Ansichten eines Informatikers

SD-Speicherkarten?

Hadmut
14.2.2009 20:22

Heute wieder im Media-Markt.

Eigentlich wollte ich meine Kamera-Speicherkarten-Bestückung wieder mal ergänzen. Nicht, daß der alte Kartenbestand nennenswert angebraucht wäre, aber bei den rapide sinkenden Speicherpreisen kann man ja ab und zu mal um Faktor 4 bis 8 aufrüsten.

Irgendwo hatte ich heute noch diese kleinen Plastikboxen gesehen, in die man die Karten steckt, und die bei vielen Karten mit dabei sind. So eine Dose kostet im Elektronikmarkt leer, damit meine ich ohne Karte, 3,50 Euro. Eine 2GB-SD-Karte mit einer solchen Dose kostet auch 3,50 Euro. Aha.

Erinnert mich an die PC-Lüfter, bei denen ein Y-Kabel für die Stromversorgung alleine 10 Euro, ein Lüfter mitsamt einem solchen Kabel aber nur 5 Euro kostet. Nun gut.

Erstaunt war ich, als ich eine – doch günstige – 8 GB SDHC-Speicherkarte für 17,99 Euro. Entdeckte. Marke Hama, Hmmpf. Wechselnde Hersteller. Immerhin steht diesmal drauf, daß das Ding von Samsung kommen soll. Schnelle Speicherkarten mit dieser Kapazität habe ich heute schon zwischen 30 und 120 Euro gesehen. 18 Euro? Verdammt billig. Wird wahrscheinlich einfach schnarchlangsam sein. Oder doch nicht? Es steht “High Speed” drauf und “133x 20MB/Sec”. Aber nicht, ob beim Schreiben oder Lesen. Sicherlich nur beim Lesen. Oder doch? Da steht “Class 6” – also wirklich schnell. Und 5 Jahre Garantie. Kann das sein? Irgendwo sagt mir meine Warndrüse, daß da irgendwas dran faul sein muß. Und hama ist mir bisher auch nicht durch herausragende Qualität oder besonders gutes Preis-Leistungsverhältnis aufgefallen.

Ich frage den Verkäufer.

Ja, erklärt der, das sind halt die mit der geringeren Zuverlässigkeit. Ich stutze. Worauf genau sich das bezieht, frage ich. Och, meint der, das kann halt immer wieder mal passieren, daß man seine Bilder davon nicht mehr lesen kann. Die gehen halt manchmal und manchmal nicht. Ich solle lieber die von X oder Y nehmen, die wären viel besser. (Sind aber auch drastisch teurer.) Nu, sag ich, man kann doch keine Speicherkarten verkaufen, die nicht funktionieren? Und wer baut denn sowas? Er sagt, die wären eben billiger aber auch unzuverlässiger, weil der Controller fehlt. Die Teuren haben einen Controller, der sicherstellt, daß man die Daten wieder lesen kann. Wenn man keinen Controller hat, kann man die Daten nur manchmal lesen. Ach, gar?

Mein Weltbild bezüglich der Flash-Speicherkarten lautete bisher so:

Compact-Flash und SD/SDHC/MMC-Karten, USB-Sticks

Gut, weil mit eigenem Controller ausgestattet, deshalb immer das gleiche Interface und innerhalb der Spezifikation keine Softwareupdates nötig. Der Controller rotiert unter den Zugriffen die Speicherzellen zu gleichmäßigen Abnutzung durch, manche Controller sind dazu auf das DOS-Filesystem optimiert. Deshalb sieht man in durchsichtigen Sticks auch zwei Chips: Der Speicher und der Controller.
Smartmedia- und xD-Speicherkarten

Schlecht, weil ohne Controller, dadurch zwar billiger, aber stark softwareabhängig. Als es noch die schrecklichen Smartmedia-Karten gab, mußte man die Kamerasoftware bei jeder neuen Speicherkartengröße und teils für die verschiedenen Hersteller aktualisieren, damit die den Speicher ansprechen konnte.

Das heißt, daß die Beschreibung, die mir der Verkäufer da gab, nach meinem Wissensstand auf Smartmedia und xD passen würde, aber nicht auf eine Klasse von SDHC-Karten.

Es leuchtet mir derzeit nicht ein, wie eine SD bzw. SDHC-Karte ohne Controller auskommen soll. Sieht die Spezifikation auch den direkten Zugriff auf den Speicher zu? Wußte ich gar nicht.

Oder ist es eher so, daß die teuren redundante Speicherzellen und einen fehlerkorrigierenden Code einsetzen? Meinte der das? Das würde die Aussage des Verkäufers sehr plausibel erklären. Aber ich hätte auch noch nie davon gehört, daß es bei SD-Karten welche mit und ohne Fehlerkorrektur gäbe. Natürlich wäre es klar, daß eine Karte mit Fehlerkorrektur mehr Zellen braucht und deshalb teurer sein muß.

Vor ein paar Monaten habe ich mir im Sony-Shop eine Sony Alpha-900 angesehen, weil ich halt noch Minolta-Gerümpel habe. Und unter anderem angemeckert, daß mir die Memory-Sticks auf den Wecker gehen. Nun, meinte der Sony-Verkäufer, dies sei aus Qualitätsgründen erforderlich. Bei SD-Karten sei die Streuung so breit und die Ausfall- und Störquote so hoch, daß diese den Qualitätsanforderungen von Sony nicht entfernt genügen könne, die würde nur der Memory-Stick gewährleisten.

Wer verkackeiert mich hier jetzt eigentlich? Erzählen die mir einen vom Pferd oder sind SD-Karten wirklich so unterschiedlich und teilweise schlecht? Und warum hatte ich dann selbst mit den biligsten Karten noch nie irgendwelche Probleme? Der Sache werde ich wohl mal auf den Grund gehen müssen.

Nachtrag: Da ich auch Compact-Flash-Karten brauche und heute nichts günstiges gefunden habe (kauft wohl kaum noch jemand), habe ich bei Amazon gesucht. Erstaunlicherweise genau derselbe Zustand: Hama legt bei 8GB mit hohem Tempo und ca. 18 Euro vor, der Rest folgt mit großem Preisabstand. Sollten das wirklich solche Write-Only-Karten sein, bei denen man die Bilder nur schreiben, aber nicht mehr wieder auslesen können soll?

Nachtrag 2:Doch, es gibt Unterschiede, nämlich welche Speicherzellentechnologie verwendet wird. Selbst innerhalb einer Technologie gibt es Unterschiede wie zwischen SLC und MLC. Bei SLC wird – wie man es erwarten würde – pro Zelle ein Bit gespeichert. Bei MLC wird pro Zelle ein Analog-Wert gespeichert, der dann 2 oder 3 Bit darstellt. Ist langsamer, weniger haltbar, braucht mehr Strom. Aber kostet dann eben auch um den Faktor 2 oder 3 weniger. Aha.

Ein Kommentar (RSS-Feed)

yasar
15.2.2009 15:41
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Zu Preisen von Pfennigartikeln:

Tatsache ist, daß heutzutage die Material- und Herstellungskosten von solchen “Pfennigartikeln” wie Speicherkarten/Adapter im kleinen Cent-Bereich liegen. Das was die tatsächlichen Kosten verursacht sind Transport-, Verpackungs- und Handlingkosten. So kommt es, daß man für 3,50€ eine Adapter sowohl mit als auch ohne SD-Karte bezahlt. Das funktioniert genauso mit Kabeln, die in China für ein paar cent hergestellt werden.

Ich kann als Händler z.B. Cat5e Babel “bulk” für 1-3€ pro Stück einkaufen (je nach Länge und Verpackungseinheit) und dieselben Kabel kosten mich mindestens das 5-fache, wenn ich sie einzeln verpackt beziehe. Dazu kommen dann noch die Versandkosten von 5-20€ je nach Bestellmengen, die sich beim Einzelbezug natürlich heftiger auf den Preis auswirken.

Abgesehen davon sind die meisten geiz-ist-blöd-Märkte bei Kabeln und Zubehör überteuert. Bei mir z.B.kosten die Kabel meist weniger als im Blödmarkt, allerdings habe ich halt nicht fast jede Variante auf Lager wie die Flächenmärkte.