Ansichten eines Informatikers

Die Quittung für das Abmelken?

Hadmut
3.12.2008 21:09

Jeden Abend das selbe Drama in den Nachrichten: Die Wirtschaft geht runter, die Umsätze brechen ein, immer mehr Firmen brauchen Finanzhilfe, die Weltwirtschaft befürchtet die Deflation. Der Preis für ein Faß Rohöl ist von einst über 150 Dollar auf unter 45 gefallen.

Gut, daß es den USA gerade dreckig geht, kann man nachvollziehen, die haben einiges verbockt. Und daß in der Folge auch ein paar Banken bei uns Probleme haben, ist eine direkte Folge.

Aber der Rest? Wo kommen die restlichen Probleme her?

Ein Makler erzählte mir kürzlich, daß Häuser und Wohnungen zu verkaufen etwas schwieriger geworden sei, weil die Banken nicht mehr so leicht Kredite vergeben. Nachvollziehbar. Aber wieso brechen dann auch bei Autos die Umsätze ein, deren Finanzierung man doch gerade hinterhergeworfen bekommt? Wieso die anderen Umsätze? Wieso klagt schon die Verpackungsindustrie? Da muß mehr dahinterstecken.

Jedenfalls bei uns hat man über Jahre hinweg die Mittelschicht der Bevölkerung immer mehr abgemolken und nach oben und unten umverteilt. Könnte sich das jetzt rächen?

Denkbar wäre es. Der Wirtschaftskreislauf wird in erster Linie von der Mittelschicht als Konsumenten in Gang gehalten. Unter- und Oberschicht sind als Endabnehmer vernachlässigbar, wenns nicht gerade um Nudeln von Aldi oder Rennpferde geht. Volkswirtschaft findet in der Mitte statt, dort muß ein stabiler Kreislauf bestehen. Was aber nun, wenn man diesem Kreislauf soviel abzapft, daß er nicht mehr stabil läuft und zum Erliegen kommt? Dann kommen wir da hin wo wir jetzt sind. Die EU fordert Steuersenkungen, die Bundesregierung verweigert.

Ständig steigen die Steuern, die Abgaben, die Kosten. Irgendwann ist eben Schluß mit dem noch gerade gesunden Kreislauf.

2 Kommentare (RSS-Feed)

Battleaxe
3.12.2008 22:40
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Ergänzung:
Unterschicht: Irrelevant da sowieso 100% in den Konsum geht – ist also keine Variable sondern Konstante.
Oberschicht: Irrelevant da kein Konsum (Masse sind einfach zu wenig).
Mittelschicht: Hat zumeist die Wahl zwischen Konsum und Sparen. Wenn sie sich arm/unsicher fühlt wird gespart (in D-Land). Wenn sie sich reich/sicher fühlt kann man sich was leisten.
==> Sie hat was verloren (z.B. Aktien, Zertifikate) und weiss nicht ob Morgen noch das Einkommen so hoch ist wie heute. Folge: Bekannt.

Meine Meinung:
Der Kreislauf des Geldes muss verstetigt werden. Kaufzurückhaltung ist ebenso schädlich wie ungehemmter Konsum auf Pump. Die Mittelschicht und Unterschicht (= nicht Reiche = Zinseinkommen unter 20000) werden von der Oberschicht abgemolken. Sie müssen für ihr Einkommen und das der Kapitalgeber arbeiten (und damit ist das Kapital in allen Produktionsschritten aller Waren gemeint. Dieser Zinsdienst steckt immer voll im Endprodukt). Wenn das Wirtschaftswachstum kleiner ist als das Zinseinkommenswachstum wird muss den kleinen/mittleren genommen werden.


fuzzy
5.12.2008 13:53
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Solange unser Geldsystem einen Zins erzwingt, der über der Inflationsrate liegt, wird es eine Umverteilung von unten nach oben geben müssen. Letztendlich ist dieses exponentielle Wachstum der Vermögen (Zinseszins) ein Schneeballsystem mit langer Laufzeit. Um nicht schon in wenigen Dekaden zusammenzubrechen muss deshalb ein Wirtschaftswachstum her, um die “Verlierer” dieses Systems wenigstens auf gleichem Wohlstand zu halten. Da unser Wirtschaftswachstum aber immer noch mit einem Mehrverbrauch an weltlichen Ressourcen verbunden ist wird es zukünftig wohl eng werden (Peak-Oil-Day). Die Aussichten sind nicht rosig.
Leider gehören diejenigen, die das System ändern könnten, zu den Gewinnern des jetzigen Systems. Der Wähler müsste es richten. Bei ca. 12Mio Bild-Lesern sehe ich eher schwarz in jeder Hinsicht ;-).