Ansichten eines Informatikers

“…weil jedes Angebot eben eineindeutig über die individuelle IP identifizierbar ist.”

Hadmut
14.5.2009 0:25

Noch ein Zitat zur Kinderpornosperre.

Auf Abgeordnetenwatch beantwortet der CDU-Abgeordnete Manfred Grund eine Frage:

Jetzt ist es Zeit, entschlossen handeln. Denn uns alle eint das Ziel: Mehr Schutz für Kinder.[…]

Entgegen Ihrer Eingangsbemerkung kann ich zu den technischen Aufwendungen kaum Ausführungen machen. Dafür sind die Beamten und zusätzlich beauftragten Experten beim Bundeskriminalamt sowie die Beschäftigten der Telekommunikationsfirmen kompetent. Bei der Sperrliste werden IP-Adressen geblockt. Es kann nach meinem Verständnis damit keine andere Seite betroffen sein, weil jedes Angebot eben eineindeutig über die individuelle IP identifizierbar ist.

Stimmt gleich doppelt nicht. Erstens werden bei Sperrlisten (bisher) nicht IP-Adressen sondern die DNS-Auflösung geblockt. (Kann sich aber demnächst höchstwahrscheinlich ändern, zumal nach diesem Urteil.) Und die Zuordnung von IP-Adressen zu Webseiten ist nicht eineindeutig. Hinter einer IP-Adresse können mehrere Webseiten liegen und das tun sie oft auch, bis zu mehrere zigtausend auf einer IP-Adresse. Die Sperrung einer Seite über die IP-Adresse kann also zigtausende andere, harmlose Seiten betreffen.

Aber wozu muß man verstanden haben, wofür man ist, solange man sich einig ist, daß man jetzt entschlossen handelt.

8 Kommentare (RSS-Feed)

Stefan
14.5.2009 3:11
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Und niemand weiß, bevor er auf einen Link klickt, ob dahinter ist, was davor zu sein scheint – auch wenn es unter ehrenwerten Leuten zu den Gepflogenheiten gehört, bei einem Link erkennen zu lassen, was sich dahinter verbirgt.
Es sei denn man macht einen Scherz, eine Überraschung, einen Betrug, ein Mißverständnis, ein Link veraltet, man ist ein Betrüger, man spielt ein Spiel, …

Im Bereich des Pornos – ich weiß allerdings nicht, ob dieser Ähnlichkeiten zum Bereich des Kinderpornos aufweist – ist es allerdings so, daß die Angebote teilweise schludrig gepflegt sind. Daß ein Bild Blondinen ankündigt, und dahinter lauert eine Seite mit lauter Rothaarigen, um es ein wenig griffig darzustellen. Oder es steht da “Gratis Video”, und man kommt auf eine Seite, die nur Kontodaten sammeln will. Oder ein Link verspricht Bilder von Models solo, und tatsächlich sind es Videos von Gruppen, oder Promis, und es schlechte Doppelgänger, oder Susanne mit den großen Augen, und es kommt eine Sammelseite mit 500 Photos, von denen freilich nur die ersten 3×4 auf eine Bildschirmseite passen (ich wollte ja einen größeren Bildschirm kaufen, aber die drohende Klimakatastrophe …), und die anderen Bilder werden, wenn ich die Geschwindigkeit des Seitenaufbaus betrachte, schon geladen, bevor ich runterscrolle, was ich natürlich nicht immer mache.

Ich mache das sowieso nicht – ich schaue ja keinen Porn. Ein Soziologe, der das beruftlich tun muß, hat mir das so erklärt. 🙂

Ja nun, und diese 300 Bilder kommen oft von Partnerseiten, d.h. es kann eine Seite mit Bildern von 300 Urls bestückt sein – realistisch ist aber eher 30. von Partnerseiten, die sich gegenseitig verlinken oder vielleicht einem großen Konzern zugehören, oder sich gegenseitig für Werbung zahlen – so genau weiß ich das nicht.

Und die Seiten haben oft dynamischen Inhalt, also etwa Miss Juli (Dänemark) und Miss Juli (Argentinien) und nächsten Monat Miss August (Dänemark, Argentinien), so daß man annehmen kann, daß niemand die Seiten manuell zusammenstellt, und kontrolliert, was darauf zu sehen ist.

Nicht, daß ich jetzt unterstellen wollte, daß da durch Besitzerwechsel oder Unachtsamkeit o. dgl. Kinderporno auf die Seiten kommen kann. Das würde ich auch zuerst für eine Schutzbehauptung halten. Aber möglich ist das eben doch. Wieso eigentlich nicht.

Man kann also eine solche Grafik abrufen ohne sie je zu Gesicht zu bekommen, da man nicht entsprechend scrollt. Aber schön wenn eine Behörde schon mal die IP festhält. Nur müssen sie jetzt natürlich wissen wo ich herkomme, welche Seite dafür verantwortlich ist, daß ich bestimmte Ressourcen abrufe.
Dann weiß man immer noch nicht, was ich auf dieser Seite gemacht habe, nur Frau Von Dai Lai Deng und Hr. Gucklochberg wissen es sicher besser als wir, weil die kennen die richtigen Experten (von SAP!) und treten ja für die Rechte von Kindern ein. (hört, hört!).
Also letztlich läuft es doch auf die lückenlose, orwellsche Wohnraumüberwachung heraus, wenn man gerichtsfeste Beweise sichern will, weil dieses Interdings einfach zu wenig mit Verurteilungen im Kopf entworfen wurde. Und daß man diese will kann ja niemand ernsthaft bezweifeln, denn auch wenn man nur einem Kind damit helfen würde, so möchten die oben genannten keine Anstrengung scheuen, daß machen sie ja gerne überall deutlich. Das ist ja kein Populismus – das meinen die ja vom Grunde ihres aufrichtigen Herzens und bis in die letzen Winkel ihrer monströsen Hirne.


Hadmut
14.5.2009 7:59
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Was hat denn SAP damit zu tun?


Stefan
14.5.2009 15:20
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War der Experte nicht vom HPI, welches durch die SAP-Gewinne finanziert wird? Trotzdem ist SAP immer noch SAP, und HPI immer noch HPI – ja. War zu sprunghaft. Asche auf mein Haupt.


yasar
14.5.2009 20:55
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HPI?


yasar
14.5.2009 21:09
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Übrigens:

Pornseiten sind ein interssanter Quell für verkorkste oder auch gute Programmbeispiel von Javascript und Web2.0 Anwendungen. Man findet auf evrschiedenen Seiten auch Code, der einem etwas unterschzuschieben versucht, Das meiste was ich bisher gesehen habe ist aber so Grottenschlecht programmiert, und meist auf IE/Win gemünzt. Aber anscheinend reicht die große Anzahl von Besuchern, daß die Anzahl der Infektionen genug Ausbeute liefert (ähnlich wie bei SPAM).

Weiterhin ist bei den “ernsthaften” Pornseiten/und -ringen das ganze anscheind vollautomatisiert, so daß die Betreieb anscheinend nuch noch kurz das Material hochladen, udn das wird dann für die gratisangebote in Häppchen zerteiltt und auf die verschiedenen Server und linkzirkel verteilt.

Und Tatsache ist auch, daß auf solchen Seiten von sehr vielen Servern geladen wird, so daß im Endeffekt man kaum durchblickt (sofern man nicht den Quellcode analysiert) wo das ganze Zeug herkommt geschweige denn alles auf dem Bildschirm sieht. Da dürfte es sehr leicht sein, jemandem etwas unterzuschieben, was auch von genügend anderen “Experten” ja dargelegt wurde.

Übrigens:

Es gibt inzwischen ja auch viele “Speielseiten” wie z.B. Spielaffe o.ö. die mehr oder weniger lustige Flash-, Java- udn ActiveX-Spielchen (ja, ihr habt richtig gelesen: ActiveX) anbieten., wobei diese sehr oft nicht auf den eigenen Servern liegen, sondern von den fremdem Servern geladen werden.

Hier dürfte es besonders einfach sein, dem unbedarften Benutzer (insbesondere Kindern und Jugendlichen) etwas unterzujubeln, sei es als pixelgroßes Bild oder ein unauffälliges Flashspiel, daß im Hintergrund Seiten aufruft.


Stefan
15.5.2009 0:34
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yasar
15.5.2009 9:29
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@Stefan: HPI war mir schon klar. das war nur als Hinweis an Hadmut gedacht.


Stefan
17.5.2009 4:57
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Hadmut weiß vom HPI, aber die Chronologie der Postings rollen wir jetzt nicht nochmal auf, bitte. 🙂