Ansichten eines Informatikers

Ich, das Sprachrohr Gottes

Hadmut
16.11.2010 19:11

Nehmt mal rein hypothetisch an, ich würde folgendes tun:

Stellt Euch – also nur so rein hypothetisch – vor,

  • ich zöge mir ein komisches Kleid an,
  • setzte mir einen albernen, spitzen, bunten Hut auf, nein, besser noch, ich brächte extra noch einen Mann mit, dem ich den Phantasietitel „Zeremoniar” verliehe und der dafür zuständig wäre, mir diesen albernen Hut auf Befehl feierlich aufzusetzen,
  • liesse mir in meiner Herrlichkeit für Millionen Euro von Geldern anderer eine extravagante Villa bauen,
  • schwänge öffentlich seltsame Reden und Sing-Sang,
  • behauptete, ich stünde für eine Kultur, auf der unser Rechtsstaat gründe,
  • und erklärte dazu obendrein, das wäre ja gar nicht ich, der das Zeug daherredet, sondern Gott persönlich würde durch mich, ausgerechnet durch mich reden, einen Menschen in seltsamem Kleid und mit albernem Hut.

Nun überlegt Euch, so rein hypothetisch, von welcher Abteilung wohl die wären, die höchstwahrscheinlich vorbeikämen, um mich abzuholen. Und mit Eurer Vermutung hättet Ihr sicherlich ziemlich Recht.

Und nun lest mal das da. Und dann überlegt nochmal, wie man solches Verhalten bewerten könnte, und welches Auftreten sich die katholische Kirche gegenüber der Öffentlichkeit leistet – und wie die Öffentlichkeit damit umgeht.

Wer ist eigentlich gefährlicher? Ein Mann, der sich einen albernen Hut aufsetzt und behauptet, Gott spräche durch ihn, oder die Menschen, die ihm das glauben, die ihm folgen, die tun, was er sagt, ihm die Millionen für seine Villa geben?

5 Kommentare (RSS-Feed)

Frank Fischer
17.11.2010 9:33
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Unfaßbar! Wir leben eindeutig in einer Restaurationsepoche – aus allen dunklen Winkeln kriechen dubiose, längst überwunden geglaubte Dogmen, Gebräuche und Gestalten hervor. Daß wir gesellschaftlich wieder in den “Manchesterkapitalismus” des 19. Jahrhunderts zurückfallen, nur diesmal ohne sozialdemokratisches Gegengewicht, ist schon traurig genug. Aber daß dieser Pfaffe gleich wieder hinter die Reformation zurückwill, schlägt dem (Weihrauch)Faß dann doch den Boden aus… Bleibt nur zu hoffen, daß seine Schäflein das ähnlich sehen.


Klaus
17.11.2010 11:50
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Jetzt weiß ich endlich, wen Terry Pratchett als Vorbild für seine Scheibenwelt-Zauberer im Sinn hatte …

Unglaublich.

Von wem war gleich das Zitat “wenn einer an etwas Seltsames glaubt, ist er verrückt, wenn viele an das gleiche Seltsame glauben ist es Religion”?


VODAN
17.11.2010 15:58
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Und ich dachte die ganze Zeit, das “Sprachrohr Gottes” ist der Papst!?!??! Aber wenn das jetzt schon jeder Wald-und-Wiesen-Bischof aufm Land sein kann…

Ich versteh auch überhaupt nicht, wie der Spiegel schreiben kann, er wäre ein “jugendlicher Charismatiker mit glattem Gesicht”…ich hab ihn ja nu quasi vor der Tür sitzen, gelegentlich auch schon in Limburg im vorbeigehen getroffen (er grüßt nicht mal zurück)…also ich würde den Burschen als einen dieser Nerds kategorisieren auf die man in der Schule mit dem nackten Finger zeigt und sie auslacht…würde er als Typ ohne seine Verkleidung in normalen Klamotten bei mir an der Tür klingeln und mir irgendwas erzählen, hätte ich kein gutes Gefühl…und seine abgedunkelten, schwarzen BMWs auf RTL2-Vatikankrimi-Niveau hab ich hier auch schon rumstehen sehen…wer sich so in der Öfffentlichkeit benimmt wird Grund haben, Angst haben zu müssen und mehrere Kennzeichen zu brauchen…


Stefan
17.11.2010 17:32
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Nun ja, Herr Danisch – das würde ganz sicher funktionieren. Sie müßten aber auch die 1900jährige Vorgeschichte mitbringen. So ganz aus der Kalten geht das nicht. *gg*


VODAN
19.11.2010 22:02
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