Ansichten eines Informatikers

Femi(no)phobie?

Hadmut
21.10.2010 1:00

Beruht der Islam auf einer tiefgreifenden Femiphobie? (oder müßte es Femophobie heißen? [Nachtrag: eigentlich Feminophobie, s.u.])

Wie ich schon öfters geschrieben habe, halte ich es nicht für einen Ausdruck der Wertschätzung, Leute in Säcke zu stecken. Und ich halte viele Aspekte des Islam nicht für eine Religion bzw. von der Religionsfreiheit gedeckt, weil Religionsfreiheit nach meinem Verständnisheißt, in gewissen Grenzen tun und lassen zu können, was dem eigenen Glauben entspricht, während der Islam sehr viel damit zu tun hat, tun und lassen zu müssen, woran andere glauben. Damit unterliegt der Islam in vielen Aspekten nicht meiner Auffassung von Religionsfreiheit, sondern verletzt sie tiefgreifend.

ich habe mich kürzlich in Dubai (einen längeren Blog-Artikel hatte ich darüber geschrieben, aber mich dann doch entschieden, ihn nicht zu veröffentlichen) mal eingehend mit Islam, Moscheen und deren Religionsausübung befaßt und dabei einige Gespräche auch mit sehr gläubigen, orthodoxen oder sogar knackig fundamentalistischen Muslimen geführt, die mich zwar skeptisch, aber doch sehr freundlich und offen empfangen haben, die mich in die Moschee hineingeführt haben und fotografieren lassen (obwohl mir als Nicht-Muslim das Betreten eigentlich strikt verboten war), und haben in einem größeren Haufen von teils sehr fundamentalistischen Muslimen vor der Moschee im freundlich-moderaten Streitgespräch zugehört, ohne mich in irgendeiner Weise zu bedrohen, nicht einmal ansatzweise in der Rede zu unterbrechen, obwohl meine Kritik als gotteslästerlich gelten mußte und ich deutliche Kritik äußerte – die mal teils sogar annahm und akzeptierte. Ich habe über mehrere Stunden hinweg mit verschiedenen Muslimen dort über den Islam diskutiert und so manchen Einblick in deren Denkweise erhalten. Schon allein beim bloßen Herumlaufen und Zugucken sind mir viele Dinge klar und verständlich geworden, über die ich vorher nicht nachgedacht habe (viele Muslime aber auch nicht, wie sich im Gespräch herausstellte), beispielsweise, warum eine Moschee so ist, wie sie ist, und warum sie früher so sein mußte, heute aber nicht mehr.

Und beileibe nicht alles von dem, was ich dort gehört und gesehen habe, ist geeignet, meine Meinung vom Islam zu verbessern. ich habe einiges verstanden und kann einiges nun nachvollziehen, was aber nicht heißt, daß ich deshalb alles besser finde. Eher im Gegenteil.

Ein Punkt der Diskussion betraf die Verschleierung der Frau. Das Thema wollten sie eigentlich nicht ansprechen, ich habe es aber aufgegriffen, weil ich wissen wollte, warum und wieso. Erstaunlicherweise wurde mir dort sehr detailliert – von sehr Koran-festen fundamentalistschen Leuten, und einem sehr redeerfahrenen älteren Mann, vermutlich der Imam oder Vorbeter oder wie auch immer – erklärt, daß eine Vollverschleierung vom Koran nicht erwartet würde. Gesicht und Hände (ich bin mir nicht mehr sicher, ob auch die Füße) dürften frei bleiben, jede engere Verschleierung wäre Willkür, Vorliebe oder Folklore, aber nicht vom Islam gefordert (ich habe auch mal Zollbeamte dazu befragt, die mir erklärten, daß dann, wenn sie sich bei der Paßkontrolle nicht sicher sind, sie vor Ort die Entschleierung verlangen).

Erstaunt hat mich auch zu hören, daß es für Männer ebensolche Verhüllungsvorschriften gibt. Allerdings brauchen sich Männer nur von oberhalb des Bauchnabels bis unterhalb des Knies bedecken. Und tatsächlich findet man im Freibad dort (neben Frauen im Bikini bis zur Vollverpackung) auch Männer in islamisch korrekten Badenhosen von solchen Ausmaßen.

Bemerkenswert ist aber der Grund, der für die Verschleierung genannt wird, nämlich daß die Männer ihre Säfte beisammen und kühl halten können. (Wobei ich mir allerdings die Anmerkung erlaube, daß ich in Dubai einige solche Ausnahme-Frauen habe rumlaufen sehen, von denen ich mir durchaus vorstellen könnte, daß da mancher Heißsporn die Selbstkontrolle verliert.) Es geht um die gezielte systematische Ausblendung erotischer oder schon ablenkender Signale.

Der Haken daran ist, daß wenn man es hinterfragt, wie so vieles auch in der Bibel, der Hintergrund nicht religiös ist, sondern das Zusammenleben betrifft, also politisch. Islam hin oder her, nach dem was mir da erzählt wurde, hat die Verschleierung überhaupt keinen religiösen Hintergrund, sondern nur einen politisch-sozialen, der sich verselbständigt hat. So wie man zur Vermeidung von Krankheiten und zum Zusammenleben den Leuten Waschvorschriften oder Anweisung zu Auswahl und Zubereitung von Lebensmitteln auferlegt hat, so hat man als rigoroses Mittel nach dem damaligen Stand der Gesellschaft Ursachen für Übergriffe ausgeschaltet.

Das heißt aber auch, daß man im Islam der Frau die Verantwortung für Fehlverhalten der Männer den Frauen zuschiebt. Denn das beruht ja alles auf der Annahme, daß Mann sich in Gegenwart einer unverpackten Frau nicht mehr benehmen könnte. Daß man zur Lösung des Problems nicht dem Mann einen Eimer überstülpt, sondern der Frau einen Sack, liegt in einer tief verwurzelten Ungleichwertigkeit.

Zu diesem Thema sind mir zwei Links aus Fefes Blog ins Auge gesprungen. Einmal den über ein Urteil, wonach Männer ihre Frauen schlagen dürfen, und den über den saudischen König Abdullah, der sich da gerade mit seinem Klerus anlegt und einen Machtkampf liefert. Beide Artikel sind sehr lesenswert. Zitat:

In 2002, religious police prohibited girls from leaving a burning school in Jeddah because their heads weren’t veiled. Fourteen died in the incident, causing uproar in the kingdom. […]

In 2007, cleric Mohammed al- Ossaimi called on Muslims to shun the sale of shares by billionaire Prince Alwaleed bin Talal’s Kingdom Holding Co. because its business was believed to be un-Islamic. Videos posted on YouTube condemned Prince Alwaleed for encouraging women working in his office to take off the abaya, or black cloaks covering the body.

Clerics used their websites, text messages and radio shows to issue fatwas to the public. In February, Sheikh Abdul Rahman al-Barrak called for supporters of the mixing of genders in the workplace and schools to be put to death.

Was für meine Begriffe und Maßstäbe sehr weit außerhalb dessen liegt, was Religionsfreiheit abdecken kann, weil hier der Glaube Dritter weit höher eingestuft wird als der Glaube der betroffenen Frauen selbst. Religionsfreiheit muß zwingend voraussetzen, daß der eigene Glaube mehr wiegt als der eines Dritten. Religionsfreiheit kann nur die Freiheit des eigenen Glaubens sein, nicht die Gewaltausübung über andere.

Je mehr ich mich damit beschäftige, desto stärker verfestigt sich mein Eindruck, daß einige Merkmale des Islam auf einer tiefen Geringschätzung der Frau, oder einer Femiphobie beruhen.

Allerdings muß man auch sehen, daß bei diesem Thema inzwischen doch die Kritik zunimmt, auch die Selbstkritik, und daß sich da einige Ansichten durchaus wandeln und bessern, was nicht zuletzt auch der durch vereinfachtes Reisen und die modernen Kommunikationsmittel verursachten Durchmischung der Kulturen zu verdanken ist.

Fraglich ist, ob eine anhaltende Kritik zu weiterer Selbstkritik und damit zu einem Aufweichen und einer Modernisierung dieser Ansichten führen kann, oder zu einer Verhärtung und Fundamentalisierung. Vielleicht zu beidem und damit zu einer Spaltung.

Ich halte es für notwendig, am Islam stetig Kritik zu üben und dem westliche und moderne Werte entgegenzusetzen (und nicht, wie so oft geschrieben wird, christliche, denn mit denen kommen wir vom Regen in die Traufe, ich halte die sogenannten christlichen Werte für weitgehend inakzeptabel).

Es kann nicht darum gehen, einer Religion eine andere entgegenzusetzen (wie unser Bundespräsident das törichterweise gerade versucht), was man eh nicht plausibel machen kann, sondern generell den Religionen, dem Islam, aber ebenso auch den Christen, mal klipp und klar zu sagen, wo deren Grenzen sind oder zu sein haben, bis wohin die Religion geht, und wo sie überschritten ist, und welche Aspekte unsere Gesellschaftsform akzeptiert und welche nicht (was man eben auch den sog. Christen mal mit Nachdruck klarmachen sollte, die treiben nämlich ziemlichen Schindluder).

Und dazu gehört meines Erachtens zwingend, daß man den Islam nicht als monolithischen Klotz auffasst und entweder pauschal akzeptiert oder ablehnt, wie das viele heute tun, oder gegen das Christentum aufwiegt wie es unser Präsident gerade tut, sondern daß man den Islam als komplexes Gebilde analysiert und dann sagt, welche seiner Aspekte man als religiös akzeptiert und welche man also außerhalb der Religion liegend oder mit unseren Grundwerten unvereinbart nicht gestattet.

Und das muß eben bedeuten, daß man dem, der meint, daß der Anblick einer Frau die Körpersäfte des Mannes in unerwünschte Wallung bringt, gestattet, sich selbst die Augen zu verbinden (falls man das überhaupt als mit unserer Kultur vereinbar ansieht, was noch zu diskutieren wäre), aber es eben nicht gestattet, daß Männer Frauen (oder generell anderen Menschen) vorschreiben, wie diese sich zu verhalten haben um den religiösen Vorstellungen ersterer zu genügen.

Ich bin der festen Überzeugung, daß wir dies viel stärker und nachhaltig zum Ausdruck bringen müssen.

16 Kommentare (RSS-Feed)

shd
21.10.2010 14:21
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shd
21.10.2010 14:22
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“Wie ich schon öfters geschrieben habe, halte ich es nicht für einen Ausdruck der Wertschätzung, Leute in Säcke zu stecken.”

Wo hast Du Dir denn das zugezogen? Bei der Armee?

Carsten

Tucholsky: “Freiheit stirbt mit Sicherheit”


Helmut Ott
21.10.2010 14:22
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Man sollte vorsichtig sein, wenn man auf andere deutet, zeigen 4 Finger auf einen selbst. Auch der Westen hat weiß Gott genug Baustellen, die Gleichstellung der Frau ist noch nicht so lang in unserer Gesellschaft verankert. Und die Anerkennung differenzierter Sexualität? Ich verweise auf folgenden Link http://www.welt.de/politik/ausland/article10439951/US-Soldaten-erneut-zum-Schweigen-verdonnert.html


Hadmut
21.10.2010 23:35
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@Helmut Ott: Entschiedene Widerrede.

Das würde nämlich bedeuten, daß wir alles wortlos hinnehmen müßten, solange wir unsere eigenen Zustände nicht aufgeräumt haben, und die Sache damit nur verschlimmern. Ich bin im Gegenteil der Meinung, daß aus der Auseinandersetzung mit den islamisch-arabischen Sitten auch bessere Regeln für unsere eigenen Sitten hervorgehen.


Christian
21.10.2010 14:22
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Zu deiner Frage in der ersten Zeile: Keines von beiden, das wäre Griechisch mit Latein gemixt. Schreib lieber Gynophobie. So und jetzt lese ich den Rest.


Steffen
21.10.2010 14:22
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Anmerkung: Das Wort, das du suchst, heisst “Gynophobie” (Angst vor Frauen). Und die Reaktion darauf ist häufig “Misogynie” (Hass auf Frauen). Wortstamm altgriechisch ‘Gyne’, Frau. Daher kommt auch die medizinische Fachrichtung “Gynäkologie”.

Ich stimme dir vollkommen zu, daß wir auf gar keinen Fall jetzt anfangen sollten, dem Islam christliche Werte entgegenzusetzen. Wir müssen uns auf unsere Stärken besinnen, und die sind inzwischen nunmal Menschenrechte.

Religion in unseren Verständnis hat Privatsache zu bleiben. Jeder darf nach seiner Facon selig werden, solange er damit nicht andere Leute einschränkt oder belästigt. Das muss der grundlegende Konsens hierzulande werden, den jeder akzeptieren muss, der in dem Club hier mitmachen will.

Wenn jemand andere Leute zu etwas zwingen will, und damit mit seiner Religion argumentiert, dann ist mir etwas aufgefallen: In den allermeisten Fällen wenn jemand mit “Gott will, daß …” argumentiert, meint er eigentlich “Ich will, daß …”. Die Religion dient nur als unfairer Argumentationsverstärker. Was ein starker Hinweis darauf ist, was Religion eigentlich ist: Es geht nicht um “Spiritualität” o.ä., sondern es ist ein kulturelles und meist rein politisches Phänomen.


Hadmut
21.10.2010 23:39
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@Steffen: Das mit „Gott will, daß…” sehe ich genauso und habe ich genauso beobachtet.

Das Gott-Konstrukt hat den schönen Vorteil, daß man damit jede Andermeinung und Gegenrede nicht nur ignorieren und unterdrücken, sondern gewaltsam bekämpfen kann. Vieles an Scharia, Steinigung usw. ist in erster Linie ein Ausleben von Rachegedanken und ausufernder Gewalt, und die Schuld dafür schiebt man auf Gott.

So nach dem Motto, man kann machen was man will, und der andere hat das kritiklos hinzunehmen, wenn man es „Glauben” nennt.

Vieles, was man als christliche oder islamische Religion ausgibt, ist in Wirklichkeit nur tradiertes schlechtes Verhalten mit der Gott-Ausrede. Gott als Universal-Ausrede.


Manuel
21.10.2010 22:33
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Das Problem, das ich mit staatlichen Sanktionen gegen den Zwang zur Verschleierung der Frau sehe, ist, dass es als Staat sehr schwer ist, den Zwang nachzuweisen. Das ist eigentlich nur möglich, wenn man andere Grundrechte der Menschen einschränkt.
Ein Totalverbot von Kopftücher oder Burkas oder ähnliches halte ich für nicht vereinbar mit den Menschenrechten.

Das weiteren stört mich in deiner Darstellung, dass du quasi von der Fremdbestimmung der Frau ausgehst. Ich hätte mir gewünscht, dass das insgesamt noch etwas mehr hinterfragt wird. Ich selbst weiß nicht, wie sehr Frauen in islamischen Gemeinschaften fremdbestimmt werden, aber es als Voraussetzung anzunehmen, dass es so sein muss, finde ich fragwürdig.

Dazu passt auch, dass ich schon an mehreren Stellen auf ein weiteres Argument für die Verschleierung der Frau gestoßen bin. Das besagt, dass mit der Verschleierung eine Frau nur für ihren Mann schön ist, die Verschleierung also eine Art der besonderen Treue ist. Letztendlich steht es jedem Menschen frei, inwiefern er Treue lebt und vom Partner erwartet.
Für manche Menschen ist es komisch, dass in unserer Gesellschaft die Frauen sich größtenteils beim aus dem Haus gehen schön machen, während sie zuhause darauf keinen wert legen.
Ich sehe in einer solchen Ansicht erstmal kein Verstoß gegen die Menschenrechte der Frau und auch keinen Verstoß gegen westliche Werte. Ich akzeptiere das als Privatmeinung und finde, dass es mir nicht zusteht, das zu kritisieren.
Kritisieren könnte man wirklich nur eine richtige Fremdbestimmung unter Zuhilfenahme von Zwangsmitteln.
Es gibt aber vermutlich auch einige Ehen, die so laufen, weil beide Ehepartner das genau so wollen.


Hadmut
21.10.2010 23:33
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@Manuel: Ich hab mir das schon näher angesehen und mir meine Meinung über inzwischen etwa 24 Jahre gebildet. Aber weder kann ich das in einen Blog-Artikel packen – verlanger hier bitte nicht ein komplettes Buch – noch habe ich gerade die Zeit dafür. Ich bin auf Reisen und hocke mit dem Mini-Notebook im Hotel, dementsprechend begrenzt ist meine Zeit.

Es gibt eine ganze Menge von Frauen, die sich nicht aus religiösen Gründen verschleiern, sondern weil sie – auch in Deutschland – von Männern aus ihrem muslimischen Umfeld ständig als Schlampe herabgewürdigt, begrapscht, beleidigt und sonstwie herabgewürdigt werden. Insofern glauben die teilweise sogar, daß sie das Kopftuch freiwillig tragen, ich halte es aber für Zwang und extrem verschärftes Mobbing. Guck Dir mal an, wie in manchen Kreisen unverschleierte Frauen eingestuft und bewertet werden. Das hat mit Religion gar nichts zu tun, da herrscht ein unglaublicher sozialer Druck.


Hadmut
21.10.2010 23:43
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Von wegen Latein / Griechisch:

Leut, macht net so’n Dampf.

Es ist durchaus normal und nicht selten, daß man in der Fachsprache Fremdworte aus verschiedenen Sprachen mischt. So ist beispielsweise eine chondropathia patella ein Knorpelleiden der Kniescheibe, obwohl patella lateinisch und chondron griechisch ist (auch wenn das angeblich ins Lateinische eingesickert ist).

Nach Eurem Standpunkt dürfte es keine Digitaltechnik und keine Algorithmentechnik geben, denn digitus ist lateinisch, technä ist griechisch und al-Chwarizmi arabisch ist. Eine Adrmiralsuniform dürfte es auch nicht geben, weil das auch aus arabisch und lateinisch gemischt ist. Usw.

Ich halte den Begriff Gynophobie (von dem ich jetzt nicht wußte, daß es den schon gibt) in diesem Zusammenhang auch für schlichtweg falsch. Deshalb habe ich ihn auch so nicht gebildet. Den in unserem Sprachkontext (und Fremdworte bildet man eben nicht nur nach simplen Regeln sondern auch nach der Bedeutung) hat sich der Wortstamm Femina mehr für das äußere, insgesamt weibliche herausgebildet (feminine Erscheinung, Feminismus, usw.), während der Wortstamm von gynä, obwohl er ursprünglich im Griechischen ebenfall Frau bedeutet, in unserem Sprachkontext heute im Kontext der primären und sekundären Geschlechtsorgane verwendet wird (ein Gynäkologe ist nicht für weibliche Bekleidung oder Gleichberechtigung zuständig).

Eine Gynophobie wäre also eine Angst vor den weiblichen Geschlechtsteilen oder Geschlechtsverkehr mit Frauen. Und wenn wir mal in die englische Wikipedia unter http://en.wikipedia.org/wiki/Gynophobia sehen, dann steht da auch, daß das auf sexueller Ebene stattfindet.

Ich würde also zustimmen, es Gynophobie zu nennen, wenn jemand Angst vor weiblichen Geschlechtsteilen hat, und deshalb deren Bedeckung o.ä. fordert, also das Nacktbaden verbieten will oder spezifischen Horror vor Geschlechtsverkehr mit Frauen hat. Oder wenn jemand Angst vor Brüsten hat und das Oktoberfest für ihn zum Horror wird.

Geht es aber um die gesamte äußere, weibliche Erscheinung ohne direkten Bezug zu Sexualität, geht es um die Frage der Gleichberechtigung, ob Frauen überhaupt am gesellschaftlichen Leben in gleicher Weise teilnehmen dürfen, dann ist der Wortstamm gyn einfach falsch. Dann ist femina der richtige Wortstamm. Würde man die vollständige lateinische Bezeichnung (siehe englische Wikipedia) horror feminae verwenden, würde das miß- oder gar nicht verstanden.

Deshalb halte ich Femi- oder Femophobie, oder korrekter eigentlich Feminophobie, für den richtigen Begriff.

PS: Ich kenne den Unterschied zwischen Latein und Griechisch. Ich habe das große Latinum und das Graecum, auch wenn’s schon ewig her ist.


Serdar
22.10.2010 10:29
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Ich bin mir nicht sicher ob man Tendenzen irgendwo in der Welte einfach zum generellen Charakter des Islam zuordnen kann. Sicherlich gibt es das, aber das trifft nicht unbedingt auf die Religion als solches zu. Ein Freund von mir macht sich seit einiger Zeit Gedanken über das Verhältnis Islam, Muslime, Deutschland usw.

http://andalusian.de/


Helmut Ott
24.10.2010 10:55
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@Hadmut,
es geht doch gar nicht um Rechte der Frauen in arabischen/muslimischen Ländern. Diese Zustände bestehen Jahrzehnte, und kein Mensch hierzulande hat danach gekräht.
Die Diskussion hierzulande dreht sich um den Islam, aber nicht, um sich kritisch damit auseinanderzusetzen – wie du es in Ansätzen getan hast – sondern um Stimmung gegen die Muslime in Deutschland zu machen.
Wenn wir uns mit dem Islam und seinen positiven und negativen Seiten beschäftigen, dann müssen wir doch auch zur Kenntnis nehmen, daß es sich dabei um eine abrahamitische Religion handelt – wie das Judentum, wie das Christentum – und wir müssen zugeben, daß wir viele Traditionen und Sichtweisen mit den Muslimen teilen – manche positiv, manche negativ. Und wenn man sich vor Augen führt, wie die westliche Welt generell mit muslimischen Ländern umgeht, verächtlich, herablassend, aggressiv, in zunehmendem Maße mit Waffengewalt – ist es ein Wunder, wenn die Menschen dort unsere Belehrungen wie Hohn empfinden müssen?
Ich empfehle dir die Lektüre einiger Bücher von Jürgen Todenhöfer. Wir können nur Respekt von anderen erwarten, wenn wir ihnen selbst Respekt entgegenbringen.


Hadmut
23.10.2010 22:16
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@Helmut Ott: Warum bist Du dir selbst und anderen gegenüber nicht so ehrlich und sagst offen, daß Du eigentlich nur willst, daß man den Islam gar nicht mehr kritisiert?

Das ist so eine neudeutsche Unsitte (die ihren Ursprung wohl in den Universitäten hat, denn da habe ich die schon länger und öfter beobachtet), unliebsame Kritik nicht frontal, sondern indirekt dadurch anzugreifen und zu vereiteln, indem man – unter dem Vorwand wissenschaftlicher Sorgfalt oder eben der Bekämpfung von Fremdenfeindlichkeit – die Kritik an Vorbedingungen und Auflagen knüpft, die im Ergebnis zum völligen Verstummen der Kritik führen müssen. An den Universitäten im Wissenschaftsgeschwafel sehr verbreitet, wird immer wieder gerne genommen.

Es geht mir absolut auf den Geist, wenn Kritik am Islam immer als Agrenzung von Christentum und Islam angesehen und reduziert wird. Im übrigen halte ich das Christentum nicht für gut und identifiziere mich in keiner Weise damit. Also komm mir nicht auf die Tour, daß das doch letztlich die gleiche Suppe wäre. Und genausowenig möchte ich mit dem „Umgang der westlichen Welt” gleichgesetzt werden.

Wer oder was ist überhaupt Jürgen Todenhöfer? Und warum soll ich eine vorgefertigte Mustermeinung annehmen, statt mir eine eigene zu bilden?

Hör bitte auf, mich mit westlicher Welt, Christentum oder sonst ungenehmen Standardmeinung gleichzusetzen und erwarte von mir nicht, daß ich mich auf eine der genehmen Standardmeinungen einzuschießen habe. Diese Reduktion auf Parteiensichtweisen geht mir auf den Wecker.


Helmut Ott
24.10.2010 10:55
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Nachtrag: Ich halte es außerdem nicht für sinnvoll, wenn man sich ausgerechnet Fundamentalisten aussucht, und deren Aussagen als allgemeingültig für den Islam an sich hinstellt.
Das wäre ungefähr so, als würde jemand nur mit Pius-Brüdern und dem Engelwerk sprechen, und sich daraus ein Bild des Christentums an sich machen – das Ergebnis wäre wohl ähnlich verzerrt.


yasar
25.10.2010 9:46
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@Hadmut:

Zitat: Und genausowenig möchte ich mit dem „Umgang der westlichen Welt” gleichgesetzt werden.

Was glaubst Du, wie oft es mir passiert, daß ich mit dem “Islam” gleichgesetzt werde, obwohl ich damit genauso viel am Hut habe, wie Du mit dem Christentum. Manche trauen sich ja sogar zu sagen, daß sie ja nur die anderen meinen und nicht mich, denn ich wäre ja ein “guter” Muslim (Wie war das mit den “guten” und bösen Juden?).

Tatsache ist aber, daß die Bandbreite des Islam so groß ist, daß man eben nicht von dem Islam sprechen kann. Und daß viele “islamische” Traditionen, eben keine zwingend durch den Islam vorgegebenen Traditionen sind, sondern eher gesellschaftliche Trditionen udn Zwänge, die unter dem Deckmantel der religion als Repressionsmittel genutzt werden.