Ansichten eines Informatikers

Wie das Frühstück ans Bett zu bringen

Hadmut
24.4.2016 10:46

Quote heißt heute: Nicht die Frau muss sich zum Job bewegen, sondern der Job muss zur Frau gebracht und möglichst leichtverdaulich serviert werden.

In der ZEIT ist ein Beitrag darüber erschienen, dass in politischen Podiumsdiskussionen fast nur Männer auf dem Podium sitzen.

Sechs führende Denkfabriken in Washington haben über 200 Konferenzen zum Thema Nahost abgehalten, und bei erstaunlichen 65 Prozent saß nicht eine einzige Frau auf dem Podium. Beim diesjährigen Weltwirtschaftsforum waren nur 23 Prozent der Sprecher und Moderatoren Frauen. 20 Prozent der Expertenteams, die die große Bandbreite der Themen Energie, Flüchtlinge und die finanzielle Zukunft Europas abdeckten, waren ausschließlich mit Männern besetzt. Vor allem in sicherheitspolitischen Runden herrscht ein Frauenmangel.

Nehmen sie gleich als Beweis für Frauenunterdrückung. Denn selbst „führenden Denkfabriken in Washington” ist offenbar nicht klar, dass eine Korrelation noch keine Kausalität ist.

Man könnte das nämlich auch andersherum lesen (und es ist bei diesem Korrelations-Kausalitätsspiel zum Verständnis immer ganz wichtig und auch nützlich, immer mal die unterstellte Kausalität andersherum zu lesen, weil man dann den möglichen Fehler leichter sieht). Lässt man Frauen nicht aufs Podium, weil man frauenfeindlich ist? Oder gehen Frauen nicht auf Podien?

Lasst mich das einfach mal rhetorisch andersherum darstellen, und schon sieht das ganz anders aus.

Auf 65 Prozent der Podien saß nicht eine einzige Frau.

Was sagt das über Frauen?

Alles.

Merkt Ihr was?

Die übliche Taktik, eine (oftmals sogar erfundene oder durch Rechenfehler erzeugte) Korrelation als Kausalität zu verkaufen und die Lücke durch Rabulistik zu füllen.

Schaut man mal in den Text, merkt man, woran es liegt:

Achten Sie darauf, wie Sie Frauen anfragen. “Wir haben ja Frauen eingeladen, aber die haben alle Nein gesagt”, klagen Organisatoren gern. Aber die Frage, warum Frauen Einladungen ablehnen, sollte untersucht werden. In einigen Fällen gibt es ein kniffliges Problem: Frauen zögern manchmal, sich zu “Expertinnen” zu erklären. Veranstalter können Frauen aber die Zusage erleichtern. Sie könnten beispielsweise eine Frau, die bei einem früheren Termin gesprochen hat, eine andere Frau einladen lassen. Vor allem sollte den angefragten Teilnehmern von Anfang an klar sein, dass andere Frauen auf der Bühne sein werden.

Heißt: Sie werfen einem einerseits vor, dass nicht genug Frauen im Podium sitzen, und verlangen aber andererseits, dass man den Frauen den Job wie das Frühstück ans Bett bringen, sie regelrecht dazu überreden muss.

Auf welcher Seite liegt nun also die Schuld dafür?

Das ganze Ding beruht auf Denkfehlern.

Versuchen Sie zu verstehen, warum Geschlechtervielfalt wichtig ist. Unabhängig vom Thema verbessert eine breite Spanne an qualifizierten Stimmen und Perspektiven die Qualität des Gesprächs. David Rothkopf vom Magazin Foreign Policy gehört zu den Männern, die nicht als Redner auftreten, wenn keine Frauen eingeladen sind. Er sagt: “Man kann keine ernsthafte Diskussion führen oder Ergebnisse nachhaltig beeinflussen, wenn die Perspektive der Frauen außen vor bleibt.

Das ist falsch.

Ich sag’s mal platt: Nach der Logik dürfte es keinen Umweltschutz geben, weil Tiere und Pflanzen sich dann auch nur selbst vertreten könnten. Natürlich kann jemand auch anderer Leute Interessen vertreten, und wenn man sich Feministinnen so anschaut, dann vertreten die meisten Männer die Interessen von Frauen weitaus besser als die meisten Feministinnen. »Frau« ist ein Geschlecht und keine Qualifikation, schon gar keine exklusive. Die Erfahrung zeigt, dass normale Ehemänner weibliche Interessen weitaus besser vertreten als Feministinnen, weil die meistens Lesben sind und sowieso auf einer ganz anderen Schiene laufen, und als Frauenpolitikerinnen, weil die einen ideologischen Knall und jeden Realitätsbezug verloren haben, in einer Phantasiewelt leben.

Es ist ein gewaltiger, noch dazu von den Genderisten erzeugter und geförderter Irrtum zu glauben, dass die eigenen Interessen gerade durch die am besten (oder gar alleine) vertreten würden, die zufällig dasselbe biologische Geschlecht in der Hose hatten.

Es ist auch ein Widerspruch in sich: Die ganze Zeit hindurch wehren sie sich gegen die Annahme, dass Befähigungen und Einsichten irgendwie geschlechtlich gebunden wären, dass ein Geschlecht irgendetwas könnte, was das andere nicht kann. Und dann meinen sie, dass es eine »weibliche Perspektive« gebe, die nur von biologischen Frauen erkannt und vertreten werden könne. Behaupten sie nicht immer, das biologische und das soziale Geschlecht hingen nicht miteinander zusammen?

Ständig erzählen sie uns, es gäbe Mann und Frau gar nicht, auch nicht 2, sondern 4000 Geschlechter, und man könnte das ständig wechseln, und dann kommen sie doch immer wieder mit solchen Frauenquoten daher. Wer soll das noch glauben?

Und um es mal in aller Deutlichkeit zu sagen:

Ich versuche seit 4 Jahren intensiv, dieses „Geschlechtervielfalt”-Dings zu verstehen und zu sehen, was daran wichtig wäre. Ich sehe aber nichts Positives daran. Das hat nur Schaden angerichtet. (Damit will ich nicht sagen, dass ich für eine Männermonopolisierung stehe, sondern dass es überhaupt von Nachteil ist, auf das Geschlecht zu achten und nicht auf das, was jemand sagt.)

Wenn Frauen aufs Podium wollen, dann soll man sie lassen und ihnen keine Barrieren in den Weg legen.

Wenn Frauen aber nicht aufs Podium wollen, dann muss das gleiche gelten: Man soll sie lassen.

Es geht doch immer um die »Emanzipation« der Frau. Warum lässt man Frauen dann nicht einfach selbst entscheiden, ob sie wollen oder nicht? Würde diese Emanzipation, diese »Gleichberechtigung« nicht zwingend erfordern, es auch zu respektieren, wenn jemand einfach nicht will?

Männer lassen ja auch bleiben, was sie nicht wollen, und lassen einfach die Finger von vielen Berufen. Heißt »Gleichberechtigung« dann nicht, dass Frauen auch bleiben lassen können und dürfen, was sie nicht wollen?

Oder anders gefragt: Ist Feminismus am Ende nicht wieder eine Abrichtung der Frau auf Bevormundung, nur unter anderer Herrschaft?