Ansichten eines Informatikers

Das digitale Anti-Terror-Kopftuchverbot

Hadmut
19.4.2008 17:02

Ich hatte vor einiger Zeit in meinem Blog-Eintrag geschrieben, warum ich für ein Kopftuchverbot bin. Da hatte ich doch glatt einen Aspekt übersehen. Manchmal wird man von der Überwachungsrealität schier überrollt.

Ein Leser wies mich auf einen Eintrag in Fefes Blog hin, der wiederum auf einen Artikel des österreichischen ORF verweist, wonach sich ein österreichischer Minister dafür ausspricht, Kopttücher und Burkas im öffentlichen Raum zu verbieten, weil die Videoüberwachung bei verschleierten Personen nicht funktioniert. Ah ja.

Vergleicht man das mit der Logik in Londoner U-Bahnen, ergäbe das auf den ersten Blick sogar gewissen Sinn, denn wenn man in öffentlichen Räumen die Verschleierung verbietet, könnte man damit ja sicherstellen, daß zumindest fundamental-islamistische Terroristinnen nicht ans Ziel kommen, weil sie ja nicht unverschleiert rumlaufen dürfen. Funktioniert nur leider nicht. Es gibt nämlich irgendein islamisches Rechtsgutachten, wonach muslimische Frauen dann ohne Schleier in der Öffentlichkeit herumlaufen dürfen, wenn sie Terroranschläge begehen, weil das nötig ist, um in nicht-islamischen Ländern nicht aufzufallen. Man kann sagen, was man will, Prioritäten haben sie. Insofern wäre das Verbot sogar kontraproduktiv, weil dann nämlich alle ohne Kopftuch rumlaufen. Ist das Kopftuch aber erlaubt und eine läuft trotzdem ohne herum, dann weiß man, daß sie aufgrund des Rechtsgutachtens ohne Kopftuch herumlaufen darf, weil sie gleich einen Terroranschlag begehen wird. Da vergibt man sich ein untrügliches Erkennungskriterium.

Interessant auch die Formulierung, wonach Kopftuch und Burka im öffentlichen Raum verboten sein sollen, damit die Überwachungskameras funktionieren. Zuhause dürfte man also durchaus Burka tragen (während es in den streng islamischen Ländern ja genau andersherum ist, da dürfen Frauen nur zuhause “oben ohne” rumlaufen). Der Mann guckt wohl kein deutsches Fernsehen, denn sonst wüßte er, daß in Deutschland die Überwachungskameras jetzt auch zuhause installiert werden. Es ist demnächst Bürgerpflicht, nach Betreten seiner Wohnung unverschleiert in seinen Garderobenspiegel zu blicken und laut und deutlich Name, Geburtsdatum und -ort sowie die eindeutige Steuernummer zu nennen. Nix Burka zuhause.

Insofern könnten die Burka oder ähnliche Tarneinrichtungen demnächst in Mode kommen. Womit wir wieder bei der Vermummung der Autonomen und dem Vermummungsverbot wären. Demnächst bekommen wir dann Vorschriften für Überwachungskamera-konformes Verhalten.

Allerdings nennt dieser Minister tatsächlich ein Argument, was auch meiner Sichtweise entspricht: Es gehöre nämlich zu unserer Kultur, daß auch das Mienenspiel Teil der Kommunikation ist. Das stimmt. Mir würde echt was fehlen, wenn ich bei meinen Aussagen das Gesicht meines Gegenübers nicht sähe. Ehrlich. Allerdings wird es auch zunehmend Teil unserer Kultur, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Und mit der Überwachungskamera zu überwachen, daß das auch wirklich so ist.

Ein Kommentar (RSS-Feed)

Stefan
20.4.2008 0:47
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> Mir würde echt was fehlen, wenn ich bei meinen Aussagen das Gesicht meines Gegenübers nicht sähe.

Genau. Nicht nur, wenn es sich hinter einer Burka verbirgt, sondern auch, wenn es sich hinter einer Kamera verbirgt (die ihrerseits womöglich verborgen ist).