Ansichten eines Informatikers

Blu-Ray: Naja, nicht so begeistert.

Hadmut
4.8.2009 21:47

Nun hab ich mir doch einen Blu-Ray-Player gekauft. Erstes Fazit: Haut mich nicht vom Hocker.

Nun hab ich ja gerade alle bis auf einen (den großen) Analog-Röhren-Fernseher rausgeworfen und alle Zimmer mit – unterschiedlich preisgünstigen – LCD-Fernsehern bestückt. Für das Wohnzimmer überlege ich noch, ob ich mir irgendwann einen großen LCD-Fernseher hinstelle, ob ich lieber einen kleineren und dafür zusätzlich einen Full-HD-Beamer mit Sound-Anlage für das extra große Kino-Erlebnis hinstelle (ich habe gegenüber dem Sofa eine schöne große und auch hohe und bisher unverstellte weiße Wand), oder erst mal abwarte. Noch tut’s der alte große Wohnzimmer-Röhrenfernseher, der in Verbindung mit einem Digitalreceiver ein ziemlich gutes Bild abgibt.

(Kuriose Nebenwirkung der Digitalisiererei: Ich hatte früher die Angewohnheit, wenn ich beim Aufräumen war und ständig zwischen den verschiedenen Zimmern meiner Wohnung hin- und herlief, in jedem Zimmer einen Fernseher auf demselben Kanal laufen zu haben. Ging wunderbar, weil bei den alten Analog-Fernsehern der Ton immer perfekt synchron zwischen den Geräten war. Jetzt sind nicht nur Fernseher mit DVB-C, DVB-T und dem analogen Antennensignal unsynchron zueinander, sondern auch LCD-Fernseher die am Analogsignal hängen, sind untereinander nicht synchron, weil sie unterschiedliche Verzögerungen zur Aufbereitung des Bildes haben. Keine zwei Fernseher laufen mehr so synchron, daß man bei beiden den Ton anlassen könnte ohne daß es zu Echoeffekten bis zu mehrsekündigen Verzögerungen gibt. )

Ursprünglich hatte ich also vorgesehen, daß ich mir irgendwann für das Wohnzimmer einen hochauflösenden Fernseher oder sowas und einen Blu-Ray-Player hinstelle, wenn Player und Discs in vernünftige Preisregionen rutschen. Der Testsieger unter den Playern ist der LG 370, kostet so um die 200, je nachdem wo man ihn kauft.

Nun kam ich wieder mal im Blödmarkt vorbei und konnte nicht widerstehen. Der Mann ist ein Spielkind. Außerdem wollte ich jetzt auch nicht die neueren Kinofilme auf DVD kaufen, wenn ich mir doch bald alles mit hochauflösenden Glotzen bestücke (bzw. schon fast alles habe).

Und dann hatten sie von Samsung so ein Sondereditionsmodell für 149,- Eigentlich alles drin, was ich brauche. Gefälliges Aussehen. Kann – im Gegensatz zu manchen Blu-Ray-Playern nicht direkt über das Netz Youtube-Videos anzeigen, aber sowas brauch ich eigentlich auch nicht. Dafür eine USB-Buchse vorne, von der das Ding direkt MPEG4 vom Stick runter anzeigt. Soll angeblich etwas langsamer starten als der LG, ich bin aber zufrieden.

Eigentlich sind mir Blu-Rays zu teuer, die Preise unverschämt. Bis zu 30 Euro wollen die. Einige gibt’s schon ab 14 Euro. Und beim Blödmarkt hatten sie gerade die Harry-Potter-Serie als Blu-Ray für je 9,90 im Angebot. Die hab ich zwar schon alle als DVD, aber die Filme find ich gut und einen davon doppelt zu haben ist ja zu direkten Vergleichszwecken gar nicht so übel. Also kauf ich mir Harry Potter und der Orden des Phönix, weil es der neuste käufliche und deshalb davon auszugehen ist, daß sie das modernste Equipment verwendet und die beste Videoqualität erzielt haben. Und mangels des Full-HD-Wohnzimmer-Fernsehers auf einem etwas kleineren mit 1440×900 geguckt.

Naja, also das Bild war schon verdammt gut. Beeindruckend. Gestochen scharf.

Heute leg ich – zum Vergleich – in die gleiche Hardware (selber Player, selber Fernseher) die DVD. Und bin verblüfft. Das upscaling dieses billigen Samsung-Blu-Ray-Players ist so gut (der Player sieht nur einen 1920×1080-Fernseher, weil der sich trotz kleinerem Panel so darstellt und skaliert das Zeug eben hoch), daß man kaum Unterschiede zwischen DVD und Blu-Ray erkennt, jedenfalls am 1440×900-Fernseher. Hätte nicht gedacht, daß eine DVD ein so gutes Bild liefern kann, wenn man einen Player mit gutem Upscaling einsetzt. Ich bin beeindruckt. (Nur nicht davon, daß der Player bei DVDs subjektiv ein lauteres Eigengeräusch hat und DVDs nicht ganz so gut lesen kann, weil ich zweimal eine kurze Bildstörung drin hatte.)

Was aber im Endeffekt bedeutet:

Der Player war ein guter Kauf. Es war richtig, einen modernen Blu-Ray-Player zu kaufen um damit DVDs zu gucken. Weil die viel besser rüberkommen – wenn man digitale Fernseher hat. (Hängt wohl auch damit zusammen, daß die Fernseher meist keine so gute Skalierungsfunktion haben.)

Heißt aber auch, daß sich der teils horrende Mehrpreis für eine Blu-Ray nicht lohnt. Für das kaum sichtbare bischen an mehr Bildqualität, die ich nur entdecke, wenn ich näher an den Fernseher gehe als ich zum Gucken angenehm finde, würde ich in der Regel nicht mehr als vieleicht 2 oder 3 Euro mehr zahlen. Aber keinesfalls 25 oder 30 Euro hinlegen. Die spinnen. Zumal ich eine Blu-Ray (derzeit) nur auf einem einzigen Player spielen kann, während ich für DVD jede Menge Abspielgelegenheiten habe.

Trotzdem betrachte ich die Sache positiv: Durch die Anwesenheit der Blu-Ray-Disk sind die DVD-Preise nämlich gefallen. Auch gut.

Ein Kommentar (RSS-Feed)

Stefan
5.8.2009 3:46
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Ich bin ja noch sehr skeptisch, was das HD-Gewese auf sich hat. Bei vielen Inhalten bewegt sich der Inhalt im Bild, oder die Kamera, oder beides, und dabei soll man von mehr Schärfe profitieren? Bei Meiner alten Röhre mit 70cm Diagonale sehe ich ja auch keine Pixel – was bringt mir da eine höhere Auflösung? Aus 1m Entfernung stelle ich rasch das Raster fest, aber aus 2m benötige ich dafür schon hohe Konzentration auf eine größere, monochrome Fläche, z.B. Studiohintergrund.

Aber beim normalen Sehen macht das Gehirn genau das Gegenteil: es konzentriert sich nicht auf unwesentliches, sondern filtert alle Details raus. Die neuesten Displays sind viel größer, und haben auch größere Pixel? Aber je größer sie sind, umso weiter weg wird man sich setzen. Ich sitze jetzt schon etwa 4m vom Fernseher.

Schwierig stelle ich mir aber einen Versuchsaufbau vor, bei dem man ermittelt, was einem die Schärfe bringt, wenn man nicht drauf achtet, denn man muß ja drauf achten, um es zu beurteilen. “Haben Sie den Tautropfen auf dem Grashalm links von der Butterblume nach 47 Sekunden gesehen?” “Butterblume?”

Ich frage mich auch, ob man von einem größeren Display profitiert, wenn man dann eh wegrutschen muß. Nun gut – meine Position in 4m Entfernung ist dem Architekten geschuldet, der Fernseher steht an der einen Wand, die Matratze, von der ich schaue, an der anderen Wand. Dennoch – bei einem spannenden Film oder Fußballspiel vergesse ich alles rund um den Fernseher und sehe das drumherum nicht mehr. Obwohl es in deutlich höherer Auflösung daherkommt. 🙂