Ansichten eines Informatikers

Inverse Computerentwicklung – Anomalien gegen Moore’s Law

Hadmut
12.12.2008 20:11

Ein seltsames Phänomen breitet sich aus.

Bis her war es seit Jahren so, daß sich bei den üblichen Elektronik-, Super- und überhaupt Massenmarkt die Größe des Hauptspeichers (RAM) der Computer so ca. alle 1-1,5 Jahre verdoppelte, also genau nach Moores Law.

In den letzten Jahren habe ich einige RAM-Größen mitgemacht. PCs mit 16 MB, 32 MB, 64 MB, 256 MB, 512 MB hatte ich, dann einen mit 1 GB, zweie mit 2 GB, und schließlich auch zwei mit 4 GB. Immer hübsch etwa alle 1-2 Jahre in doppelter Größe.

Aber plötzlich geht’s nicht mehr. Rechner mit 4 GB tauchen nicht in dem Maß auf, in dem sie bei Fortsetzung der Reihe auftauchen müßten.

Der erste Grund ist, daß Microsoft nicht kann. Bei den derzeitigen Speicherpreisen hätten Aldi & Co. überhaupt keine Probleme, da 4 GB rein zupacken. Aber Windows kann damit nicht umgehen, wei bei 32-Bit-Rechnern und 32-Bit-Betriebssystemen der Adressraum eben nur bis 4 GB geht und davon noch Bildschirm, ROM, IO usw. abzuziehen sind, was auf eine Obergrenze von 3 GB rausläuft. Das heißt, eigentlich kann Windows schon, es gibt 64-Bit-Windows. Hab ich aber noch nirgends mit einem PC zu kaufen gesehen. Und ich hab mir sagen lassen, daß man damit nicht arbeiten will, weil viele Hardwaretreiber und viele Applikationen damit nicht funktionieren. Deshalb ist für den normalen Anwender bei 3 GB einfach Schluß. Und das führt zu dem kuriosen Effekt, daß man in die PCs nicht 4 GB einbaut und dann einfach nur 3 GB nutzt, sondern daß man zwei verschiedene Riegel (2+1) einbaut, um auf die 3 GB zu kommen. Weil 2GB-Riegel inzwischen so billig sind, läßt sich damit kaum Geld sparen, aber es geht halt drum, daß auf der Packung nicht 4GB steht, weil sich sonst Kunden beschweren, daß sie 4 GB bezahlt haben und nicht nutzen können. Also werden bewußt nur 3 GB versprochen.

Noch ärger ist aber folgendes: Die heutigen Rechner haben eine Rechenleistung, die die meisten Leute nicht brauchen. Klein, fein, billig, stromsparend ist angesagt. Deshalb werden neuerdings von nahezu jeder Marke in rauhen Mengen Mini-PCs mit Atom-CPU auf den Markt geworfen, die deutlich weniger CPU-Leistung haben, aber dafür weniger Strom verbrauchen und weniger bis unhörbar wenig Krach produzieren. Eigentlich gut.

Jetzt ist es aber so, daß die Atom-CPUs zu lahm für Windows Vista sind und deshalb nur Windows XP verwendet werden kann. Was Microsoft wiederum nur für schwachbrüstige PCs zulässt, um sich die Verkäufe seines Vistas nicht abzugraben. Deshalb werden alle diese Atom-CPU-PCs nur mit 1 GB Speicher verkauft.

War schon vor 1-2 Jahren ein Ausbau von 2 GB längst Mindeststandard, sind wir jetzt wieder auf 1 GB zurückgerutscht. Bemerkenswert.

Und beidesmal wegen Microsoft.

9 Kommentare (RSS-Feed)

Battleaxe
12.12.2008 22:48
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Meinst Du nicht Moore’s Law?
– und da ging es um die Prozessorleistung.
Murphy ist für die Idioten und Fehler zuständig.

Zur Sache: Natürlich ist da M$ Schuld dran. Monopolisten treiben seltsame Blüten. Es ist Zeit dass sie ihren vorbestimmten Weg zum Müllplatz der Geschichte als aussterbende Dinos gehen.


Hadmut
13.12.2008 0:28
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Mein Gott, wie peinlich, natürlich meinte ich Moore’s Law. Ach Du liebe Zeit, ich werde alt und gebrechlich.

Ich hatte mich vorher noch mit einem Nachbarn über ein Mißgeschick unterhalten und Murphys Law erwähnt, irgendwie steckte das noch im Hirn.

Verdammt, wie unangenehm und peinlich für einen Informatiker…

Danke


Stefan
13.12.2008 4:30
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Oh ja – der RAM!
Also ich habe die Beobachtung gemacht, daß die Discounter – anfangs Vobis v.a., später Aldi und Co. – mit Mhz/Ghz geprotzt, und mit RAM gegeizt haben.

Da es bei mir am Anfang eine Oracle-Datenbank auf dem PC (386, 16Mhz[Turbo]) sein mußte, die mit 4MB nicht recht wollte, biß ich in den sauren Apfel, und kaufte 8 MB RAM – die Maximalausstattung. (1991/92)
Und habe es genossen – Jahrelang.

Als die Leute längst bei Pentium 90 Mhz angelangt waren kauften die immer noch 4 MB-Rechner und kamen wg. Swappiness nicht aus den Pötten.

Und ich hatte gelernt, daß man eher an der CPU als am Ram sparen sollte, und mußte es bis heute nicht revidieren.

Rechner 2 (1998) war mit 64 MB Ram dann wieder üppig, aber mit 233 Mhz bescheiden ausgestattet.

Und dann 1GB – Irre! Jahr 2000. Dann 2002 ein Notebook, erst 512 MB, dann aufgerüstet auf 1GB.
2005 gleich ein Notebook mit 1GB.

Und seit dem brauche ich weder mehr CPU, noch mehr RAM – ich schneide keine Videos und zocke nicht, vielleicht liegt es daran.

Mit einem 64bit-Linux mir eine blutige Nase holen riskiere ich auch nicht. Ganz reibungslos läuft das wohl auch nicht. Oder 64bit-Java, was ich hauptsächlich mache.

Sollen die jungen Leute, die gerne ganz vorne dabei sind, das mal schön austesten. Ich setze mich dann ins gemachte Nest. 🙂


Hadmut
13.12.2008 12:13
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Daß genügend RAM wichtiger als eine flotte CPU ist, habe ich schon oft beobachtet und früher, als das Zeugs noch teuer war, auch immer empfohlen, lieber nicht die neueste CPU zu nehmen und das gesparte Geld in RAM zu stecken. Viel RAM bringt nämlich wirklich was, auch geschwindigkeitsmäßig, vor allem wenn der RAM als Plattencache dient. Wenn die CPU zu langsam ist, dauerts halt etwas länger. Wenn zu wenig RAM da ist, kann es sich durch Swappen arg in die Länge ziehen oder gar nicht mehr gehen.

Mit 64Bit-Linux hab ich bisher keine schlechten Erfahrungen. Um 4GB RAM zu nutzen hatte ich mal eine Zeitlang ein Debian als normales 32Bit-Debian mit einem 64Bit-Kernel, womit jedes einzelne Programm wie ein 32Bit-Programm ablief und entsprechend speicherbeschränkt war, aber in der Summe konnten die 4GB ausgenutzt werden.

Inzwischen bin ich auf Ubuntu gewechselt, und da gibt es diese Zwischenkonstruktion nicht. Die machen entweder alles 32Bit oder gleich die komplette 64Bit-Distribution. Man merkt ab und zu mal, daß es nicht alles für 64 Bit gibt, vor allem bei Browserplugins, Java, proprietäre Software. Aber das sind Randerscheinungen, im Großen und Ganzen läuft es sehr gut. Und bildet vor allem eine gute Grundlage für virtuelle Maschinen (in denen das 32-Bit-Software laufen kann), weil da 4 GB einfach helfen.


yasar
13.12.2008 14:16
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Es gab eine Zeitlang die Systeme mit 4GB und 32bit-Windows. Allerdings kam es vermutlich zu oft vor, daß die Leute sich darüber beschwert haben, daß sie nur 3,5 statt 4GB bekommen haben und das da was kaputt sein muß (Ich selbst habe es mehrmals in meinem Bekanntenkreis erlwebt, weil die von mir wissen wollten was da kaputt ist).

Ich verkaufe i.d.R. Systeme mit 2 oder 4 GB Grundaustattung, allerdings muß man den Leuten, so sie denn 32bit-Windows haben wollen, warum von 4GB nur 3,5 da sind und das dürfte den Blödmarkt & Co. Verkäufern zuviel Arbeit sein.

Ich bin übrigens mit 64-bit-Linux bisher auch immer gut gefahren (zwei Systeme mit 8GB). Ganz am Anfang, als die Distributionen noch halbherzig mit 64-bit geliebäugelt haben, knirschte es öfters, aber heutzutage scheint es keine (größeren) Probleme mehr zu geben. Momentan bin ich auch bei Ubuntu gelandet, obwohl ich noch einige SuSE und debian Systeme produktiv habe. Und da ist mit der 64-bit-variante gut zu arbeiten. Wenn man die 32-bit-Libraries dazuinstalliert, hat man sogar fast keine Probleme mehr.

Windows: MIt 32bit-windows kann man auch die 4GB oder mehr ausnutzen, wenn man PAE dazuinstalliert. Allerdings macht das gelegentlich Probleme.

Bei 64-Bit Windows hat man das Problem, daß dafür nicht alle Treiber verfügbar sind, insbesondere für ältere Hardware (als Linuxer ist man es ja üblicherweise andersrum gewohnt, d.h. keine Treiber für neue Hardware). Ansonsten sind die 64-Bit-Versionen schon gut zu nutzen und auch bei den meisten Anwendungen performanter (Nein, nicht bei Office! :-)).


Battleaxe
15.12.2008 22:34
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Ich hab mit Ubuntu und 64 Bit gute Erfahrungen gemacht. Für den Fachmann gut zu haben (auch mal eine Source und Compile jedoch nur wirklich selten). Für Normaluser installiere ich jedoch lieber das 32er Ubuntu. Denn wenn irgendein blubb nicht funzt stehen die bei mir auf der Matte. Mit dem 32er ist einfach mehr Ruhe an der Userfront und sie können ihr System selbst soweit ändern.
Von Suse bin ich weg weil die meine Graka (3780) nur im Framebuffermodus betreiben wollten vermutlich weil der abgeschaltete Onboard Chipsatz so lief. Ubuntu war nur Notnagel. Inzwischen bin ich ganz zufrieden damit. Nur das Hochziehen auf eine neue Version (8.10) hab ich noch nicht gerafft. Der will immer neu installieren. Na ja, über Weihnachten ist vielleicht mehr Zeit dazu.


Hadmut
15.12.2008 22:37
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update-manager -d aufrufen erledigt den Upgrade.


yasar
16.12.2008 12:12
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Ich bin mit 8.10 nicht ganz so glücklich und bis bei wichtigen Maschinen auf 8.04 (LTS) geblieben.


Battleaxe
20.12.2008 18:30
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Danke für den Tip, hat funktioniert.
Ich wollte immer von der CD aus upgraden.
Dass das so geschmiert funktioniert ist super und damit ist Ubuntu die No. 1 in meinem Köcher.
Gerade über die Ferien muss ich noch 3 Rechner auffrischen. 1* Suse 9.3, der wird Ubuntu, Suse 10.2 der wird Suse 11.1 und Suse 9.1 der wird auch Ubuntu – und deutlich weniger mit dem Update von Suse rumschlagen!

@Yasar: Für dem Desktop von Privatanwender mit etwas Office, ‘ne CD kopieren oder Rippen und auf den Stick. Bilder sichern und zum Belichten schicken. Surfen und mailen. Scanner und Drucker zu benutzen funktioniert 8.10 bisher ohne Einschränkungen (ausser der, dass es immer wieder User nicht blicken, die gibt es jedoch auch bei M$, erst heute hab ich meinem Neffen 2.Grades erklärt wie man unter Vista den Scanner für Bilder und für OCR benutzt)