Ansichten eines Informatikers

Über die Verdammnis der Sexualität

Hadmut
20.9.2009 12:52

Ein Leser hat mir diesen Link über die herrschenden Zustände in den USA geschickt, in denen Sexualität zunehmend kriminalisiert und mit lebenslanger Verfolgung bestraft wird. Sehr lesenswert.

Die haben dort Zustände wie im finsteren Mittelalter, in denen man Hexen und Zauberer ausstieß, mit Halsgeigen fesselte oder auf dem Dorfplatz öffentlich demütigte. Und das schon dann, wenn ein Jugendlicher seiner Freundin mal an den bekleideten (!) Hintern fasst, selbst wenn sie damit einverstanden ist. Bedenkt man die Religiosität und die Entstehung der USA, dann drängt sich einem unwillkürlich der Zusammenhang mit der übertriebenen und absurden – puritanischen – Religiosität in den USA auf.

Seltsamerweise gleichen sich die USA in ihrer Lebensweise ausgerechnet dem an, was sie ja als das Böse schlechthin hinstellen, den Islamismus. Im Islamismus wird auch der Standpunkt vertreten, daß die Religion in jedem Bereich des Lebens Vorschriften machen kann, und daß die eigenen religiösen Auffassungen auch von allen anderen zu befolgen wären, bei drakonischen Strafen. Sieht man sich die Entwicklung im amerikanischen Rechtssystem an, die dazu führt, daß jemand lebenslang mit Fußfesseln rumlaufen und sich überall als Straftäter zu erkennen zu geben hat, lebenslang nicht mehr schwimmen gehen darf, unter Brücken leben muß, weil es im ganzen Landkreis keinen zivilisierten Wohnort mehr gibt, der alle Anforderungen an die einzuhaltenden Mindestabstände erfüllt, kann man von einem Rechtssystem nicht mehr reden, sondern eher von einer religiös motivierten digitalisierten Lynch- und Verstoßungskultur. Und ich könnte mir vorstellen, daß das immer schlimmer wird. Denn die USA fahren immer tiefer in die wirtschaftlichen Probleme, in die Spaltung der Gesellschaft zwischen arm und reich. Der Dollar wird nach Einschätzung vieler Fachleute abstürzen und seine Rolle als Weltleitwährung verlieren. Die Infrastruktur in den USA ist marode, die Schulden steigen immer höher, selbst der wirtschaftsstärkste Bundesstaat Kalifornien ist faktisch pleite. Nach der Immobilienkrise steht nun die Kreditkartenschuldenkrise bevor und damit eine weitere Verstärkung der Spaltung der Gesellschaft. Die USA nähern sich zunehmend Endzeitszenarien wie man sie bisher aus Science Fiction wie den “Die Klapperschlange”-Filmen (original: Escape from New York und Escape from LA) beschrieben wurden, mit immer größer werdenden ghettoisierten Massengefängnissen. So wie in dem beschriebenen Artikel unter der Brücke.. Bisher sind es nur die Fussfesseln, aber ferngesteuerte impantierbare Hinrichtungsautomaten sind ja in der Entwicklung. Und die Zelt- und Wohnmobilsiedlungen von aus der Gesellschaft – strafrechtlich oder wirtschaftlich – Ausgestoßenen nehmen in den USA auch immer mehr zu. Vielleicht braucht die amerikanische Gesellschaft irgendein willkürlich gewähltes Merkmal um eine künstliche Unterscheidung in Gut und Böse zu veranstalten. Es ist ein immer wiederkehrendes Muster, daß eine Gesellschaft mit unkontrollierbaren Problemen diese zu überdecken versucht, indem künstliche Bösewichte geschaffen und bekämpft werden.

Wir müssen aufpassen, daß wir uns nicht in dieselbe Richtung bewegen. Der Leser, der mir den Link geschickt hat, schreibt dazu

Ich klammere mich verzweifelt an die Hoffnung, das Art.1 GG derartiges in Deutschland unmöglich macht …

Ich glaube nicht, daß unser Grundgesetz in Deutschland noch irgendetwas unmöglich machen würde.

4 Kommentare (RSS-Feed)

Jens
20.9.2009 15:26
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Es wäre interessant, was das BAMF dazu sagte, sollte der Mann es nach Deutschland schaffen …


OecherJupp
20.9.2009 17:42
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Jedes Mal, wenn es um Fußfesseln und den dann eingeschränkten Aktionsradius der betreffenden Person geht, kommt mir eine Kurzgeschichte in den Sinn, die es mal bei einem Schreibwettbewerb auf heise gab.

http://www.heise.de/tp/r4/magazin/lit/23172/1.html

Es lohnt sich, die eigentlich nicht sonderlich spektakuläre Geschichte(*) bis zum Ende zu lesen. Die letzten zwei Absätze reißen alles raus…

(*)
Hier wiederum ist es für mich allerdings erschreckend, dass ich diese Geschichte mittlerweile als nicht mehr sonderlich spektakulär empfinde – was wohl daran liegt, dass man sich heute selbst mit den schlimmsten Vorstellungen der Zukunft noch nicht mal ansatzweise an das heranwagt, was einem von der herrschenden Klasse schließlich vorgesetzt wird.


Ascag
20.9.2009 22:59
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Eine Geschichte, die mir wirklich zu denken gibt:

Ein Bekannter, der nicht unerheblichen Wohlstand als Unternehmer geschaffen hat, ist schon vor einigen Jahrzehnten in die USA ausgewandert. Ein typischer Self-Made-Man, mit beiden Beinen im Leben stehend. Er war die ganze Zeit absoluter USA-Fan. Diskussion war zwecklos, für ihn war alles, wirklich alles, in den USA besser als in Europa.

Genau dieser Mann hat im letzten Jahr einen Umschwung um 180 Grad gemacht. Er ist gerade dabei, dort seinen Besitz zu verkaufen, und mit seiner Frau zurück nach Deutschland zu kommen; und das mit Mitte 60. Er macht wirklich Ernst damit. Er kommt ganz bestimmt nicht wegen des Sozialsystems hierher zurück, und der Ort in dem er sein Anwesen gebaut hat zählt bestimmt nicht zu den Problemvierteln, ganz im Gegenteil.

Als ich ihn etwas entsetzt nach seinen Beweggründen gefragt hatte, meinte er nur, daß die USA rettungslos verloren seien, daß der Point of No Return da inzwischen überschritten sei, und daß er keinerlei Hoffnung mehr sieht.


Hadmut
20.9.2009 23:02
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Kann ich mir gut vorstellen. Wäre aber interessant zu hören, welche Beobachtungen konkret zu seiner Meinung geführt haben.