Ansichten eines Informatikers

Digitalkameras: Von Auflösungen und Speicherkarten…

Hadmut
6.12.2008 21:46

Ich trage mich ja mit dem Gedanken, meine Fotoausrüstung zu erneuern, weil ich mit der Bildqualität einfach nicht zufrieden bin.

Schon vom Preis abgesehen ergibt sich das Problem, daß ordentliche Fotoausrüstungen schwer und sperrig und damit nur bedingt reisetauglich sind. Ich hab einfach keine Lust, da eine große, schwere Fototasche rumzuschleppen, bis mir der Rücken weh tut und ich stinkend durchgeschwitzt bin, nur um sie mir dann klauen zu lassen oder im nächsten Sandsturm oder Regen zu ruinieren. Aber gucken und nachdenken kann man ja mal.

In der Münchner Zeitung TZ war kürzlich ein kurzer Artikel darüber, daß die Stiftung Warentest in ihrem Dezember-Heft mit einem Test von Kompaktkameras (so Taschenknipsen) keine aktuelle Kamera mit besser als “befriedigend” bezeichnet hat, und empfiehlt, alte Kameras des Jahres 2007 zu kaufen (!) weil die Bildqualität der kleinen Kameras immer schlechter wird: Immer mehr Pixel auf gleichbleibend winzigen Chips kann einfach nicht gut gehen, das Rauschverhältnis wird immer schlechter, und woher die Schärfeleistung für eine solche Auflösung kommen soll, ist auch nicht klar, denn bei der Baugröße kommt man schon in die Beugungsartefakte und für den Preis kann so ein Mini-Objektiv auch nicht viel taugen – man will ja außerdem ein 10x – 20x Zoom. Die Auflösung über etwa 6-8 Megapixel hinaus zu steigern ist einfach nur Blödsinn und Kontraproduktiv – aber das Marketing und wohl auch der Massenmarkt wollen die 10, 14 oder mehr Megapixel.

Eine ordentliche Spiegelreflex muß es also schon sein. Mit Vollformat-Sensor. Oder doch nicht?

Grundsätzlich entwickeln sich bei den Spitzenherstellern zwei Tendenzen und meist auch zwei Kameralinien heraus: Eher langsame Vollformatsensoren mit so 12-24 Megapixel, die auch für große Objektive gedacht sind und auf Studio- oder Landschaftsaufnahmen ausgelegt sind, bei denen man also in Ruhe und mit Stativ aufbauen und hohe Bildqualität erzeugen kann. Und dann gibt es die sehr schnellen Kameras mit kleinerem Sensor (etwa APS-Größe), die mehr für die Action-Fotographie gedacht sind und 6-10 Bilder pro Sekunde schaffen, und wegen des kleineren Sensors und der gefühlten Brennweitenverlängerung (eine echte findet nämlich nicht statt…) den Sportfotographen kleinere und billigere Objektive ermöglichen. Wobei ich mal gelesen habe, daß die Hersteller bei diesen Kameras auch noch höhere Bildfolgen produzieren könn(t)en, diese aber ähnlich wie die Autohersteller durch Programmierung drosseln. Wäre die Kamera noch schneller, würde sie im Profimarkt unverkäuflich, weil aber x Bilder pro Sekunde (ich glaub irgendwo bei 10-12 Bilder pro Sekunde) nicht mehr eine preisgünstige Fotolizenz sondern eine viel teurere Film-/Fernsehlizenz gekauft werden muß um akreditiert zu werden, die nicht zu erwirtschaften ist. Wer also mit einer schnelleren Kamera als 10 Bilder/Sekunde ins Fußballstadion will, hat schon verloren.

Aber was will ich? Groß, schwer, langsam, sehr gute Bildqualität oder mittelgroß, mittelschwer, sehr schnell, gute Bildqualität? Wenn ich immer so genau wüßte, was ich will…

Hinzu kommt, daß inzwischen ein neues Feature aufgetaucht ist: HD-Video. Bisher war ich überhaupt kein Video-Fan und denke überhaupt nicht daran, zusätzlich zu dem ganzen Foto-Krempel auch noch eine Videokamera zu kaufen und durch die Gegend zu schleppen. Zwar hab ich mir mal für 99 Euro eine einfache digitale Videokamera mit Bandkassetten und normaler PAL-Auflösung gekauft, aber eher so für den Notfall, man weiß ja nie. Brauchbare Bildqualität ist es jedenfalls nicht, eben PAL.

Ab und zu ergibt sich aber doch mal ein Motiv, das von der Bewegungsdynamik lebt, das man nur mit einem kurzen Video einfangen kann. Und da ist es eben doch gut, wenn man wie bei den Taschenknipsen mit derselben Kamera auch mal einen Video drehen kann ohne erst langwierig die eine Kamera wegzustecken und die andere herauszuholen, für die man dann noch separate Akkus usw. braucht. Eine Spiegelreflex, die auch ordentliche Videos macht, das wär’s.

Von Nikon würde mich die neue D700 interessieren, die trotz der nur halben Auflösung von 12 Megapixel angeblich und laut Fotozeitschrift die Sony ?-900 mit 24 Megapixel in puncto Bildqualität abhängt. Aber Video hat sie nicht. Dazu müßte man die D90 nehmen, die aber sonst nicht so wirklich toll ist und auch die Videos sind nicht volle HD-Auflösung und nicht so wirklich toll.

Das Canon-System gefällt mir eigentlich nicht. Aber ausgerechnet die trumpfen gerade mit der EOS-5D Mark II mächtig auf, die trotz 21 Megapixel eine betörende Bildqualität haben und so rauscharm sein soll, daß man sogar bis ISO 6400 gut und bis 25000 erträglich fotographieren können soll. Und dann soll die sagenhafte HD-Videos in voller Auflösung drehen. Was ich als Demo-Videos gesehen habe, haut einen vom Hocker. Aber bis man selbst an diese Demo-Qualität kommt, das dauert und kostet. Außerdem ist sie zu langsam um als Action-Kamera zu taugen, weshalb manche lieber die neue EOS 50D nehmen. Tja.

Im Media-Markt in Berlin verkloppen sie gerade die SIGMA SD14 mit dem 14 Megapixel Foveon-Sensor und 18-200mm Zoom für sage und schreibe 288 Euro. Die Foveon-Sensoren haben den Vorteil, daß es keine Farbinterpolation gibt. Aber was macht man dann mit so einer Kamera? Denn der Zubehör- und Objektivmarkt ist da ganz mau. Andererseits: Manche Taschenknipse kostet mehr oder sogar doppelt so viel. Als Ersatzkamera im Auto oder für ne Reise? Für das Geld?

Die dritte Variante wäre die Sony ?-900, was mir entgegenkäme, weil ich einige Objektive für Minolta habe. Andererseits mag ich die Geschäftspolitik von Sony überhaupt nicht. Die ?-900 steht in der Kritik, weil sie keine der aktuellen Neuigkeiten wie Live-View oder Video hat. Zwar gelten solche modernen Funktionen unter Puristen als unprofessionell, aber bewährt haben sie sich trotzdem. Gerade bei Stativ-Aufnahmen ist Live-View praktisch, vor allem wenn die Kamera nicht auf Augenhöhe steht. Und sogar bei dieser Vollformat-Sensors-Spiegelreflex-Kamera wird die zu hohe Auflösung kritisiert: Denn 24 Megapixel bei Vollformat bedingt genauso kleine und rauschanfällige Pixel wie bei einer APS-Sensor-Kamera mit etwa 10-12 Megapixel. Und damit hab ich schon genug Probleme. Gerade bei der Reisefotographie hat sich gezeigt, daß man oft mit kleinen, leichten und damit lichtschwachen Objektiven und schlechten Lichtbedingungen fotographieren muß, man deshalb oft ISO 800 oder mehr braucht. Und was ich bisher habe, rauscht dann so stark, daß die Bilder nicht ernsthaft zu gebrauchen sind. Bei einem größeren Sensor wird dann zwar das Rauschen feiner, aber nicht geringer. Jedenfalls war ich gestern mal in Berlin im Sony-Center, um mir die Kamera und Objektive anzugucken.

Ein Brocken ist die Kamera schon. Und schön schnell. Über ein Feature hab ich gleich gestaunt: Wenn man die Abblendtaste drückt und wieder losläßt, macht das Ding gleich ein Testfoto, das einem sofort in der Analyse mit Pixelverteilung angezeigt wird, an dem man dann jeden einzelnen Wert verändern und in der Vorschau so einstellen kann, wie man es gerne hätte. Geil!

Aber dann kam eben auch die Sache mit der Auflösung: Ein Verkäufer hat mir den Vergleich zwischen einem normalen Objektiv und einem der sauteuren Zeiss-Sony-Objektive gezeigt: Man sieht es wirklich, das Bild mit dem teuren Objektiv ist merklich schärfer und kontrastreicher, klarer. Das heißt aber auch, daß man die 24 Megapixel mit normalen Objektiven gar nicht ausnutzen kann, sondern nur mit den teuren. Daß man also erst mal gute 7.000 bis 10.000 Euro ausgibt, bis man eine Grundaustattung zusammen hat, die solche Bilder produzieren kann. Und dann hat man immer noch eine Kamera, die in hohen Empfindlichkeitsstufen rauscht. Ob das das Geld wert sein kann?

Dann lieber doch von den Taschenknipsen lernen und lieber eine Kamera mit niedrigerer Auflösung aber besseren Rauschwerten? Und dann auch mit preisgünstigeren Objektiven arbeiten? Dürfte wohl der bessere Weg sein. Mal abwarten, wie die EOS 5D Mark II sich so beim Rauschen schlägt.

Ach ja, und dann war da noch der Knaller: Ich habe dem Verkäufer gesagt, daß ich die Entscheidung von Sony, am Memory-Stick festzuhalten für bescheuert halte (die neuen Sonys haben einen Compact-Flash und einen Memory-Stick-Slot). SD-Karten seien der de-facto-Standard im Consumer- und Amateur-Bereich, teils auch bei Semi-Profi, und auch preislich viel günstiger und massenmarktiger. (Fuji hat sich übrigens endlich von den dämlichen xD-Karten ab- und den SD-Karten zugewandt und sogar Olympus fängt langsam an, sich den Mikro-SD-Karten zu öffnen.)

Die seltsame Antwort des Sony-Verkäufers: Die Memory-Sticks wären viel besser, weil es da nur einheitliche Karten gibt. Bei den SD-Karten seien die Streuung und die Herstellungstoleranzen viel zu groß um damit arbeiten zu können.

Hä!?

Wäre mir noch nie aufgefallen, daß es da solche Streuungen und Toleranzen gibt. Gut, es gibt unterschiedliche Geschwindigkeiten. Aber Probleme hatte ich mit SD und SDHC-Karten noch nie. Nicht mal mit den allerbilligsten (2GB zu 5 oder 4GB zu 6 Euro).

Weiß jemand, was der da meint?

Ein Kommentar (RSS-Feed)

wtremmel
7.12.2008 13:47
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Bin mit meiner Nikon D40 *sehr* zufrieden – günstigste DSLR auf dem Markt.
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