Ansichten eines Informatikers

Piraten-Schrebergärten

Hadmut
19.10.2012 19:21

Mein Piraten-Experiment ist ja wegen anderweitiger Verpflichtungen etwas ins Ermüden gekommen. Was die Sache durchaus beschreibt.

Nun war ich kürzlich unterwegs und kam gerade in einer anderen Gegend vorbei, in der Piraten aus eben einer anderen als meiner Gegend gerade so eine Lokalveranstaltung abhielten, um ihre Parteitagsbeschlussvorlagen auszuknattern. Ich dachte, ich setz mich mal mit rein, mal gucken, wie die das so machen.

Leider war ich nur kurz dort, habe deshalb nur einen Ausschnitt mitgekriegt. Und habe mich – das muss ich zugeben – dabei auch am Fress-Stand gütlich getan (selbstverständlich gegen Abdrücken einer angemessenen Spende). Insofern war meine Aufmerksamkeit von geringem Umfang, das nur zur Relativierung.

Das, was ich gesehen und gehört habe, hat mir aber die Sorgenfalten auf die Stirn getrieben.

Erst natürlich extremer Fokus auf Mütter und Kinder mit Gender-Würze. Ehegatten-Splitting abschaffen, weil es Geschlechterrollen zementiert. Und natürlich wettern dagegen, dass die diversen Zuschüsse und Herdprämien denen am meisten geben, die am meisten Geld verdienen. Kreuzlinke Standpunkte nach dem Sankt Florians-Prinzip, wonach man „Reichen” und „Besserverdienern” immer mehr abnehmen muss, während man denen, die gar keine Einkommenssteuer zahlen und sich damit kaum an der Infrastruktur beteiligen, die sie nutzen, noch Geld drauflegen soll. Naja gut, will ich mal nicht weiter kommentieren.

Dann kam aber einer mit einem Thema, das mir auf den ersten Blick gefallen hat: Er wollte Lärm bekämpfen. Lärm sei eine Umweltverschmutzung und beeinträchtige die Gesundheit. Man müsse Lärm reduzieren.

Da fand er meine volle Zustimmung.

Denn Lärm ist wirklich ein großes Problem. Und wird von vielen Leuten nicht als Problem wahrgenommen. Im Gegenteil, der „gesellschaftlich erwünschte” Lärmpegel wird immer stärker auf hohem Niveau als normal empfunden. Viele Leute brauchen ständig Musik auf den Ohren, und wenn man irgendwo hingeht, wo Musik live produziert wird, geht das aus irgendwelchen Gründen, die ich noch nicht verstanden habe, immer nur in Super-Lautstärke. Alle Welt redet von Umweltverschmutzung, aber kaum jemand nimmt wahr, dass wir in kulturell bedingtem Lärm leben, der uns sicherlich mehr schadet als beispielsweise Radioaktivität, gegen die man sich mit Demonstrationen, Sabotage von Castor-Transporten usw. schützen will. Wenn in Berliner Schulen die Kinder mal ein paar Tage Kotzen und Dünnschiss haben, weil das Schulessen schlecht war, dann ist der Teufel los. Wie man den Kindern so etwas nur antun könne. Dass Schulkinder aber am ständigen Lärm mehr Schaden nehmen als mal an ein paar verdorbenen Erdbeeren, will man nicht beachten. Ich halte Lärm für eine sehr schädliche Immission. Daher habe ich mich zuerst gefreut, dass der da mit diesem Thema ankam.

Dann aber war das nur ein Wettern gegen Industrie- und Fluglärm, mit dem Ziel beides, Industrie und Flughäfen zu verbieten. Besonders Nachtflüge.

Nachtflüge, so meinte er, müssten überhaupt nicht sein, es gäbe überhaupt keinen Grund für Nachtflüge. Kein Nachtflug sei notwendig. Man soll doch bitteschön nur am Tag fliegen.

Ich musste da spontan an irgendeine Landfrauen-Gruppe denken, die forderte, jugendgefährdende Inhalte im Internet erst nach 22 Uhr zu senden, aber nicht einsehen will, dass es auf der Erde verschiedene Zeitzonen gibt und es immer irgendwo vor und nach 22 Uhr ist.

Ich habe ihn mal gefragt, ob das nicht auf das Sankt-Florians-Prinzip hinausläuft. Denn es gibt nicht nur Flüge innerhalb Deutschlands oder nach Mallorca, sondern eben auch Interkontinentalflüge mit Anschlussflügen. (Viele Australienflüge gegen in Deutschland gegen Mitternacht ab.) Und zwischen den verschiedenen Ländern gibt es eben Zeitunterschiede. Zu fordern, dass die Flieger hier in Deutschland nur tagsüber fliegen, würde für viele Länder bzw. Flughäfen wie Hong Kong, Singapur, Dubai usw. bedeuten, dass wir denen dann Nachtlärm zumuten, damit wir gut schlafen können.

(Was ich nicht erwähnte, weil es mir erst später einfiel: Selbst wenn man in derselben Zeitzone bleibt und in Nord-Süd-Richtung fliegt, etwa von Deutschland nach Afrika, hat man Flugzeiten von bis zu 12 Stunden. Entweder mutet man dann den Menschen dort Nachtfluglärm zu, was eben Sankt-Florians- oder Kollonialdenken wäre. Ich habe in Afrika mehrfach erzählt bekommen, dass man dort sehr darunter leidet, dass die Europäer ihren Elektroschrott und Sondermüll einfach dort irgendwohin kippen. Zu fordern, dass Flüge bei uns nur zu den Tageszeiten abfliegen, heißt im Endeffekt, dass man nun auch Fluglärm nach Afrika „exportiert”.

Oder man fliegt immer nur so ab, dass Start und Landung innerhalb der Tageszeiten liegen. Das würde aber erstens dazu führen, dass sich die Fernstreckenflüge in engen Zeitfenstern drängen, nach Afrika etwa morgens und abends drängen. Das aber könnte bedeuten, dass die bestehenden Start- und Landebahnen nicht ausreichen. Gegen neue Startbahnen demonstrieren aber dann andere wieder.

Zweitens würde es dazu führen, dass Flugzeuge lange am Boden stehen müssen, um auf das nächste Zeitfenster zu warten. Man braucht nicht nur größere Flughäfen, sondern die Flüge würden auch deutlich teurer, weil Flugzeuge nur Geld verdienen, wenn sie in der Luft sind. Für gewöhnlich fliegen Verkehrsflugzeuge daher so schnell wie möglich wieder zurück. Im Eiltempo ent- und beladen, und gleich weiter. Hält man sie aber für Stunden am Boden, werden Fernflüge drastisch teurer. Bei Erziehungsgeld usw. hatte man sich aber gerade darüber beschwert, dass die Reichen begünstigt und die Geringverdiener benachteiligt werden. Wie würde es damit zusammenpassen, wenn Flugreisen verteuert würden und sich nur noch Besserverdiener Urlaub leisten können? Mit den billigen Pauschalangeboten beim Discounter wär’s dann erst mal nichts mehr.)

Es wird so häufig gegen/wegen Fluglärm geklagt, und immer behauptet, dass Nachtflüge überflüssig wären, aber ich habe noch nie gesehen, dass irgendwer Flugpläne vorgelegt hätte, die in allen Start- und Landebereichen jeweils in der Tageszeit lägen und trotzdem mit den Startbahn- und Korridor-Kapazitäten auskommen, sowie die Mehrkosten und die Einschränkungen für die Infrastruktur betrachten. Und ich habe auch noch nie gesehen, dass irgendwer bei Klagen gegen Fluglärm auch mal den Lärm am anderen Ende des Fluges betrachtet hätte. Komischerweise scheinen gerade die Gegner von Nachtflügen besonders wenig Hemmungen zu haben, anderen Menschen Nachtfluglärm zuzumuten, sofern es nur weit genug weg im Ausland ist.

Ein anderer störte sich ebenfalls daran und wies darauf hin, dass wir uns doch alle daran gewöhnt haben, unsere Post usw. doch bitteschön gleich am nächsten Tag haben wollen und wir auch immer gern frisches Obst und Gemüse in den Supermärkten finden würden. Nachtflugverbote nutzen wenigen aber schaden allen. Letztlich liefe das auf die Frage hinaus, ob wir in einer modernen komfortablen Zivilisation leben wollen oder doch wieder zurück auf den Zivilisationsstand von vor 50 Jahren, wo dann nur das Obst im Laden ist, das der Bauer gerade liefert. Auch ein wichtiger Punkt, der mich an das „Wozu Atomkraft? Bei uns kommt der Strom aus der Steckdose” erinnerte, oder an die, die gerne anonymes Fleisch essen, aber gegen die Schlachtung sind. Nachdem die Piraten ja sehr stark computer-, internet-, elektronik-, informations-, virtualisierungs- und zukunftsorientiert sind, würden sie wohl kaum einen allgemeinen Rücksturz in die Zeit vor 50 Jahren haben wollen. Man würde es auch nicht akzeptieren, wenn jemand verlangen würde, Kraftwerke und damit den Strom und mithin das Internet nachts abzuschalten oder Autobahnen nachts zu sperren. Warum man sich so selektiv für manche und gegen andere Techniken ausspricht, bedürfte zumindest mal einer besonderen Begründung.

Ich habe noch einen anderen Aspekt angesprochen: Nämlich dass mich wundert, dass der Antrag zwar generell auf die Gesundheitsgefahren von Lärm hinweist, als gesundheitsgefährdende Lärmquellen aber nur Industrie und Fluglärm benennt. Alle anderen Lärmquellen werden komplett ignoriert. Mein Vorhalt war, dass man generell Lärmgrenzen einführt und sich dann alles daran messen lassen muss. Beispielsweise auch Kirchenglocken und Kindergärten. Denn im Laufe meines Lebens wurde ich noch nie durch Industrie- oder Fluglärm beeinträchtigt, aber Kirchenglocken und ein unmittelbar benachbarter Kindergarten (und damit meine ich 2 Meter Abstand und nicht 20 oder 50) haben mich durch Lärm schon nahezu in den Wahnsinn getrieben und mich massiv am Schlafen, Arbeiten, Leben, sogar am Fernsehschauen oder Radiohören gehindert. Im Gegensatz zu Industrie und Flughäfen stehen Kirchen und Kindergärten nämlich mitten in Wohngegenden und produzieren einen Höllenlärm. Gerade Kirchenglocken haben gar keinen anderen Sinn und Zweck, als die Umgebung mit Lärm zu belegen.

Da wurde er pampig.

Kirchenglocken seien anfangs mal dringewesen, die habe man aber gestrichen, damit der Antrag akzeptiert werden könne. Aha. Fluglärmgegner sind gesellschaftlich geadelt, während Kirchenglockengegner die Buhmänner sind.

Und Kindergartenlärm sei, so wurde ich „belehrt” ja – trotz meines Vorhaltes, dass der Lärmdruck an Kindergärten deutlich höher als der von Flugzeugen sein kann und es außerdem hochfrequenter und ständig wechselnder Lärm ist – überhaupt kein Lärm, weil nachgewiesen sei, dass die Schädlichkeit von Lärm vom subjektiven Empfinden abhänge. Weil Kinderlärm aber subjektiv etwas Schönes sei (den Schwachsinn hab ich schon so oft gehört, dass einem vorgeschrieben wird, über welchen Lärm man sich politisch korrekt zu freuen habe, auch bei Kirchenglocken), könne er gar nicht schaden und falle damit auch nicht unter die Betrachtung schädlichen Lärms. Er finde Kinderlärm gut, also könne niemand Schaden daran nehmen. (Kann man Fluglärm damit rechtfertigen, dass irgendwer Nachtflüge gut findet?)

Womit dann endgültig klar war, dass es ihm überhaupt nicht um Lärm ging, sondern das nur ein Vorwand war, um gegen Industrie und Flughäfen vorzugehen. Gesundheitsgefahren waren nur das argumentative Vehikel. Im Gegenteil war er sogar der Meinung, dass der Lärm politisch korrekter Lärmquellen hinzunehmen sei und nicht gesundheitsschädlich sein könne. Also genau das Gegenteil seines formulierten Antrags.

Das ist nicht durchdacht, nicht objektiv, nicht argumentationsfähig. Das sind so rein subjektive, egoistische Sichtweisen, wie die Welt des Schrebergärtners, die an seinem Zaun endet, und die als Begründung alles mitnimmt, was gelegen kommt. So kleinbürgerlich. Eine Folge des jeder-darf-mitlabern. Ein großer Teil der Bevölkerung denkt eben nicht in großen Maßstäben sondern nur im persönlichen Lebensraum.

Und es ist völlig lächerlich, schon mit den einfachsten Rückfragen zu entlarven.

So kann man aber keine Politik machen. Politik ist nicht (bzw. sollte nicht sein), (nur) seine eigenen Interessen durchzusetzen und seine Lage zu verbessern. Denn wer so anfängt, endet zwangsläufig in der Korruption.

Politik muss immer eine Gesamtsicht sein, und davon sehe ich bei den Piraten derzeit nur sehr wenig.

18 Kommentare (RSS-Feed)

Pirx
19.10.2012 19:44
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> Er finde Kinderlärm gut, also könne niemand Schaden daran nehmen

Das ist mE eine Art der Argumentation, die (auch implizit) sehr häufig vorkommt:
* Ich finde X gut, also gehört es erlaubt/gefördert
* Ich finde X schlecht, also muss es verboten werden.


ck
19.10.2012 20:07
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Bei der Überschrift dachte ich zuerst, dass der Artikel über die Hanfpflanzen in Münster sei, die in einem Garten gefunden wurden, zu dem der Piraten-Vize Zugang hat, insofern war ich überrascht.

Die Sichtweise “Ich finde das gut, also müssen das alle so machen” entdecke ich oft, wenn Menschen das Wort “man” verwenden, obwohl sie eigentlich sich selbst meinen, und damit unbewusst demonstrieren, dass ihre eigene Ansicht die einzig wahre sein muss. “Man muss nicht bis 12:00 Uhr mittags schlafen”, “Man muss das nicht gut finden”, “So viel muss man nicht konsumieren.” und so weiter.


lars
19.10.2012 21:24
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Worauf beruht die Behauptung dass Lärm gefährlich ist ? Ich habe schon mehrfach derlei Aussagen gelesen und mir erscheint es glaubhaft und entspricht auch meiner eigenen Wahrnehmung – gibt es dazu auch belastbares Material ?

Darf ich fragen wie groß die Stichprobe bzgl Piratenveranstaltungen bisherwar ? Mein bisher einziger Besuch eines kurzen Schlagabtauschs zwischen JU und Bayern-Piraten hat ein sehr von obiger Beschreibung abweichendem Bild in der Argumentationsweise und auch den Ansichten gezeigt.


Hadmut
19.10.2012 22:27
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@lars: Lärm ist auf jeden Fall gefährlich, denn ab einem gewissen Pegel bekommt man Hörschäden. Die Frage ist nicht, ob Lärm gefährlich ist, sondern ab wann.

Und das ist schon deutlich niedriger. Wenn man beispielsweise nicht schlafen kann, schlafen ist lebenswichtig. Oder wenn man nicht arbeiten und sich nicht konzentrieren kann, keine Ruhe mehr findet. Lärm erzeugt Stress.

Lärm gehört übrigens zu den bewährten Foltermethoden, die keine sichtbaren Spuren hinterlassen.

Und ich war bei verschiedenen Veranstaltungen.


Hanz Moser
19.10.2012 22:00
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“Politik ist nicht (bzw. sollte nicht sein), (nur) seine eigenen Interessen durchzusetzen und seine Lage zu verbessern.”

Ach, welch romantischen Vorstellungen du noch nachhängst 😉


nullplan
19.10.2012 22:27
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Das mit den Kirchenglocken und den Kindergärten hast du, glaube ich, schon mal irgendwo geschrieben. Und ich habe es schon da nicht verstanden. Ich habe aber zugegebenermaßen noch nie direkt neben einem Kindergarten oder einer Kirche gewohnt.

Allerdings: Was Kirchenglocken angeht, ist meine Erfahrung, dass deren Schalldruck im Umgebungslärm normalerweise untergeht. (Ich hatte im Sommer eine Woche Urlaub in ca. 100m Entfernung zu einer Kirche und die durchs geschlossene Fenster gar nicht gehört) Und selbst wenn sie schlägt, an normalen Tagen sind das 10 Schläge die Stunde, plus die Stundenschläge zur vollen Stunde. Zusätzlich vielleicht ein Geläut zum Tagesbeginn, Mittag und Abend (6:00, 12:00 und 18:00). Und sonntags 9:30 und 10:00 (Ruf zum Gottesdienst und Gottesdienstbeginn). Und 11:00 (Gottesdienstende). Ja, OK, sonntags bimmeln die häufig. Und dass nur von der protestantischen Seite her, wie es die Katholiken handhaben, weiß ich nicht.

Von Kindergruppen weiß ich, dass die viel Lärm erzeugen können. Allerdings sind alle Kindergärten hier in der Gegend so angelegt, dass wenn die Kinder draußen sind, normalerweise ein Abstand von wenigstens 50m vom Zentrum der Gruppe zum nächsten Wohngebäude besteht. Über den Abstand hinweg geht deren Lärm auch schon wieder fast im Umgebungslärm unter.

Was Nachtfluglärm angeht: Nachts schlafe ich für gewöhnlich. Zumindest hier (Einflugschneise des Flughafen Leipzig) ist die Frequenz der Flüge gering genug, dass ich einschlafen kann, und dann schlafe ich meistens auch durch.

Schließlich: Dass Politiker ihre Ansichten geschickt formulieren um sie durchzudrücken, ist doch bei Weitem nichts neues. OK, es gibt solche Leute also auch in der PP. Aber… solche Leute sind mir schon in diversen Foren über den Weg gelaufen (also Leute mit “Ich habe Recht und alle anderen liegen falsch”). Das zeigt also nur, dass die PP die Partei des Internets ist. Und im Internet gibt es halt Trolle.


Hadmut
19.10.2012 22:34
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@nullplan: Ich kenne auch Kirchen, die nicht stören. Kirche ist nicht Kirche, da gibt es ziemliche Unterschiede. Die, neben der ich damals gewohnt habe, war die katholische Kirche in der Sophienstraße in Karlsruhe. Und die war monströs. Wenn die Sonntag morgens geläutet hat, war Schlafen nicht mehr möglich. Und ich hab’s mal ausprobiert: Keines meiner Radios konnte man so laut drehen, dass man während des Glockenläutens bei geschlossenen Fenstern noch die Radionachrichten verstanden hätte. Die hatten dort einen ganz enormen Schalldruck.

Dagegen wohne ich derzeit in einer bayerischen Gemeinde (Unterföhring), da hört man gar nichts. Und einer der Kirchen hier hat einen Glockenturm, der gerade mal 3-4 Meter hoch ist. Stört gar nicht.

Und auch bei Kindergärten gibt es große Unterschiede. Beispielsweise ist eine der Hauptlärmquellen, wenn Kinder über unebene Platten mit Bobby-Cars fahren. Und es hängt auch viel von den Erzieherinnen ab. Ich war kürzlich wieder mal bei dem Haus, in dem ich mal gewohnt habe, und habe nur auf der Straße etwas aus dem Auto ausgeladen. Nach 3 Minuten ist man dort schon mit den Nerven durch und will nur noch weg. In manchen Kindergärten schleift sich das so ein, dass die Kinder besonders viel Krach machen und ständig herumschreien. Schlechtes Elternhaus, schlechte Kindergärtnerinnen und dann bildet sich da so eine Kultur, die sich stabilisiert.


Josh@_[°|°]_
20.10.2012 2:39
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Keks
20.10.2012 20:34
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Politiker sind doch alle gleich.


Herrmann
21.10.2012 10:41
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Natürlich vertreten die Piraten kreuzlinke Standpunkte.
In Deutschland wird der politische Vektorraum durch die Basisvektoren Bismarck und Sozialdemokratie aufgespannt.


lmid
21.10.2012 18:32
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Beim Thema Lärm sollte man auch den Arbeitsschutz und insbesondere das Problem Großraumbüros nicht vergessen.


Tenshinhan
22.10.2012 9:41
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Was das Thema Industrie- und Fluglärm angeht, stimme ich dir zu Hadmut. Die Debatte ist da echt scheinheilig. Natürlich wollen alle gerne von dem Just in Time Prinzip profitieren und ihre Post etc. asap bekommen, aber die “Nebenwirkungen” will dann keiner… ähnlich wie beim Ausbau der Stromnetze.

Aber zum Kinderlärm hast du echt eine ziemlich krasse Ansicht. Ich meine natürlich ist die Argumentation der Piraten Schwachsinn, dass dieser Lärm nicht gesundheitsschädlich sein könne. Trotzdem kann man sich fragen, ob man so einen Lärm nicht dennoch ertragen sollte; Deutschland ist schon kinderunfreundlich genug und hat ja eine der niedrigsten Geburtenraten auf der Welt. Da müssen wir den paar Kinder, die wir noch haben bzw. deren Eltern, nicht auch noch das Leben schwer machen oder?

Und mal ehrlich, Kinder schreien nun mal und machen viel Krach, das ist doch ganz normal. Das kannst Du doch nicht allen Ernstes auf schlechte Erzieher bzw. auf ein schlechtes Elternhaus schieben?

Oder schlägst Du vor Kindergärten nur noch in Industriegebieten zu errichten?


Flusskiesel
22.10.2012 10:08
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1. Zur allgemeinen Musikbeschallung:
Ich frage mich sowieso, warum es so eine Beschallung im Zeitalter des iPods usw. noch braucht. Jeder kann (fast) überall Musik hören, ohne jemand anderen zu stören – wozu dann noch Lautsprecher (Ausnahme: Disco, Konzerte …)?

In Kneipen ist die Musik für mein Empfinden häufig so laut, dass man sich kaum noch unterhalten kann. Soll man da nur trinken und sich anschweigen?

2. Zu den Kindergärten:
Eine Schallobergrenze wäre schwierig durchzusetzen. Oder sollen Kindergärten nur noch in Gewerbegebiete, wo die Eltern die Kinder dann mit dem Auto hinfahren?


Boris
22.10.2012 11:07
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Der Großteil der Nachflüge sind aber Frachtflüge. Nächtliche Passagierflüge sind haupt-sächlich Fernflüge. Der größte Teil der Passagiere fliegt Kurz- bis Mittelstrecke.
Bei der Fracht wäre zu überlegen ob wirklich alle Obst- und Gemüsearten ganzjährig um den halben Erdball geflogen werden müssen ebenso wie die neuesten Produkte von Apple, Samsung etc. Andererseits lebt davon eine extrem schnell wachsende Branche (Logistik) auf deren Dienstleistungen (“Schrei vor Glück”) vermutlich auch die Piraten nur ungern verzichten möchten. Nicht zuletzt hängen – wenngleich im Niedriglohnsektor – da inzwischen auch ein paar Arbeitsplätze dran – was für den ein oder anderen Lokalpolitiker nicht völlig unerheblich sein dürfte.

– Also Verkehrslärm ließe sich sicherlich reduzieren. Es ist nur die Frage ob wirklich alle mit den Konsequenzen leben wollen. Seitens der Politik gilt es die beiden gegensätzlichen Pole – Ruhebedürfnis vs Wirtschaftswachstum und Komfort vernünftig auszuloten. Aber auch jeder Konsument trägt mit seinem Verhalten einen Teil zum Lärm bei, zumal das Beamen auch auf absehbare wohl noch Zukunftsmusik bleiben wird.
Das Sankt-Florians Prinzip – Nachtflugverbot in Frankfurt – dafür wandern Nachtflüge nebst Logistik nach Köln – ist jedenfalls keine Lösung.

Der andere Lärm (Kirchengeläut, Kindergärten, Public-Viewing) ist meiner Ansicht nach primär eine Frage der Umgangsformen – also der gegenseitigen Rücksichtnahme und Erziehung – an der es nach meiner Beobachtung immer mehr mangelt.


Hadmut
23.10.2012 0:39
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Ich hab nie gesagt, dass Kindergärten in Industriegebiete sollen oder dergleichen.

Aber die, die Kindergärten bauen müssen sich dabei ja nicht anstellen wie Vierjährige. Die müssen einfach mal kapieren, dass Kindern einen Mordslärm machen können (und damit meine ich nicht mal primär das Geschrei, sondern beispielsweise wenn die mit Bobby-Cars über Steinplatten brettern oder mit irgendwas herumschlagen).

Dabei sollte man übrigens nicht nur an die Nachbarn denken sondern auch an die Kinder. Denn wenn ein Erwachsener trotz Fenster in ca. 3-4 Metern Entfernung vom Lärm fast durchdreht, dann nehmen die Kinder mit Sicherheit Schaden am Gehör.

Und wenn Kinder pausenlos schreien und kreischen, dann ist das auch nicht lustig und freudig, wie viele das romantisieren, sondern ein Zeichen dafür, dass da was nicht in Ordnung ist und in dem Kindergarten die Idioten von morgen gezüchtet werden. Kinder, denen es körperlich und psychisch gut geht schreien nämlich nicht pausenlos.

Man muss auch mal kapieren, dass die idiotische Einfachgleichung Kinder = Krach = Gut nicht stimmt. Weder machen (verhaltensgesunde) Kinder ständig Krach, noch ist Krach ein gutes Zeichen.

Man kann Kindergärten auch mit Schallschutzumzäunung, Hecken, verletzungs- und schallhemmenden Weichbodenmatten usw. bauen. Dazu müssten die Architekten aber ein Mindestmaß an Grips haben. Haben sie aber nicht.

Sieht man schon daran, dass die lauten Kindergärten meist auch grausam hässlich sind. Da hat dann mal wieder der billigste Architekt oder irgendwer auf Korruptionswegen den Auftrag bekommen, der da einfach hirnlos irgendeinen Klotz hinstellt.

Und unsere Bevölkerung ist zu einem großen Teil so knalldumm, dass sie nicht über das Niveau von „Kinderlärm ist doch was Schönes” hinauskommt. Dass das daran liegen könnte, dass der Architekt den Kindergarten vermurkst hat oder die Kindergärtnerinnen gerade die Kinder vermurksen, kommen die schon nicht mehr. Das ist den meisten intellektuell schon zu hoch.

Und deshalb sind die jetzt auch alle auf dem Gender-Trip. Da würd ich als Kind auch anfangen zu schreien.


Joe
23.10.2012 4:03
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Daß Lärm von Kindergärten politisch korrekt ist, ist kein Zufall. Denn nicht der Lärm, sondern Kinderdeponien selbst gehören verboten. Daß die Gören dort wie am Spieß rumschreien, ist das Ergebnis dieser nicht artgerechten Haltung von Menschenkindern – im “Hühner-KZ” ist es schließlich auch nicht still.

Aber versuch mal so einen Antrag bei kreuzlinken Piraten durchzubringen. Für die ist “Kindererziehung” nach dem Vorbild der DDR sakrosankt.


nullplan
23.10.2012 8:27
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@Joe: Genau! Schließlich ist Kindererziehung Aufgabe der Mutter, oder der Tagesmutter, so die Eltern sich die leisten können. Wäre ja noch schöner, wenn plötzlich jede x-beliebige Frau auf die Idee käme, nach der Geburt + Kinderzeit weiterzuarbeiten. Die haben gefälligst die nächsten 18 Jahre mit Erziehung zuzubringen! Karriere ist was für Frauen die das Geld dafür haben!

Und die Kinder gehören isoliert von anderen Kindern. Nicht dass die sich noch von den anderen Kindern Krankheiten oder Freundschaft holen!

(Hint: Kindergarten = schlecht ist genauso übervereinfacht wie Kindergarten = gut)


Joe
23.10.2012 16:32
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Lieber nullplan, es geht um eine Zeitspanne von 3 Jahren bei einer eigenen Lebenserwartung von 80 Jahren, die sich Eltern mal etwas intensiver um ihr Kleinkind kümmern müßten, um Langzeitschäden zu vermeiden, die aus dem Großversuch DDR bekannt sind. Was erwarten solche Rabeneltern eigentlich von ihren eigenen Kindern, wenn sie alt und gebrechlich werden?

Ich weiß die Antwort schon: Die kommen dann in die Altendeponie und werden einmal im Jahr besucht. Das ganze ist ein Milliardengeschäft, das darf man sich nicht durch Angehörige, die sich umeinander kümmern, kaputtmachen lassen. Sozialismus wie er leibt und lebt.

Lustigerweise ist es dann wiederum bei ganz “emanzipierten Müttern” Usus, sich vom Familiengericht für ganze 12 Jahre den vollen “Betreuungsunterhalt” vom Erzeuger zusprechen zu lassen, weil die sich ja grundsätzlich Vollzeit um “schwierige Kind” kümmern müssen. Was dann in der Realität sofort in der “Tagesstätte” abgegeben wird, damit mit dem Geld in Ruhe shoppen gegangen werden kann.