Ansichten eines Informatikers

Pink Stinks: Frauen zahlen trotzdem mehr

Hadmut
25.4.2016 21:44

Mal ne grundsätzliche Frage.

Es ist mir vor vielen Jahren schon aufgefallen, dass der Rasiererhersteller meines Vertrauens (genauer gesagt: meines Geldbeutels Vertrauens) völlig baugliche, identische Rasierer herstellt, in blau-grau für Männer und in rosa für Frauen. Die Packung für Frauen ist viel teurer, dafür sind in der Packung für Männer mehr Rasierer drin.

Die Verbraucherzentralen jammern darüber, das Land Hessen will gar dagegen vorgehen.

Sie nennen es „Gender Pricing”.

Jetzt hab ich aber mal ne richtig blöde Frage:

Wenn’s doch die gleichen Rasierer oder den gleichen Rasierschaum im gleichen Laden für zwei unterschiedliche Preise gibt, warum zum Geier kaufen Frauen dann die teureren?

Muss der Rasierer denn unbedingt rosa sein? Wäre das irgendwie nicht weiblich genug, wenn der blau, grau oder schwarz wäre?

(Ich habe tatsächlich mal an der Kasse eine Frau hinter mir angesprochen, die die gleichen Rasierer wie ich hatte, nur rosa und viel teurer, warum sie nicht die grauen kauft. Sie ganz entrüstet, das ginge doch nicht, sie würde sich doch als Frau nicht mit einem Männer-Rasierer rasieren können, und überhaupt, wie sieht denn das aus, die wären doch ganz anders und nicht für Frauen gemacht, blablabla. Ich habe die mal nebeneinander gelegt. Exakt identisch, nur andere Farbe im Plastik. Und anderer Preis. Weil’s aber doch ein paar gemerkt zu haben scheinen, gibt’s inzwischen doch Frauenrasierer mit runden Ecken, während die für Männer eckige Ecken haben. Damit Frauen wieder einen Grund haben, die teureren zu kaufen. Die fühlen sich ja nicht wohl und selbstwertig, wenn’s nicht mehr als normal gekostet hat.

Ich muss da immer an den „Beauty Dish” denken. Als man die ersten elektrischen Studioblitzgeräte erfunden hatte, bastelten die dazu einen rotationssymetrischen Blechreflektor mit einem Profil, das das Licht gleichmäßig reflektierte. So ne runde Blechschüssel, die man davor schraubt, und die das Licht erst gegen einen kleinen Reflektor zurück und dann über die Schüssel wieder nach vorne wirft und damit weicher und großflächig macht. Weiß nicht mehr, wie das Ding damals hieß, Parabolreflektor oder sowas. War billig und gut, verkaufte sich aber nicht. Wollte keiner haben. Dann bekam irgendein Marketing-Genie das Ding in die Finger und meinte, das Ding müsse man anders nennen, taufte es „Beauty Dish”, machte es dreimal so teuer und setzte das Gerücht in Umlauf, dass das speziell dazu da wäre, um Frauen zu fotografieren, die nur damit wirklich schön aussähen. Plötzlich musste jeder Fotograf so ein Ding haben. Ist noch heute so, allerdings gibt’s die inzwischen auch wieder billig, aus Fernost. Hab auch einen.)

Ich dachte immer, man wolle rosa abschaffen. Und setzt machen sie Gender-Krieg, um die preisgünstige Versorgung mit rosa Waren zu sichern?

Müsste man das nicht feministisch sogar begrüßen, wenn rosa teurer ist, quasi eine Stereotyp-Steuer erhoben wird? Müsste man nicht sogar explizit eine Strafabgabe auf Weibchenkram und Barbie-Puppen erheben, damit die weniger gekauft werden? Wir sollen doch Töchtern ne Schlagbohrmaschine statt ner Barbie kaufen. Warum begrüßen sie es dann nicht, dass die Männer-Rasierer billiger sind und fordern Frauen auf, Männer-Rasierer zu kaufen? Sie schicken sie ja auch aufs Männer-Klo.

Wie kommt das, dass ausgerechnet Feministinnen so scharf auf den ganzen Rosa-Blümchen-Kram mit Weibchen-Aroma und Herzchen-Stereotyp sind, dass sie da einen eigenen Gender-Krieg anfangen?

Kampflesben mit rosa Schleifchen am Schlüpfer?