapp und teuer sind. Andererseits verheizt man die Studienplätze an Leute, die nie oder nur zu geringem Teil als Arzt arbeiten werden. Gibt ja welche, die haben Medizin studiert um dann Verteidigungsministerin zu werden. Einen Studienplatz vergeudet und nie eine Praxis betrieben.

Es ist mehr als pervers: Leute, die sich einbilden, sie wären Professoren und Wissenschaftler, verbringen ihre Zeit damit, um anderen Leuten, die glauben, sie bekämen eine Berufsausbildung, Beschäftigungstherapie angedeihen zu lassen. Ein grandioser Kreislauf, um überflüssige Leute gegeneinander antreten zu lassen. Hat schon was von der Matrix aus dem Film Matrix.

Damit stellt sich natürlich die Frage, wohin man solche Leute dann hinentsorgt. Denn irgendwann ist das Studium vorbei, und was dann?

Baden-Württemberg hat dafür eine Entsorgungslösung: Gesetz zur Verwirklichung der Chancengleichheit von Frauen und Männern im öffentlichen Dienst in Baden-Württemberg (Chancengleichheitsgesetz – ChancenG) vom 23. Februar 2016

Ein Leser hat mich auf ein paar Leckerli hingewiesen:

  • In jeder Dienststelle mit 50 und mehr Beschäftigten… gibt es eine Beauftragte(!) für Chancengleichheit.
  • In allen anderen Dienststellen ist eine Ansprechpartnerin für die weiblichen Beschäftigten…
  • Wahlberechtigt sind nur die weiblichen Beschäftigten der Dienststelle.
  • Wählbar sind nur die weiblichen Beschäftigten der Dienststelle. (Nur wenn keine Frau bereit ist, das Amt anzutreten, darf ausnahmsweise auch ein Mann…)
  • Sie kann […] einmal im Jahr eine Versammlung der weiblichen Beschäftigten der Dienststelle einberufen.
  • Weibliche Beschäftigte können sich in ihren Angelegenheiten ohne Einhaltung des Dienstwegs an die Beauftragte für Chancengleichheit ihrer Dienststelle wenden.
  • Für Personaleinstellungen hat man einen Dreh gefunden, Qualifikation und Fachwissen mit Lebenserfahrung zu vergleichen: »Bei der Beurteilung der Eignung sind die in den Familien- und Pflegeaufgaben und in ehrenamtlicher Tätigkeit erworbenen überfachlichen Kompetenzen einzubeziehen…«
  • Es muss ein bürokratisch aufgeblähter Chancengleichheitsplan aufgestellt und regelmäßig überprüft werden. Aber die Aussetzung eines solchen Plans (…In besonders gelagerten Einzelfällen…) ermöglicht es, der Falle zu entkommen, dass es in manchen Bereichen keine Frauen gibt, wie z.B. bei den Müllwerkern.

Der öffentliche Dienst als Sondermüllendlager für nutzlos ausgebildete Überflüssige. Kennt man ja aus Schweden, die haben auch einen aufgeblähten, weitgehend überflüssigen und nutzlosen öffentlichen Dienst, der hauptsächlich aus Frauen besteht.

Ein Heer von Arbeitslosen, die keiner braucht, und die per Frauenquote überall da versteckt und verbuddelt werden, wo’s keiner merkt, weil sie sowieso nichts vernünftiges machen. Ein gigantisches Tarn- und Entsorgungsprogramm für Arbeitslose.

Und dafür brechen sie auch das Gebot der Bestenauslese aus Art. 33 Abs. 2 GG. Plötzlich sollen Hausfrauenerfahrungen als gleichwertig gelten, die Bestenauslese also effektiv abgeschafft und konterkariert werden. Der offene Verfassungsbruch.

Merkt Ihr jetzt, warum die feministische Verfassungsrichterin eine Verfassungsbeschwerde abwürgte, in der es um objektive und einheitliche Anforderungen und Ma0stäbe für Promotionen ging?

Und fällt Euch noch was auf?

Immer dann, wenn es um den Wettbewerb geht, bei dem Männer besser als Frauen sein könnten, dann heißt es „Gender”, Frauen gäbe es gar nicht. Man kann Frauen nicht für schlechter halten, weil es sie gar nicht gibt. Jede Geschlechterunterscheidung sei sexistisch, alle müssen gleichbehandelt werden.

Hat man aber eine Entsorgungslösung, ein strahlendes Frauenendlager mit Vollversorgung und Pension, dann ist das plötzlich nur noch für Frauen zugänglich. DA ist es plötzlich selbstverständlich und offensichtlich, dass es Frauen und Männer gibt. Natürlich nicht bei der Frage, auf welches Klo man geht, da ist jede Unterscheidung politisch inkorrekt, unvertretbar. Aber Gratis-Vollversorgung bei anforderungsloser Karriere ist nur für Frauen da.