Ansichten eines Informatikers

Nikon-RAW-Konvertierung unter Linux

Hadmut
17.4.2010 21:29

ist ein Trauerspiel.

Ich habe tagelang herumprobiert, aber keinen vernünftigen Weg gefunden, Nikon-RAW-Dateien einer D300s unter Linux zu konvertieren. Mit ufraw, digikam usw. (die auf dcraw basieren) kommt nichts gescheites heraus. Alles irgendwie farbverfälscht und nicht richtig scharf.

Empfohlen wurde mir die kommerzielle, auch für Linux verfügbare Software von Bibble Labs, aber deren Trialversion geht baden, weil einige Pfade nicht stimmen. Ich habe ihnen geschrieben, daß sie das Zeugs mal stabil zum laufen bringen sollen, bevor ich 200$ dafür zahle. Zumal es nicht schön ist, alles unter /opt zu packen und dann ein debian-Package draus zu machen. Korrektur: Ich hatte übersehen, daß sie unter /usr/bin noch ein Shellskript zum starten mitbringen, damit funktioniert es einwandfrei.

Ordentlich konvertieren kann ich bisher nur auf zwei Arten:

  • Mit ufraw unter Linux durch extrahieren des Preview, also des von der Kamera selbst erzeugten JPEGs, das in voller Größe eingebettet wird. Das geht zwar sehr schnell, aber hat eben JPEG-Artefakte, keinen EXIF-Header und erlaubt keine Anpassungen.
  • Mit der der Kamera beiliegenden Software unter Windows, was aber erstens ein Windows benötigt und zweitens eine lausige Benutzeroberfläche hat.

Letzlich muß man aber feststellen, daß das eigentliche Problem nicht Linux ist, sondern proprietäre undokumentierte Dateiformate. Und unter diesen Bedingungen kann man eigentlich die Nikon-RAW-Dateien auch nicht als Dokumenten- und Archivfest ansehen. Denn wenn die Konvertierung nicht öffentlich eindeutig dokumentiert ist, wie will man dann feststellen, ob ein Bild “echt” oder nachträglich manipuliert ist? Das kann ja auch schon in der Schärfe oder der Farb- und Belichtungskurve liegen.

Zwar gibt es von Adobe so ein allgemeines Format namens “dng”, aber wenn ich unter Windows nach dng konvertiere, kann Linux daraus bisher auch nicht wirklich bessere Bilder machen.

Grauslich ist auch der Arbeitsablauf unter der Linux-Software digikam. Aber immerhin kommt man an die (sqlite-)Datenbank ran. Angeblich besser sind die diversen kommerziellen Tools unter Windows, aber dazu braucht man erstens ein Windows, und zweitens ist das meist wieder so ein proprietärer Murks, be dem man dann an die Daten nicht herankommt.

Schrecklich das alles. Alles eine Folge proprietärer Marktwirtschaft, die keineswegs zu optimalen Ergebnissen führt.

Alles reglementiert man in EU und Deutschland. Aber für dokumentierte und offengelegte Formate zu sorgen, das fällt der Politik nicht ein.

Nachtrag: Bevor noch jemand fragt: Ja, ich habe auch ein Profile für die Kamera mit ufraw ausprobiert. Hat nicht allzu viel gebracht. Übrigens gar nicht mal so einfach, an so eine Datei zu kommen. Grauslich.

2 Kommentare (RSS-Feed)

nadar
18.4.2010 9:55
Kommentarlink

Hast du es auch mit WINE bzw. dessen kommerziellen Ableger probiert?


Hadmut
18.4.2010 11:28
Kommentarlink

Das hilft ja nichts, dazu müßte man ja erst einmal eine brauchbare Windows-Software zum Konvertieren haben. Und da teste ich noch…