Ansichten eines Informatikers

1,539

Hadmut
8.6.2011 15:46

Ich war gerade Tanken. Was mir dabei so durch den Kopf gegangen ist.

Vorhin bin ich noch zu Fuß an einer kleinen Tankstelle vorbeikommen, die kein E10, sondern nur Super hat und wo es 1,539 Euro kostet. Mit dem Auto bin ich dann aber zu einer anderen, etwas entfernteren Tankstelle gefahren, die nicht zu den großen Marken gehört, weshalb ich spekuliert habe, daß es dort billiger sein könnte. E10 kostete dort 1,529, während Super sogar 1,559 kostete. Also Super sogar teurer, dafür E10 billiger. Einen glatten Cent pro Liter gespart, macht bei 50 getankten Litern volle 50 Cent, die ich eingespart habe.

Obwohl, gespart habe ich sie ja nicht. Denn statt 300 Meter zur kleinen Tankstelle bin ich gut 1,5 km zur großen gefahren, also ungefähr zweieinhalb Kilometer zusätzlich. Das macht bei 8 Litern auf 100 km tatsächlich 0,2 Liter Benzin verfahren oder 31 Cent, zuzüglich der sonstigen Kilometerkosten meines Autos also. Ich habe also gute 17 Cent gespart, was mich dann aber zusätzliche 5 Minuten gekostet hat (eigentlich mehr, weil ich so lange in der Kassenschlage stehen mußte), womit ich auf einen virtuellen Stundenlohn von tollen 2,04 Euro komme. Sparen ist schon toll. Der Deutsche spart, koste es was es wolle.

Dabei ist in der Aufstellung noch gar nicht berücksichtigt, daß Autos bei E10 angeblich einen höheren Verbrauch als bei Super haben, so daß ich möglicherweise nicht mal 17 Cent verdient, sondern noch saftig draufgelegt habe, wenn ich das nicht in gekauften Litern, sondern gekauften Kilometern rechne. Was tut man nicht alles für den vorgeblichen Umweltschutz.

Warum ist Benzin überhaupt so teuer?

Die Politik sagt, es läge am fehlenden Wettbewerb.

Komisch. Letztes Jahr bin ich quer durch Neuseeland gefahren. Da gibt es viele Tankstellen ohne jeden Wettbewerb, weil sie im Umkreis von 1-2 Autofahrtstunden die einzige Tankstelle sind und man gar keine Alternative hat als bei denen zu tanken. Trotzdem habe ich für den Sprit dort nur etwa halb soviel gezahlt wie in Deutschland.

Mal gucken, wieviel Steuern da drin sind. 19% Mehrwertssteuer macht von 1,539 Euro brutto einen Steueranteil von 0,246 Cent, netto kostet der Liter 1,293. Davon sind noch 0,655 Euro Mineralölsteuer, also kostet das Benzin eigentlich nur 0,638 Euro, nicht mal die Hälfte, während ich 0,901 Euro an Steuern zahle. Was auch erklärt, warum die in Neuseeland das Benzin für die Hälfte verkaufen können.

Wieso schimpfen die Politiker – oder eigentlich alle, auch Radiomoderatoren usw. — dann für die hohen Preise auf die Mineralölfirmen? Müßte man nicht auf Politik und Staat schimpfen?

Richtig ist wohl, daß auch die Mineralölfirmen da Dreck am Stecken haben und abzocken. In anderen Ländern (ich glaube, Österreich war so eins) dürfen die nur einmal am Tag den Preis erhöhen, alle zur gleichen Zeit. Damit die nicht so leicht voneinander abgucken können.

Wie wäre es denn, wenn die ihre Preise nicht nur nur einmal am Tag festlegen dürfen, sondern sie auch noch elektronisch publizieren müßten? Da könnte man sich dann für’s Handy ne App schreiben, die einem – abhängig vom Standort und dem Fahrzeugverbrauch, weil schon kurze Wegstrecken einen Unterschied von einem Cent zunichte machen, siehe oben – den Weg zur günstigsten Tankstelle leiten.

Wer richtig sparen will, muß freilich auswandern.

17 Kommentare (RSS-Feed)

yasar
8.6.2011 19:11
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Nee, ein Fahrrad kaufen. 🙂


ini
8.6.2011 19:42
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http://www.wdr.de/tv/quarks/sendungsbeitraege/2008/0527/002_erdoel.jsp

Wie der Ölpreis von der Quelle bis zum Tank entsteht.


yasar
9.6.2011 7:43
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Zitat aus dem von ini genannten Beitrag:

Denn die Schwerkraft des Wassers, das unterirdisch auf der Ölschicht liegt ….

Normalerweise halte ich ja recht viel von Quarks & Co., aber daß die Gewicht und Schwerkraft verwechseln ist doch eher “Galileo”-mäßig.


Tenshinhan
9.6.2011 8:27
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Nehmen wir mal an, wenn die Mineralölsteuer sagen wir mal um mehrere Prozente gesenkt werden würde, sodass Benzin, ka, um 40 Cent/l billiger wäre.

Da frage ich mich dann, was die Mineralölkonzerne davon abhalten würde, diese 40 Cent oder auch nur 20 Cent etc. auf den Preis wieder draufzuschlagen? Der deutsche Autofahrer hat sich ja schon an die hohen Preise gewöhnt. Müsste man mal ausprobieren, ob man dann nicht in einem Jahr wieder genau so hohe Preise hätte, selbst wenn man die Mineralölsteuer ganz abschafft…


Flo
9.6.2011 10:48
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>>Mal gucken, wieviel Steuern da drin sind. 19% Mehrwertssteuer macht
>>von 1,539 Euro brutto einen Steueranteil von 0,246 Cent, netto kostet
>>der Liter 1,293. Davon sind noch 0,655 Euro Mineralölsteuer, also
>>kostet das Benzin eigentlich nur 0,638 Euro, nicht mal die Hälfte,
>>während ich 0,901 Euro an Steuern zahle. Was auch erklärt, warum die
>>in Neuseeland das Benzin für die Hälfte verkaufen können.

Der E10-Preis ist die reinste Verarsche! 5% weniger Kraftstoff, also rein theoretisch auch 5% weniger Zündungen, die man pro Liter hat. Ob das nun 5% weniger Wegstrecke sind .. keine Ahnung, ich rechne das aber mal so 😉

Bei einem E10-Preis von 1,529€/l, einem steuerlichen Anteil von 0,291€/l + 0,655€/l sind wir bei einem Benzinpreis von 0,583€/l.
Beim E5-Preis (dem normalen Super-Benzin) von 1,559€/l (diesen 3-Cent-Unterschied konnte ich an unseren Tankstellen ebenfalls beobachten) und dem steuerlichen Anteil von 0,296€/l + 0,655€/l kostet der Liter Benzin 0,608€. Wenn ich jetzt davon ausgehe, dass ich 5% weniger Leistung bekomme, darf der E10-Preis also um 5% abweichen, also um 0,03€. Wären also 0,578€/l, die verlangt werden dürften. Die schlagen aber einen halben Cent pro Liter drauf.
Bei den Verbraucherpreisen (also 1,529€/l bzw. 1,559€/l) wird das noch deutlicher. Da sind es schon 0,078€, die ein Liter E10 günstiger sein müsste…
Und bei den Größenmengen, in denen Benzin verbraucht wird, halte ich das schon für ein Art des Wuchers.


Lebermitteltechniker
9.6.2011 15:26
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@Flo

Der E10-Preis ist die reinste Verarsche! 5% weniger Kraftstoff, also rein theoretisch auch 5% weniger Zündungen, die man pro Liter hat.

Würde es gelingen, Kraftstoff durch ein gleichvolumiges Nichts zu ersetzen, vielleicht. Es wird dem Kraftstoff jedoch … Kraftstoff zugesetzt. Insgesamt ergibt sich lt. ADAC eine Verringerung um 1,5% beim Energiegehalt.

Nach deiner Rechnung dürfte also 1l E10 0,599€ kosten. Die Tankstellenbetreiber behumpsen sich also um ca. 1,6ct. Pro Liter!

Ich finde, da sollte etwas in einer konzertierten Aktion der Tankstellenketten unternommen werden, sonst gehen wir alle nämlich demnächst zu Fuß. Herr Rösler, übernehmen Sie!


dustbunny
9.6.2011 15:34
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Müsste auf E10 nicht auch anteilig Branntweinsteuer erhoben werden? 😉


nadar
9.6.2011 20:46
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Diese “Sparerei” in allen Discountmärkten und sonstwo finde ich ebenfalls enorm blödsinnig. Ich gehe in die Läden, an denen ich eh vorbeikomme oder die gleich um die Ecke sind. Ehe ich Sprit oder Kraft und viel Zeit aufwende, treibe ich lieber weniger Aufwand und gewinne Lebensqualität/Zeit.

Wöchentlich mindestens einmal gibt es in der Nachbarstadt viel Freude bei allen Beteiligten, wenn die JET-Tankstelle Sprit für einen Cent unterm Mitbewerberpreis “verschleudert”.
Etwa ein Dutzend Autos kann auf dem Tankstellengelände warten, dann stehen die Sparwilligen auf der Bundesstraße.
Wenn der Stau eine Länge von ~200 m erreicht hat, können die größeren LKW nicht mehr durch den folgenden Tunnel, weil sie dort mittig fahren müssten, was aber wegen der herumstehenden Autos nicht geht.
Linksabbiegenwoller geben dem Ganzen den letzten Schliff, denn die Ausfahrten werden meist zugestaut.

Es lebe das Sparen!


yasar
9.6.2011 22:16
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@nadar:

Das ist eine Milchmädchenrechnung. Es müßte schon Wasser (oder was anderes nichtbrennbares) sein, was man zu 5% mehr beimischt. Man muß eher die Brennwerte, bzw. den Eneergiegehalt vergleichen.

Benzin hat einen Brennwert von ca. 43MJ/kg
Ethanol ca. 30MJ/kg

Damit ergibt sich für E10 41,7MJ/kg und E5 (Superbenzin) 42,35 MJ/kg
was eine Differenz von 0,66 und damit “nur” 1,5% Brennwertunterschied. was bei 1,50€ zu einem Unterschied von 2,3c führt. 🙂


dustbunny
10.6.2011 0:15
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@Lebermitteltechniker:

Der E10-Preis ist die reinste Verarsche! 5% weniger Kraftstoff, also rein theoretisch auch 5% weniger Zündungen, die man pro Liter hat.

Das ist natürlich Quark: Die Zündfähigkeit eines Ottokraftstoffs wird nicht weniger, nur weil man Äthanol beimischt. Nikolaus Otto persönlich hat für einige seiner Motoren Äthanol-Kraftstoff benutzt — Oktanzahl 104, also zündfähiger als Super-Benzin. Aber die Geschichte der Oktanzahlen ist sowieso eine Geschichte voller Missverständnisse … 😉


Hadmut
10.6.2011 0:17
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Da hab ich wohl ne Bildungslücke. Ich dachte immer, die Oktanzahl gibt die Klopffestigkeit an, also nicht die Zündfähigkeit, sondern die Verdichtungsfähigkeit.


“Ich dachte immer, die Oktanzahl gibt die Klopffestigkeit an, also nicht die Zündfähigkeit, sondern die Verdichtungsfähigkeit.”

Genau so ist es. Weniger Zündungen? Aussetzer? Reitschule?

höhere Oktanzahl > höhere mögliche Verdichtung > höhere Brennraumtemperaturen > höheren Wirkungsgrad

Die Oktanzahl wird in einem Testmotor gemessen. Es sind die Sekunden bis zum Einsatz der Selbstzündungen. siehe auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Oktanzahl

Alkohol sorgt für mehr Innenkühlung, deshalb sind Methanolmotoren so leistungsfähig. Es nimmt auch Wasser auf. Wenig Alkohol, so 1% ist gut. Viel Alkohol vertragende Motoren gibt es schon lange. Dem Endverbraucher erschließt sich das nur nicht, Kunststoffe, Metalle, Korrosion, Wasseraufnahme,…

Carsten

“An dieser Ziege kannst Du lange melken.”
John Wayne


Hadmut
10.6.2011 10:46
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Ich dachte immer, die Oktanzahl gibt (über den Umweg im Vergleich zu einem prozentualen Mischungsverhältnis) an, wie stark man ein Gemisch verdichten kann, bis es von selbst zündet. Weil ein Motor mit höherer Verdichtung einen höheren Wirkungsgrad hat, und man beim Benziner keine Selbstzündung gebrauchen kann. Also ist ein Treibstoff mit hoher Oktanzahl nicht zündfähiger, sondern eher im Gegenteil. Man kann ihn nur so zünden, daß pro Zündung mehr Energie abzuholen ist.

Sehe ich das falsch?


dustbunny
10.6.2011 13:04
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*hüstel*
“Zündfähigkeit” war (natürlich) ein falscher Begriff. Du hast schon recht: Eine hohe Oktanzahl bedeutet eine niedrige Zündwilligkeit (Neigung zur Selbstzündung) und umgekehrt.

Ich wollte darauf hinaus, dass das Beimischen von Äthanol zu Ottokraftstoff nicht automatisch zu einem niedrigeren Wirkungsgrad führt. Für viele Autofahrer ist Oktanzahl gleich Wirkungsgrad, und die verstehen auch nicht, wie ein Kraftstoff mit 10 Prozent Äthanolanteil auf 95 Oktan (ROZ) kommen kann. Die rechnen 100 – E10 = O90. Naja, voller Missverständnisse halt. 😉

Viel Alkohol vertragende Motoren gibt es schon lange. Dem Endverbraucher erschließt sich das nur nicht, Kunststoffe, Metalle, Korrosion, Wasseraufnahme,…

Zumindest in unserer Gegend stellt auch die mangelnde Kaltstarteignung (unter 5° Celsius) von Äthanol (E100) ein reales Problem dar.


Hadmut
10.6.2011 13:21
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Ich war vor über 25 Jahren bei der Bundeswehr im Grundwehrdienst. Damals hatten wir die MAN-LKW (5,7,10-Tonner Zuladung) mit diesen quaderförmigen Fahrerhäusern.

Als Reserve standen aber noch die uralten Vorgänger-LKW aus den Fünfzigern herum, die mit der ganz langen Motorhaube vorne raus, die völlig ohne Elektronik auskamen. Die hatten nicht mal eine elektrische Anzeige für den Abfall der Druckluft, sondern da ging tatsächlich ein federgetriebener Blechzeiger aus dem Armaturenbrett hoch, alles rein mechanisch. Nur Beleuchtung und Anlasser elektrisch.

Und für diese alten aber unkaputtbaren Dinger gab es einen Umbausatz, weiß nicht mehr genau, wie der hieß, Vielstoffeinspritzer oder so ähnlich, bei dem die Einspritzanlage und -düse ausgetauscht wurde. Und dann konnte das Ding so ziemlich mit allem fahren, was halbwegs rückstandsarm verbrennt. Da hatte man dann so ein Stellrad am Armaturenbrett, mit dem man irgendwas nach Gehör und Gefühl einstellen konnte. Und dann sind die Dinger mit Benzin, Diesel, Alkohol, Reinigungsmittel, Lackverdünner, Schnaps, Frittieröl gefahren. E10 hätten die ohne weiteres mitverbrannt.


Desillusioniert
20.6.2011 16:07
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Die Billigtanke sucht man inzwischen vorher im Internet. Ist zwar nicht immer aktuell, aber herumirren bringt es auch nicht. Bei mir liegen fünf Tanken so 200-300 m vom Arbeitsweg ab, da ist immer eine dabei.

Da aber am Wochenende der Sprit ohnehin am billigsten ist, plane ich halt je nach Baumarkt bzw. Weinfesttour. Kostet zwei Minuten beim Kaffee, wenn man eine bekannte Route fährt.

Das Ganze ist aber aber mehr Sport, als echte Verdienstmöglichkeit. Meist sind es so 8-10 Cent, von denen man im Schnitt 5 realisieren (1) kann. Sind also 3 bis 5 Euro die Woche. Reich wird man davon also eher nicht.

1: Realisieren: Tanke hat schon wieder erhöht oder ist so überlaufen, das es sich nicht lohnt. => Nächstbester Bewerber in der Nähe


Noir8
23.6.2011 10:20
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Tankstellenpreise als Webseite und auch als App:
http://www.clever-tanken.de